Antoine: “Wenn ich dich jetzt um etwas bitte, würdest Du dann ja sagen?”
Christine: “Kommt darauf an.”
Antoine: “Du willst mir bloß ausweichen. Sag doch schon ja. Bitte!”
Christine: “Das kommt ganz darauf an.”
Antoine: “Würdest Du bitte Deine Brille wieder aufsetzen.”
Natürlich setzt Christine die Brille wieder auf, was zeigt, dass die Brille in diesem französischen Film für die Erotik offenbar unverzichtbar ist.
Tisch und Bett, Frankreich 1970. Regie: François Truffaut. Darsteller: Jean-Pierre Léaud (Antoine Doinel), Claude Jade (Christine Doinel), Daniel Ceccaldi (Lucien Darbon), Claire Duhamel (Madame Darbon), Hiroko Berghauer (Kyoko) u. a.
Hélène (Romy Schneider) ist früh aufgestanden, um am Schreibtisch ihre Übersetzung fertig zu stellen. Auch wenn sie nur mit einem Handtuch bekleidet ist, macht sie mit dem Aufsetzen ihrer Hornbrille deutlich, dass das Privatleben vorbei ist und das Arbeitsleben beginnt. Doch ihren Geliebten Pierre (Michel Piccoli) bringt die Brille offenbar auf ganz andere Ideen.
Die Dinge des Lebens, Frankreich 1970. Regie: Claude Sautet. Darsteller: Michel Piccoli (Pierre Bérard), Romy Schneider (Hélène), Lea Massari (Catherine Bérard), Gérard Lartigau (Bertrand Bérard), Henri Nassiet (Monsieur Bérard) u. a.
Zeit: Anfang des 20. Jahrhunderts. Gustav Aschenbach (Dirk Bogarde) reist nach Venedig, um sich von seinem anstrengenden Dirigentenleben zu erholen. Die Erschöpfung ist ihm äußerlich anzusehen; er wirkt wie ein alter Mann, besonders seine Hautfarbe, die aussieht wie eine Schweineschwarte, die seit sechs Tagen auf Käufer wartet. Ebenfalls nicht sehr attraktiv wirkt der ungepflegten Schnurrbart, die struppigen Augenbrauen und vor allem der schon damals etwas altmodische Zwicker mit Griff - zu erkennen am linken Glas. Und tatsächlich, Aschenbachs Modell mit der strengen Horneinfassung lässt ihn älter aussehen, als er ist.
Weil Aschenbach plötzlich Eindruck schinden will, unterzieht er sich einer Verjüngungskur. Nun trägt er eine elegante goldgeränderte Bügelbrille mit runden Gläsern. Derselbe Mann wirkt jetzt zwanzig Jahre jünger. Allerdings wegen der hellen Schminke auch viel geckenhafter.
Tod in Venedig, Italien 1971. Regie: Luchino Visconti. Darsteller: Dirk Bogarde (Gustav von Aschenbach), Björn Andresen (Tadzio), Marisa Berenson (Frau von Aschenbach), Silvana Mangano (Tadzios Mutter) u. a.
Was Sie schon immer über Sex wissen wollten…
Woody Allen trägt bekanntlich in nahezu jeder Rolle seiner Filme Brille. So auch in diesem Episodenfilm, in dem er mehrere Parts übernommen hat. In dieser Episode spielt er ein bebrilltes ängstliches Spermium.
Was Sie schon immer über Sex wissen wollten…
In dieser Episode gibt Allen einen mittelalterlicher Hofnarr, über dessen Possen niemand lachen konnte; natürlich mit Brille.
Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten, USA 1972. Regie: Woody Allen. Darsteller: Woody Allen (Hofnarr, Fabrizio, Victor, Spermium), John Carradine (Dr. Bernardo), Tony Randall (Techniker) u. a.
Die Geschichte der Adèle H.
