Ein kurzes Pfeifen, dann ein dumpfer Aufschlag und der Saugnapf saß fest. Und schlagartig waren da keine Lichtschranken mehr.
Er ließ sich wieder auf die Füße sinken und betrachtete en Pfeil von allen Seiten. Es war kein blaues Licht mehr zu sehen.
Und die himmlische Ruhe sagte ihm, dass kein Alarm ausgelöst worden war.
Zur Kontrolle schaute er aber auf sein Kontrollgerät am Gürtel, doch die Digitalanzeige zeigte nur 40 KHz an, die normale Frequenz in jedem Haushalt.
Ein Alarm würde mindestens Megahertz bringen, wenn nicht sogar, wie bei dieser hochentwickelten Anlage, Gigahertzfrequenzen freisetzen.
Er lächelte ein wenig zufrieden und trat in den Raum. Sein Ziel war der zweite Sender.
Er erkannte ihn sofort. Das Ding gab einen rasiermesserscharfen Lichtstrahl auf die gegenüber liegende Wand ab. Dort war ein Absorber, der die Energie auffing und wieder zurückleitete.
Einen Tritt in diesen Strahl und er würde eine ziemlich üble Schnittwunde bekommen.
Aber er hatte dergleichen ja auch nicht vor.
Er griff in seine Hosentasche und holte eine Art Hufeisen hervor, an dessen einen Ende ein Digitalziffernblatt abstand.
Vorsichtig schob er das Gerät von unten um den Sender und schaltete es ein.
Der Sender strahlte in einer bestimmten Frequenz. Wahrscheinlich im hohen Megaherzbereich. Er musste die Frequenz bestimmen, neutralisieren und umkehren. Nur so konnte er die Tür zum Tresor öffnen.
Er ließ sein Gerät zunächst die oberen Megaherzbereiche absuchen, mit sehr hoher Geschwindigkeit. Irgendwo bei 980 MHz leuchtete eine kleine Lampe auf und das Gerät stoppte seinen Lauf.
40 Gigahertz zeigte es an. Er ließ das Gerät mit halber Geschwindigkeit zurücklaufen. Wieder leuchtete die Lampe, das Gerät stoppte bei 982 MHz.
Jetzt schaltete er auf Handbetrieb um, ging Frequenz für Frequenz ab.
Bei 987 MHz leuchtete die Lampe erneut auf, ein leises Pfeifen war zu hören und der Sender änderte seine Farbe von blau auf grün.
Das war das Zeichen. Die Tür zum Tresor wurde geöffnet.
Und was war die Tür zum Tresor?
Er musste wieder lächeln.
Das Bett war die Tür! Dieser alte, stinkreiche Drecksack schlief auf seinem Geld, träumte wahrscheinlich nachts von seinen Millionen.
Diese verrückten Engländer. Snobs ohnegleichen.
Mit einem leichten Summen wurde das Bett in die Wand gezogen und der Tresor war frei.
Er ließ das Gerät am Sender zurück und ging zum Bett.
So weit, so gut.
Bis jetzt war alles nur Spaß gewesen, zumindest hatte es ihm Spaß gemacht. Doch ab jetzt würde er schwer nachdenken müssen, denn von den vier Millionen Dollar, die die Sicherungsanlagen gekostet hatten, hatte allein der Tresor, beziehungsweise die Sicherheitsvorkehrungen dafür, zwei Millionen Dollar gekostet.
Und deshalb sah das Ding auch gar nicht aus, wie ein Tresor, sondern es war ein Schachbrett! So fiel er gar nicht auf, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass es ziemlich ungewöhnlich war, etwas Derartiges unterm Bett zu haben.
Und so musste er wohl oder übel Schach spielen. Schach mit dem Computer. Konnte er ihn besiegen, waren ihm die Juwelen sicher.
Wenn nicht, war er nicht nur sieglos, sondern auch angeschmiert. Aber es half nichts. Das System ließ sich nicht anders überlisten.
Also musste er spielen.
Er drückte den blauen Knopf und der Computer war in Betrieb genommen.
Guten Tag, Mr. Paddington! , gab der auf dem Leuchtziffernband zu verstehen.
„Hallo, Miststück!“, gab er leise zurück.
Bitte geben sie den Codeschlüssel ein!
Doch das konnte er nicht. Er kannte ihn nicht und es hätte sinnlose Mühen gekostet, ihn zu bekommen. Mr. Paddington hatte ihn im Hirn, nirgendwo sonst verzeichnet und er war der Einzige, der ihn kannte.
