Anton springt ihm bei, „Mit der Tafel vorne? Ja, die Geschichte habe ich gerade meiner Frau erzählt.“
„Musste du dir vorstellen, (H)Ans hat genommen andere lettere von Bild und hat zusammengesetzt una nuova frase. Splendido! È un mago tuo papà.“
… hat einen neuen Satz zusammengesetzt. Ausgezeichnet! Dein Papa ist ein Zauberer!
„Ja und ein Kindskopf!“ vollendet Anton.
„Kindskopf? Che cosa è Kindskopf ?“
„Lui è come un bimbo e scherza sempre! Ha la testa di un bimbo!”
Er ist wie ein kleiner Junge und scherzt immer. Er hat den Kopf eines Kindes!
“Parli molto bene italiano, Anton! Sì lui è come un bimbo ma non è mai arrabbiato, è molto carino. Gli scherzi del tuo papà mi piacciano davvero molto.”
Du sprichst gut Italienisch, Anton! Ja, er ist wie ein kleiner Junge aber er ist nie böse, er ist sehr lieb! Mir gefallen die Scherze von deinem Papa wirklich.
Aspettate un attimo. Der bagnino bringt euke zu eurem ombrellone, è il numero centotrentasei !“ Wartet einen Moment. Der bagnino bringt euch zu eurem Schirm es ist die Nummer 136 .
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Der Bagnino kommt und stellt sich als Antonio vor. Er spricht nur Italienisch oder Englisch.
„Anch’io chiamami Anton, è Antonio in Germania.“ Sie gehen durch die Reihen auf der rechten Seite Richtung Meer. Antonio spannt den Schirm auf und klopft die Lettini ab.
Schon ist alles bereit, um das Strandleben für die nächsten zwölf Tage aufzunehmen.
„L’amore non è bello se non mangi Coccobello. 9” Hört man von einem lyrisch veranlagten Kokosnuss-Verkäufer. In Antons Kopf stehen Erinnerungen Schlange.
„Wann gehen wir ins Meer?“ Carla kann es nicht erwarten.
„Erst werdet ihr eingecremt. Die Sonne hier ist stark und es gibt sonst einen Sonnenbrand!“
Mitten in der Eincreme-Prozedur klingelt Antons Handy „Machst du bitte bei Lena weiter, Alexandra? Der Rücken ist schon fertig.“
Es ist Hans, sein Vater, wie er schnell an der Handynummer erkennt, die er im Display sieht. Er hat ein leicht schlechtes Gewissen, weil er ihn vor Teo als Kindskopf bezeichnet hat und nun ist er der einzige, der ihm helfen kann.
„Hallo Papa, wir sind gerade am Strand angekommen. Der Teo ist ja total begeistert von dir. Der hat uns einen Empfang bereitet, als würde er uns schon zehn Jahre lang kennen.“
„Ja, Teo ist schon ein Unikum. Er ist bestimmt wieder mit der „Tafel“ und meiner Ergänzung gekommen, richtig?“
„Klar, aber ich hatte Alexandra das sowieso schon vorher erzählt. Du hast ihn damit schwer beeindruckt.
Aber rufst du an, weil du einen Idee hast?“
„Genau, kommen wir gleich zum Punkt. Ich hoffe es ist in Ordnung, ich habe mit Amor über die Sache gesprochen und er meint, er wäre schon lange nicht mehr in Italien gewesen. Er sitzt schon im Flieger. Ich habe ihn nach Düsseldorf gebracht.
Ehrlich gesagt, wird er dir hilfreicher sein, als ich es sein kann, aber wenn es um neue Ideen oder so geht, können wir uns telefonisch oder per Mail austauschen, okay oder willst du, dass ich auch komme?“
„Nein, nein, ist schon in Ordnung beziehungsweise super, dass Amor kommt. Dich hätten wir natürlich auch gerne hier und Ama 10, aber um mit euch Urlaub zu machen.
Im Moment habe ich Probleme mit dem Begriff Urlaub , wie du dir vorstellen kannst. Wann und wo kommt Amor an? Ich hole ihn ab!“
„Er wird heute um cirka 15:45 Uhr in Bologna landen. Das mit dem Abholen ist eine gute Idee. Vielleicht könnt ihr schon auf der Strecke eine Lösung bezüglich deiner Fracht finden.
So, ich muss wieder an die Arbeit. Alles Gute! Amor wird’s schon richten. Grüße deine vier Frauen und gib ihnen Küsschen von mir. Ciao!“
„Ciao!“ aber da hatte er schon aufgelegt.
Anton ist optimistisch! Mit Amor wird sein Problem schnell zu lösen sein und er hatte einen Grund, allein mit dem Auto und der unbequemen Fracht zu fahren.
