Und doch war jeder tief in seinem Inneren stolz darauf, hier leben zu dürfen, denn natürlich war man ja auch selbst ein bisschen verrückt.
Trotzdem lohnte es sich, hier zu leben, denn immerhin war man hier am wirklichen Nabel der Welt.
Hier war man in dieser wunderbaren, gottverfluchten Multi-Millionen-Seelen-Gemeinde, die sich City of New York nannte!
Und in diesem Nabel der freien, kapitalistischen Welt gab es auch die Rassen dieser Welt.
Von weiß über gelb, wobei dazwischen jede Menge Grauschattierungen zu finden waren, einem blässlichen rot - ja rot! - dazu Spuren von grün und letztlich jede Menge kakaobraun und schwarz.
Da waren die Weißen, die sich bemühten, die Stadt, Ihre Stadt, amerikanisch zu führen, zu leiten, geleiten, was ihnen nur mittelmäßig gelang, denn irgendwie schienen sie sich alle der Tatsache bewusst zu sein, dass nicht einer - wirklich? - nicht mal sie selbst echte Amerikaner waren, es im ganzen New York nicht einen echten - e c h t e n - Amerikaner gab.
Wie zum Teufel sollten sie also diesen Millionenkochtopf der Rassengemüse amerikanisch führen, wenn nirgendwo auch nur ein Tropfen amerikanisches Blut in ihnen floss?
Englisches, irisches, deutsches, französisches, russisches? ‚ aber ganz sicher kein amerikanisches.
Weil sie ja alle Nachkommen derer waren, die verrückt genug waren, aus ihrem wirklichen Heimatland zu flüchten, bevor man sie wohl rausgeschmissen hätte, und glaubten, sie konnten hier - h i e r - ausgerechnet - großer Gott, warum nicht woanders? - ein neues, besseres Leben beginnen.
Der überflüssige Rest der Völker baut ein neues Volk auf, weit weg von den Anderen, in einem Land, das so groß ist, dass sich ihre grenzenlose Verrücktheit direkt perfektionieren konnte. - Extrem verrückt, extrem groß.
Und ihre Nachkommen versuchten New York zu führen, politisch, rechtlich, wirtschaftlich, geistig.
Die Kinder der Überflüssigen führten ein Volk, extrem groß, extrem verrückt!
Sollten sie doch nach Hause gehen in ihre Fünf-Millionen-Dollar Wohnungen in der 5th-Avenue, einem Haus im Haus - Hochhaus, Wolkenkratzer - Stolz! - und sich an ihren Millionengehältern erfreuen, aber sie sollten verdammt nochmal nicht versuchen, diese Stadt zu regieren.
Da waren die Schwarzen, die sich immer wieder darüber aufregten, dass man ihnen nicht die Führung überließ.
Immerhin beherrschten sie ganze Stadtteile.
Sie waren keine Minderheit - oh Schreck, etwa die Mehrheit? - und sie hatten die gleichen - ein Elend - Rechte, wie die Weißen oder Blassen.
Aber glaubten sie denn wirklich, sie konnten New York regieren? Glaubten sie das allen Ernstes? - Etwa auch naiv?
Gut, da gab es Leute wie Martin Luther King, Muhammed All, Reverend Bacon - Gott bewahre - oder Eddie Murphy, die zeigten, oder doch zumindest andeuteten, dass auch über einem schwarzen Arsch mehr sitzen konnte, als kiloweise Dummspeck.
Und doch konnten sie New York nicht führen - wie gut, wie gut - denn eines durften sie niemals vergessen: Dass sie nicht dieselbe Bibel haben, wie alle anderen Menschen auf der Welt.
Kein Adam, keine Eva, sondern verdammt nochmal nur Kunta Kinte !
Was ist mit den Gelben?
Sie sind zur Gelbsucht geworden!
Zeig mir eine Stadt in Amerika, in der es kein Chinatown gibt und ich zeige dir ein Schlitzauge mit blonden Haaren.
Ein Bruce Lee macht halt noch keinen Sommer.
Eine gelbliche Stadtregierung würde sicher nicht mehr als konfuziöse Klimmzüge vollbringen.
Rot!? Hugh, ich habe gesprochen!
