Frank Esser
Der Racheengel - Ein Aachen Krimi
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Inhaltsverzeichnis
Titel Frank Esser Der Racheengel - Ein Aachen Krimi Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Nachwort
Impressum neobooks
Seit seinem zweiten Mord war er der Racheengel. Die Presse hatte ihn so genannt, weil er an den Tatorten eine Visitenkarte mit einem schwarzen Engel und Fragmenten eines bekannten Bibelzitates hinterlassen hatte. Sie behaupteten, dass es sich bei dem Mörder um einen Psychopathen handelte, der glaubte, im Namen Gottes zu töten.
Ein wenig hatte er sich darüber geärgert, dass er nicht selbst auf diesen Namen gekommen war. Dabei wäre es doch so naheliegend gewesen, die Visitenkarten mit dieser Signatur zu versehen. Nicht nur wegen des Engels, der seine Karten zierte. Sondern aufgrund seines eigentlichen Motivs für die Morde: Rache!
Rache war per Definition des Lexikons eine dem modernen Rechtsempfinden nicht mehr entsprechende Extremform der Vergeltung für nach subjektivem Empfinden oder tatsächlich widerfahrenes Unrecht! Ihrer Intention entsprechend ist Rache eine Zufügung von Schaden an der Person, die das Unrecht begangen hat. Das klang zwar ein wenig altbacken, aber es traf den Nagel auf den Kopf. Und er hatte sich für die extreme Form der Vergeltung entschieden: für Mord! Und so war er der Racheengel geworden. In Fleisch und Blut.
Der schwarze Engel hatte eine ganz besondere Bedeutung für ihn. Er war ein Symbol. Er liebte seine Schönheit und sein Antlitz. Er symbolisierte zugleich Trauer und Melancholie. Und er stand für einen geliebten Menschen, den er verloren hatte!
Eine mythisch-religiöse Bedeutung hatte das Symbol des Engels und das Bibelzitat dagegen nicht. Er war alles andere als ein religiöser Mensch. Er hörte auch keine Stimmen, die ihm die Morde auftrugen, wie er mancherorts gelesen hatte. Ganz im Gegenteil. Er hatte ein sehr persönliches Motiv für seine Taten. Die von ihm ausgewählten Männer hatten allesamt den Tod verdient. Die Reporter gaben sich zwar alle Mühe, um in ihren Artikeln eine plausible Erklärung für die Morde oder für die Bedeutung der Visitenkarte zu finden. Aber sie lagen naturgemäß alle falsch. Erst wenn er sein Werk vollendet hatte, würde die Öffentlichkeit erfahren, dass seine Opfer ein dunkles Geheimnis teilten, das sie um jeden Preis zu verbergen versuchten. Alleine dieses Wissen verschaffte ihm Genugtuung. Und deswegen war es auch egal, ob die Polizei ihn am Ende fassen würde.
Zum wiederholten Mal blickte er auf seine Armbanduhr, während er auf dem Rücksitz des alten Opel Astra lag und auf sein nächstes Opfer wartete. Dreiundzwanzig Uhr fünfundvierzig zeigte das Display seiner Digitaluhr an. Während sich die meisten Menschen um diese Uhrzeit fertigmachten, um ins Bett zu gehen, steuerte er jetzt erst auf den Höhepunkt des heutigen Tages zu. Er würde da weitermachen, wo er vor knapp drei Wochen begonnen hatte. Er überprüfte zum wiederholten Male seine Walther P88 neun Millimeter mit fünfzehn Schuss im Magazin. Die Waffe hatte er erst am späten Nachmittag gereinigt und geölt. Der Abzug ließ sich ohne Probleme betätigen. Das Magazin war komplett gefüllt. Wieder warf er einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Dreiundzwanzig Uhr achtundvierzig. Eigentlich hätte Mathias Bender schon längst hier sein müssen.
Plötzlich hörte er Schritte, die sich dem Wagen näherten. Ein kurzer Blick genügte, um sich davon zu überzeugen, dass es sich um Mathias Bender handelte. Der Krankenpfleger hatte endlich Dienstschluss. Er hörte, wie der Wagen mit der Fernbedienung entriegelt, die Tür geöffnet wurde und Bender einstieg. Bevor er den Schlüssel in das Zündschloss steckte, um das Auto zu starten, hielt Bender plötzlich kurz inne und machte stattdessen erst einmal das Autoradio an. Aus den Lautsprechern dröhnte James Brown´s »I feel good«. Sofort stimmte Bender in den Song ein. Jetzt startete Bender endlich den Wagen und fuhr los. Der Krankenpfleger verließ singend den Parkplatz des Krankenhauses und steuerte in Richtung Aachener Innenstadt.
Das war der Moment, auf den er gewartet hatte. Er richtete sich auf und drückte seinem Opfer den Lauf seiner Pistole in den Nacken. Mathias Bender erschreckte sich in diesem Moment so sehr, dass er fast das Steuer des Wagens verriss.
»Ganz ruhig, dann wird dir nichts passieren. Hast du das verstanden?«
»Ja«, erwiderte Bender mit belegter Stimme und nickte zur Bestätigung.
»Gut, sehr gut. Dann fahren wir jetzt zum Sportpark Soers.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Das wirst du schon früh genug erfahren.«
Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen, genau wie der Wetterbericht es vorhergesagt hatte. Vom Rücksitz aus konnte er beobachten, wie Bender zum wiederholten Mal einen verängstigten Blick in den Rückspiegel warf.
»Sie werden mich töten, oder?«
»Das kommt ganz darauf an«, erwiderte er ruhig, obwohl das gelogen war. Er würde Bender auf jeden Fall töten.
»Ich will nicht sterben«, flüsterte der Krankenpfleger. Tränen liefen ihm übers Gesicht.
Das Fahrzeug bog in die Krefelder Straße ein. Nicht mehr lange und sie hatten den Sportpark Soers erreicht. Bender blieb nicht mehr viel Zeit, um sich etwas einfallen zu lassen, wie er sich aus dieser misslichen Situation befreien konnte. Aber was sollte ihm schon einfallen? Wahrscheinlich konnte er vor lauter Angst keinen klaren Gedanken mehr fassen. Schließlich hatten sie den Sportpark erreicht.
»Da vorne in den Eulersweg abbiegen«, sagte er, während er nach wie vor die Waffe auf den Kopf des Krankenpflegers richtete. Der folgte der Anweisung. Sichtlich angespannt. Ein Schweißtropfen rann ihm die Schläfe hinab.
»Hier halten! Ab hier gehen wir zu Fuß!«
Der Regen wurde stärker, als sie den Wagen verließen.
»Ich will nicht sterben«, sagte Bender wieder. »Bitte, was auch immer Sie von mir wollen, ich werde es tun.«
»Da bin ich mir ganz sicher«, erwiderte er mit ruhiger Stimme. »Was habe ich Ihnen denn getan?«, schrie Bender jetzt fast schon hysterisch.
Keine Menschenseele war auf der Straße. Aber das war ja auch nicht zu erwarten gewesen. Schließlich wählte er seine Tatorte sorgfältig aus. Fehler in der Vorbereitung waren unverzeihlich, denn seine Aufgabe war längst noch nicht erledigt.
»Da lang, Richtung Autobahn«, sagte er, wobei er den vorgesehenen Weg mit der Waffe andeutete.
Bender stolperte in der Dunkelheit voran. Er fiel immer wieder hin, rappelte sich auf und ging weiter.
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