Vorne hatte er zwei metallbereifte Räder, von deren Achse ein langer Balken nach hinten führte. Aus der Mitte des Balkens ragte ein Eisen nach unten, welches den Boden aufriss. Hinten befand sich unter dem Balken eine Konstruktion, die von der Seite ein wenig an ein eckiges „U“ erinnerte. Die untere Seite des U bestand aus einem nach vorne ragenden, spitzen Brett, die den aufgerissenen Boden anhob und den aufgelockerten Boden durch ein zweites Brett zu einer Seite strich.
„Du kannst mir beim Anspannen helfen und den Braunen dann führen“, sagte Alejandro und dirigierte das kräftige Pferd vor den Pflug. „Dann kann ich das Furchen übernehmen.“
„Das Feld ist trocken und der Boden hart.“ Velasquita klopfte dem Braunen an den Hals und half Alejandro, das Geschirr anzulegen und die Riemen fest zu schnallen. „Das ist zu viel für den Braunen.“
„Aye, du hast Recht, aber wir kratzen nur ein wenig an der Oberfläche. Damit die gute Marta beruhigt ist.“
Von den Bergen war ein leiser, nachhallender Knall zu hören. Velasquita hob lauschend den Kopf und Alejandro seufzte. „Mein Vater“, sagte er lakonisch. „Er ist früh hinaus geritten, um zu jagen.“
„Viel wird er nicht finden.“ Velasquita schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zurück.
„Irgendetwas findet er immer“, erwiderte Alejandro lakonisch. „Und er ist ein guter Schütze.“
„Ich glaube, er mag mich nicht.“
„Natürlich mag er dich“, sagte Alejandro entschieden.
„Vielleicht.“ Velasquita zögerte. „Aber er mag es nicht, wenn wir zusammen sind.“
Alejandro grinste. „Aber ich mag es, wenn wir zusammen sind.“
Velasquita erwiderte sein Lächeln. „Komm, lass uns etwas für Martas Seelenfrieden tun, dann finden wir auch Zeit für uns.“
Dem war nichts hinzuzufügen.
Es war eine wirkliche Schinderei in der Gluthitze des Tages und nach kaum einer Stunde empfanden sie, dass Martas Ansprüchen nun Genüge getan sei. Erleichtert führten sie den Braunen mit dem Pflug vom Feld, erreichten den Stall, der zu Gonzo´s Hotel gehörte und versorgten zunächst den Braunen, bevor sie sich angenehmeren Dingen zuwandten.
Alejandro´s Berührungen erinnerten Velasquita an den sanften Wind, der zuvor von den südwestlichen Hängen Andajoz erreichte und der in der Hitze des Tages einen Hauch von Linderung brachte. Alejandro´s Berührungen brachten jedoch keine Linderung, sondern Verlangen, und trotz der drückenden Hitze, die selbst hier, im Stall des kleinen Hotels herrschte, fühlte sie sich außerstande, sich den gleitenden Fingerspitzen und Lippen zu entziehen.
„Wir sollten aufhören, Alejandro“, seufzte sie widerstrebend. „Es ist nicht gut, was wir tun.“
Er zupfte mit den Zähnen an der Brustverschnürung ihrer Bluse und lächelte dabei mit seinen Lippen. Ein wölfisch wirkendes Lächeln, welches durch den Ausdruck seiner braunen Augen gemildert wurde.
„Du kannst später bei Pater Umbrio zwölf Ave-Maria beten“, flüsterte er undeutlich und knurrte erleichtert, als sich die Verschnürung endlich löste.
„Wenigstens Zwanzig“, ächzte Velasquita, als sie spürte, wie sich das Kleidungsstück lockerte und Alejandro´s warmer Atem ihre Brüste umschmeichelte. „Doch das meine ich nicht.“
Sie schob ihre Hände zwischen seinen Kopf und ihre Blößen und bedeckte sie. „Du weißt genau, was ich meine.“
„Ja, ja, ich weiß.“ Er biss ihr spielerisch in einen Finger und Velasquita musste gegen ihren Willen lachen. „Du willst eine ehrbare Frau sein.“
„Was spricht dagegen, wenn wir heiraten? Pater Umbrio hat bei meiner letzten Beichte auch gesagt, ich solle mich nicht der Sünde hingeben.“
Alejandro seufzte. „Pater Umbrio kann dies leicht sagen. Seine Freuden sind auf ein üppiges Mahl und auf den Messwein beschränkt.“
Jesus Christus, wenn seine Hände und Lippen nur nicht so sanft gewesen wären. Velasquita fühlte, wie salziger Schweiß auf ihrer Haut perlte und Alejandro´s Zunge jede dieser Perlen zu liebkosen schien.
