Jan Pelzer
Betty und Kai
Tagebuch meiner Jungmädchenjahre
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Jan Pelzer Betty und Kai Tagebuch meiner Jungmädchenjahre Dieses ebook wurde erstellt bei
Probleme des Frauenlebens
Die Rückkehr des Vaters und die Schüleraktiengesellschaft
Das Ende der Aktiengesellschaft und Kai’s große Show
Einträgliche musische Events
Klaus Dieters Untreue, neue Freunde
Klaus Dieters Buße
Reiseerlebnisse in Irland
Papas Zusammenbruch
Wir sind Teil der Performance eines Wikingerüberfalls
Arnd, meine erste große Liebe
Ein sehr schädigender Diebstahl
Eine Verfolgungsjagd
Ein unglaublicher Wundertäter
Eine Wunderheilung und ein Erdbeben
Das gewalttätige Ende einer wortreichen Auseinandersetzung
Theorie und Praxis der Liebe
Geschäftlicher Misserfolg und menschliche Enttäuschung
Auch ein neues Geschäft scheitert mit Verlust
Auf der Suche nach einer guten Partie
Geschäfte mit Primeurweinen sollen meine Schulden tilgen
Eine neue Liebe verspricht lohnende Geschäfte
Begegnung mit einem (sogenannten) Asozialen
Ich leiste Sozialarbeit für zwei arbeitslose junge Männer
Enttäuschte Liebe
Die tragikomische Hochzeit meiner Eltern
Aus einem Bürgerlichen wird ein Graf
Eine Probeehe
Eheprobleme und schwierige Geschäfte
Das Warentermingeschäft droht zu scheitern und auch die Probeehe
Das Ende der Probeehe und der Beginn einer sozialen Einrichtung
Verführung eines Aufpassers, Weltreise und ein neues Geschäft
Meine geschädigte Finanzgruppe beschließt Selbstjustiz
Vorbereitungen zu einer Entführung
Die Entführung eines Maklers
Kai’s Jobangebot und meine Entscheidung aus der Aktion auszusteigen
Mein Ausstieg und meine Gefangensetzung
Polizeiaktion und Verhaftung aller Entführer
Verhaftung der beteiligten Frauen
Job bei Kai und Wiedersehen mit Wilhelm
Zusammenleben mit Wilhelm
Als Pfarrersfrau Einsatz für Erich
Impressum neobooks
Probleme des Frauenlebens
Ich bin jetzt 15 Jahre alt und schon eine richtige Frau, denn gestern habe ich zum ersten Mal meine Regel gehabt. Meine Mama hat mir gratuliert, als ich es ihr erzählt habe, und hat mich zu einem Fürst Pückler Eis in Ginos Eisdiele eingeladen. Sie hat mir anvertraut, dass sie dieses Ereignis sehnlichst erwartet habe, denn jetzt könne sie mit mir von Frau zu Frau reden. Sie habe sonst niemanden, mit dem sie ihre geheimsten Gedanken und Sorgen teilen könne.
Kai, mein älterer Bruder, lebe in einer anderen Welt. Ihn interessierten vor allem seine philosophischen Bücher und geistlichen Ideale. Er sei ein geborener Künstler mit seiner Musik und seiner Malerei, seinen Gedichten und seinen wissenschaftlichen Interessen und verstehe naturgemäß nicht die Nöte einer verlassenen Frau. Künstler seien Narzisse, seien nur auf sich selbst konzentriert und hätten wenig soziale Neigungen. Sie müssten auch so sein, weil sie anders nicht ihre unsterblichen Werke schaffen könnten.
Unser Vater habe sich schon früh von uns getrennt, als ich gerade geboren gewesen sei, und lebe jetzt mit einer anderen Frau zusammen. Er zahle nur noch unseren Unterhalt und sei ansonsten nicht für uns zu sprechen. Und Oma, die Mutter meines Vaters, sei unsere erklärte Feindin. Sie sei von Anfang an gegen die Heirat ihres Sohnes gewesen, weil nach ihrer Meinung sie, als einfache Krankenschwester, gesellschaftlich nicht zu einer geadelten Industriellenfamilie gepasst habe. Sie, die Oma, habe auch systematisch die Scheidung von dem Vater betrieben und ihr letztlich eine Million Mark als Entschädigung für die Trennung vom Vater bezahlt.