Und weil dem so war, war ein Spiel gegen den Computer die einzige Möglichkeit an das Vermögen heranzukommen, wenn ihm etwas passieren sollte.
Nur wer gut genug war, den Computer zu schlagen, sollte auch das Geld bekommen , so hatte er einmal gesprochen und seine Frau damit an den Rand eines Herzinfarktes getrieben.
Und deshalb würde es jetzt keinen Codeschlüssel geben, auch wenn ihn der Computer gerade zum zweiten Mal dazu aufforderte.
Stattdessen nahm er die weiße Dame und stellte sie auf die Grundposition.
Eine Sekunde später war auf dem Leuchtziffernband zu lesen:
Ah, sie möchten ein Spielchen wagen. Das freut mich. Wir haben schon sehr lange nicht mehr gespielt. Es wird mir ein Vergnügen sein, mich mit Ihnen zu messen.
Sind sie so freundlich und positionieren die Figuren?
Er tat, was der Computer verlangte.
Danke , stand zu lesen, als er fertig war. Sie haben den ersten Zug!
Tja, und so spielte er. Fast eine halbe Stunde.
Und er spielte gut.
Seine Züge waren wohlüberlegt und dennoch sehr schnell ausgeführt.
Nach dem 17. Zug war der Computer seine Dame los, was eine fast einminütige Überlegungspause nach sich zog.
Nach dem 29. Zug war das zweite Schach fällig und das Schachmatt unausweichlich.
Sein Gegner überlegte erneut eine lange Zeit, bevor er auf dem Leuchtziffernband zu verstehen gab.
Matt in zwei Zügen. Sie haben hervorragend gespielt, Mr. Paddington. Ich gratuliere.
Wollen sie die Partie zu Ende spielen?
„Natürlich nicht, du Arschloch!“ gab sein Gegner mit einem breiten Grinsen zu verstehen und drückte den roten Knopf neben dem Leuchtzifferband.
Die Schrift erlosch und ein Piepton ertönte.
Sekundenbruchteile später glitt das Schachbrett zur Seite und der Tresor war geöffnet.
Der Inhalt, der ihm entgegen funkelte, hätte sicherlich jede normale Frau vor Neid erblassen lassen.
Denn da waren nicht etwa ein Dutzend Schmuckstücke zu sehen, da war ein ganzer Arsch voll von diesen Dingern.
Sein Informant hatte gesagt, es dürfte etwa ein halber Zentner sein, aber angesichts dieser Massen schien ihm das leicht untertrieben zu sein.
Naja, war auch egal. Er hatte schließlich nicht vor, jetzt einen großen Sack vollzustopfen und sich damit abzuschleppen.
Er suchte etwas ganz anderes.
Was nützten ihm schließlich 25 Kilo Schmuck im Wert von rund fünf Millionen Dollar, wenn er sich deswegen einen Bruch heben musste.
Da griff er doch lieber nach der kleinen roten Schatulle und öffnete sie.
Der Anblick der vier lupenreinen Diamanten trieb ihm ein breites Lächeln auf die Lippen. Jeder einzelne eine runde Viertelmillion wert.
Und der verdammte Scheiß wog nicht mal 400 Gramm.
Das reichte voll und ganz.
Schnell schloss er die Schatulle wieder und verstaute sie in seinem schwarzen Beutel am Gürtel.
Ein letzter Blick auf das Schachbrett und...
Seltendämlicher Computer . „Nimm es nicht so tragisch Kumpel, aber du scheinst heute nicht deinen Glückstag zu haben!“ Wieder ein Grinsen und ein erneuter Zug der Dame. „Schachmatt!“
Und damit war er auch schon aus dem Zimmer.
Bevor er richtig Gas gab, hielt er vor dem Ankleidezimmer inne und warf einen letzten Blick auf die zweite Hausangestellte.
„Vaja condios, Geilchen. Ich heb ein paar Tropfen für dich auf, für den Fall, dass wir uns wiedersehen!“
Fehlzug! , war auf dem Leuchtziffernband zu lesen. Bitte wiederholen sie. 1. Warnung!
Fast wäre er gestolpert und hätte den Weg bis zur Eingangstür im Fluge zurückgelegt. Gerade im letzten Moment bekam er aber doch die Kurve und riss die Klinke nach unten.
Sekundenbruchteile später verharrte er in seiner Bewegung und das Blut gefror ihm in den Adern.
Bitte revidieren sie ihren Zug, Mr. Paddington! 2. Warnung!
Gottverdammt, wie sehr er doch Revolver hasste.
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