R. R. Alval - Homo sapiens movere ~ gebunden

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"Das Leben kann ein Miststück sein: Es schnallt dir Rollerblades an, verbindet dir die Augen, schubst dich einen Abhang hinunter und sieht grinsend dabei zu, wie du auf den einzigen Baum weit und breit zurast." ~Samantha Bricks, Diebin, movere~
Eine Geschichte, die aus Samanthas plötzlich auf den Kopf gestellten Leben erzählt. Es könnte gerade eben, in der nächsten Stadt passieren – sofern es eine zweite, evolutionsbedingt weiterentwickelte Menschenrasse gäbe und Vampire, Gestaltwandler sowie diverse andere Wesen sich geoutet hätten.
Sam gehört zu dem Teil der Menschen, die movere genannt werden. Dank ihrer Fähigkeiten ist sie eine herausragende Diebin. Doch mit dem Diebstahl einer Statue, die ihr ebenfalls abhandenkommt, werden Dinge ins Rollen gebracht, die Sam nicht aufhalten kann. Mit Alan – einem unmöglichen, arroganten Gestaltwandler – zusammenzuarbeiten, passt ihr kein bisschen. Aber allein kann sie den Wettlauf gegen die Zeit nicht gewinnen. Also dann… Augen zu und durch!

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R. R. Alval

Homo sapiens movere ~ gebunden

Band 1

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Inhaltsverzeichnis Titel R R Alval Homo sapiens movere gebunden Band 1 - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel R. R. Alval Homo sapiens movere ~ gebunden Band 1 Dieses ebook wurde erstellt bei

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Impressum neobooks

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Ende September 2115

Super, das war einfach gewesen. Klar, ich war auch gut vorbereitet. Und hatte mehr zu bieten als eine sehr durchschnittliche Figur. Oder einen knackigen Hintern; plus umwerfend grüne Augen. Meine langen, lockigen, braunen Haare waren Vergangenheit. Geopfert für eine trendige Kurzhaarfrisur. Eine Haarsträhne von mir an einem meiner Arbeitsorte finden? Das Risiko war mir zu groß. Ich schloss die Augen. Atmete tief durch. Leise, aber dennoch zügig lief ich durch den Vorgarten des gepflegten Anwesens. Die Kameras konnten mich nicht entdecken.

Nie!

Eine meiner Spezialitäten.

Lautlos zu sein war für mich ebenfalls eine Leichtigkeit. Kein Geräusch von Stoff war zu vernehmen. Dafür sorgten die eng anliegenden, schwarzen Klamotten. Leichtfüßig nahm ich Anlauf und sprang in einem Satz über den drei Meter hohen Zaun.

Noch eine Eigentümlichkeit, die nicht alltäglich war. Aber zu mir gehörte sie ebenso wie das Atmen. Ich war eine genetische Anomalie. Eine movere . Gut – eigentlich war ich keine Anomalie. Die Fachleute nannten es Evolution. Und ich war bei weitem nicht die einzige movere. Trotzdem war ich äußerlich recht durchschnittlich. Niemand würde mich für eine Diebin halten. Oder für etwas anderes. Denn kleine Diebstahlaufträge nahm ich häufiger an als die anderen Jobs. Solche, bei denen meine Moral viel zu oft überwog und die ich deswegen so gut wie möglich vermied.

Bei überdurchschnittlicher Bezahlung konnte meine Moral jedoch hin und wieder drüber wegsehen. Zum Beispiel, um die Erinnerung aufzufrischen: Manche Leute wollten das Gesetz der Straße ignorieren. Idioten! Da half nur ein kleiner Schubs in die richtige Richtung; von Leuten wie mir.

Und einem netten, dezenten, kleinen Feuerchen…

Das hier jedoch war kein Auftrag.

Weder von der einen noch von der anderen Sorte.

Schließlich war ich selbstständig. Also musste ich hin und wieder Dinge besorgen, die gefragt waren – bevor ein Auftrag dazu vergeben wurde. Später bot ich die gestohlenen Kostbarkeiten anonym übers Internet an. Dem Meistbietenden übergab ich sie. Nachdem das Geld sicher transferiert auf einem meiner getarnten Kontos zinsträchtig auf mich wartete.

Abermals schloss ich die Augen. Konzentrierte mich auf fremde Bewegungen. Auf Geräusche. Doch ich war allein. Immer noch unentdeckt und deswegen auch relativ sicher. Relativ! Denn in das Anwesen eines Gestaltwandlers einzubrechen war gewagt. Manche würden sagen dämlich. Es wieder zu verlassen – womit ich eben beschäftigt war – ebenso. Die waren nämlich etwas schneller als ich. Außerdem hatte ich weder deren Stärke noch deren Instinkte oder Geruchsvermögen. Von einer vertrauenswürdigen Quelle hatte ich deshalb ein Parfum bekommen. Zur Sicherheit.

Hoffentlich funktionierte das auch!

Mit den Schatten verschmelzend lief ich gemächlich zu dem Parkplatz meines geliebten Motorrads – einer brachialen Italienerin mit knappen 170 PS. Eine sehr alte Lady.