1863: Adèle, eine junge Französin (Isabelle Adjani), kommt ins kanadische Halifax. Sie ist auf der Suche nach ihrem Verlobten Leutnant Pinson (Bruce Robinson), der sie hier heiraten will. So scheint es zumindest. Doch schnell stellt sich heraus, dass alles gelogen ist. Leutnant Pinson ist gar nicht ihr Verlobter, war es nie und wollte es nie sein. Beide kennen sich nur vom Sehen, doch sie hat sich unsterblich in ihn verliebt und ist ihm bis nach Kanada gefolgt. Je mehr sich Adèle in diese vollkommen einseitige Liebe hineinsteigert, desto deutlicher kann man ihr den seelischen Verfall auch äußerlich ansehen. Schließlich ist sie ganz am Ende, nimmt nichts mehr wahr. Sogar an ihrem Wunsch-Ehemann geht sie, ohne ihn zu bemerken, bleich und verwischt wie ein Gespenst vorbei. Auch die Brille kann ihr bei der Ordnung ihrer Gedanken nicht mehr helfen, denn Adèle sieht schon lange nicht mehr klar. Übrigens zeigt die kleine runde Nickelbrille deutlich, dass im 19. Jahrhundert noch kein Unterschied zwischen Damen- und Herrenbrillen gemacht wurde. Eigentlich sonderbar, dass die damalige sehr modebewusste Damenwelt von ihren Optikern nicht modisch aufgepeppte Brillen verlangte.
Die Geschichte der Adèle H., Frankreich 1975. Regie: François Truffaut. Darsteller: Isabelle Adjani (Adèle Hugo), Bruce Robinson (Leutnant Pinson), Sylvia Marriott (Mrs. Saunders), Reubin Dorey (Mr. Saunders), Joseph Blatchley u. a.
Die sehr schüchterne Adrianna (Talia Shire) arbeitet in einer kleinen Tierhandlung und bekommt öfters Besuch vom Boxer Rocky (Sylvester Stallone). Der macht ihr ziemliche Avancen, doch Adrianna ist viel zu scheu und lässt sich auf nichts ein. Ihre Brille wirkt durch das strenge schwarze Gestell auch wirklich nicht sehr kommunikativ. Aber viel wichtiger ist, dass diese Brille für die Spielhandlung von 1976 völlig altmodisch ist. Es handelt sich um ein Modell, das in den 1950er und 1960er Jahren modern war, in der damals beliebten Schmetterlingsform. Adrianna trägt diese Brille aber noch in den 1970er Jahren und wird so fast schon als alte Jungfer charakterisiert. Dabei ist sie gar nicht alt, aber sie macht eben keine Mode mit. Wie auch immer, durch die stete Beharrlichkeit von Rocky kommt es schließlich, wie es kommen muss. Vor dem vollständigen Glück muss Rocky dann aber noch eine letzte Hürde überwinden:
Rocky: “Tust du mir einen Gefallen?”
Adrianna: “Was denn?”
Rocky: “Darf ich die Brille abnehmen?”
Rocky, USA 1976. Regie: John G. Avildsen. Darsteller: Sylvester Stallone (Rocky Balboa), Talia Shire (Adrianna “Adrian” Pennino), Burt Young (Paulie Pennino), Carl Weathers (Apollo Creed), Burgess Meredith (Mickey Goldmill) u. a.
Dr. Hostetler (James Stewart) hat gerade seine Lesebrille aufgesetzt, um nach einer Untersuchung einige Details in seiner medizinischen Fachliteratur nachzuschlagen. Er hat nun eine unangenehme Pflicht zu erfüllen und seine Diagnose zu erläutern: Sein Patient J. B. Books (John Wayne), der ihm gegenüber sitzt, hat Krebs und nur noch kurze Zeit zu leben. Die schlichte Brille unterstreicht die Kompetenz von Dr. Hostetler und lässt keinen Zweifel daran, dass seine Diagnose richtig ist.
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