Mein Fahrer bot sich an, eine Rundfahrt mit mir zu machen. Ich lehnte dankend ab. Die anfängliche Faszination war einem bedrückenden Gefühl gewichen und ich würde froh sein, diese Mauern hinter mir lassen zu können. Nichts desto trotz konnte Wieland es sich nicht verkneifen, mich mit einigen einstudierten Fakten zu füttern:
„Das Regierungsviertel wurde in seiner jetzigen Form 1972 fertiggestellt. Die Bauarbeiten dauerten von der Grundsteinlegung bis zur feierlichen Einweihung 12 Jahre. Wie Sie wissen ist die Form des Viertels als Hakenkreuz gestaltet, was unter anderem strategische Vorteile hat und das Viertel zu einer uneinnehmbaren Festung macht. Das Kreuz ist umgeben von einem ringförmigen Wassergraben mit einer Breite von 200 Metern. Die umgebenden Mauern sind etwa 30 Meter hoch, trapezförmig und am Sockel 30 Meter tief. Die Außenmauern sind torlos, mit Abwehrsystemen aller Art bestückt und von 600 Mann der SS bewacht. Das Gebiet zwischen dem Wassergraben und der Mauer ist absolutes Sperrgebiet. Die Außenmauern sind so konstruiert, dass sie die Druckwelle einer nuklearen Bombe unbeschadet absorbieren können. Die gesamte Logistik erfolgt unterirdisch. Personentransport, Warentransport, Warenlager. Im Notfall können sämtliche Büros innerhalb von wenigen Minuten auf unterirdischen Betrieb umgestellt und die Mitarbeiter evakuiert werden. Das Viertel beherbergt 14 Ministerien, 8 Botschaften und Konsulate, 8 Verbände und Institutionen, das Führerhauptquartier 2, das OKW, das RSHA, 3 Hotels, 2 unterirdische Bahnhöfe, 1 Krankenhaus und einiges mehr. Eine Achse ist exakt 5 Kilometer lang und 1 Kilometer breit.“
Wir waren beim Hotel. Nach einem guten Mittagessen gönnte ich mir ein Schläfchen und verbrachte den Rest des Nachmittags mit Lesen und Notizen machen im Hotelgarten. Um 17.00 Uhr wurde ich von meinem Fahrer abgeholt.
Der Flug war holprig und in Stuttgart tobte ein heftiges Gewitter. Ich freute mich auf Evi und meine eigenen vier Wände. Evelyn – seit wir uns kannten gingen wir offen und ehrlich miteinander um. Eben dies war die Basis für ihr Verständnis und ihre Geduld. Sie hatte viele Ängste durchstehen müssen. Aber sie stand immer hinter mir. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, ihr nicht die volle Wahrheit sagen zu können. Der Regen prasselte auf mein Taxi und die Fahrt schien unendlich zu dauern.
Evelyn war ganz aufgeregt.
„Zeig mal deinen Orden!“, forderte sie mich auf.
Ich ging erst mal zum Kühlschrank. Dort hatte ich für besondere Gelegenheiten zwei Flaschen elsässischen Cremant kaltgestellt.
„Hol mal zwei Gläser!“, rief ich ihr zu.
Im Wohnzimmer schenkte ich ein und wir stießen an. Der Cremant war köstlich. Dann schob ich ihr meinen neuen Dienstausweis hin.
„Das ist mein Orden.“
„Die haben dich befördert?“, fragte sie erstaunt.
„Ja. Ich habe nicht nur einen neuen Wirkungskreis, sondern auch einen neuen Rang.“
Ihre Augen strahlten. Ich erzählte ihr von meiner zukünftigen Aufgabe, von meinem neuen Stab und von dem, was ich glaubte, ihr von den Ereignissen in Germania erzählen zu können. So ganz war mir aber nicht wohl dabei.
„Mach dir ja keine zu großen Hoffnungen, mein Liebling“, versuchte ich ihre Freude etwas zu dämpfen. „Am Anfang wird es noch relativ hart werden. Die Vorbereitungen auf meine neue Aufgabe, Lehrgänge, Schulungen. Das gibt eine Menge Überstunden. Und die meisten Sportveranstaltungen finden an den Wochenenden und in den Abendstunden statt.“
„Das ist alles nicht so schlimm, Schatz. Mir ist viel wichtiger, dass ich weiß, dir pfeifen keine Kugeln mehr um die Ohren.“
Ich nahm sie in den Arm.
„Nein, Schatzi, das wird wohl nicht mehr der Fall sein. Und noch etwas: der nächste Urlaub geht ans Mittelmeer. Ich bekomme nämlich ab sofort die Bezüge eines Standartenführers. Das sind, soweit ich das richtig in Erinnerung habe, über 1.800 Reichsmark im Monat. Da können wir mächtig was auf die hohe Kante legen.“
Ihre Augen strahlten noch mehr. Das war das Dreifache ihres Gehalts als Lehrerin an einer Internatsschule. Wir stießen auch darauf an.
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