Velasquita trat näher an den Fluss, ließ das kühle Wasser ihre Füße umschmeicheln. Jetzt war der Alón zwar einige Meter breit, aber kaum einen Meter tief, doch seine Strömung war stark genug, um gefährlich zu werden. Velasquita lachte als sie Alejandro´s besorgten Blick bemerkte. Demonstrativ ging sie etwas tiefer in den Fluss, fühlte, wie das Wasser am Saum ihres Kleides zerrte. Im Frühjahr, zur Schneeschmelze oder in den Regenfällen der Herbststürme, schwoll der Fluss an und wurde breit und reißend. Es gab Fische in ihm, aber man brauchte schon viel Glück, um einen von ihnen zu fangen. Velasquita und Alejandro hatten es schon einige Male versucht, aber nie Glück gehabt.
„Komm endlich aus dem Wasser!“, rief Alejandro besorgt.
Velasquita lachte fröhlich. „Hast du Angst um mich?“
„Natürlich habe ich Angst um dich.“ Alejandro sah sie ärgerlich an. „Wenn die Strömung dich erfasst, dann reißt sie dich bis Salamanca mit.“
„Es soll eine schöne Stadt sein“, sagte sie spöttisch. „Ich wollte sie mir schon immer einmal ansehen.“ Sie sah ihn lächelnd an, tat, als rutsche sie aus und ließ sich mit einem Schrei ins Wasser fallen. Sie war über die Kraft des Wassers überrascht und war erleichtert, als Alejandro mit angstvollem Gesichtsausdruck ins Wasser sprang und sich ihr näherte.
„Tut mir leid“, sagte sie zerknirscht und lachte dann, als sie sein verärgertes Gesicht sah. „Sieh mich nicht so böse an, Alejandro. Dann kann ich dich einfach nicht ernst nehmen.“
Er schien wirklich verärgert, denn Alejandro hatte sich offensichtlich ernstliche Sorgen um sie gemacht. „Tu das nie wieder, verdammt. So ein Leichtsinn.“
Sie wateten ans Ufer zurück. Velasquita´s Rock und Bluse und Alejandro´s Hose waren durchnässt. Erleichtert ließ sich die junge Frau am Ufer zu Boden sinken. Alejandro legte sich mit ärgerlichem Gesichtsausdruck neben sie und sie schnitt ihm spöttisch Grimassen, bis er einfach in ihr Lachen einstimmen musste.
„Biest“, knurrte er, aber es klang zärtlich.
Ihre Münder fanden sich und Velasquita fühlte, wie seine Zunge sich leicht gegen ihre Lippen legte. Für einen Moment zögerte sie, doch dann wurden ihre Lippen weich und ihre Zungen begannen einander zu umspielen. Sie spürte, wie ihre nasse Kleidung an der Haut klebte und wie Alejandro´s Hand sich unter ihre Brust schob. Eine behutsame Berührung und sie spürte, dass diese Berührung eine unausgesprochene Forderung war. Eine Forderung, der sie nicht widersprach und Alejandro´s Hand glitt ein wenig höher, legte sich auf ihre nasse Bluse und begann, die darunter befindliche Rundung zu erkunden.
Velasquita löste ihre Lippen von ihm und sah ihn gespielt vorwurfsvoll an. „Du denkst immer nur an das Eine.“
Sie richtete sich in sitzende Haltung auf und Alejandro schob sich dicht an sie, umfing sie mit seinem Arm. Sie spürte, wie seine Hand ein wenig weiter um ihren Oberkörper glitt, als es erforderlich gewesen wäre, um sie zu umarmen. Sie registrierte das sanfte Streicheln seiner Fingerspitzen, ließ es einen Moment zu, bevor sie Alejandro mit gespielter Entrüstung von sich schob. Sie drohte ihm mit dem Finger.
„Alejandro de Vega, was soll ich von dir halten? Willst du die hilflose Lage einer fast ertrunkenen unschuldigen Frau ausnutzen, die du gerade aus den tobenden Fluten gerettet hast?“
Er nahm ihren Finger, zog ihn an seine Lippen und biss sanft hinein. „Es war ein furchtbarer Kampf gegen die entsetzliche Flut, junge Dame. Ein wenig Dankbarkeit“, sagte er gestelzt, „empfände ich als durchaus, äh, angemessen.“
„So, so, ein wenig Dankbarkeit.“ Sie versuchte ihrem Gesicht einen hochmütigen Ausdruck zu verleihen und musste dann in sein Lachen einstimmen. „Und wie sollte dieses bisschen Dankbarkeit wohl aussehen?“ Sie küssten sich und dann glitten Alejandro´s Lippen ihren Hals hinab. „Soll ich jetzt meine Unschuld auf dem Altar deiner Begierde opfern?“
Jesus Christus, der Herr mochte ihr vergeben, aber Alejandro´s Lippen und Finger waren so unglaublich sanft und wissbegierig. Sie erkundeten ihren Hals und ihre Ohrläppchen, die sanften Wölbungen unter dem nassen Stoff der Bluse.
