Nach der Dusche fühlte sich Alexander wieder super erfrischt und war voller Tatendrang. Ja, es gefiel ihm hier. Joachim war ihm auf Anhieb sympathisch und obwohl das Studio schon ziemlich gut besucht war verloren sich die Menschen in den riesigen Räumen. Anhand der Vielzahl der Geräte musste man nirgends warten und trat sich nicht gegenseitig auf die Füße. Das gleiche galt für die Umkleide- und Duschräume. Sicher würde er den Vertrag unterschreiben und hier des Öfteren vorbeischauen um seine Trainingseinheiten durchzuziehen. Beim Empfang waren mittlerweile mehrere Mitarbeiter eingetrudelt und unterhielten sich eifrig mit den ankommenden Kunden. Er warf einen Blick in die Bar die Joachim erwähnt hatte und nahm sich vor sich beim nächsten Mal etwas mehr Zeit zu nehmen und dort eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken. Doch nun hatte er es eilig nach Hause zu kommen. In wenigen Minuten würde die Praxis eröffnen und er wollte seine Patienten nicht warten lassen.
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„Hallo Jo…“, begrüßte Sarah zwei Tage später ihren langjährigen Freund mit einem Lächeln. „Sarah Süße. Endlich sehe ich dich mal wieder du treulose Tomate.“ Joachim Langhans trat eilig hinter dem Tresen des Sportstudios hervor und umarmte sie. „Du weißt doch warum ich mich hier so selten blicken lasse. Ich hoffe Robert ist nicht hier?!“ „Nein, Nein mein Schätzchen. Du brauchst keine Angst zu haben. Und wenn er kommt dann….“ Er erhob scherzend seine rechte Hand und formte sie zu einer Faust. Dabei wusste er genau, dass er niemals eine Chance gegen den muskulösen und leider auch aggressiven Robert Himmel haben würde. Sarah, erleichtert darüber, dass ihr Ex-Freund nicht wie befürchtet anwesend war, lachte lauf auf. „Ja. Jo mein Beschützer. Ich wusste doch, dass ich immer auf dich zählen kann.“ Joachims Gesicht nahm ernstere Züge an. „Ich will mich ja nicht anhören wie deine Mutter….aber ich hab dir gleich gesagt, dass dieser Robert nicht der Richtige für dich ist.“ „Du hast ja Recht. Ich hab mich ja auch von ihm getrennt. Aber das kapiert er einfach nicht. Er hat mich die letzten paar Nächte wieder dauernd angerufen und dutzende bösartiger Nachriten geschrieben.“ „Warst du denn schon mal auf der Polizei? Immerhin bedroht dich der Kerl.“ „Ja. Aber es ist wie ich´s mir gedacht habe. Ihnen sind leider die Hände gebunden. Aber immerhin haben sie es wenigstens mal registriert. Wer weiß, was da noch so auf mich zukommt.“, Seufzte Sarah. „Ach Herzchen….ich würde dir so gerne helfen.“ „Lass gut sein Jo. Es wird sicher auch wieder besser werden. Ich muss jetzt endlich was gegen meine beginnende Spaghetti-Wampe machen.“, lachte sie, strich sich über den eigentlich doch flachen Bauch und ging zu den Umkleidekabinen. Wenige Minuten später stand sie schon auf dem Laufband und begann langsam damit sich warm zu machen. Mit dem Kopfhörer ihres MP3-Players in den Ohren schloss sie die Augen und versuchte abzuschalten als sie plötzlich unsanft von hinten angetatscht wurde. Erschrocken zog sie ihre Ohr-Stöpsel heraus und schlug auf den Not-Knopf des Laufbandes, das daraufhin sofort anhielt. Beinahe wäre sie bei diesem Akt gestolpert aber der Grund ihrer plötzlichen Unterbrechung packte sie grob am Oberarm und hielt sie so einigermaßen fest. „Robert!!“, entfuhr es ihr erschrocken als sie erkannte, von wem sie da so unvermittelt angegriffen wurde. „Tja…damit hast du wohl nicht gerechnet; was du Schlampe. Warum gehst du nicht dran wenn ich anrufe?“ Sein Griff wurde noch fester und Sarah wand sich, um sich daraus zu befreien. „Lass mich gefälligst los. Du tust mir weh. Was glaubst du eigentlich was du da tust?“ „Ich mache was mir passt, hast du verstanden. Ich hab dich was gefragt.“ Er wurde immer lauter, so dass schon einige der Anwesenden auf die Situation aufmerksam wurden. Doch niemand wagte es bisher Roberts Attacke auf Sarah zu unterbinden. Die meisten der Männer fühlten sich angesichts seiner Muskelmassen unterlegen und die wenigen Frauen hätten ihm ohnehin nichts entgegenzusetzen gehabt. In Sarah vereinten sich Wut und Panik und als sie schon nicht mehr weiter wusste vernahm sie auf einmal eine ihr äußerst bekannte Stimme. „Können sie mir sagen was sie hier eigentlich von meiner Verlobten wollen?