er und sprang aus dem Bett heraus und tummelte sich
in seine Kleider zu kommen. »Ah,« sagte der Bauer,
»jetzt sehe ich erst, was unser Küster für ein gescheidter
Mann ist, er hat dich ja hergerichtet, daß du
aussiehst wie jeder andere Mensch! Wenn man es
nicht gewiß wüßte, so könnte es einem wahrlich im
Traume nicht einfallen, daß du das Kalb bist, das wir
von der rothen Kuh bekamen. – Willst du jetzt mit
nach Hause kommen?« Nein, sagte der Kaufmann, er
hätte gerade keine Zeit, denn er habe in seinem großen
Geschäft zu arbeiten. »Ja, – aber du könntest
gleich unsern Hof übernehmen,« sagte der Mann,
»und wir Alten würden uns zur Ruhe zurückziehen.
Aber wenn du lieber beim Handel bleibst, so ist es
mir auch recht. – Geht dir gar nichts ab?« fragte der
Bauer noch zum Schluß. »Je nun,« meinte der Kaufmann,
es ginge ihm nichts ab als Geld, das ja ein
Kaufmann i m m e r brauche. »Das habe ich mir auch
denken können!« rief der Bauer aus. »Du hättest ja
auch rein gar nichts zum Anfangen, drum habe ich dir
auch gleich etwas Geld mitgebracht.« Und damit leerte
er seinen Geldsack auf den Tisch, der ganz voll mit
lauter blanken Thalern bedeckt wurde.
Als der Kaufmann sah, was das für ein Mann war,
den er vor sich hatte, plauderte er ungemein freundlich
mit ihm und bat ihn, doch einige Tage da bei ihm
zu bleiben, damit sie noch mehr mit einander plaudern
könnten. »Ja wohl,« sagte der Bauer, »aber du
mußt mich von jetzt an Vater nennen.« – »Ich habe
aber weder Vater noch Mutter am Leben,« antwortete
Peter Ochs. »Das weiß ich ja ohnehin,« sagte der
Bauer drauf, »denn dein rechter Vater ist im vorigen
Jahr am Michelstag nach Hamburg verkauft worden
und deine rechte Mutter ist im Frühling beim Kalben
draufgegangen; aber ich und die Mutter, nämlich mein
Weib, wir haben dich ja an Kindesstatt angenommen
und du bist unser einziger Erbe, und drum mußt du
mich jetzt auch Vater nennen.«
Dazu erklärte der Kaufmann sich gern bereit und
behielt den Sack voll Geld, und der Bauer machte
noch sein Testament und verschrieb all' sein Hab und
Gut nach seinem Tode dem Peter, bevor er wieder zu
seiner Frau nach Hause reiste und ihr das Ganze erzählte.
Und sie wurde seelenfroh, als sie vernahm,
daß es wirklich seine Richtigkeit damit hatte, daß der
Kaufmann Peter Ochs ihr eigenes Kalb war. »Das
mußt du jetzt gleich dem Küster erzählen,« sagte sie,
»und ihm die hundert Thaler, die er aus eigenem Säkkel
für unsern Sohn ausgelegt hat, vergüten; denn er
hat es ehrlich verdient und noch m e h r für all' die
Freude, die er uns dadurch in unsern alten Tagen bereitet
hat, daß wir einen solchen Sohn und Erben bekamen.
« Und ihr Mann war derselben Meinung und
ging zu dem Küster hin und dankte ihm vielmals für
all' das Gute, das er ihnen erwiesen, und gab ihm
z w e i hundert Thaler. Und dann verkaufte er seinen
Hof und alles Besitzthum und zog mit seiner Frau in
dieselbe Stadt, in der ihr geliebter Sohn und Erbe
wohnte, und den sie aus lauter Liebe gar nicht mehr
aus den Augen lassen konnten. Und dem gaben sie
dann das ganze Geld und blieben bei ihm bis an ihr
Ende.
Die lustigen Weiber.
Es standen einmal drei Häuser in einer Reihe, Wand
an Wand nebeneinander. In dem einen wohnte ein
Schneider, im andern ein Tischler und im dritten ein
Schmied. Alle drei Männer waren verheiratet und ihre
Frauen waren die besten Freundinnen miteinander Sie
erzählten sich oft, was sie doch für dumme Männer
hätten, aber nie konnten sie darüber einig werden,
welche von ihnen den dümmsten Mann habe; jede
einzelne war überzeugt und sagte ihrer müsse es sein.
