Am Verkaufstresen überreichte die beleibte Mensamitarbeiterin Mareike gerade einen Teller mit einem großen Stück Schokoladentorte, als Ben sich neben Mareike stellte und auch ein Stück Torte bestellte.
Die Mitarbeiterin grinste und fragte dann sachlich. „Soll ihr Stück auch so groß sein, wie das für ihre Freundin?“ Ben stutzte und sah die Frau irritiert an. Dann nickte er. Sie reichte ihm einen Teller mit Torte und er ging zur Kasse.
„ Meine Freundin “, dachte Ben. Dann grinste er nachdenklich. „ Ich würde mich gern mit einer echten Blondine schmücken. Doch meine Freundin ist Sandra und nicht Mareike .“ Unwillkürlich seufzte er, da Sandra Stress bedeutete.
Zurück am Tisch genoss er schweigend sein Stück Schokoladentorte. Es schmeckte ihm noch viel besser als sonst, da Mareike an seiner Seite war und seine Leidenschaft für Schokolade teilte.
Mareike hatte ein schlechtes Gewissen, wegen dem großen Stück Torte auf ihrem Teller. Daher erklärte sie Ben nun ungefragt: „Heute Abend gehe Tennis spielen. Ich fahre mit dem Fahrrad hin und zurück. Nach den zwei Stunden Tennis ist das dann immer echt anstrengend. Aber die Dusche danach entspannt meine Muskulatur und ich bin dann wieder fit für den nächsten Tag.“ Sie grinste ihn fröhlich an und hoffte, dass er ihre Rechtfertigung für so viele eigentlich unnötige Kalorien verstanden hatte.
Ben sah sie etwas irritiert an. „ Wieso erzählte sie mir das? “ Aber das Wort „Dusche“ regte seine Phantasie an. Er grinste unwillkürlich und dachte ans Duschen nach dem Sex oder noch besser an Sex unter der Dusche. „ Ob Mareike das mitmachen würde? “ Seine Lendengegend beantwortete ihm einen Teil der Frage. Er hoffte darauf, dass sie mitmachen würde. Denn allein der Gedanke daran, ließ ihn scharf werden.
„Spielst Du auch Tennis?“ fragte Mareike nun, weil es sie störte, dass er die ganze Zeit schwieg und sich nur auf seine Torte zu konzentrieren schien. Ben hätte sich fast verschluckt, da er ganz in Gedanken gewesen war.
„Ehm, ich“, verzögerte er seine Antwort. „Ja, ich spiele Tennis, aber nicht besonders gut“, antwortete er nun wahrheitsgemäß, da er befürchtete sie könnte ihn zu einem Tennismatch auffordern.
Etwas enttäuscht sah sie ihn nun an. Sie wollte nicht glauben, dass er so unsportlich war und fragte nach anderen Sportarten. „Magst Du denn Fahrrad fahren oder schwimmen oder Badminton oder Fußball?“ Ihr Blick war neugierig geworden. Sie wollte den Moment nutzen, um etwas mehr über ihn in Erfahrung zu bringen.
Ben hatte sein Stück Torte inzwischen aufgegessen. Er wollte jetzt eigentlich mit Mathenachhilfe anfangen. Doch er wollte Mareike gegenüber auch nicht unhöflich sein und beantwortete daher erst einmal ihre Frage.
„Also, ich schwimme ganz gern. Fahrrad fahre ich immer dann, wenn die Strecke zu kurz für die Nutzung der U-Bahn ist und Fußball ist mein absoluter Lieblingssport.“ Er grinste und sah ihr interessiertes und sehr nettes Lächeln.
Dadurch ließ er sich zu einem Geständnis hinreißen. „Früher habe ich Fußball im Verein gespielt. Ich war sogar ganz gut. Doch dann wurde die Schule immer wichtiger.“ Er lächelte charmant in Erinnerung an diese Zeit.
Aber ganz plötzlich verdunkelte sich sein Gesicht. Ohne es zu wollen, musste er an seine Mutter denken. Sie hatte ihm immer gern beim Fußball spielen zugeschaut. Doch als sie unerwartet starb, wollte er nicht mehr spielen. Diese Erinnerung schmerzte ihn. Daher stand er abrupt auf, nahm seinen und Mareikes Teller in die Hand und brachte sie zurück zur Essensausgabe der Mensa. Er brauchte einen Moment nur für sich allein.
„ Es sind zwar etliche Jahre seit dem Tod meiner Mutter vergangen. Ich bin inzwischen ein junger Mann von 25 Jahren. Dennoch habe ich ihren Tod nicht verwunden. Ich habe meine Mutter geliebt, so wie ein Sohn seine Mutter liebt, wenn beide sich gut verstehen .“ Er seufzte und stellte die gebrauchten Teller auf das Küchenlaufbahn der Mensa.
