Neidisch? Gut, dass ich kein Frosch war. Ich wäre doch glatt bis an die Decke gesprungen. „Herr Gott nochmal, Roman, musst du mich ständig erschrecken?“ Wie kam er überhaupt hierher? Gefällt dir Italien? „Wir sind in Italien?“ Anjas Wiederholung meiner Frage klang wie ein Echo. Nur dass sie auf eine Antwort von Ian wartete; ich auf eine von Roman. Woher sollte ich das auch wissen? Ein Ballsaal sah sicher in jeder Stadt prunkvoll aus. Sofern sie über einen verfügte. Wie hast du mich gefunden? „Ist dein Geist jetzt da?“, fragte Anja, die sehr dicht neben Ian stand. Ich nickte und erwartete ihre nächste Frage, die jedoch ausblieb. Oh, der hatte einen Arm um ihre Taille gelegt. Das war nicht gut. Roman gab mir keine Antwort. Aber angesichts der Tatsache, dass meine Freundin gerade mit einem Pir anbändelte auch nicht sonderlich wichtig. Ich glaube, die zwei wollen allein sein. „Das sehe ich auch, verdammt nochmal!“ Bleib ruhig. Du kannst sie nicht daran hindern, wenn sie es nicht will. Und sie sieht so aus, als wäre sie durch nichts davon abzubringen. Zu dumm, dass es sogar Roman auffiel. Allein hätte ich mir einreden können, dass es reine Einbildung war. Ich fasse es nicht , sinnierte Roman. Da waren wir schon zweit. Dass ich die Ähnlichkeit nicht schon eher bemerkt habe! Ich hatte keine Ahnung, wovon er faselte. Ich machte mir verdammt nochmal Sorgen um meine Freundin, die ganz offensichtlich ihren Verstand verlor. Oder konnte der Pir ihre Gedanken verwurschteln? Ihr suggerieren, dass sie ihn wollte? Es war überhaupt nicht typisch für meine Freundin, sich einem Mann so schnell und ungeniert an den Hals zu werfen. Sag Ian, er soll dich heimbringen. „Was? Nein! Ich…“ Halt den Mund und sag es ihm! Sie ist bei ihm sicher. Ich schnaubte empört. Nachdem, was er mir über Vampire, Pir und genetisch veränderte Menschen erzählt hatte, war Anja bei Ian alles andere als sicher. Vertrau mir bitte. Sie ist sicher bei ihm. „Und woher weißt du das?“, flüsterte ich mit zitternden Lippen. Die zwei gingen für meinen Geschmack viel zu vertraut miteinander um, obwohl sie sich erst ein paar Minuten, maximal eine halbe Stunde kannten. Weil ich die Wahrheit sehe, wenn sie mir ins Gesicht springt. Haha, er hatte doch gar keins!
Fluchend verrenkte ich mir die Arme, während ich versuchte, mich aus dem dämlichen Korsett zu befreien. Nach einer geschlagenen halben Stunde gelang es mir endlich. Schnaufend und schwitzend warf ich mich aufs Bett und atmete ein paar Mal tief durch. Froh, meine Lunge wieder ausdehnen zu können und nicht nur sporadisch nach Atem schnappen. Mich langsam wieder aufrappelnd, schälte ich mich aus dem Kleid. Da Roman meine Befreiungsversuche nicht kommentiert hatte, war er vermutlich nicht in meiner Schlafstube. In die er meines Erachtens nach sowieso nicht hingehörte. Hm, schöne Aussicht. Kannst du dich ein wenig drehen? Das durfte doch nicht wahr sein! Ich griff nach dem erstbesten Ding, was mir in die Hände geriet – mein Kopfkissen – und schleuderte es in die Richtung, in der ich Roman vermutete. „Verkrümel dich! In meiner Schlafstube hast du nichts verloren!“ Dass ich nur in Slip und BH vor ihm stand, trieb mich nur umso mehr auf die Palme. Ich hörte, wie sein Lachen leiser wurde und plumpste Kopf schüttelnd auf mein Bett. Würde er das auch tun, wenn er in seinem Körper steckte oder erlaubte er sich diese Freiheiten nur jetzt? Die Frage war jedoch, warum! Gefiel ich ihm? Oder war es eins seiner Hobbys, Frauen beim Umziehen zuzusehen? Ein kleiner Spanner sozusagen. Ich konnte nur raten. Ich würde nämlich einen Teufel tun und ihn danach fragen.
