Heike Schwender, Frederik Offen
Der Weltenschreiber
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Inhaltsverzeichnis
Titel Heike Schwender, Frederik Offen Der Weltenschreiber Dieses ebook wurde erstellt bei
Zum Geleit Zum Geleit Sie sind der Sinn meines Lebens. Meines Handelns. Mein Vermächtnis. Nur durch sie lebe ich. Sie sind meine Verbündeten. Meine Freunde, die mir die Seele entlasten. Ich brauche sie. Die Worte. Alfred, Weltenschreiber
Prolog
Erster Teil - Paris
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Zweiter Teil - Bücherwelt
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Dritter Teil - Bücherwelt
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Ende
Epilog
Übersetzung 1
Übersetzung 2
Karte
Danke
Weitere Bücher der Autoren
Impressum neobooks
Sie sind der Sinn meines Lebens.
Meines Handelns.
Mein Vermächtnis.
Nur durch sie lebe ich.
Sie sind meine Verbündeten.
Meine Freunde,
die mir die Seele entlasten.
Ich brauche sie.
Die Worte.
Alfred, Weltenschreiber
Paris
1982
Alles begann mit einem Buch.
Von außen erschien es ihm klein, alt und farblos. Der dunkle Ledereinband wies bereits deutliche Gebrauchsspuren auf und ein paar der darin liegenden Seiten schienen sich vom Leim gelöst zu haben und lugten unter dem Einband hervor. Sie waren an manchen Stellen eingerissen und hatten sich gelblich verfärbt. Das ganze Buch wirkte so … unscheinbar. Zumindest so lange man es von außen betrachtete. Ein Buch unter vielen in einem Antiquariat, das selbst schon bessere Zeiten gesehen hatte. Doch Monsieur Dupoit ließ sich nicht beirren. Die äußere Hülle, das Erscheinungsbild – er wusste, dass dies alles nur Fassade war. Eine äußerst clevere Art und Weise, nicht aufzufallen und weiterhin unbeachtet in dem hölzernen Regal in der hintersten Ecke des düsteren Verkaufsraums stehen zu bleiben. Wirklich, sehr clever.
Monsieur Dupoit lächelte. Er wusste es besser. Monatelang hatte er in Bibliotheken Nachschlagewerke gewälzt und die Untiefen zahlloser privater Büchersammlungen erkundet. Beim Stadtarchiv kannten sie ihn inzwischen beim Namen. Der Einband des schwarzen Notizbuchs, das in Monsieur Dupoits linker hinterer Hosentasche steckte, war vom ständigen Gebrauch fettig und quoll über vor losen Blättern, auf denen er seine zahllosen Theorien sowie historischen und literarischen Verweise verewigt hatte. Er hatte sich in seiner Wohnung regelrecht vergraben. Zeitungsstapel und Bücher, die er aus Bibliotheken ausgeliehen und dann vergessen hatte, bedeckten sämtliche Möbel und den Boden. Angefangen hatte es mit dem Schreibtisch, aber der war schnell zu klein geworden für all die Nachforschungen, die er betrieb. Heute wusste er schon gar nicht mehr, unter welchen Bücher- und Papierstapeln der Tisch überhaupt stand. Als nächstes hatten dann alle weiteren Ablageflächen in seiner Wohnung dran glauben müssen. Küchen- und Esstisch, die Kommode im Flur, der Schrank im Wohnzimmer und schließlich Stühle und die grüne fleckige Couch. Hatte er nicht auch irgendwann einmal ein Klavier besessen? War das nur im Papierchaos untergegangen oder hatte er es versetzen müssen, um Geld für seine Nachforschungen aufzutreiben?
Marie, seine Frau, hatte anfangs noch über sein liebenswertes Chaos gelächelt und stillschweigend versucht, wenigstens ein Mindestmaß an Ordnung aufrechtzuerhalten. Aber aus dem Lächeln war irgendwann ein gequälter Gesichtsausdruck geworden, schließlich ein Stirnrunzeln und dann war Marie mitsamt ihrem Gesichtsausdruck und ihrer beider Tochter aus der gemeinsamen Wohnung verschwunden und hatte ihn alleine zurückgelassen. Er konnte es ihr nicht verdenken. Vor allem da er ihren Auszug erst nach einigen Tagen bemerkte, dann nämlich, als er endlich realisierte, dass er keine Mahlzeiten mehr vorgesetzt bekam und beißender Hunger bereits seinen Verstand vernebelte. Er ernährte sich anschließend von Kaffee, Zigaretten und belegten Baguettes. Den Schritt aus der Tür, um zu dem kleinen Lebensmittelladen an der Ecke zu gehen, tat er immer dann, wenn er sich daran erinnerte, dass es solch ein Gefühl wie Hunger in der Realität, aus der er sich inzwischen meilenweit entfernt hatte, immer noch gab.
Und nun war er hier. Er hatte sein Ziel erreicht. Monsieur Dupoits Lächeln vertiefte sich. Ein letztes Mal holte er sein Notizbuch hervor, um es zu konsultieren. Er las die letzten paar Zeilen, die er geschrieben hatte – mit euphorischer Hand und dick unterstrichen. Anschließend fand das Buch wieder Platz in der bereits unförmig verbeulten hinteren Hosentasche. Die paar losen Seiten, die beim Wegstecken auf den Dielenboden flatterten, bemerkte Henri Dupoit in seiner Aufregung nicht. Dies war sein Augenblick. Sein Ruhm. Sein Vermächtnis.
Langsam streckte Monsieur Dupoit eine zitternde Hand nach dem Buch aus. Da war es. Unter seinen Fingern konnte er jede Unregelmäßigkeit des dunkelbraunen Ledereinbands spüren. Fast liebevoll glitten sie sanft über die zerfurchte Oberfläche, die ihm auf seltsame Weise vertraut vorkam. Dann wurde sein Griff fester. Monsieur Dupoit schickte sich an, das Werk aus seinem langen Dornröschenschlaf zu erlösen und das Buch aus dem Regal zu ziehen. In diesem Moment verschwand er.
2012
Kapitel 1
Das durchdringende Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. Oder aus ihrem Schlaf? Sarah war sich nicht sicher. Ihr Kopf fühlte sich schwer an. Ob das in ihm aufgestaute Wissen daran schuld war? Die Biographie, die sie sich am vorherigen Tag zu Gemüte geführt hatte, war nicht unbedingt das gewesen, was sie als leicht verdauliche Kost bezeichnen würde. Andererseits konnte natürlich auch die Flasche Rotwein an ihrem vernebelten Verstand schuld sein. War es wirklich nur eine Flasche gewesen? Fast kam es ihr so vor, als hätte sie eine zweite geöffnet...
Das Läuten des Telefons verstummte und Sarah seufzte erleichtert auf. Wohlig ließ sie sich in die Kissen zurückfallen und begann, in einen neuen Traum abzudriften. In dem Traum klingelte das Telefon. Sarah fuhr zusammen. Nicht schon wieder! Wieso ließ man sie nicht einfach in Ruhe schlafen? Es konnte doch noch nicht so spät am Tag sein, oder? Sarah stellte insgeheim fest, dass sie im Laufe der letzten Tage – oder Wochen? – jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Sie öffnete mühsam ihre Augen und wurde mit einem grellen Licht belohnt, das es ohne Zweifel darauf abgesehen hatte, ihr für immer das Augenlicht zu rauben. Rasch ließ sie ihre Lider wieder zufallen und fühlte Erleichterung, als sie sich erneut der friedlichen Dunkelheit anvertrauen konnte. Wenigstens wusste sie jetzt, dass es in der Welt dort draußen Tag war.
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