Er winkte der Kellnerin und bezahlte die gesamte Rechnung. Dabei ignorierte er Mareikes Protest, die darauf bestand ihr Essen selber zu zahlen. „Nein“, blieb er hartnäckig, „die Rechnung übernehme ich. Du hast die Tickets beigesteuert. Jetzt sind wir also quitt.“ Er lächelte so charmant, dass Mareike sich sicher war, dass er einfach nur seinen Beitrag zu einem schönen Tag leisten wollte und nicht irgendwie gekränkt war.
Sie gingen zu Fuß nach Hause, da es vom Restaurant nicht weit zu ihrem Studentenwohnheim war. Sie plauderten über dies und das. Beide hatten es nicht eilig, dennoch standen sie nach kurzer Zeit vor dem Haupteingang des Wohnheimes.
Mareike zögerte das Gebäude zu betreten. Ihr Herz klopfte heftig. Sie schaute zu Ben, doch er machte keine Anstalten sie zu umarmen oder zu küssen. „ Das kann doch nicht wahr sein. Wieso reagiert er nicht? Ich habe doch den ganzen Abend über eindeutige Signale von ihm empfangen. Ein Blick in seinen Schritt hat das bestätigt. Er ist scharf auf mich. Aber wieso passiert jetzt nichts. Was ist los mit ihm? “ Sie spielte im Kopf schnell einige mögliche Reaktionen und Konsequenzen durch.
„ Ich kann mir diese Gelegenheit doch nicht entgehen lassen“, dachte sie und reagierte . „Also los . “ Schnell umarmte sie ihn und küsste ihn sanft. Sie schmiegte sich für einen langen Moment an ihn und hörte deutlich wie laut sein Herz pochte. Auch unterhalb der Gürtellinie tat sich deutlich etwas bei ihm. Doch er reagierte immer noch nicht.
Enttäuscht löste sie sich von ihm, lächelte ihn verführerisch an und verschwand im Wohnheim.
Ben war völlig irritiert. Sein Herz raste vor Erregung und sein Körper verlangte nach Sex mit Mareike. „ Ich habe nicht reagiert. Ich habe ratlos gezögert, wie ein kleiner dummer Junge. Sie hat die Gelegenheit genutzt und mich geküsst. Scheiße, wie stehe ich denn jetzt da. Ich bin ein Idiot. Mir so eine Gelegenheit entgehen zu lassen. “ Er ärgerte sich. „ Sie muss mich jetzt für einen Trottel halten. Doch es ist leider besser so. “ Er seufzte traurig. „ Ich darf Sandra nicht betrügen, auch wenn ich es gern getan hätte.“
Die Erinnerung an die traurigen Augen seiner Mutter, wann immer sie von seinem Vater betrogen worden war, reichte aus um ihn zu stoppen. Damals hatte er sich geschworen, einer Frau, niemals solch einen Schmerz zuzufügen. Nun hielt er sich daran, obwohl er instinktiv fühlte, dass in seiner Beziehung zu Sandra nicht mehr alles in Ordnung war. Aber er wollte auch nicht derjenige sein, der ihre Beziehung beendete.
Die wenigen Schritte, im Dunkel der Nacht, zu seinem Studentenwohnheim, halfen ihm wieder einen etwas klaren Kopf zu bekommen. Mareikes Nähe hatte ihn ziemlich durcheinander gebracht.
Er seufzte und ging langsam die Treppenstufen zu seinem Studentenzimmer hinauf. In seinem Zimmer wartete eine Überraschung auf ihn. Sandra lag in seinem Bett und begrüßte ihn fröhlich.
„Na, wie war Dein Fußballtag mit Jannik? Habt ihr gefachsimpelt und Bier getrunken?“ Bei dem Wort „gefachsimpelt“, rollte Sandra ihre Augen abschätzig. Fußball langweilte sie. Daher konnte sie auch nicht verstehen, wieso dieser Sport ihn so faszinierte.
Ben nickte, ignorierte ihre abschätzige Geste und lächelte überschwänglich. Innerlich atmete er auf. „ Sehr gut. Sie glaubt mir ganz offensichtlich, dass ich mit Jannik im Stadion war. Ich mag zwar nicht lügen. Ehrlichkeit gehört für mich zu einer guten Beziehung, doch um Streit zu vermeiden, musste ich sie belügen. “ Er schluckte traurig seinen Frust über diese notwendige Handlungsweise herunter.
Als er zu Sandra blickte, wurde ihm bewusst, dass sie komplett nackt in seinem Bett lag. Das tat sie nur, wenn sie ohne Vorspiel Sex mit ihm wollte. „ Gut das ich standhaft geblieben bin “, dachte er unwillkürlich, zog sich aus und legte sich zu seiner Freundin.
