Jan Pelzer - Indiskretionen

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Der 50jährige Fürst von Frost und Zeul ist nach einem ausschweifenden Leben schwer herzkrank. Es gibt für ihn kaum Hoffnung seine Krankheit und seinen finanziellen Ruin zu überstehen. Eine engagierte Psychotherapeutin versucht ihm zu helfen und ihm einen neuen, solideren Lebenswandel nahe zu legen. Ein Aufenthalt in einem Kloster und die Liebe zu einer jungen Frau haben Einfluss auf eine Besserung seiner Gesundheit. Leider holen ihn seine Vergangenheit in Gestalt eines unehelichen Sohnes und einer verflossenen Geliebten wieder ein und erschweren die weitere Normalisierung seiner Verhältnisse.

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Jan Pelzer

Indiskretionen

Das geheime Tagebuch des Fürsten von Frost und Zeul

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Inhaltsverzeichnis Titel Jan Pelzer Indiskretionen Das geheime Tagebuch des - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Jan Pelzer Indiskretionen Das geheime Tagebuch des Fürsten von Frost und Zeul Dieses ebook wurde erstellt bei

Die lebensgefährliche Erkrankung des ledigen Fürsten 1970

Kindheits- und Jugendstreiche des Fürsten

Die Psychotherapeutin und der Fürst

Die Offenbarung der geschäftlichen Schieflage der Unternehmen des Fürsten

Erotische Abenteuer des Fürsten

Gute Vorsätze

Kur im Kloster

Unverhofftes Wiedersehen

Das Museum der Weltreligionen

Der ungeratene Sohn

Priesterdienst

Besuch der Freunde

Liebesabenteuer im Kloster

Rückkehr des Fürsten

Fürst und unehelicher Sohn

Die falsche Geliebte

Modernes Treiben im Schloss

Gerichtsvollzieher im Schloss

Besuch von der Geliebten

Verlobung des Fürsten

Eine turbulente Pressekonferenz

Das Reinigungsritual

Eine peinliche Situation

Intrigen des Fürsten

Ereignisse am Verlobungstag

Das zweckentfremdete Fett der Frittüre

Liebesabenteuer im Camper

Eine provokante Kunstgeschichte

Hochzeitsreise nach Afrika

Streit und Versöhnung

Zusammenbruch des Fürsten

Impressum neobooks

Die lebensgefährliche Erkrankung des ledigen Fürsten 1970

Das war’s also. Alles hat mal ein Ende. Diesmal mein Leben. „Noch nicht sofort“, hat der Arzt gesagt und meinte mich damit zu trösten, „aber bereits beim nächsten Koma kann es sein, dass Sie nicht mehr erwachen.“ Das Wort Vollrausch hat er diskreterweise nicht in den Mund genommen. Er hielt sich an die Fakten: „Herzschwäche und Leberzirrhose“. „Bei Ihrer robusten Grundkonstitution hätten Sie allerdings noch eine Chance. Aber nur bei konsequentem Verzicht auf Alkohol und bei einer geregelten, gesunden Lebensweise!“

Das sagte er mir vor sechs Monaten. Und gestern wieder diese Alkoholorgie. Und heute Nacht dieser Herzanfall. Wenn Hubertus nicht gewesen wäre, der sofort den Notarzt gerufen hat, könnte ich meinen entseelten Körper bereits aus einer anderen Dimension begucken. Es ist aus. Man soll sich nichts vormachen, aber hart ist es schon, den baldigen unausweichlichen eigenen Exitus so deutlich, so greifbar vor sich zu sehen.

Hubertus glaubt noch daran, dass ich zu retten sei. „Durchlaucht sollte nach Brasilien fliegen und einige Zeit auf Ihrer Farm leben. Das hat Ihnen immer gut getan!“, riet er mir. Aber auch in Brasilien bin ich nicht sicher vor meiner Alkoholsucht und vor meiner Vorliebe für das Nachtleben.

Und dieser gebrechliche, hinfällige, schlappschwänzige Körper verkraftet es nicht mehr. Eigentlich hat unter solchen Auspizien mein Weiterleben überhaupt keinen Sinn. Vielleicht sollte ich zu meiner Jagdflinte greifen. Das ersparte mir dieses langwierige, qualvolle Dahinsiechen. Aber ich weiß – ich werde das nicht tun. Ich werde inkonsequent. Immer habe ich nach der Devise gelebt: „Wir sind hier, um unser Leben zu genießen. Alle Ideen von heilsamen Werten und religiösen Verheißungen sind verlogene Vertröstungen für die Armen, die sich keinen Luxus leisten können.“

Und jetzt bin ich so weit, dass ich keinen Luxus mehr vertrage, und will dennoch weiterleben! Das Leben hobelt alle gleich. Eigentlich gehöre ich jetzt auch zu diesen unzähligen „Illusionisten“, die aus dem „Glauben“ weiterleben. Aus dem Glauben an ein Wunder, das ihre Gebrechen heilt und ihren Nöten abhilft. Nur glaube ich nicht, dass dies im Jenseits geschieht und dass man sich dieses Wunder durch Wohlverhalten auf dieser Erde verdienen kann.