Natürlich könnte ich mir eins der neuen Modelle kaufen, aber das wäre nicht dasselbe: Kein Dröhnen des Motors. Keine Vibrationen. Kein berauschendes Fahrgefühl. Außerdem mit allerhand Schnickschnack, den ich zum Fahren nicht brauchte.

Nicht auf einem Motorrad!

Ich nahm den Helm vom Sitz, stülpte ihn über den Kopf und tastete nach der Gürteltasche, in der mein momentan wertvollster Besitz lag; eine kleine Statue. Dann schwang ich mich auf meine Maschine, drückte den Startknopf, vernahm das Röhren der startenden Zündung und fuhr los. Weg von dem Ort, den ich nie wieder betreten würde.

Das war eine eiserne Regel von mir: Brich nie zweimal in das gleiche Gebäude ein. An die hielt ich mich.

Immer!

Warum mir der Gedanke, zweimal den gleichen Ort auszurauben, dermaßen zuwider war? Ganz einfach: Man fühlte sich zu sicher. Daraus resultierten Fehler. Da half es im Nachhinein nicht, sich Vorwürfe zu machen. Solche wie: Oh, das letzte Mal war dort noch kein Alarm. Oder: Beim letzten Mal stand hier kein Wachmann. Nein, das wäre dämlich.

Dann lieber lehnte ich einen Auftrag ab, als irgendwann im Knast zu enden. Wobei das noch die beste Art wäre geschnappt zu werden. Denn von dort wäre ich im Null-Komma-hast-du-nicht-gesehen wieder verschwunden. Verschlossene Türen konnten mich nicht aufhalten. Selbst dann nicht, wenn sie durch modernste Elektronik oder Magie gesichert waren.

Ah, schon war ich da.

Der Rückweg erschien einem immer kürzer, oder?

Das Rolltor zu meiner Garage schloss sich schnurrend hinter mir, noch bevor das Motorengeräusch verstummt war. Ich setzte den Helm ab, stieg ab, legte den Helm auf den Sitz und fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare. Nach einem kurzen Dehnen und Strecken lief ich zur Tür, tippte den Code auf dem Tastenfeld ein und trat aus der Garage direkt in mein Arbeitszimmer. Hinter mir schloss sich die Tür mit einem zischenden Geräusch.

Erst jetzt zog ich meine dünnen, ledernen Handschuhe aus, schmiss sie auf den Tisch, schnallte die Gürteltasche ab und legte diese in den direkt neben der kleinen Couch in die Wand eingelassenen Safe. Jetzt brauchte ich noch eine Dusche. Nach dieser war ich jedoch definitiv reif für mein Bett. Während ich ins Bad tapste, schaute ich an die Uhr.

Man war ich gut! Ich hatte nicht mal zwei Stunden gebraucht.

Schnell schlüpfte ich aus meinen Klamotten; warf sie in die Waschmaschine. Dann hüpfte ich unter die Dusche und ließ das warme Wasser über meinen Körper prasseln. Ich seifte mich mindestens zehnmal gründlich ein, damit auch die letzte Spur des Duftstoffs von meinem Körper verschwand. Denn dass sich morgen alle Köter an meinem Bein rieben, nur weil ich nach läufiger Hundedame roch, wollte ich unbedingt vermeiden. Ich selbst konnte den Duft nicht wahrnehmen. Für die Gestaltwandler – die ich heute besucht hatte – war er sehr irritierend. Hatte mir meine Quelle versichert.

Mit mir selbst zufrieden, stieg ich nach einer halben Stunde aus der Dusche, rubbelte meine Haare einigermaßen trocken, schlüpfte in meinen flauschigen, lavendelfarbenen Bademantel, tapste barfuß in mein Schlafzimmer, ließ den Bademantel fallen und fiel mit dem Gesicht voran in mein Bett. Schwerfällig drehte ich mich auf den Rücken. Gott, war ich müde. Mit den Beinen strampelte ich solange, bis ich die Decke zu fassen bekam. Ich zog sie mir bis ans Kinn und glitt in einen wohligen Tiefschlaf.

Ich hätte schwören können, dass ich eben erst eingeschlafen war. Jedenfalls wurde ich recht unsanft geweckt. Nur gut, dass ich – so aus dem Tiefschlaf gerissen – die Reflexe eines Teppichbodens besaß. Ansonsten wäre ich wohl katapultartig aus dem Bett gehupft und meiner Mitbewohnerin mitten ins Gesicht.

Verschlafen blinzelte ich meine Freundin Laura an, mit der ich mir seit etwa vier Jahren das Haus teilte. Dass sie tatsächlich einmal daheim war und nicht auf der Arbeit fand ich – milde ausgedrückt – seltsam.

Obwohl ich mich natürlich freute, sie zu sehen. Ein paar Stunden später hätte ich mich möglicherweise noch ein bisschen mehr gefreut. Aber sie war da. Das allein verdiente schon mindestens vier dicke, fette Kreuze in meinem Kalender.

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