Hans Müller-Jüngst
Clarissa und Fiete IV
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Inhaltsverzeichnis
Titel Hans Müller-Jüngst Clarissa und Fiete IV Dieses ebook wurde erstellt bei
Clarissa ist schwanger
Die Windkraftanlage
Alltag bei Clarissa und Fiete
Urlaub auf den Lofoten
Die Geburt von Ole
Impressum neobooks
Clarissa und Fiete lebten zusammen ein geordnetes Leben in Worpswede, beide gingen ihren Berufen nach. Sie waren inzwischen auch verheiratet und Clarissa hatte anklingen lassen, dass sie Kinder haben wollte. Fiete redete mit ihr beinahe an jedem Abend über Kinder, wenn sie von ihrer Arbeit zu Hause waren und gemeinsam zu Abend aßen.
„Findest Du den Zeitpunkt für Kinder jetzt richtig?“, fragte Fiete dann, und Clarissa antwortete:
„Ich bin jetzt 29 und will nicht länger warten, wir müssen uns nur überlegen, wie wir dann unseren Alltag organisieren wollen!“
Fiete ließ Clarissas Worte dann immer in sich wirken und hatte im Grunde keinerlei Einwände gegen Kinder geltend zu machen, Clarissa war in ihrer Ehe ohnehin die Tonangebende, und er fügte sich immer. So war es auch schon bei ihrer Hochzeit, die sie mit der ganzen Verwandtschaft in Worpswede gefeiert hatten. Es war Clarissas Wunsch, dass sie alle vor dem Ehevollzug auf dem Standesamt auf den Weyerberg zum Niedersachsenstein spazierten, wo eine Menge Fotos geschossen wurden. Bubenhäusers waren aus Braunschweig angereist und Isolde war mit Jasper aus Hannover gekommen, wo die beiden inzwischen lebten. Jan war auch noch mit seiner Britta zusammen, und die beiden kamen aus Bremen. Und von Süderland waren Fietes Eltern und Oma Stevens angereist. Für sie bedeutete die Reise große Mühsal, genauso für die Bubenhäusers, denn die Jüngsten waren sie alle nicht mehr, besonders Oma Sevens, die schon bald auf die 83 zuging. Sie hatte inzwischen doch Probleme, sich zu bewegen, und Fiete schob sie in ihrem Rollstuhl, was auf Süderland sein Vater oder seine Mutter erledigten. Aber auf Süderland machten sie keine großen Ausflüge, es kam höchstens vor, dass sie einmal auf den Boulevard gingen und dort auf das Meer schauten. Wenn es das Wetter zuließ, setzten sie sich für zwei Stunden auf eine Bank, Frau Kleen hatte dann Proviant eingepackt, den sie aßen, und wobei sie nicht viel redeten.
In Worpswede hatte sich Clarissa mit den Bauern der Umgebung angefreundet, was ihr am Anfang nicht immer sehr leicht gefallen war, denn ihr Vorgänger wurde von allen Bauern sehr geachtet. Als dann eine junge Frau dessen Nachfolge angetreten hatte, rümpften sie erst einmal alle ihre Nasen. Nach und nach akzeptierten sie aber Clarissa, sie respektierten vor allem ihren großen Sachverstand, den sie immer dann unter Beweis stellte, wenn sie komplizierte Krankheiten bei den Tieren behandelte. Fiete hatte eine kleine Firma mit Sitz in Osterholz-Scharmbeck, in der er sich zusammen mit drei Mitarbeitern um Windkraftwerke kümmerte, die von ihren Ausmaßen her sehr klein waren und sich für die Versorgung kleiner Gemeinden eigneten. Natürlich konnte er viel von der Erfahrung in seine Arbeit einfließen lassen, die er bei seinem früheren Arbeitgeber E.ON gesammelt hatte, und er kam mit seiner Firma sehr gut zurecht.
„Wie findest Du den Namen Pascal für einen Jungen?“, fragte Clarissa ihn an einem Abend, als sie wieder einmal zusammensaßen und über Kinder redeten.