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Roman lachte. Es amüsierte ihn köstlich, sie ein wenig aufzuziehen. Andererseits drängten sich ihm ab und an Fragen auf, die ihn bezüglich Sams Verwandter überhaupt nicht kommen sollten. Wäre ihre Haut heiß oder kühl? Bekäme sie eine Gänsehaut, wenn er sie streichelte? Würde sie schreien, wenn er in ihre Brüste biss. Würde sie feucht werden, wenn er sie über die Bank legte und sie bearbeitete, bis die Zeugen des Schmerzes ihre Haut zierten? Und wie würde es sich anfühlen, wenn er in ihr war?
Als Briony sich vorhin mit dem Korsett abmühte, waren ihm ihre glühenden Wangen aufgefallen. Roman war fasziniert, weil sie damit aussah, als hätte sie guten Sex gehabt. Und er malte sich aus, dass er für ihre rosigen Wangen und die Schweißperlen auf Stirn und Dekolletee gesorgt hatte. Als sie halb nackt vor ihm stand, konnte er sich die Aufforderung nicht verkneifen, obwohl er hätte ruhig sein sollen und sie weiterhin schweigend bewundern. Ihre Reaktion war goldig gewesen. Noch immer musste er lachen. Absurderweise sehnte sich sein – nicht vorhandener – Körper nach Erlösung. Dabei war sie gar nicht sein Typ. Sie war Sam kein bisschen ähnlich. Verwandtschaft hin oder her. Trotzdem, es wäre – theoretisch – einfach, den Körper eines anderen in Besitz zu nehmen. Zumindest laut Auskunft des Ker-Lon, der jedoch keine Garantie dafür gab. Roman mochte ein Briam sein; ein Ker-Lon war er nicht. Er liebte Briony nicht. Sie war ihm nicht mal besonders wichtig. Aber er wollte sie verflucht nochmal in seinem Bett. Oder auf dem Küchentisch. Oder dem Teppich. Oder an der Wand. Nur einmal. So, wie er sich bei anderen Frauen bediente, um seine Gelüste zu stillen. Sie war verfügbar und ganz sicher wäre sie willig. Sicher? Seit seinem Gespräch mit Sael fragte er sich manche Dinge nicht zum ersten Mal. Roman durfte recherchieren, was mit Briony geschehen war beziehungsweise passieren würde. Doch egal, ob sie von ihm gerettet werden konnte oder nicht, sie durfte nicht weiter existieren. Nicht in dieser Zeit! Und Sam? Sie war Saels Saphi, was dieser möglicherweise ahnte, aber nicht wusste. Schließlich hatte Roman ihm nicht gesagt, dass dessen Saphi und die, die er gedachte zu retten, ein und dieselbe Person waren. Trotzdem schien der Ker-Lon geneigt zu sein, anzunehmen, dass es nicht ihr Schicksal war zu sterben. Besonders seit Sael wusste, dass die Vereinigung mit ihrem Briam nie vervollständigt worden war, sie aber dennoch über die Kräfte der Saphi verfügte. Die Erklärungen genügten Sael, um Roman zu gestatten, diese Frau zu retten. Samantha würde also, wenn alles glatt lief, weiterleben. Wäre er der Einzige, der wusste, was er mit seiner Zeitreise erreichte? Nun, damit konnte er leben. Er lachte im Stillen, auch wenn er sich nach wie vor den Kopf zerbrach, wie er Briony retten könnte. Selbst wenn sie überlebte – was er hoffte – durfte sie von niemandem mehr gesehen werden. Verdammt! Ihm war nach einem ordentlichen Schluck Whisky. Oder besser noch Tanar. Er musste wohl oder übel nochmal mit Sael sprechen. Möglicherweise kannte der eine Lösung. Selbst wenn Roman daran zweifelte, dass ein Ker-Lon einem Menschen half.
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