Winnetou war ein guter Mensch. Er hätte es vielleicht gekonnt, aber seine Brüder und Schwestern haben zu viel Wut auf die Bleichgesichter und versuchen sich im Feuerwasser zu ertränken.
Der oberste Stuhl New Yorks ist sicher nicht der richtige Platz, um die Friedenspfeife zu rauchen.
Blieben noch die Grünen, aber wer will schon ernsthaft behaupten, es gäbe Marsmenschen in New York?
Obwohl, sie wären vielleicht die Einzigen, die intelligent genug dafür wären, ohne Frustrationen und überheblichen Familiensinn, Antialkoholiker und vor allen Dingen mit einer natürlichen, neu-ökologisch, naturfreundlichen, umweltbewussten Hautfarbe!
Was bleibt, ist die Tatsache, dass es niemanden gab, der New York wirklich führen konnte.
Und irgendwie schien das jeder zu spüren, zu fühlen.
Das Verhalten der Menschen hier ist so völlig anders, als irgendwo sonst auf der Welt.
Hier gibt es nichts, was es nicht gibt, und das in einer so schillernden Vielfalt, dass einem Besucher die Luft wegbleibt.
Also Vorsicht:
Wer New York besucht, sollte sich auf etwas gefasst machen.
Und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass man als anderer Mensch wieder
herauskommt.
Eben um ein vielfaches verrückter!
500.000 Dollar !
500.000 Dollar, das war alles, was er wollte. Nicht mehr und nicht weniger.
Nur 500.000 Dollar.
Das war nicht viel, wenn man bedachte, dass er für nur einen von der Familie glatt das Zehnfache bekommen hätte.
Auf der anderen Seite aber war es auch wieder viel Geld, wenn man bedachte, dass er dafür vielleicht nur würde eine Stunde arbeiten müssen.
Sicher, er würde nicht mal annähernd die Hälfte von dem bekommen, was das Zeug tatsächlich wert war, aber er war kein anspruchsvoller Mensch und würde davon einige Zeit leben können. Wie jeder andere normale Mensch auch.
Und er konnte in Ruhe damit leben.
Bei einer Entführung wäre das was anderes gewesen.
Da war auch die Aussicht auf 5 Millionen Dollar Minimum nicht genug, um ein Leben in Angst und Schrecken zu riskieren.
Denn eine Entführung war ungesetzlich, es war ein Gewaltverbrechen.
Und er verabscheute Gewalt und er hasste Revolver.
Nein!
Er würde es auf ehrliche Art versuchen, so, wie er es schon einige Male getan hatte. Und immer mit Erfolg.
Es gab nicht Wenige, die ihn als Meister seines Faches bezeichneten.
Eines ehrlichen Faches, auf ehrliche Art.
Ein kleiner, gewaltloser, ertragreicher, ehrlicher Einbruch!
I
Vor etwa 15 Minuten hatte er den Expressway an der Abfahrt Kensington verlassen.
Langsam, aber ganz sicher nicht auffällig, lenkte er seinen alten Toyota durch den leicht verträumten Vorort, der sich nicht umsonst so britisch Kensington nannte.
Was immer auch englisches Blut in sich hatte, versuchte sich auf der letzten Festung New Yorks für Inselabkömmlinge festzusetzen. Es war einfach eine Frage des Stolzes, hier zu leben und sich somit ein kleines Stück England zu bewahren.
Diese verrückten Amerikaner hatten schließlich nicht die geringste Ahnung, was es hieß, Nationalstolz und jahrhundertealte Traditionen zu bewahren, wahrscheinlich wussten sie nicht mal, wie man diese Worte schrieb, und ganz sicher würden sie mit ihrer Art zu leben, niemals zu solchen Werten gelangen.
Deshalb war Kensington ein unbedingtes Muss, also mindestens wichtiger, als die Luft zum Atmen, für jeden zivilisierten, gut gebildeten und vor allem kultivierten Gentleman von der Insel, der auch nur das Geringste auf sich hielt.
All diejenigen, denen es nicht vergönnt war, hier zu leben, und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass das die absolute Mehrheit war, mussten wohl oder übel Platz nehmen im Tollhaus der Verrückten und waren unablässig deren Anwandlungen ausgesetzt.
Wer auch nach einem Jahr noch nicht in Kensington lebte, war verloren.
Der überflüssige Rest der Völker hatte ihn unwiderruflich kaputt gemacht.
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