„Hab‘ ja schon von gefährlichen Gasen in der Kacke gehört“, Helge sah sich die Bescherung im Nebenraum an und kratzte sich am Kopf, „aber so was …“
„Raus hier!“, brüllte Veith erneut und sein Gesicht war dunkelrot angelaufen und die Adern an seinem Hals standen wie Seilstränge hervor.
Wenig beeindruckt zuckte Helge mit den Schultern und schlenderte aus der Hütte.
Wir waren allein und es kam mir so vor, als habe ich dieses Schauspiel schon hundert Mal erlebt. Veith würde mir wieder einmal eine Standpauke halten. Vor mehr als einem Dutzend seiner Männer hatte ich die Latrine in die Luft fliegen lassen und das rieb er mir nun auch lautstark unter die Nase.
„… manche von denen sind gar nicht so doof! ... zusammenreimen … die Explosion in der Hütte … hast du etwa gedacht …?“
Ich konnte nur auf seine schlammverkrusteten Stiefel starren, während er vor mir auf- und ablief. Sie glänzten nicht. War das nicht immer Veiths erste Handlung, wenn er die Hütte betrat? Er zog seine Stiefel von den Füßen und wenn wir Zuschauer hatten, putzte er sie akribisch, während er seine Befehle in alle Richtungen bellte. War niemand da, fuhr er mit der Hand über das Leder und es glänzte wie frisch gegerbt und gefettet. Aber nun waren sie schmutzig, richtiggehend dreckig, als sei er durch die nassen Pfützen am Waldweg gelaufen und habe nicht die Zeit gehabt, sich zu reinigen.
„Das hast du doch nicht wirklich gedacht?“ Veith sah mir mitten ins Gesicht.
Verwirrt bohrte ich den Zeigefinger in mein rechtes Ohr. Alles hörte sich so dumpf an, ich konnte die Tirade kaum verstehen.
„Verdammt, hörst du mich nicht?“
Er zog mich an den Oberarmen auf die Füße. „Du hörst mich ja wirklich nicht“, verwundert legte er die Handflächen auf meine Ohrmuscheln und ich spürte, wie seine wärmende, heilende Energie in mich drang. Das Gefühl war so wohltuend, dass ich meine Wange an seinen Daumen schmiegte.
Veith hatte sich beruhigt. Mit geschlossenen Augen lauschte ich auf seine tiefe Stimme, die noch immer dumpf klang. Endlich konnte ich mich auf sie konzentrieren und ich dachte, wie schön und klangvoll sie war.
„Magda, du musst vorsichtig sein. Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass ich dir diese dumme Entführungsgeschichte abkaufe …“
Ich schlug die Augen auf und starrte auf seine Lippen. Was sagte er da?
„Du hast die Hütte zerstört bei dem Versuch, hinauszukommen und das eben warst unzweifelhaft du, Gott weiß, warum …“
„Es hat so gestunken. Ich wollte nur, dass der Gestank weg ist“, murmelte ich kleinlaut.
„Ach Magda“, stöhnte er und entzog mir seine schönen Hände. Die Kälte kehrte zurück und ich fühlte mich wieder schlecht und allein. Wilm liebte Annamaria und Theresia ebenso und niemand liebte mich. Agatha war eine Mörderin. Vitus spielte nur mit mir. Ich war ganz allein. Mein Kleid war nass und bedeckt mit braunen Flecken, über deren Herkunft ich nicht nachdenken wollte. Wütend riss ich es herunter, das unangenehme Knirschen des reißenden Stoffes nicht beachtend.
Veith starrte mich wortlos an. Wahrscheinlich dachte er, ich würde nun auch das letzte bisschen Verstand verlieren und vielleicht war dem auch so.
Mit einem Tritt beförderte ich das Kleid in die Zimmerecke und hielt Veith meine Hand vor die Nase:
„Sieh, das Mal ist fast weg.“
Geräuschvoll stieß er die Luft aus.
„Kümmer‘ dich darum!“
Ich warf mein Haar über die Schultern und schob provozierend das Kinn vor. Nach langen Sekunden der Stille griff Veith fluchend nach meiner Hand und zog mich zu seinem Bett.
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