„Meine Männer sind weiterhin aufs Äußerste bemüht, Kontakte zu anderen Gruppen überall auf Santara aufzunehmen, doch ist es uns bisher nicht gelungen, in Verbindung mit größeren, militärischen Einheiten zu treten. Mit Mavis Hilfe aber können wir zumindest noch davon ausgehen, dass sowohl der Nuri ...!“ Er deutete auf den Bildschirm, wo Jorik erst jetzt die vier Signale in verschiedenen Farben wahrnahm, die die Positionen der obersten, noch lebenden Befehlshaber der poremischen Streitkräfte symbolisierten. Das Gelbe von ihnen blinkte auf ihrem jetzigen Standort. Es war das des Noni , dem Befehlshaber der Bodeneingreiftruppen – Mavis.
Joriks Blick wanderte nach Nordwesten und als er dort ein grünes Signal erkannte, entspannte er sich ein wenig, denn dieses Signal gehörte ihrem Freund Vilo. Nach dem Tod des amtierenden Nuri hatte er seine Nachfolge angetreten und war zu einer eilig einberufenen Konferenz nach Adi Banthu , der größten Insel im galpagischen Meer gereist, um die noch verbliebenen Truppen aller Streitkräfte auf Santara unter einem Kommando zu vereinen, um dem Feind entgegenzutreten.
Doch kurz nach seinem Eintreffen wurde die Insel ebenfalls Ziel eines vernichtenden Angriffs und innerhalb weniger Stunden nahezu vollständig zerstört. Vilo, das konnten sie anhand des Signals erkennen, hatte fliehen und sich auf der anderen Seite des Ozeans nach Orotash in die nördlichen Wälder flüchten können. Da es noch blinkte, war er auch noch am Leben. Jorik, Mavis, Esha und Shamos wussten aber auch, dass seine Frau Kaleena bei ihm war, doch ob auch sie noch am Leben war, konnten sie nur hoffen.
„...als auch der Nadi und der Neri ...!“ fuhr Aristo weiter fort.
Zwei weitere Signale erkannte Jorik. Eines in Blau, das andere in Schwarz. Das war zum einen der Nad i, der Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte und zum anderen das Signal von Commander Panthos, als Neri Mitglied des Stabes und Leiter der Abteilung für besondere Missionen. Er war von allen anderen ungeliebt und noch dazu erbärmlich hässlich. Jorik fiel auf, dass diese beiden Signale in Blau und Schwarz sehr dicht beieinanderlagen.
„...noch am Leben sind. Außerdem ist bei den beiden Letztgenannten davon auszugehen, dass sie sich auf der kleinen Unovali-Inselgruppe zusammengefunden haben. Wir haben also unsere Bemühungen, dorthin eine Verbindung herzustellen, entsprechend verstärkt, obwohl wir davon ausgehen können, dass sie dort nicht lange bleiben werden, da sich dort keine militärischen Einheiten befinden!“ Der Admiral drehte sich zurück zu den Anwesenden und atmete einmal tief durch. „Soweit alles Wichtige von mir. Sobald sich an dem jetzigen Zustand etwas ändert, werde ich sie selbstverständlich sofort informieren!“ Er nickte der Menge zu und wandte sich dann an seinen Offizier zur Rechten. „Captain Umuri!“
Der hochgewachsene Mann mit den kurzen, schwarzen Haaren und einem markant eckigen Gesicht, nickte dem Admiral zu und räusperte sich kurz. „Nachdem wir vor nunmehr 21 Stunden von Jorik die Baupläne für die Flugboote erhalten haben...!“ Er blickte zu Jorik, der sich wieder an den Captain erinnern konnte. Der Mann war absolut brillant und beide hatten innerhalb von nur wenigen Minuten die gleiche Sprache gesprochen. „...und uns mit ihm zusammen auf die bestmögliche Vorgehensweise beim Bau der Schiffe geeinigt haben, ist die Produktion planmäßig angelaufen und wird mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln vorangetrieben. Wir haben uns hierbei auf Boote der mittleren Größe mit einem Fassungsvermögen von etwa hundertfünfzig Personen geeinigt, da bei ihnen der Zeit-Nutzen-Faktor am effizientesten ist. Die Produktion größerer Boote würde wesentlich länger dauern, kleinere Boote bieten nicht genug Platz. Zurzeit sind neun Boote in der Produktion, das erste von ihnen wird bald zu Wasser gelassen werden können, sodass dann bereits mit dem Innenausbau begonnen werden kann. Sollten keine größeren Probleme auftreten, wird das erste Flugboot in drei Wochen zum Jungfernflug starten können!“ endete Umuri.
