„Oh doch, wirst du!“ erwiderte Mavis jedoch sofort. „Deine Flugboote sind für den zivilen Gebrauch konzipiert worden, nicht für den militärischen Einsatz!“
„Ja und? Dann verpasst ihnen ein paar Wummen und ein dickeres Fell!“ zischte Jorik.
Mavis schüttelte den Kopf, musste aber auch leise lachen. „Damit ist es aber nicht getan. Die Dinger müssen schneller werden und vor allem wendiger. Viel wendiger! Und das geht nur mit deiner Hilfe!“ Er schaute Jorik direkt an. Man sah, dass seinem Freund nicht gefiel, was er hörte, doch blieb er stumm. „Also los, Junge!“ forderte Mavis ihn auf. „Captain Liminos...!“ Er deutete auf den Offizier, der sich in einigen Metern Abstand aufhielt und zu ihnen herüberschaute. „…wartet schon auf dich. Denkt euch was aus und macht mich damit richtig glücklich!“ Er grinste kurz, aber breit.
„Arschloch!“ zischte Jorik, doch erhob er keinerlei Widerspruch.
„Ja, ich liebe dich auch!“ erwiderte Mavis ohne große Emotionen. „Man sieht sich! Shamos!“ Er nickte dem Wissenschaftler zu, der seine Geste zögernd erwiderte, dann drehte er sich um und ging zum Ausgang.
„Mavis hat Recht!“ meinte Shamos.
Jorik schaute seinen Freund an und nickte. „Ich weiß! Es ist nur, weil...!“ Er stoppte ab und musste schlucken. Sein Gesichtsausdruck war tieftraurig.
„Ich weiß!“ erwiderte Shamos und lächelte traurig. „Wir alle fühlen genauso!“
„Esha!“ Mavis Ruf kam vom Ausgang. Der Commander hatte sich noch einmal herumgedreht und schaute direkt in ihre Richtung.
Bevor Shamos und auch Jorik noch richtig reagieren konnten, rief Esha. „Ich komme!“
Während Shamos Gesicht so ziemlich jede Farbe verlor und auch Jorik äußerst überrascht blickte, drehte sich Esha mit einem liebevollen, breiten Lächeln zu Shamos und schaute ihm direkt in die Augen. „Ich muss gehen!“
„Aber...?“ Shamos war sichtlich entsetzt, doch sah man ihm an, dass er bereits eine böse Vorahnung hatte. „…wohin?“
Wieder lächelte Esha. Sie hob ihre linke Hand und streichelte sanft Shamos rechte Wange. „Ich werde Mavis begleiten!“
„Das…! Das darfst du nicht! Das ist...!“
„...viel zu gefährlich, ich weiß!“ Ihre Stimme klang sanft. „Aber ich kann hier nicht rumsitzen und nichts tun. Ihr alle habt eine Aufgabe – nur ich nicht!“
„Du stehst mir zur Seite!“ erwiderte Shamos. „Das ist eine überaus wichtige Aufgabe!“
„Esha!“ rief Mavis erneut und etwas bestimmter.
Esha schaute kurz zu ihm, dann wandte sie sich wieder an Shamos und schüttelte sanft den Kopf. „Du kommst auch ohne mich zurecht!“ Sie küsste ihn sanft auf den Mund. „Bitte. Ich möchte auch etwas Sinnvolles tun!“ Sie wartete, bis Shamos sie direkt ansah. „Lass mich gehen!“
„Aber...!“ Shamos verstummte. Er wusste, er konnte Esha nicht halten. „Bitte pass auf dich auf!“
„Natürlich, das werde ich! Und jetzt küss mich, damit ich immer daran erinnert werde, was hier auf mich wartet!“ Sie beugte sich vor und beide umschlangen sich in einem langen, leidenschaftlichen Kuss.
Jorik konnte nicht zuschauen. Obwohl er den beiden jede Sekunde von Herzen gönnte, verursachte ihr Anblick bei ihm doch nur Schmerzen. Er hatte große Mühe, seine Tränen zu unterdrücken. Er wünschte sich so sehr, dass jetzt Alisha bei ihm sein könnte und sehnte sich nach ihren Berührungen.
Dann trennten sich Esha und Shamos wieder. „Wenn ich zurück bin, werde ich dich für alles entschädigen. Tiefer, härter und länger! Na, wie klingt das für dich?“
Shamos antwortete ihr nicht, sondern lächelte nur traurig und nickte.
„Esha!“ Mavis Ruf klang jetzt vorwurfsvoll und ungeduldig.