„Du bist unausstehlich und gemein“, seufzte sie. „Du bist brutal und ein hemmungsloser Macho.“ Sie ließ sich langsam auf den Rücken sinken. „Und ich bin eine schwache und hilflose Frau.“
Er folgte ihren Bewegungen. „Ja“, flüsterte er und knabberte erneut an ihrem Ohrläppchen, „ich bin brutal und gemein.“ Seine Lippen zupften an der Verschnürung ihrer Bluse, doch dieses Mal waren die Bänder nass und Alejandro´s Lächeln vertiefte sich, als Velasquita ihre Hände vorschob und die Bänder löste. Sie zog den gerafften Stoff ein wenig auseinander und seine Lippen schoben sich über ihre nasse Haut, saugten und liebkosten. „Und ich nutze die hilflose Lage einer jungen Dame aus.“ Er fand eine der Brustwarzen, umkreiste sie mit der Zunge und saugte unmerklich daran, so dass die Brustwarze sich seinen Liebkosungen entgegen zu drängen schien. „Und außerdem“, er richtete sich unvermittelt auf und Velasquita ächzte enttäuscht, während Alejandro sie seltsam ernst ansah, „außerdem liebe ich dich.“
„Du Blödmann“, seufzte sie und zog ihn an sich. „Als wenn ich das nicht wüsste. Aber mir gefällt es, wenn du das sagst. Ich will es immer wieder hören, hörst du? Immer wieder.“
Er wiederholte seine Worte, immer wieder und in jeder Pause zwischen seinen Worten liebkosten seine Lippen ein wenig mehr von Velasquita´s jungem Körper.
Plötzlich erschien es Velasquita so selbstverständlich, einander hinzugeben.
Sie sah die Liebe und die Lust in seinen Augen. Gefühle, die sie selbst zutiefst empfand und erwiderte, und es war ein kurzer Schmerz, der den Wandel vom Mädchen zur Frau vollzog. Ein kurzer Schmerz, der ihre Leiber verschmelzen ließ und die Feuer der Leidenschaft durch ihre Körper rasen ließ. Ein Feuer, das sie zu verzehren drohte, bis sie endlich erschöpft und glücklich am Ufer des Alón lagen.
Sie lagen schweigend aneinander gedrängt, wollten die Wärme und Nähe des anderen nicht mehr missen. Sie schwiegen, brauchte keine Worte, obwohl es doch so viel zu sagen gab und die Bedeutung allen Seins beschränkte sich auf das Eingeständnis ihrer Liebe.
Erst als sie pochenden Hufschlag und leise Stimmen hörten, wurde es Velasquita bewusst, wie spät es geworden war. Sternenlicht überflutete den Himmel und das Licht von Sternen und dem Mond warf schimmernde Reflexe über das Wasser des Alón.
„Jesus Christus“, fluchte Alejandro leise und richtete sich verwirrt auf, um über die flache Böschung zur Straße hinüber zu sehen, von wo die Geräusche zu hören waren. „Da kommt jemand.“
„Ja, da kommt jemand“, sagte sie leise lachend und zerrte ihn nach unten. „Und er sollte vielleicht nicht sofort sehen, dass wir Zwei uns gerade versündigt haben.“
Er grinste sie glücklich an und küsste sie. „Ah, eine solche Liebe kann gar keine Sünde sein.“
„Pater Umbrio wird anderer Meinung sein“, erwiderte sie, aber eigentlich war ihr das im Augenblick egal.
„Mein Vater auch“, sagte Alejandro. Er lachte ebenfalls. „Und weißt du was? Es ist mir gleichgültig. Gleich gehe ich zu Pater Umbrio und sage ihm, er soll uns trauen.“
Sie schlang ihre nackten Schenkel um ihn und zog ihn fester an sich. „Das gefällt mir. Aber es muss nicht gleich sein. Es ist ohnehin sehr spät.“
Alejandro rieb sich an ihr und Velasquita spürte, dass seine Lust erneut entfacht wurde. Doch dann zuckte ihr Geliebter erneut zusammen und blickte das Ufer entlang zu dem kleinen Castillo. „Die Cazadores.“
„Ja, die Cazadores.“ Jesus Christus, spürte er nicht, wie gleichgültig ihr alle Cazadores der Welt waren?
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