„Pascal finde ich sehr gewöhnlich, ich finde, der Name hat etwas Proletenhaftes und würde meinen Jungen nicht so gerne Pascal nennen, lass uns lieber einen anderen Namen aussuchen!“
„Ich habe auch über einen Mädchennamen nachgedacht und bin auf Anna gekommen, wie findest Du diesen Namen?“
„Anna finde ich ganz gut, ich meine aber, dass dieser Name inzwischen sehr verbreitet ist, lass uns doch einen ausgefalleneren Namen nehmen!“ Und so saßen sie da und sinnierten einmal wieder über Namen nach, sie überlegten hin und her, es fiel ihnen kein passender Name ein, der ihnen beiden zusagte, weder für ein Mädchen noch für einen Jungen. Einige Tage später war Clarissa draußen bei Bauer Kampen, um beim Kalben seiner Lieblingskuh zu helfen. Die Geburt des Kalbes gestaltete sich sehr kompliziert, und Clarissa musste dem Kalb im Mutterleib Stricke um die Läufe binden, an denen sie und Albert Kampen das Kalb herauszogen. Als Herr Kampen sah, dass es sich bei dem Kalb um ein Mädchen handelte, rief er aus:
„Da bist Du ja endlich, Sophia!“, und Clarissa sah ihn an und sagte:
„Albert, Du nennst Dein Kälbchen Sophia, was für ein schöner Name!“ Als sie am Abend wieder mit Fiete zusammen hockte, teilte sie ihm mit:
„Fiete, ich habe einen Mädchennamen für unser Kind , wenn ich ein Mädchen gebären sollte, heißt es Sophia!“
„Wie kommst Du denn auf Sophia?“, fragte er, und Clarissa erzählte von der Kälbchengeburt und dem Namen, den Albert Kampen dem Tier gegeben hatte.
„Sophia gefällt mir ausgesprochen gut, ein Name, den man nicht sooft hört!“
„Das finde ich auch, ich hatte einmal eine Tante, die Sophia hieß, sie war eine herzensgute Frau, von der Isolde und ich immer Süßigkeiten bekommen hatten.“
„Mich erinnert der Name Sophia auch irgendwie an früher, ich hatte aber niemanden in meiner Verwandtschaft, der so hieß, ich denke, dass der Name schon uralt ist!“
„Jetzt fehlt uns nur noch ein Jungenname, aber der wird uns auch schon noch einfallen, ich habe eine Zeit lang über Friedrich nachgedacht, den Namen aber schnell wieder verworfen.“
„Friedrich ist ja wohl das Letzte, so hieß der Bruder meines Vaters, so würde man heute aber wohl niemanden mehr nennen!“, entgegnete Fiete entrüstet. So saßen sie mal wieder und führten eine angeregte Namensdiskussion, wie sie wohl alle Eltern in spe führten, ohne so recht zu einem Ergebnis zu kommen, und bei allen war es oft der Zufall, der den richtigen Namen brachte, so wie es bei Clarissas Sophia der Fall gewesen war. Sie wollten die Sache nicht übers Knie brechen und abwarten, natürlich hatten sie auch Namensbücher, die sie zum Teil geschenkt bekommen hatten, aber sie wurden auch in ihnen nicht fündig. Für das anstehende Pfingstfest hatten sie etwas ganz Besonderes vor, sie hatten Solveig und Ole von den Lofoten zu sich eingeladen. Die beiden sollten schon zu ihrer Hochzeit kommen, waren zu diesem Zeitpunkt aber verhindert. Geplant war, dass sie am Freitag vor Pfingsten kommen sollten und am Dienstag wieder abreisten. Fiete würde sie in Hamburg-Fuhlsbüttel am Flughafen abholen und auch wieder dorthin zurückbringen.
Als der Besuchsfreitag angebrochen war, sagte Clarissa beim Frühstück plötzlich zu Fiete:
„Ich glaube, ich bin schwanger, ich habe schon zweimal meine Periode nicht bekommen und werde im Laufe des Tages einmal meine Frauenärztin aufsuchen.“
Fiete bekam bei dieser Nachricht ganz glänzende Augen, so sehr freute er sich darüber, Vater zu werden.
„Clarissa, das ist ja eine ganz tolle Nachricht, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“, und er stand auf und nahm seine Frau in seine Arme. Er drückte sie an sich, sah sich dabei aber vor, dass er nicht allzu heftig vorging, denn wenn Clarissa schwanger wäre, müsste er Rücksicht auf sie nehmen. Er hielt seine Frau lange in seinen Armen und sagte zu ihr:
„Ich werde Dir, wo ich kann, Arbeit abnehmen, damit Du Dich schonst, kann ich Solveig und Ole die Neuigkeit schon unterbreiten oder willst Du ihnen selbst die Nachricht übermitteln?“
„Wenn Du mit den beiden hier bei uns bist, werde ich ihnen schon von meiner Schwangerschaft erzählen, sag ihnen bitte bis dahin nichts!“ Clarissa und Fiete hatten sich diesen Tag beide freigenommen und wollten sich ganz auf ihren Besuch einstellen. Sie hatten Solveig und Ole seit Fietes Lofotenzeit nicht mehr gesehen, und die lag inzwischen schon drei Jahre zurück.
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