Der Sex in dieser Nacht war sehr leidenschaftlich, da Ben die ganze Zeit an Mareike dachte. Sandra kam es ungewöhnlich vor, dass Ben derart lang durchhielt. Doch wenn er Fremdgegangen wäre, hätte sie das beim Sex sofort gemerkt. Also versuchte sie seinen Appetit so gut es ging zu stillen, obwohl er mehr wollte, als sie bereit war zu geben.
„Du siehst so glücklich aus. Ist etwas passiert?“ fragte Anni interessiert, als sie ihre Freundin traf. „Ja und nein“, antwortete Mareike und dachte gleichzeitig. „ Ich will eigentlich nur Tennis spielen. Doch wahrscheinlich ist mir die positive Entwicklung, die meine Bekanntschaft mit Ben nimmt, anzusehen. “ Sie seufzte, da sie ahnte, dass Anni mit ihren Fragen nicht nachlassen würde bis sie alles erfahren hatte was sie wissen wollte.
„Also, was ist passiert? Erzähl.“ Anni schaute ihre Freundin neugierig an. Ihre Tenniskleidung hatte sie bereits an und ihr Schläger lag neben den Bällen auf der Sitzbank neben ihr.
Mareike schaute sie unentschlossen an. Sie zögerte und legte ihre Stirn in Falten. „ Es gab doch eigentlich nichts zu erzählen, da nicht wirklich etwas passiert war .“ Plötzlich lächelte sie. Ihr war klar geworden, dass Anni alles auch die kleinen, weniger bedeutsamen Entwicklungen würde wissen wollen.
Sie seufzte. „Na ja. Wir waren beim Heimspiel des HSV. Ich konnte Ben gegenüber glaubhaft machen, dass ich ein echter Fußballfan bin. Dann sind wir essen gegangen, haben uns gut unterhalten und das war es.“ Mareike sah ihre Freundin aufmerksam an.
Anni schüttelte den Kopf. „ Ich zweifele an der Aussage von Mareike. Das klingt alles viel zu harmlos. Ben ist doch ein richtiger Mann. Wenn er also Interesse an ihr hat, würde er sich eine solche Gelegenheit doch nicht entgehen lassen. “
„Nein, das kann ich nicht glauben. Das kann nicht alles gewesen sein. Sonst würdest Du nicht so glücklich strahlen. Also, was ist noch passiert?“ Sie blieb hartnäckig, da sie den Verdacht hatte, dass Mareike ihr etwas Wichtiges verschwieg.
„Ehrlich Anni. Es ist nichts vorgefallen.“ Mareike versuchte ernst zu bleiben. Doch sie musste lachen. Es machte ihr Spaß ihre Freundin auf die Folter zu spannen.
Anni schaute sie grimmig an. Sie schien zu ahnen, dass Mareike die wirkliche Neuigkeit zurückhielt. „Ich warte hier und werde solange nicht mit Dir Tennis spielen, bis Du mir alles erzählt hast, was noch passiert ist. Also, hat er Dich geküsst? Hast Du mit ihm geschlafen? Seid ihr jetzt zusammen? Rück endlich raus mit der Sprache. Grrrrr“ Anni war jetzt sehr ungeduldig und wollte nicht mehr länger warten.
„Schon gut Anni. Ich erzähle ja alles.“ Mareike grinste amüsiert. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Anni war jetzt mehr als gespannt und würde genau zuhören.
„Also. Im Restaurant haben wir uns gut unterhalten, aber ich habe auch heftig mit Ben geflirtet. Er hat meine Blicke und mein Lächeln erwidert. Ganz frei und offen. Er mag mich, da bin ich mir ganz sicher.“ Mareike lächelte glücklich, als sie an den Moment im Restaurant zurück dachte.
„So, so. Aber das war doch nicht alles, oder?“ fragte Anni enttäuscht. Mareike schüttelte den Kopf. „Nein, als wir dann vor dem Studentenwohnheim standen und Ben keine Anstalten machte mich zu umarmen oder zu küssen, habe ich die Gelegenheit genutzt und ihn umarmt und geküsst.“ Sie strahlte bei dem Gedanken daran, wie warm und weich sich Bens Lippen für einen kurzen Moment auf ihren Lippen angefühlt hatten.
„Wow, das war mutig. Und, wie hat er reagiert?“ Annis Neugierde war noch nicht befriedigt. „Er hat meinen Kuss nicht erwidert und auch nicht meine Umarmung, aber ich konnte in seinem Schritt spüren, dass ich ihn erregt habe. Sein Schwanz war hart wie Stahl.“
Anni staunte über die direkte Formulierung ihrer Freundin. „Aha, hart wie Stahl. Ups, und danach ist wirklich nichts mehr passiert?“ Anni konnte es nicht glauben, doch Mareike schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Er ließ mich gehen, ohne diese Chance zu nutzen.“ Sie sah plötzlich etwas traurig aus.
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