„Liam, ich bin nicht ganz ehrlich zu dir gewesen“, gestand sie endlich und Liam sah sie fragend an.
„Es stimmt, dass ich gerne zur See fahre und ein gutes, schönes Schiff zu schätzen weiß“, fuhr Nyah fort. „Es ist nur so, dass es für mich bei weitem nicht so etwas Besonderes ist, wie du vielleicht glaubst. Als ich dir sagte ich habe eine private Mitfahrgelegenheit hierher nach Jamaica gehabt, da habe ich dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Es ist… es ist mein eigenes Schiff, mit dem ich hierhergekommen bin.“
Nyah war beinahe erleichtert, dass sie es Liam nun endlich gesagt hatte. Nun sah sie ihn forschend an und wartete seine Reaktion ab.
„Bist du mir böse?“, fragte sie leise nach einer Weile, während der Liam sie schweigend und mit unbewegter Miene angesehen hatte. Er schüttelte sofort den Kopf.
„Nein! Nein, natürlich bin ich dir nicht böse. Ich bin nur – überrascht. Das hatte ich nicht erwartet.“
Dann lachte er auf einmal herzlich auf.
„Und ich habe mich eben schon gefragt, woher du dich so gut auskennst, dass du mir all diese genauen Fragen stellen konntest. Nyah, wie machst du das nur?“
„Wie mache ich was?“, fragte Nyah verwirrt.
„Immer wieder überraschst du mich! Du bist wirklich die außergewöhnlichste und faszinierendste Frau, die ich je gesehen habe.“
„Ist das jetzt ein Kompliment?“, fragte Nyah und spielte die Entrüstete.
„Oh ja, und ob!“, bestätigte Liam und sein Lächeln raubte ihr beinahe den Atem. Für einen Moment verlor sie sich in seinen tiefblauen Augen. Erst als Liam näher zu ihr trat erlangte sie ihre Fassung zurück und erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde als er sich langsam zu ihr hinab beugte, während er sie noch immer anlächelte. Auch Liam merkte es und ergriff rasch ihre Hand und führte sie an seine Lippen um zärtlich ihre Knöchel zu küssen. Sofort entspannte Nyah sich wieder und ließ ihn gewähren. Glücklich erwiderte Liam ihr Lächeln, wenngleich er all seine Selbstbeherrschung aufbringen musste, um sie nicht in seine Arme zu ziehen und richtig zu küssen. Doch er spürte dass das zu viel für sie gewesen wäre. Wieder hatte er einen Hauch von Angst in ihren Augen aufblitzen sehen. Er würde Geduld haben.
Langsam ließ er ihre Hand wieder sinken, hielt sie jedoch weiter fest. Nun wollte er unbedingt mehr über Nyahs Schiff erfahren und sie erzählte ihm bereitwillig von der Dawning Star . Sie war jedoch froh und erleichtert dass er nicht danach fragte, warum sie ein Schiff besaß. Sie vermutete aber dass Liam annahm sie würde ebenfalls Handel treiben, ähnlich wie er selbst. Das würde auch ihre offenbar weitreichenden Beziehungen erklären. Und wenn er das dachte, dann war es auch gut so. Die Wahrheit durfte er nicht wissen, auch wenn Nyah die vage Ahnung hatte dass das irgendwann unvermeidlich sein würde. Auf unbestimmte Weise schien ihr beider Schicksal miteinander verbunden zu sein, auch wenn sie noch nicht wusste warum und auf welche Weise.
Nyah erzählte Liam ausführlich von der Dawning Star und beantwortete all seine Fragen. Sie sah wie beeindruckt er war. Nicht nur von dem Schiff sondern auch darüber, wie gut sie sich mit Schiffen auskannte.
„Fährst du sie selbst?“, fragte er nach einer Weile. „Die Dawning Star meine ich.“
„Ja, natürlich“, antwortete Nyah lachend und Liam stimmte in ihr Lachen mit ein. Nun war er wirklich beeindruckt.
Die Dawning Star war ein verhältnismäßig kleines, jedoch ungemein schnelles und wendiges Schiff. Sie war deutlich kleiner als die Pleasure , wobei das, wie sowohl Liam als auch Nyah wussten, rein gar nichts zu sagen hatte. Nyah hätte jedoch auch problemlos ein Schiff wie die Pleasure steuern können. Völlig problemlos, denn auch ein Schiff dieser Größe war sie gewöhnt. Die Pleasure glich in Bauweise und Eigenschaften beinahe erschreckend der… Doch diesen Gedanken ließ Nyah unvollendet.
„Würdest du mir dein Schiff zeigen?“, fragte Liam auf einmal. „Ich würde die Dawning Star wirklich gerne sehen.“
Einen Augenblick zögerte Nyah, doch dann nickte sie. Es bestand keine Gefahr, sagte sie sich. Nichts an der Dawning Star würde sie verraten. Außer vielleicht die Tatsache selbst, dass Nyah sie besaß.
„Warum nicht“, sagte sie schließlich. „Sie liegt jedoch nicht in einem der Häfen sondern in einer etwas abgelegenen Bucht. Wir müssten hin reiten.“
„Nichts wäre mir lieber“, gab Liam leise zurück und lächelte Nyah an. Sie erwiderte sein Lächeln.
Dann merkten sie dass es an der Zeit war, zu Liams Haus zurückzukehren. Die anderen würden bestimmt schon auf sie warten. Also verließen sie die Pleasure nachdem Liam dem kleinen Teil seiner Crew, der momentan auf dem Schiff war, ein paar kurze Anweisungen gegeben hatte und gingen wieder die Straße zu seinem Haus zurück.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen verabschiedeten Nyah und Ashad sich schließlich. Bereits zuvor hatten Liam und Nyah sich für einige Tage später verabredet. Dennoch fiel es Liam schwer, sie jetzt gehen zu lassen. Unglaublich schwer.
„Ich werde da sein“, raunte er Nyah zu, als sie sich von einander verabschiedeten und sie lächelte ihn an. Wie schon so oft würden sie sich an der traumhaften und meist menschenleeren Botigo Bay treffen.
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