„ Wir haben uns nie gestritten. Sie hat immer Verständnis für mich gehabt und war jederzeit hilfsbereit. Am meisten habe ich die Momente genossen in den wir über Fußball geredet haben. “ Er lächelte traurig und ging noch etwas langsamer zurück zu den Tischen. Er brauchte noch ein paar Minuten, um wieder er selber zu sein.
„ Sie mochte Fußball genauso gern wie ich und sie war deshalb bei jedem meiner Spiele dabei. Sie hat sogar immer wieder meinen Vater in Schutz genommen, wenn er nicht wie versprochen zum Spiel erschien. Sie war eine wundervolle Frau. Ihre Gesellschaft fehlt mir so sehr .“ Er schluckte, immer noch etwas benommen von seinem Schmerz.
Mareike schaute ihm irritiert hinterher. „ Eben noch schien er sehr fröhlich und dann dieser plötzliche Schmerz in seinem Gesicht. Er verheimlicht mir etwas. Aber ich kenne ihn noch nicht gut genug, daher fehlt mir der Mut nachzufragen. “ Sie seufzte besorgt. „ Hoffentlich liegt es nicht an mir .“ Sie merkte sich was er gesagt hatte und kam erst einmal nicht wieder auf das Thema Sport zu sprechen.
Als Ben zu Mareike an den Tisch zurückkam, lächelte er bereits wieder. „Laß uns jetzt anfangen, sonst kommst Du noch zu spät zu Deiner Verabredung heute Abend.“ Er lächelte direkt in ihr Gesicht. Mareike lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie nickte, erwiderte sein Lächeln und griff nach ihren Büchern.
Zwar hatte sie keine große Lust jetzt Mathe zu lernen, doch Bens charmantes Lächeln motivierte sie. Wenn er lächelte schmolz sie dahin. Es war albern, doch es bewirkte, dass sie sich nun gemeinsam mit ihm auf die Mathematik konzentrierte.
„Hat das Spiel schon angefangen?“ „Nein, bleib ruhig, Mann. Du hast noch nichts verpasst.“ Wieder einmal war Manuel zu spät gekommen zu ihren regelmäßigen Fußballabenden. Ben, Peter und Jannik kannten das schon und schlossen inzwischen Wetten ab, wie lange Manuel jedes Mal zu spät sein würde. Er war Halbspanier und nahm es mit der Pünktlichkeit nicht so genau.
„Ich habe Tapas von meinem Vater dabei. Bedient Euch“, sagte er entschuldigend, als er das hämische Grinsen der anderen sah, weil er wieder einmal unpünktlich war. „Er hat sie ganz frisch für uns gemacht. Die sind nicht aus seinem Restaurant, sondern nur für uns.“
Manuel lächelte stolz. Sein Vater war vor vielen Jahren aus Spanien nach Deutschland eingewandert. Er hatte keine Deutschkenntnisse, kein Geld und auch keine helfenden Verwandten gehabt. Dennoch hatte sein Vater es geschafft ein florierendes Restaurant aufzubauen und zu betreiben und zusätzlich auch noch ein paar seiner Verwandten finanziell zu unterstützen. Er war der Vorzeigesohn seiner Eltern und fuhr so oft es möglich war nach Spanien.
Manuels Mutter hatte er in der Sprachenschule kennengelernt. Sie war seine Lehrerin gewesen. Deshalb sprach auch Manuel nicht nur Deutsch, sondern auch Spanisch. Er liebte beide Sprachen und nutzte die jeweils andere, wann immer es zur Situation passte.
„Setz Dich Manuel, wir sind Dir nicht böse. Wir wissen doch, dass es Deine Art ist immer zu spät zu kommen.“ Ben grinste freundlich und machte für ihn Platz auf seinem Sofa.
Ben mochte Manuel, da dieser Physik studierte und auch Mathematik gut konnte. Beide fachsimpelten gern über diese Fächer.
„Hat einer von Euch auch Chips mitgebracht? Ich habe mich nämlich nur um das Bier gekümmert?“, fragte Ben nun in die Runde seiner Freunde. Peter und Jannik nickten und deuteten auf die noch geschlossenen Chipstüten, die unter Bens Sofatisch lagen.
Da alle wussten, dass Manuel fast immer Tapas mitbrachte, wurden die Chips erst gegessen, wenn sie alle Tapas verzehrt hatten. Schließlich wollten sie Manuels Vater und seinen Sohn nicht verärgern. Außerdem waren die frischen Tapas super lecker und bestanden fast nur aus Fleisch. Ein Sonderwunsch der Freunde, den Manuels Vater gern erfüllte.
Читать дальше