du stiegst herunter, wie du bist und würdest erst gesund.
3.
Labt sich die liebe Sonne nicht, der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht, das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht nicht her in ew’gen Tau?“
4.
Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll, netzt ihm den nackten Fuß,
sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll, wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; da war’s um ihn gescheh’n:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin, und ward nicht mehr geseh’n.
Der Frühling hat sich eingestellt
Hoffmann von Fallersleben
1.
Der Frühling hat sich eingestellt!
Wohlan, wer will ihn seh’n?
Der muss mit mir ins freie Feld,
ins grüne Feld nun geh’n.
2.
Er hielt im Walde sich versteckt,
dass niemand ihn mehr sah;
ein Vöglein hat ihn aufgeweckt,
jetzt ist er wieder da.
3.
Jetzt ist der Frühling wieder da,
ihm folgt, wohin er zieht,
nur lauter Freude fern und nah,
und lauter Spiel und Lied.
4.
Und allen hat er, Groß und Klein,
was Schönes mitgebracht,
und sollt’s auch nur ein Sträußchen seil,
er hat an uns gedacht.
5.
Drum frisch hinaus ins freie Feld,
ins grüne Feld hinaus!
Der Frühling hat sich eingestellt;
wer bliebe da zu Haus?
Der Getränke Wert und Zahl
Volkslied
1.
Preisend mit viel schönen Reden
der Getränke Wert und Zahl,
der Getränke Wert und Zahl,
|:saßen viele Jagdgenossen :|
|:fröhlich bei dem Jagdfest-Mahl. :|
2.
„Herrlich schmeckt“, rief da der erste,
|:„dieses köstlich schöne Bier! :|
|:Das, gebraut aus Malz und Gerste, :|
|:jedem trefflich mundet hier!“ :|
3.
„Besser“, ruft ein zweiter Zecher,
|:„schmeckt ein Gläschen Rebensaft, :|
|:der als wahrer Sorgenbrecher :!
|:Jugendmut im Herzen schafft!“ :|
4.
„Ich dagegen lieb’ Liqueure“,
|:sprach der dritt im Zecherkreis, :|
|:bringt mir Bier nicht in die Quere,: |
|:auch veracht’ ich Wein auf Eis!“ :|
5.
„Ach, wie schön schmeckt so ein Kümmel!
|:Nichts doch diesem Labsal gleicht; :|
|:bei dem größten Jagdgetümmel :|
|:nach ihm Sehnsucht uns beschleicht!“ :|
Bloch und Benda (vor 1882)
1.
Das war der Graf von Rüdesheim,
mit Gütern reich beglückt,
der hat des Winzers holder Maid,
zu tief ins Aug’ geblickt.
Doch als er ihr die Lieb’ gestand,
lacht sie ihm ins Gesicht;
der Graf ritt tief gekränkt nach Haus,
und mied des Tages Licht.
Und er saß und vergaß
in seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz,
tröstet Rüdesheimer Wein.
2.
Wohl sieben Jahre saß er so,
geschieden von der Welt,
und gab für Rüdesheimer Wein
hin all sein Gut und Geld;
wohl vierzig Güter gab er bin
für edles Rebenblut.
Und als das letzte Jahr verging,
ging auch das letzte Gut.
Und er saß und vergaß
in seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz,
tröstet Rüdesheimer Wein.
3.
Doch als das letzte Gut vertan,
ging es dem Grafen schlecht;
ein andrer Herr bezog das Schloss,
da ward der Graf ein Knecht.
Die ganze Woche plagt’ er sich,
im Wirtshaus vor der Burg;
was in der Woche er verdient’,
bracht’ er am Sonntag durch.
Und er saß und vergaß
im Kellerloch am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz,
tröstet Rüdesheimer Wein.
4.
Und die euch dieses Lied erdacht,
die waren selber dort;
zu Fuß kam man den Berg herab,
die Gelder waren fort.
Man haderte mit dem Geschick,
und härmte sich gar sehr;
da hörte man vom edlen Graf,
die wundersame Mär.
|:Und man saß und vergaß
vor seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz,
denn das Herz,
tröstet Rüdesheimer Wein.
Karl Friedrich Zelter (1812)
1.
Es war ein König in Thule,
gar treu bis an das Grab,
dem sterbend seine Buhle,
einen gold‘nen Becher gab.
2.
Es ging ihm nichts darüber,
er leert’ ihn jeden Schmaus;
die Augen gingen ihm über,
so oft er trank daraus.
3.
Und als er kam zu sterben,
zählt’ er seine Städt’ im Reich,
gönnt’ alles seinen Erben,
den Becher nicht zugleich.
4.
Er saß bei’m Königsmahle,
die Ritter um ihn her,
auf hohem Vätersaale,
dort auf dem Schloss am Meer.
5.
Dort stand der alte Zecher,
trank letzte Lebensgluth,
und warf den heiligen Becher,
hinunter in die Fluth.
6.
Er sah ihn stürzen, trinken
und sinken tief ins Meer,
die Augen thäten ihm sinken,
trank nie einen Tropfen mehr.
Kinderlied
1.
Der Kuckuck und der Esel,
die hatten großen Streit,
wer wohl am besten sänge,
wer wohl am besten sänge,
zur schönen Maienzeit,
zur schönen Maienzeit.
2.
Der Kuckuck sprach: „Das kann ich!“,
und fing gleich an zu schrei’n.
„Ich aber kann es besser, ich aber kann es besser“,
fiel gleich der Esel ein, fiel gleich der Esel ein.
3.
Das klang so schön und lieblich,
so schön von fern und nah.
Sie sangen alle beide, sie sangen alle beide:
„Kuckuck, kuckuck, i-a kuckuck, kuckuck, i-a.“
Der Leutnant von der Garde
Volkslied
1.
Sie war ein Mädchen voller Güte,
und naschen tat sie auch sehr gern,
bekam so manche Zuckertüte,
von einem hübschen jungen Herrn.
Da rief sie: „Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n.
Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n?“
2.
Da kam der Leutnant von der Garde
und lud sie ein zum Maskenball:
„Bei uns ist heute Maskerade,
und du sollst meine Tänz‘rin sein.“
Da rief sie: „Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n.
Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n?“
3.
Vom vielen Tanzen ward sie müde,
sie legt sich nieder auf ein Bett,
da kam der Leutnant von der Garde,
und raubte ihr die Unschuld weg.
Da rief sie: „Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n.
Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n?“
4.
In Stücke wollte sie sich reißen,
ins tiefe Wasser wollt sie geh’n.
Jedoch der Rhein war zugefroren,
und keine Öffnung war zu seh’n.
Da rief sie: „Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n.
Heimat, süße Heimat,
wann werden wir uns wiederseh’n?“
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