„Perchè no! Offro io il vino. Vuoi vino bianco o rosso?” Ileana lädt ihn ein.
“Grazie, forse il vino rosso mi fa addormentare…..spero!?” und Anton wählt roten Wein, weil er hofft, dass der ihn müde macht.
Ileana macht zwei große Gläser ziemlich voll und stellt sie auf einen Tisch. Beide setzen sich hin und stoßen an. Danach scheinen sie ihren Gedanken nachzugehen und schweigen eine Weile. Ein Schweigen, das nicht peinlich oder störend ist. Es scheint so, als wäre es beiden angenehm, zusammenzusitzen und innerlich aber gemeinsam ihre frische Vertrautheit zu feiern.
„Che fai in Germania Anton?“
„Sono ingegnere elettronico.”
„Come tuo padre! Bello.“
„Sì, ma il mio padre lavora come consulente, è specializzato in automazione di magazzini con IT. Io invece lavoro come sviluppatore dei circuiti elettronici per macchine ibride ed elettriche.“ – Er berichtet, dass Hans als Berater für Lagerautomation arbeitet, wohingegen er Schaltungen für Hybrid- und Elektroautos entwickelt.
„Ha una professione promettente. Io ho studiato scienze della consulenza del lavoro a Bologna. Ma non credo che farò questo mestiere. Non mi dispiace, secondo me il lavoro in Hotel a contatto con i clienti è più vivace ed interessante. E come hobby sono fotografa.”
Ileana hat Arbeitsrecht in Bologna studiert, aber mag die Arbeit im Hotel lieber wegen des Kontakts zu den Kunden, was ihrer Meinung nach viel lebhafter und interessanter ist. Außerdem ist sie Hobbyfotografin.
„Sì, lo so! Ho visto qualche tramonto di Cesenatico che hai postato su facebook. Sono molto belle quelle fotografie, mi piacciono molto.
Anch’io amo fotografare. Al momento ho tre soggetti, Carla, Lena e Laura, le mie figlie. Per me sono le tre bimbe più belle del mondo.“ – Ja, Anton weiß das, denn er hat auf Facebook schöne Sonnenuntergänge in Cesenatico gesehen, die Ileana gepostet hatte. Auch er fotografiert gerne und im Moment hat er drei Motive, seine Töchter, die für ihn die schönsten Mädchen der Welt sind.
Ileana lacht: „Certo, le tue bimbe sono straordinarie, belle, intelligenti e molto brave. C’è una grande differenza tra i bimbi tedeschi e quelli italiani. I bimbi italiani sono viziati e meno bravi. È un piacere osservare le tue bimbe. Hanno bellissimi capelli biondi.” Deine Kinder sind außergewöhnlich, hübsch und brav. Da gibt’s einen großen Unterschied zwischen den deutschen und den italienischen Kindern. Die italienischen Kinder sind verwöhnt und weniger brav. Es ist ein Vergnügen deine Mädels zu beobachten. Und sie haben schöne blonde Haare.
Nun lacht Anton wegen des letzten Satzes. Das ist in seinen Augen typisch italienische Frau, vor allem über die Haare und die Frisur zu sprechen.
Die Gläser sind leer und diesmal lädt Anton Ileana ein. Sie sitzen noch lange beisammen, schließlich meint Anton, schlafen zu können und Ileana beendet ihre Nachtwache.
Sie stehen auf und geben sich zum Abschied Küsschen auf die Wangen, zweimal … und dann verharren sie ein paar Sekunden länger als üblich in ihrer Umarmung.
„Buonanotte, Ileana!“ sagt Anton mit belegter Stimme.
„Buonanotte, Anton. Dormi bene!“
D
ie Sonne scheint durch eine Spalt des Vorhangs zum Fenster herein und weckt Anton. Er fühlt sich wie gerädert. Das Gespräch in der Nacht mit Ileana und die diversen Gläser Rotwein haben ihn schlafen lassen, aber er hatte schlimme Träume.
Zum einen ist er froh, wach zu sein, zum anderen ist er müde und bräuchte noch ein bis zwei Stündchen Schlaf.
Er steht leise auf und schaut durch den Schlitz im fast lichtdichten Vorhang vor dem Fenster. Draußen wird gerade mit viel Getöse eine Mülltonne mit vielen Flaschen darin geleert. Am Ende der Viale dei Mille 7fährt ein Kehrfahrzeug und macht auch nicht viel weniger Lärm.
Es wird eine Zeit lang dauern, bis man sich an den erhöhten Lärmpegel hier im Ort gewöhnt hat. Aber dieser Himmel und die Sonne, die durch die Platanen an der Straße scheint, daran gewöhnt man sich schnell. In Deutschland regnet es und die Temperaturen liegen mehr als zehn Grad niedriger. Es besteht Aussicht, dass sie von hier einige Sommertage mit nach Hause nehmen.