Die drei Frauen gingen jeden Sonntag miteinander
in die Kirche, da hatten sie unterwegs die beste Gelegenheit
zum Schwätzen und Klatschen und nach der
Kirche fanden sie sich wieder in einem Wirthshaus,
welches gleich in nächster Nähe lag, und da tranken
sie immer ein Seidel »Guten« miteinander. Das eine
war bei ihnen so sicher als das andere. Und es war gerade
zu der Zeit, da ein Seidel Branntwein drei Schillinge
kostete, so daß auf jede der Frauen ein Schilling
traf. Aber da schlug der Branntwein auf einmal auf
und der Wirth sagte, daß das Seidel von nun an vier
Schillinge koste. Das war ihnen sehr unangenehm,
denn sie waren nur ihrer drei, die sich in den Preis des
Getränkes theilten, und so war immer ein Schilling zu
wenig, denn keine wollte herausrücken und den vier-
ten Schilling daraufbezahlen.
Am Heimweg von der Kirche besprachen sie sich
darüber und machten miteinander aus, daß diejenige,
deren Mann der dümmste sei und sich den ärgsten
Schabernack von seiner Frau spielen lasse, vom nächsten
Sonntag an künftig nichts mehr zu bezahlen
brauche und daß jede der beiden andern dann immer
zwei Schillinge hergeben müsse zu ihrem Sonntags-
Schnaps.
Am nächsten Tag sagte die Schneidersfrau zu
ihrem Manne: »Ich habe für heute Mädchen zum
Wollezupfen hieherbestellt, denn es ist ein ganzer
Haufen zu verarbeiten, so daß wir uns ordentlich tummeln
müssen. Es ist mir aber recht unangenehm, daß
unser Kettenhund todt ist. Wenn es nun gegen Abend
geht, so kommen natürlicherweise die jungen Burschen
dahergelaufen und wollen ihren Jux mit den
Mädchen treiben, so daß wieder gar nichts geschieht.
Hätten wir nur einen recht bissigen Hund, der sollte
uns die Kerls schon vom Leibe halten.« »Ja,« sagte
der Mann, »das wäre freilich recht gut gewesen.«
»Höre, Männchen!« fuhr die Frau fort, »du könntest
gewiß selbst den Kettenhund machen und die Burschen
von dem Hause verscheuchen.« Aber das glaubte
er denn doch nicht, daß er könnte, er wolle ihr sonst
alles andere gerne zu Gefallen thun. »O, du wirst
schon sehen, daß es ganz gut geht,« sagte die Frau,
und gegen Abend hüllte sie ihn in einen wolligen Pelz
ein, zog ihm eine dunkle Wollmütze über den Kopf
und hängte ihn mit der Hundskette unten bei der Hundehütte
an. Da stand er nun und knurrte und bellte
jeden an, der sich in der Nähe hören ließ. Und das
thaten meistens die Nachbarsfrauen, die ihren Spaß
mit ihm hatten.
Am andern Tag war der Tischler außer Haus arbeiten
gegangen und kam ganz vergnügt zu seiner Frau
heim – da schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen
und rief: »Um des Himmels willen! – aber
Mann, wie siehst du denn aus? – Männchen, du bist
ja krank!« Davon wußte er selbst aber nicht das geringste;
höchstens schien es ihm, daß er recht hungrig
sei und nothwendig etwas zum Essen brauche. Darum
setzte er sich an den Tisch und begann sogleich zu
essen, aber seine Frau, welche ihm gegenüber mit gefalteten
Händen saß, schüttelte das Haupt und schaute
ihn ganz bekümmert an. »Männchen, es wird immer
schlimmer mit dir!« sagte sie, »nun bist du schon
ganz bleich; man sieht es dir ganz deutlich an, daß
eine schwere Krankheit in dir stecken müsse.« Jetzt
wurde er selbst schon ängstlich, es war ihm am Ende
doch nicht ganz gut. »Es ist wirklich schon die höchste
Zeit, daß du dich ins Bett legst,« sagte die Frau
und brachte ihn dazu, daß er sich niederlegte. Dann
deckte sie alle Decken auf ihn, die sie nur im ganzen
Hause finden konnte, und gab ihm Fliederthee und
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