„Danke!“ erwiderte Aristo und wandte sich an Umuris Nebenmann. „Captain Balir?“
Der schon etwas ältere Mann mit dem sauber gestutzten Schnauzbart und auffallend großen, freundlichen blauen Augen, nickte. „Wir haben unseren gesamten Rohstoffvorrat gesichtet. Bei den berechneten Mengen, die für ein Flugboot der aktuellen Größe benötigt werden, reicht unser Kontingent aus, um etwa dreißig Schiffe dieser Art zu bauen!“ Er hielt kurz inne, weil er von allen Seiten überraschte Bemerkungen bekam. Auch Jorik war angesichts der Größenordnung sichtlich beeindruckt. Eine Flotte von dreißig Schiffen war eine nicht zu verachtende Streitmacht, doch angesichts der Übermacht des Feindes für die Rettung von Überlebenden auf einem ganzen Planeten sicher lange nicht genug, um weiteres millionenfaches Sterben zu verhindern.
„Das ist nicht genug!“ entfuhr es Jorik und sofort hatte er alle Blicke auf sich.
Captain Balir schüttelte den Kopf. „Das ist alles, was wir hinkriegen werden. Natürlich bemühen wir uns darum, mit unseren U-Booten weitere Rohstoffe zu bekommen, aber die Chancen hierfür sind sicher mehr als gering. Wir brauchen hier bereits verarbeiteten Stahl, wir selbst können das mit unseren Maschinen nicht. Anhand der Vorgehensweise der Fremden ist jedoch davon auszugehen, dass sowohl alle Fabriken, als auch alle nennenswerten Rohstofflager auf dem Festland in unserer Nähe vernichtet wurden!“
„Dann müssen wir die Pläne weitergeben!“ hob Jorik an. Seine Stimme klang unzufrieden und gleichzeitig verzweifelt.
„Das werden wir!“ erwiderte Mavis und drehte sich zu seinem Freund. Bevor er weitersprach, wartete er, bis Jorik ihn direkt ansah. „Natürlich werden wir deine Pläne auf dem ganzen Planeten weitergeben, damit auch andere die Möglichkeit haben, diese Schiffe zu bauen. Doch dazu müssen wir erst einmal wissen, wo es Menschen gibt, die sie wirklich nutzen können. Aufs Geratewohl hinauszufahren macht keinen Sinn und dazu fehlen uns auch einfach die Kapazitäten!“
„Dann schickt eines der U-Boote raus!“ Jorik gab noch nicht auf.
„Gern! Sag mir wohin, Jorik und es läuft noch heute aus!“ Mavis hielt den Blick seines Freundes fest.
„Ich...ich weiß nicht! Nach Tibu n oder... Orotash ...oder an unsere eigene Ostküste!“
Doch Mavis schüttelte den Kopf. „Wenn wir sicher sein können, dass die Pläne dort hilfreich sind, dann sofort! Aber noch haben wir keine Verbindung in diese Gegenden und wissen nicht, wie es dort aussieht. Es wäre eine Reise ins Ungewisse und daher nicht logisch! Wir brauchen alle U-Boote für unsere Rettungsaktionen!“
„Wie willst du mit U-Booten Menschenleben retten?“
„Nun, sie werden den Flugbooten bis an die Küste folgen und ihnen bei ihren Rettungsflügen mit ihren Waffensystemen an Bord zusätzlichen Schutz bieten. Außerdem werden sie ebenfalls Flüchtlinge von den Flugbooten aufnehmen, solange, bis alle gefüllt sind und dann hierher zurückkehren. So werden wir sinnvoll arbeiten!“ Er stoppte ab, atmete einmal tief durch und beugte sich zu Jorik. Seine Stimme klang etwas gedämpfter „Ich weiß, du willst helfen, aber wir haben einfach nicht genug Möglichkeiten und müssen unsere Kräfte so effizient nutzen, wie nur möglich. Und ich rette lieber hier die Menschen wahrscheinlich, als woanders möglicherweise!“
Jorik schaute Mavis stumm an, dann nickte er niedergeschlagen.
Mavis nahm diese Geste dafür, dass Jorik seine Gedankengänge verstanden hatte und klopfte ihm nochmals verständnisvoll auf die Schulter. „Wie sieht es mit dem Treibstoff aus?“ wandte er sich dann an Captain Umuri. „Eine solch große Flotte ist ja gut und schön, nur werden wir sie auch vollständig nutzen können?“
Читать дальше