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So komme ich ins Spiel. Mein Name ist Amor Amaro. Ich lebe seit meinem sechsten Lebensjahr in Kronenburg, einer Stadt mit etwa sechshunderttausend Einwohnern im östlichen Ruhrgebiet.
Meine Eltern sind mit meiner Schwester Maria und mir 1957 aus Sizilien nach Kronenburg gekommen, weil sie da Arbeit bekamen. Ich lernte dort meinen besten Freund Hans Kleinert kennen und das war gut so, denn ich tat mich schwer mit der deutschen Sprache und wurde, kurz nachdem wir ankamen, eingeschult. Hans hat mir viel geholfen.
Wir blieben auf der Grundschule zusammen, gingen auf dieselbe Realschule, machten Praktikum im größten Stahlwerk von Kronenburg und haben dann auch zusammen studiert, um Ingenieure zu werden.
Unsere Arbeit hat uns einige Jahre getrennt, aber als ich dann den Ingenieur gewissermaßen an den Nagel gehängt hatte, ging ich zurück nach Kronenburg, wo ich als Privatdetektiv arbeite.
Stellen Sie sich mich vor als etwa ein Meter siebzig großen, achtzig Kilo – leider – schweren Mann mit vollen, schwarzen Haaren die mittlerweile viele graue Strähnen aufweisen.
Ich habe einige gute Kunden, die mir häufig Aufträge geben, bei denen ich helfe, wenn es diskret zugehen soll. Da gab es mal einen Fall, bei dem ich einem Saunaclubbetreiber half, in seinem umtriebigen Milieu einen Todesfall zu klären, der anderenfalls viel Staub unter der Kronenburger Prominenz aufgewirbelt hätte [3].
Sehr häufig habe ich schon direkt oder indirekt für Hans und seine Familie Kastanien aus dem Feuer geholt. Drum wundert es mich auch diesmal nicht, dass ich Hans‘ Sohn Anton helfen soll, ein Problem zu lösen.
Die Task Force greift ein!
A
eroporto di Bologna – Borgo Panigale „Guglielmo Marconi“ ist der komplette Name des Flughafens in Bologna. Es ist verblüffend, wie groß der mittlerweile geworden ist und es herrscht viel Verkehr auf dem Vorplatz.
Anton ist sowieso schon spät dran. Es ist Sonntag, Abreisetag an der Adria und auf der Autostrada Richtung Bologna gab es Staus ohne Ende. Er wäre besser noch vor dem pranzo , dem Mittagessen losgefahren, denn die vielen Heimkehrer von der Adriaküste auf dem Weg zurück nach Bologna, Florenz, Bergamo oder sonst wohin, nehmen meistens noch das Mittagessen in ihren Hotels mit, bevor sie fahren. Sie haben ja nur zwei, drei Stunden bis nach Hause.
Kurz vor Bologna gab es nur Stopp-And-Go kilometerlang. Anton hat von unterwegs eine Mail an mich geschrieben und die Bushaltestelle vom Alibus, der vom Flughafen zum Bahnhof Bologna fährt, als Treffpunkt ausgemacht. Auf der Zufahrt zum Flughafen sehe ich Anton im Auto kommen. Er hat mich auch gesehen.
Er ist zu mir an die Haltestelle gefahren. Ausgerechnet jetzt kommt ein Bus, der sie anfahren will. Anton wird hektisch. Der Busfahrer hupt.
Ich bin schon hingegangen und rede mit Händen und Füßen mit dem. Ich mache diesen arroganten Bolognesen mit meinem sizilianischen Redefluss nieder. Wenn es nicht den Anlass gäbe, wäre das eine sehr spaßige Sache für Anton und er hätte sich das gerne länger angesehen.
Stattdessen flitzt er raus, um’s Auto rum und schmeißt mein Gepäck auf die hinteren Sitze, was gar nicht so leicht ist, weil er dort die drei Kindersitze hat. Aber ich habe nur einen Bordcase und der passt noch knapp oben drauf.
Die Situation zwischen dem Busfahrer und mir droht zu eskalieren. Anton ruft rüber „Amor! Wir sind fertig, steig‘ ein!“ und mir wird der Ernst der Lage klar, so dass ich zur offenen Beifahrertür sprinte (für meine Verhältnisse sprinte ich wirklich), schwinge mich rein und schreie „Los! Der ist schon ausgestiegen.“
Ich strecke meinen rechten Arm und die Faust rechtwinklig nach oben aus dem Fenster, lege meine linke Hand auf den Bizeps und brülle, während Anton anfährt, „Bologna merda! Forza Catania!
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