Immerhin habe ich gute dreißig Jahre mein Leben, ohne vor irgendwelchen Tabus oder Schranken zu kuschen, bis zum Delirium genossen. Ja, ich gebe es zu, ich bin ein Raubtier. Wir sind doch alle Raubtiere. Nur gibt es keiner zu. Ich habe die Gutgläubigkeit meiner Geliebten und Liebhaber ausgenutzt bis zum Gehtnichtmehr. Ich habe mir alles genommen, was meinen Besitzwunsch erregte, ohne Rücksicht darauf, ob es schon jemandem gehörte oder nicht. Ich war der Stärkere, ich hatte mehr Geld und weniger Skrupel. Und alles, was ich wollte, habe ich bekommen. So ist die Menschheit: käuflich und ohne Grundsätze. Eine labile, manipulierbare Masse. Aber ich bin der Böse, der diese menschlichen Kreaturen massenweise ausgehalten hat, der ihrem Leben einen Sinn und ein Ziel gegeben hat, indem sie meinem Vergnügen dienten.

Immerhin habe ich nur im privaten Bereich gewildert und nicht im öffentlichen oder genauer im politischen. Und ich war immer ehrlich. Ich habe meinen Opfern oder Profiteuren nie etwas vorgemacht, habe ihnen nichts von Liebe oder Treue oder Hingabe vorgeheuchelt, sondern habe immer genau gesagt, was ich wollte und welchen Preis ich dafür zahlen wollte. Es waren klare, saubere Geschäfte. Wenn sich dennoch jemand in mich verliebte oder mich idealisierte, so war es sein Problem, nicht meines. Ich habe meinen Partnern immer von vornherein reinen Wein eingeschenkt.

Und ich habe nicht wie diese vielen verlogenen Heuchler unter den Politikern irgendwelche moralischen, religiösen oder staatspolitischen Interessen oder Ideale vorgeschoben, um mein eigenes Mütchen zu kühlen oder meine eigene Diebesbeute in Sicherheit zu bringen. Am ekelhaftesten habe ich es immer empfunden, wenn diese Kreaturen ihre Raub- und Eroberungsgelüste mit religiösen, frömmlerischen Mäntelchen rechtfertigen wollten. Wenn man schon ein Wolf ist, so sollte man sich nicht als gütige Großmutter verkleiden, sondern den Mut haben, sein wahres Gesicht zu zeigen.

Wenn ich meinen Tod auch etwas vorzeitig finde, so bin ich doch zufrieden mit diesen dreißig Jahren, die ich ganz nach meinem Geschmack genossen habe. Ich habe alle Frauen gehabt, die ich wollte, ich war einer der Ersten nach dem Zweiten Weltkrieg, der im Hotel „Vier Tageszeiten“ in Brunsbüttel kanadischen Hummer, russischen Kaviar und geräucherten Stör kiloweise gegessen hat, und ich habe die besten Weine aus aller Welt getrunken, als in Deutschland noch das Dortmunder Bier ein begehrtes Luxusgesöff war. Ich konnte mir für meine reiterliche Passion die besten Pferde leisten, war Vereinsmeister im Tennis und habe einige silberne Pokale bei Golfturnieren eingeheimst. Ich war erfolgreich, angesehen, beliebt, umschwärmt.

Man kann mir sogar Wohltätigkeit nachsagen. Nicht wenige verheiratete Damen, deren Kinderwunsch durch ihre Ehepartner nicht erfüllbar schien, haben bei mir ihr Heil gesucht und in einigen Fällen auch gefunden. Ich habe also sogar das wichtigste Ziel unseres hiesigen Daseins mehrfach erreicht – das Leben weiterzugeben, für den weiteren Bestand der Menschheit zu sorgen.

Ich habe Glück gehabt. Die Damen waren diskret und ihre Männer, falls sie die Wildfänge ihrer Frauen bemerkt haben sollten, waren es ebenfalls. Ich hatte also keine Probleme mit meinem Nachwuchs.

Gelegentlich habe ich als guter Onkel und Freund der Familie den Kleinen sogar nützliche Geschenke gemacht, ein paar hübsche Kleidchen für die Mädchen, Anoraks und Sportschuhe für die Jungen. Auch mit der Verteilung von Fahrrädern oder Rollschuhen, Puppenstuben oder Metallbaukästen war ich nicht kleinlich. Und siehe da: Aus allen diesen Ablegern ist bis auf eine Ausnahme etwas Brauchbares geworden. Aber missratene Kinder kommen in den besten Familien vor, sogar wenn man sich als Vater tagtäglich darum kümmert.

Natürlich habe ich darüber meine dynastische Pflicht vernachlässigt, eine standesgemäße Heirat verpasst und die Erzeugung von legitimen fürstlichen Stammhaltern unseres uralten Geschlechts versäumt. Diese Unterlassung bereitet mir nicht nur wenige nächtliche, sondern auch tägliche Kopfschmerzen.

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