5.
Da kam der Leutnant von der Garde,
und sprach zu ihr: „Mein liebes Kind,
mit dem Ertrinken musst du warten,
bis dass die Wasser offen sind.“
Da rief sie: „Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n.
Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n?“
6.
Nun hat sie all ihr Glück verloren,
nun ging sie heim ins Vaterland,
dort hat sie dann das Kind geboren,
den Vater hat es nie gekannt.
Da rief sie: „Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n.
Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n?“
Volkslied
1.
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zuhaus‘;
wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
2.
Herr Vater, Frau Mutter, dass Gott euch behüt’!
Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht.
Es gibt so manche Straße, da nimmer ich marschiert;
es gibt so manchen Wein, den nimmer ich probiert‘.
3.
Frisch auf drum, frisch auf drum im hellen Sonnenstrahl,
wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellenerklingen, die Bäume rauschen all’,
mein Herz ist wie ‘ne Lerche und stimmet ein mit Schall.
4.
Und abends im Städtchen, da kehr´ ich durstig ein:
Herr Wirt, mein Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
Ergreife die Fiedel, du lustiger Spielmann du,
von meinem Schatz das Liedel, das sing´ ich dazu.
5.
Und find ich keine Herberg´, so lieg´ ich zur Nacht,
wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht.
Im Winde, die Linde, die rauscht mich ein gemach,
es küsset in der Früh´ das Morgenrot mich wach.
6.
O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust,
da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!
Der Wächter auf dem Turme saß
Volkslied (18. Jh.)
1.
Der Wächter auf dem Turme saß,
sein Hörnlein tat er blasen:
Wer noch bei seinem Schätzlein liegt,
der steh nun auf und mach sich fort,
der Tag fängt an zu strahlen,
zu malen.
2.
Das Mädchen aus dem Bette sprang,
den Tag wollt sie anschauen:
Bleib’ liegen nur, Herztausender Schatz,
es ist fürwahr noch lang nicht Tag,
der Wächter hat uns belogen,
betrogen!
3.
Das Mägdlein früh zum Brunnen ging,
frisch Wasser wollt sie holen,
da begegnet ihr derselbige Knab,
der Nachts bei ihr geschlafen hat,
und bot ihr ein guten Morgen,
verborgen.
4.
Guten Morgen, guten Morgen, herztausender Schatz,
wie hast du heint geschlafen?
Ich hab geschlafen in deinem Arm,
ich hab geschlafen, das Gott erbarm!
Mein Ehr hab ich verschlafen,
verschlafen!
5.
Wenn du dein Ehr verschlafen hast,
so lass dich‘s nicht gereuen!
Ich bin fürwahr derselbige Knab,
der auch noch Geld und Güter hat:
Dein Ehr will ich dir bezahlen,
ja zahlen!
6.
Mein‘ Ehre, die bezahlst du nicht,
du bist ein loser Schelme.
Wenn Feu‘r und Stroh beisammen leit,
und wenn auch Schnee dazwischen schneit,
so muss es doch endlich brennen,
ja brennen!
Ferdinand Raimund
1.
Da streiten sich die Leut’’ herum,
oft um den Wert des Glücks,
der eine nennt den andern dumm,
am End’ weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
dem an - dem viel zu reich:
Das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt beide gleich.
2.
Die Jugend will halt mit Gewalt,
in allem klüger sein;
doch wird man erst ein bissel alt,
dann find’t man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus!
Das bringt mich nicht in Wut:
Ich klopfe meinen Hobel aus,
und denk: „Du brummst halt gut.“
3.
Zeigt sich der Tod einst, mit Verlaub,
und zupft mich: „Brüderl, kumm!“
Da stell ich mich im Anfang taub,
und schau mich gar nicht um.
Doch sagt er: „Lieber Valentin,
mach’ keine Umständ’, geh!“
Da leg’ ich meinen Hobel hin
und sag’ der Welt ade!
Der Winter ist ein rechter Mann
Matthias Claudius (1782)
1.
Der Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und auf die Dauer;
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an
und scheut nicht süß noch sauer.
2.
War je ein Mann gesund, ist er’s;
er krankt und kränkelt nimmer,
weiß nichts von Nachtschweiß noch Vapeurs,
und schläft im kalten Zimmer.
3.
Er zieht sein Hemd im Freien an,
und lässt’s vorher nicht wärmen;
und spottet über Fluss im Zahn
und Kolik in Gedärmen.
4.
Aus Blumen und aus Vogelsang,
weiß er sich nichts zu machen,
hasst warmen Drang und warmen Klang,
und alle warmen Sachen.
5.
Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenn’s Holz im Ofen knittert,
und um den Ofen Knecht und Herr,
die Hände reibt und zittert;
6.
Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht,
und Teich’ und Seen krachen:
Das klingt ihm gut, das hasst er nicht,
dann will er sich totlachen.
7.
Sein Schloss von Eis liegt ganz hinaus,
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus,
im lieben Schweizerlande.
8.
Da ist er denn bald dort, bald hier,
gut’ Regiment zu führen.
Und wenn er durchzieht, stehen wir,
und seh’n ihn an und frieren.
August Niemann (1781)
1.
Alles schweige! Jeder neige,
ernsten Tönen nun sein Ohr!
Hört, ich sing’ das Lied der Lieder,
hört es, meine deutschen Brüder,
hall’ es, hall’ es wieder froher Chor!
2.
Deutschlands Söhne, laut ertöne,
euer Vaterlandsgesang!
|:Vaterland, du Land des Ruhmes,
weih’ zu deines Heiligtumes,
Hütern, Hütern uns auf lebenslang. :|
3.
Hab’ und Leben dir zu geben,
sind wir allesamt bereit;
|:sterben gern zu jeder Stunde,
achten nicht der Todeswunde,
wenn das, wenn das Vaterland gebeut. :|
4.
Lied der Lieder, hall’ es wider:
groß und deutsch sei unser Mut!
|:Alle seid in Lieb’ umschlungen,
alle Stämme deutscher Zungen,
all’ ver-, all’ verwandt durch Bruderblut! :|
Karl Schneider
1.
Von des Rheines Strand,
wo die Rebe blüht,
bis zur Weichsel,
die gen Norden zieht;
von der Alpe Rand,
frei und felsenfest,
bis zur Möwe,
wildem Felsennest:
|:Liegt ein schönes Land,
‘s ist mein Heimatland.
‘s ist mein liebes, deutsches Vaterland! :|
2.
Wo die Eiche kühn
auf zum Himmel strebt,
und die Treue,
tief im Herzen lebt;
wo der Buche Grün
um uns Tempel baut,
und die Lieb’
aus jeder Hütte schaut:
|:Ach, dies schöne Land,
‘s ist mein Heimatland.
‘s ist mein liebes, deutsches Vaterland! :|
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