„Auf bald, Liebster!“ Sie küsste Shamos noch einmal. Als sie sich wieder trennten, wandte sie sich kurz an Jorik. „Jorik!“ Sie nickte ihm zu.
Ihr Freund erwiderte ihre Geste. „Bleib bei Mavis. Da bist du sicher!“
Esha musste leise auflachen. „Bist du dir da sicher?“ Dann drehte sie sich um und ging.
„Verdammt, warum hat das denn so lange gedauert?“ raunte Mavis sofort.
„Himmel, Mavis. Ich werde mich wohl noch verabschieden dürfen!“
„Schon, aber das war ja fast schon ein halber Porno, hör mal!“
„Was?“ rief Esha und starrte ihn an.
„Da!“ Mavis deutete auf ihre Haare. „Selbst deine Haare sind rot dabei geworden!“
„Hör endlich auf, dich über meine Haarfarbe auszulassen, verdammt!“ rief sie.
„Dann begib dich in den Tarnmodus und setz endlich deine Mütze auf!“
Esha schnaufte gereizt, doch anstatt noch etwas zu sagen, tat sie, was Mavis wollte und zusammen verließen sie den Raum in Richtung Kitaja .
„Mavis wird auf sie aufpassen!“ meinte Jorik, als er den beiden, genauso wie Shamos, nachschaute.
Sein Freund nickte. „Ich weiß!“ Seine Stimme klang traurig. „Aber ich habe trotzdem Angst um sie!“ Er schaute Jorik mit feuchten Augen an.
Der blickte einen Moment stumm zurück und nickte dann verständnisvoll. „Ich weiß, alter Freund. Ich weiß!“
„Täusche ich mich...?“ meinte Captain Cosco leise, während er unvermittelt stehen blieb und Damos direkt anschaute. „...oder kann es sein, dass wir schon wieder nicht mehr allein sind?“
Er hatte dieses Gefühl schon seit geraumer Zeit gehabt, war sich aber nie wirklich sicher gewesen, ob seine Wahrnehmung real war oder ob er sich das alles nur einbildete.
Immerhin brach die Nacht jetzt schnell über sie herein und die Sichtverhältnisse in diesem äußerst dichten und ohnehin schon düsteren Waldstück waren mehr als bescheiden.
Dennoch glaubte er dann und wann eine Art Stampfen gehört zu haben, ganz so, als würde etwas Schweres zu Boden sinken. Oder das Knacken eines Zweiges innerhalb des Wisperns des leichten Windes, der sie umgab. Er sah Schatten in der Dunkelheit, die sich anders bewegten, als sie es eigentlich tun sollten und glaubte Gerüche zu erhaschen, die nichts Pflanzliches an sich hatten.
Immer aber war er sich im letzten Moment nicht sicher, ob er nicht doch träumte und ihm seine eigene innere Anspannung einen Streich spielte.
Doch dieses Mal...
Erst ein dumpfer Schlag, dann ein leises Grollen und schließlich ein deutlicher, großer Schatten, der von einem Baum zum anderen huschte.
Kein Zweifel, sie waren nicht mehr allein!
„Nein...!“ erwiderte Damos beinahe emotionslos, während auch er stehenblieb und in die Dunkelheit hinein lauschte. „Sie irren sich auch diesmal nicht. Wir werden beobachtet!“
„Was?“ rief Vilo, erschrak sofort, weil es viel lauter klang, als er es gewollt hatte und zuckte dabei instinktiv zusammen. Er schaute Damos entgeistert an, doch der Alte schien die Ruhe selbst.
„Schon eine ganze Weile!“ meinte er und fast glaubte Vilo, ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ihm durch den Kopf, dass es ein Fehler gewesen sein mochte, dem Alten zu vertrauen und dass sie besser dem Rat der Dörfler gefolgt wären und das Waldgebiet hier umrundet hätten, doch der Gedanke ging so schnell, wie er gekommen war.
„Welche Art von Teufelei ist es dieses Mal?“ fragte Vilo und zog langsam und leise sein Schwert aus der Scheide in seinem Rücken.
„Das liegt einzig an uns selbst!“ erwiderte Damos fast schon salomonisch.
„Was soll das schon wieder heißen?“ fragte Vilo, wie er fand völlig zurecht.
„Wenn wir Böses im Sinn haben, wird uns Böses widerfahren. Wenn wir reinen Herzens sind, wird sich uns das Gute offenbaren!“
„Das klingt mir aber ziemlich wild danach, dass wir voll am Arsch sind!“ raunte jetzt auch Cosco merklich angesäuert und zog ebenfalls sein Schwert.
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