Er öffnet vorsichtig den Flügel der Balkontür und spürt die warme Luft wie Samt und Seide auf seiner Haut. Dieser Morgen hat genau die richtige Temperatur. Es ist acht Uhr und es müssten etwa fünfundzwanzig Grad sein. Herrlich!
„Guten Morgen, Anton! Schon wach?“ Alexandra streckt und räkelt sich in ihrem Bett. Sie ist ein Meter achtzig groß und ihre Füße hängen in der Luft und schauen vorne über der Matratze und unter dem Laken hervor.
„Guten Morgen, mein Schatz! Hast du gut geschlafen?“ Er wird ihr nichts von seinem Fund im Auto sagen. Es reicht, wenn einer Stress im Urlaub hat.
„Ja, erstaunlich gut. Hätte ich nicht gedacht, als ich mich gestern spätabends auf dieses weiche Bett gelegt habe. Ich war ruckzuck eingeschlafen. Aber wir waren ja auch gestern siebzehn Stunden auf den Beinen. Sollen wir aufstehen?“
„Klar, ich werde hier immer abends vor dem Abendessen duschen, um Meerwasser und Sonnenöl loszuwerden. Ich geh jetzt ins Bad und putze mir die Zähne.“
Zähneputzen und Rasieren sind schnell erledigt und als er wieder ins Zimmer tritt, hat Alexandra den Fernseher eingeschaltet.
„Haben die hier überhaupt keinen deutschen Sender? Wenigstens Nachrichten würde ich von Zeit zu Zeit gerne sehen oder hören.“
„Nee, das sagte Papa schon. Hier gibt’s nur italienische Sender, aber wir sind ja auch nicht zum Fernsehen hier oder?“
„Wie gesagt, die Nachrichten fehlen mir. Ich werde unten beim Zeitungsverkäufer die Schlagzeilen der Bild-Zeitung lesen. Vielleicht reicht das ja.“
„Sehr gut, denn das Wort Bildung kommt ja wohl von Bild!“ meint Anton sarkastisch.
Plötzlich kommen mit lautem Gejohle Laura und Carla rein. Carla hangelt sich gerade an Anton hoch und Laura ist mit einem Riesensatz zu Alexandra ins Bett gesprungen.
Nur Lena liegt noch in ihrem Bett und knurrt unwillig vor sich hin: „Lasst mich doch schlafen! Bitte! Ich bin noch soooo müüüüde.“ Sie braucht immer ein wenig Anlauf in den Tag, genau wie sonst eigentlich ihr Papa.
Alexandra hat sich schnell unter Laura weg ins Badezimmer geschlichen, denn gleich sind die drei Mädels dort und dann kommt man nicht mehr dazwischen.
Anton flucht. Wie schön wäre jetzt für ihn ein richtiger Balkon.
Die Kinder toben jetzt zu dritt im elterlichen Bett und Alexandra schaut mit der Zahnbürste im Mund aus dem Bad heraus.
„Ach übrigens, ich duze mich mit Ileana, der Chefin vom Hotel.“ sagt er so beiläufig wie möglich.
„Aaa scho“, nuschelt Alexandra durch die Zahnbürste „deschalb bischt du alscho noch schum Auto!“
Sie nimmt die Zahnbürste raus und spukt den Zahnpastaschaum heftig ins Spülbecken.
„Ich habe deinen Blick gestern gesehen, als sie uns die Getränke brachte. Hast du dich schon wieder verliebt? Da muss ich aber stark achtgeben, mein Freundchen! Tu nichts, was du bereuen könntest. Ich sag’s dir!“
Er weiß nicht, ob es ernst gemeint ist oder nur ein Scherz.
„Ja weißt du, gestern konnte ich nicht schlafen. Da bin ich nochmal runter und habe meine Cap aus dem Auto geholt und dann habe ich mich mit ihr unterhalten. Sie musste noch ein Stündchen Nachtwache an der Rezeption halten. Ehrlich, es war nichts. Wir haben Rotwein miteinander getrunken und uns über die Arbeit und die Kinder unterhalten.
Eine typisch italienische Frau. Sie hat vor allem festgestellt, dass unsere Drei schöne Haare haben!“
„Lenk nicht ab! Kam es beim Besiegeln des Du zu einem Kuss? Sag die Wahrheit.“
„Nein, wir haben uns nur beim Gutenachtsagen die üblichen Busserl rechts und links auf die Wange gegeben. Freundschaftlich! Alles ganz freundschaftlich!“ Sie schien es doch wohl ernst zu meinen und ist eifersüchtig, aber gut, dass es jetzt raus ist. Wäre sie anders drauf gekommen …?
Читать дальше