“ Dann konnte Sarah auch das dazu passende Gesicht sehen. Alexander Lorenz hatte sich von hinten der Szene genähert und richtete nun energisch diese Worte an Robert. Dann drehte er sich in ihre Richtung. „Liebling. Alles in Ordnung?“ Robert war dermaßen verblüfft über Alexanders Auftreten, dass ihm die Worte fehlten und er den Griff an Sarahs Arm lockerte, ohne jedoch loszulassen. „Darf ich sie bitten nun endlich die Finger von meiner Verlobten zu lassen.“, wandte sich Alexander erneut an Robert. Seine dunklen Augen funkelten vor Zorn und ermutigt durch sein Einschreiten traten nun doch einige der ansonsten anwesenden Männer näher. Robert lies endlich Sarahs Arm los und sah ihr verächtlich und erstaunt in die Augen. „Verlobte!?“ fragte er nur und bekam prompte Antwort von Alexander. „Sie haben schon richtig gehört, Sarah und ich sind verlobt.“ Alexander starrte Robert regelrecht an und schaffte es tatsächlich ihn damit einzuschüchtern. Von der Seite näherte sich Joachim Langhans der gerade vorbeikam und, verwundert über den plötzlichen Menschenauflauf, Zeuge der geladenen Stimmung geworden war. „Was ist hier los?“, fragte er und ging auf Sarah zu. „Sarah-Schätzchen. Alles Okay?“ „Jaja Jo. Robert wollte gerade gehen.“ Antwortete sie. „Wenn es hier Probleme gibt dann fliegst du raus Robert. Ist das klar!“ Mutig stellte sich der drahtige, aber doch deutlich unterlegene Jo vor Robert in Position. Mit erhobenem Zeigefinger hatte er zu ihm aufgesehen und Robert quittierte seine Worte nur mit einem zornigen Schnauben. „Ihr könnt mich alle mal. Ihr werdet schon sehen was ihr davon habt.“, sprach er und entfernte sich. Die drei Zurückgelassenen blickten ihm hinterher und die anderen gingen nach und nach wieder zu ihren Trainingsgeräten um weiter zu trainieren. „Ihr kennt euch?“, fand Jo wieder Worte nachdem Robert außer Hörweite war. Sarah musste trotz des Schrecks nun doch leise lachen. „Tja…. Und scheinbar sind wir sogar verlobt.“, sagte sie und blickte zu Alexander auf. Sein Blick ruhte etwas länger als normal auf ihr und sie bekam sofort wieder einen roten Kopf. „Ach…das wusste ich ja gar nicht.“, scherzte nun auch Joachim. „Ist euch noch nach Training? Oder habt ihr Lust auf einen Shake oder Kaffee in der Bar. Ich habe Feierabend und lade euch gerne dazu ein. Dabei müsst ihr mir aber alles über eure Verlobung erzählen!“, neckte er weiter und sah die Zwei fragend an. Sarah antwortete als Erste. „Also ich hab tatsächlich erst einmal den Schock zu verdauen. Dieser Widerling. Ich trinke gerne einen Kaffee auf dich Jo.“ Auch Alexander, der bereits sein Training beendet hatte, erklärte sich nur zu gerne bereit auf einen Drink mitzukommen. „Wenn ihr auf mich wartet bis ich geduscht habe?!“ Joachim legte den Arm über Sarahs Schulter. „Ja klar warten wir. Sarah kann mir ja bis dahin berichten….von eurer Verlobung oder so….“, grinste er und zog sie mit sich fort.
In einer Ecke der Bar wollte Jo es nun ganz genau wissen und fragte Sarah aus. Die erzählte ihm in wenigen Sätzen grob die Geschichte von dem kleinen Hund und dem Tierarzt. „Ach hör doch auf. Da steckt doch mehr dahinter. Ich kann es dir doch förmlich an der Nasenspitze ansehen.“ Foppte Joachim seine Freundin und stupste ihr mit dem Zeigefinger, den er noch vorhin mutig gegen Robert erhoben hatte, auf die Nase. „Ich kann dich ja verstehen. Alexander Lorenz ist nun wirklich ein Prachtexemplar von Mann. Der würde mir auch gefallen. Nur glaube ich nicht, dass er auf Männer steht.“, seufzte er gespielt. Sarah musste lachen. Ihr Freund hatte sie im Handumdrehen wieder auf andere Gedanken gebracht. Sie hatte ihn schon sehr vermisst in der letzten Zeit und wieder einmal bekam sie einen Zorn auf ihren Ex-Freund, dem sie zu verdanken hatte, dass sie Jo und den Sportclub, aus Angst ihm zu begegnen, so lange gemieden hatte.
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