Doch nehmt aus meinem Busen das arme Herz heraus:
Das Herz das hat nur Ruhe im teuren Vaterhaus!
Christoph von Schmid (1816)
1.
Wie lieblich schallt durch Busch und Wald,
|:des Waldhorns süßer Klang! :|
Der Wiederhall im Eichenthal,
|:hallt nach so lang, so lang! :|
2.
Und jeder Baum im weiten Raum,
|:dünkt uns noch mal so grün; :|
es wallt der Bach dem Schatten nach,
|:durchs Tal dahin, dahin. :|
3.
Und jede Brust fühlt neue Lust,
|:beim frohen Zwillingston; :|
es flieht der Schmerz aus jedem Herz,
|:sogleich davon, davon. :|
Volkslied
1.
Dat du min Leevsten büst, dat du woll weeßt.
Kumm bi de Nacht, kumm bi de Nacht, segg wo du heeßt,
kumm bi de Nacht, kumm bi de Nacht, segg wo du heeßt.
2.
Kumm du üm Middernacht, kumm du Klock een!
Vader slöpt, Moder slöpt, ick slap aleen.
Vader slöpt, Moder slöpt, ick slap aleen.
3.
Klopp an de Kammerdör, fat an de Klink!
Vader meent, Moder meent, dat deit de Wind.
Vader meent, Moder meent, dat deit de Wind.
Der alte Förster an seinen Sohn
Volkslied
1.
Sohn, da hast du mein Gewehr!
Meiner Hand wird es zu schwer,
|:Nimm den Fänger fleckenlos,
kopple dir der Hunde Tross! :|
2.
Grau ist mir schon längst das Haar,
wie mein Rock schon fünfzig Jahr’;
|:jedes Jahr, wie manche Jagd,
hat den Stein mir stumpf gemacht. :|
3.
Diese Büchse, vielbewährt,
hat der Fürst mir einst verehrt;
|:denn ich dient’ ihm treu und hold,
und verschmähte fremden Sold. :|
4.
Unsres Fürsten Hab’ und Gut,
raubte ihm des Kriegers Wut!
|:Denn wie tat des Schwachen Hand,
wohl dem Feinde Widerstand! :|
5.
Nimm die Büchse, rüste dich;
sieh, die Dienstpflicht fordert mich!
|:Sohn entlaste mich des Harms,
ob der Schwäche meines Arms! :|
6.
Meide gern den warmen Herd,
fürs Revier, der Sorgen wert;
|:sei mir wachsam Tag und Nacht,
hab’ auf Holz- und Wilddieb’ Acht! :|
7.
Einen Bruder, lieb und wert,
nahm dir das Franzosenschwert,
|:deine Mutter härmte sich,
stumm und starrend - und erblich. :|
8.
Einsam bin ich nun und schwach,
aber tät’st du mir’s nicht nach,
|:wär’s mir härter noch einmal,
denn des andern Sohnes Fall. :|
9.
Drum, so ehre mein Gebot!
Waidmannsheil! Behuf dich Gott!
|:Weih’st du treu dem Forste dich,
freut dein alter Vater sich. :|
Der Christbaum ist der schönste Baum
Johannes Karl
1.
Der Christbaum ist der schönste Baum,
den wir auf Erden kennen.
Im Garten kein, im engsten Raum,
wie lieblich blüht der Wunderbaum,
|:wenn seine Lichter brennen :|
ja brennen.
2.
Denn sieh, in dieser Wundernacht,
ist einst der Herr geboren,
der Heiland, der uns selig macht.
Hätt’ er den Himmel nicht gebracht,
|:wär’ alle Welt verloren, :|
verloren.
3.
Doch nun ist Freud’ und Seligkeit,
ist jede Nacht voll Kerzen.
Auch dir, mein Kind, ist das bereit’t;
dein Jesus schenkt dir alles heut’’,
|:gern wohnt er dir im Herzen, :|
im Herzen.
4.
O lass ihn ein! Er ist kein Traum,
er wählt dein Herz zum Garten,
will pflanzen in den engen Raum,
den allerschönsten Wunderbaum,
|:und seiner treulich warten, :|
ja warten.
Volkslied
1.
Zu Straßburg auf der langen Brück’,
da stand ich eines Tags,
nach Süden wandt’ ich meinen Blick,
in grauem Nebel lag’s.
Da dacht’ ich mir: Dahinter,
liegt in wunderbarem Reiz
|:mit seinen Almen, seinen Höh’n
dein Vaterland, die Schweiz. :|
2.
Und wie ich’s dacht’ und wie ich’s sann,
da zog ein Knab’ vorbei,
der blies ins traute Alpenhorn
der Heimat Melodei.
Da ward mir’s kalt, da ward mir’s warm,
rasch sprang ich in die Flut,
|:hinauf den Rhein mit starkem Arm,
schwamm ich mit frischem Mut. :|
3.
Hätt’ mich nicht der Sergeant geseh’n,
da hätt’ es keine Not;
jetzt haben sie mich eingebracht,
und schießen heut’’ mich tot.
O liebe Herren, glaubt mir dies,
mich zog ein süßer Ton;
|:der Knabe, der das Alphorn blies,
der trägt die Schuld davon. :|
Volkslied
1.
O Baron, du falsches Kind,
packe dich fort und lauf geschwind!
Fort aus meinem Angesicht,
ich hab mit dir zu schaffen nicht!
2.
O Baron, du Herzensdieb,
wenn dich einer recht beschrieb!
Meine Feder ist viel zu schlecht,
ich kann dich nicht beschreiben recht.
3.
O Baron, du falscher Wicht!
Alles ist falsch, was du versprichst.
Alles ist falsch, was du verheißt,
und der ist blind, der das nicht weiß.
4.
Ich hatt‘ so fest auf dich vertraut,
ich hätt ein’ Kirch auf dich gebaut;
aber ich bin es nicht allein,
die falsch von dir betrogen sein.
5.
Jetzt lebe ich recht wohlgemut,
besser als du bei allem Gut.
Jetzt schlaf ich in guter Ruh:
Gute Nacht, die Türe zu!
Georg Scheuerlin
1.
Die alte Fichte schwanket,
einsam auf grauer Höh’;
der Knabe zieht im Nachen
entlang den blauen See.
2.
Die Fichte tief versunken
in dunkeln Träumen sinnt;
der Knabe kos’t der Welle,
die schäumend niederrinnt.
3.
„O Fichtenbaum dort oben,
du finsterer Gesell,
was schaust du stets so trübe,
auf mich zu dieser Stell’?“
4.
Da rühret er mit Trauern
der Zweige kühlen Saum,
und spricht in leisen Schauern,
der alte Fichtenbaum:
5.
„Dass bald die Axt mich suchet,
zu deinem Totenschrein,
das macht mich stets so trübe,
gedenk’ ich, Knabe, dein!“
Johann Wolfgang von Goethe
1.
Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll, ein Fischer saß daran,
sah nach dem Angel ruhevoll, kühl bis ans Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht, teilt sich die Flut empor;
aus dem bewegten Wasser rauscht ein feuchtes Weib hervor.
2.
Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: „Was lockst du meine Brut,
mit Menschenwitz und Menschenlist hinauf in Todesglut?
Ach, wüsstest du, wie’s Fischlein ist so wohlig auf dem Grund,
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