„Du weißt, wie sehr ich dich liebe und begehre“, murmelte er und seine Zunge glitt ihren Hals hinauf, umspielte ihr Ohrläppchen. „Wenn es wirklich Sünde wäre, würde Gott der Herr es schon verhindern.“
„Du versündigst dich.“ Velasquita bog ihren Kopf in den Nacken, ein paar Strohhalme piekten sie und sie schüttelte ihre schwarzen Locken.
„Gehet hin, seid fruchtbar und mehret euch“, flüsterte Alejandro lockend und seine Lippen glitten tiefer. Seine Zunge tauchte zwischen die lockenden Wölbungen von Velasquita´s Brüsten.
„Im heiligen Stand der Ehe“, ächzte sie und drückte halbherzig gegen ihn, aber sie spürte, dass sie ihm nicht lange widerstehen konnte. Zu lange schon warteten sie beide darauf, sich einander richtig hinzugeben, doch bislang war Velasquita immer vor dem entscheidenden Schritt zurückgeschreckt. Sie führte eher unbewusst ihre schmale Hand tiefer, berührte unmerklich die große Beule, die sich in Alejandro´s Hose abzeichnete und sie hörte, wie er tief Atem holte. Ihre Blicke trafen sich, während seine Lippen eine ihrer Brustwarzen fanden und liebkosten.
„Lass uns die Freude der Liebe genießen“, ächzte er lustvoll. „Daran ist nichts Falsches.“
„Wenn die Liebe nur der Lust dient, dann schon“, erwiderte sie leise.
„Ah“, Alejandro lächelte. „Ich habe nichts gegen ein Kind einzuwenden.“
Velasquita fühlte, wie ihr Widerstand nachgab, trotz der eindringlichen Worte Pater Umbrios.
„Dann lass uns zu Pater Umbrio gehen“, ächzte sie. „Er kann uns schon morgen vor Gott dem Herrn zusammenführen.“
„Ich kann uns schon heute zusammenführen.“
Seine Hand schob sich an den Saum ihres Rockes, glitt darunter, immer höher und Velasquita´s Atem wurde schwer. Gott war ihr Zeuge, wie sehr sie ihren Alejandro begehrte und doch empfand sie Unbehagen darüber, was wohl geschehen mochte, wenn sie ihrem und seinem Begehren nachgab und es vielleicht Folgen hatte. Wenn sie einen dicken Bauch bekam, dann würden die Menschen von Andajoz dies sicher nicht dem Wunder der Eiche zuschreiben, dazu war ihrer beider Liebe zu bekannt. Besonders Pater Umbrio und der Alcalde würden nicht glücklich sein.
Pater Umbrio war immer gut zu ihr gewesen und sorgte für sie, so wie er für die Seelen seiner Gemeinde sorgte. Dem gottesfürchtigen Pater würde es nicht gefallen, wenn Velasquita ihre Ehre verlor, selbst wenn die Gemeinde von Andajoz dadurch wuchs.
Alejandro hingegen war der Sohn des Alcalden, des Bürgermeisters von Andajoz, und Don de Vega war ein ebenso vermögender wie gestrenger und, wie es sich für einen guten Spanier gebührte, gottesfürchtiger Mann. Er empfand eine Bindung seines einzigen Sohnes, mit der ebenso hübschen wie mittellosen Velasquita, als nicht akzeptabel.
Alejandro´s Hand erreichte endlich jenes entscheidende Stück Stoff, das für ihn, in diesem Augenblick, die Pforte zum Himmel schien. Er war gleichermaßen erfüllt von Verlangen und Liebe, zumal Velasquita´s Hand die entscheidende Lücke in seiner Hose fand und ihre Finger sich einem sehr erregten Stück Alejandro näherten.
So hätte Velasquita sich nun vielleicht doch der eigenen Liebe und Lust hingegeben, allen Ermahnungen Pater Umbrios und ihres Glaubens zum Trotz, wenn sich in diesem Augenblick nicht, vernehmlich knarrend, die Tür des Stalls geöffnet hätte, und greller Lichtschein auf das liebende Paar gefallen wäre.
Alejandro grunzte enttäuscht und Velasquita stieß einen erschrockenen Schrei aus, als eine dunkle Gestalt in der Tür erschien, von hinten von Sonnenlicht angestrahlt, als handele es sich um den Boten Gottes persönlich. Vielleicht war es auch so, dass der Herr in seiner Gnade Velasquita gerade noch rechtzeitig auf ihre Tugend aufmerksam machte, auch wenn er dazu den stämmigen Gonzo gesandt hatte. Gonzo, den Besitzer des Hotels, zu dem der Stall gehörte, und der Velasquita und Alejandro sichtlich überrascht ansah.
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