Der Vater habe anfangs noch zu ihr gehalten und ihr das Paradies auf Erden versprochen, eine Villa in Marrakesch, eine Hochseeyacht in Hamburg, ein Landhaus am Chiemsee und ein Millionenvermögen auf der Deutschen Bank, aber sie habe seine Versprechungen nicht sofort eingefordert und sich auch keine Notizen in einem Tagebuch dazu gemacht. Jetzt, nach dem fast völligen Verlust der Million infolge falscher Anlagestrategie mit dem Aufkauf von rasch verfallenden Bergbauaktien, habe sie keine nennenswerten Rücklagen mehr und wir müssten mit den knapp bemessenen Unterhaltszahlungen auskommen, die der Vater an uns überweise.
Die einzige Hoffnung auf eine bessere Zukunft bestehe darin, dass bei dem zu erwartenden baldigen Ableben des Vaters, der Krebs habe und der aus der Verbindung mit der anderen Frau keine Kinder habe, mir und meinem Bruder sein Erbe zufalle. Dieses sei infolge der mittlerweile wieder profitablen Situation der väterlichen Firma millionenschwer und beschere uns somit die wirtschaftliche Sicherheit, die wir als Kinder eines führenden deutschen Industriellen schon lange von Rechts wegen verdient hätten.
Ich solle aus ihrem traurigen Schicksal lernen und früh den Männern misstrauen, solle nicht wie sie ihre Versprechungen wie ihre Vergehen unnotiert lassen und somit eventuell wehr- und waffenlos möglichen Trennungen ausgesetzt sein.
Ich muss sagen, diese Offenbarungen meiner Mutter haben mich ziemlich nachdenklich gemacht. Anscheinend ist uns Frauen ein härteres Schicksal bestimmt als den Männern. Wir sind sozusagen die Dienstmädchen der Männer. Ich sehe das schon in unserer Familie. Mein Bruder muss nicht putzen oder das Geschirr spülen. Er muss nicht immer sauber gewaschen und sorgfältig gekämmt sein. Er muss auch nicht immer ordentlich angezogen sein und mit glänzenden Schuhen nach draußen gehen. Er muss sich von seinem Taschengeld keine Servietten und Tischtücher für seine künftige Aussteuer kaufen und muss auch nicht jeden Abend um 10 Uhr zu Hause sein. Er darf eigentlich alles tun, was er will, und ich muss mich an tausend Vorschriften und Regeln halten, die andere für mich aufgestellt haben!
Mama hat auch gesagt, dass wir in der Beziehung zu Männern immer die Benachteiligten sind! Wir kriegen die Kinder und haben für sie zu sorgen, d.h. wir müssen die ganze Arbeit tun. Und wenn eine andere Frau dem Vater schöne Augen macht, so lässt er seine Ehefrau mit den Kindern sitzen und bezahlt höchstens noch die Alimente. Da hast du keine Unterstützung bei der Erziehung der Kinder, keinen Rat, wenn sie Dummheiten machen, keine Hilfe, wenn dir die Probleme mit Berufstätigkeit, Kinderbetreuung und Haushalt über den Kopf wachsen.
Und selbst wenn der Mann mit dir zusammen lebt, weißt du denn, ob er dich nicht insgeheim mit einer anderen Frau betrügt? Vielleicht gibt er auch, ohne dass du es weißt, das ganze angesparte Vermögen für die andere Frau aus. Und wenn der Mann dann stirbt, stehst du mit leeren Händen da. Das ist alles schon vorgekommen! Ich weiß das von einer Freundin meiner Mutter. Oder wenn der Mann trinkt. Dann geht vielleicht der größte Teil seines Verdienstes dafür drauf und du musst Schulden machen, im Lebensmittelgeschäft anschreiben lassen, um deine Kinder zu ernähren. Nein, ich denke, Mama hat recht, auf die Männer kann man sich nicht verlassen, und man tut gut daran, über alle ihre Eskapaden Buch zu führen, Tagebuch! Dann hat man wenigstens, wenn es bei der Trennung zu einem Prozess kommt, seine Unterlagen und kann den Richtern sauber nachweisen, wann und wo der Mann einen betrogen hat.
Nachdem mir Mama alles von sich und Papa erzählt hat, bin ich mir auch gar nicht mehr so sicher, ob mein Freund Klaus Dieter mir so treu ist, wie er immer sagt. Ich denke, die blonde Ulla hat bei ihm wenigstens so einen Stein im Brett wie ich. Und ich bin mir auch nicht mehr ganz sicher, ob er sich mir gegenüber in Geldangelegenheiten korrekt verhält.
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