Das Todesdrama
Um Mitternacht des 14. auf den 15. dieses Monats passierte es, dass der Herr alle Erstgeborenen, angefangen beim Pharao bis hinunter zu der Gefangenen im Kerker. Ebenso auch bei den Tieren, die die Ägypter sich nach dem Tiere sterben wieder angeschafft haben. Als der Pharao und sein ganzer Hofstaat sah was heute Nacht geschah, bekamen sie es mit wirklicher Angst zu tun. Sie riefen Moses und Aaron in den Palast und drängten sie förmlich mit ihren Frauen, Kindern, Schafen, Rindern, Eseln und allem was sie sonst noch haben das Land schnellstens zu verlassen, um dann ihrem alleinigen Gott zu dienen.
Die Israeliten brachen nun, nachdem sie 430 Jahre seit dem Zuzug Jakobs hier gewohnt haben, von Nemesses und Umgebung im Landstrich Gessen in Ägypten gewohnt haben, mit sechshunderttausend Mann zu Fuß, Frauen und Kinder nicht mitgerechnet und ihren Tierherden, aber auch viel zugelaufenes Volk ging mit ihnen, das die Gelegenheit wahr nahm als freie Menschen Ägypten verlassen zu können und in einem anderen Land ein neues Leben zu beginnen, begleiteten sie. Diese Nacht sollen von nun an alle Israeliten alle Jahre wieder, zu dieser Zeit von Geschlecht zu Geschlecht zum Dank, das Gott sie aus der ägyptischen Gefangenschaft hinausführte immer wieder gefeiert werden.
Moses gedachte auch des Wunsches, den ihr Patriarch, Josef, vor seinem Tod wohlahnend vorausgesagt hat, dass sie dann, wenn Gott sie aus Ägypten in das ihnen verheißene Land Kanaan führen werde, sie dann seine Gebeine mitnehmen sollen, was er auch tat. Unter Gottes sichtbarer Führung, für alle sichtbar, zog Gott am Tage als Wolkensäule und bei Nacht als Feuersäule vor ihnen her, um ihnen den Weg zu zeigen. Aber Gott führte sein Volk nicht auf dem kürzesten Weg ins Land Kanaan, denn er wusste, dass, wenn es mit den dortigen Bewohnern zu Kämpfen kommen würde, es sie gereuen würde und sie fluchtartig nach Ägypten zurückkehren würden. Gott führte sie zunächst in die Wüste bis ans Schilfmeer. Hier bogen sie ab und lagerten, wie der Herr es wollte, denn er hatte mit Pharao noch einiges vor, bei Phihahiroth zwischen Magdalum und dem Meer, gegenüber von Beelsephon.
Als Pharaon am Tage merkte, dass seine billigsten und fleißigsten Arbeitstiere abgewandert sind, gereute es ihn wieder und er beschloss ihnen mit seiner Ganzen Heeresmacht, einschließlich seiner Elitetruppen nachzusetzen und sie, wenn nötig, gewaltsam zurückzubringen. So verhärtete Gott das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten.
Doch die Israeliten sahen bald die Staubwolken am Himmel, die sie nichts Gutes ahnen ließ. Und bald waren sie alle mit Angst erfüllt, der Pharao holt uns mit Gewalt zurück und jeder fürchtete seine Rache. Doch Moses versuchte sie zu beruhigen, dass sie heute Zeugen der großen Macht ihres Gottes werden, dass die Ägypter kein weiteres Verlangen mehr nach ihnen haben werden.
Und Gott sprach zu Moses, strecke deinen Stab über das Wasser, dass es sich teile und ziehe mit meinem Volk trockenen Fußes hindurch. Ich aber werde das Herz der Ägypter derart verhärten, dass sie euch nach ziehen werden, in ihr eigenes Verderben. So stellte Gott die Wolkensäule zwischen die Israeliten und die Ägypter, die Feuersäule vor die Israeliten, die fast wie bei Tageslicht durchs gespaltene Meer gehen konnten. Die Wolkensäule vor den Ägyptern verursachte für sie finsterste Nacht, so dass der Abstand der Ägypter zu den Israeliten nicht kleiner, sondern eher größer wurde. Als der letzte Israelit mit seiner Habe nun die Furt im gespaltenen Meer trockenen Fußes verlassen hat und der letzte Streitwagen der Ägypter in die Meergasse, den Israeliten nach, ins Meer hineingefahren ist, da befahl der Herr dem Moses: „Strecke deine Hand über das Meer aus, damit die Wasser über die Ägypter und ihre gesamte Kriegsmaschinerie zusammenfließe!“ Und es geschah so wie der Herr es gesagt hat, kein einziger Ägypter hat dieses Abenteuer überlebt.
Pharao, es lohnt sich nicht, sich mit seinem Herrn und Gott anzulegen, du Mensch wirst immer, auch nach anfänglichen, für alle scheinbar sichtbaren Erfolgen letzten Endes schmerzhaft den Kürzeren ziehen.
Die Israeliten setzten ihre Wanderung fort und kamen in die Wüste Sur, durch die sie drei Tage wanderten. Das Volk murrte bald wieder, obwohl sie hätten wissen müssen, dass ihr Gott sie nicht verlassen hat, obwohl das Wasser, das sie fanden, bitter und ungenießbar war und die Essensportionen immer kleiner wurden. Und sie kamen nach Elim. Hier gab es einige Wasserquellen, um den Durst bei Mensch und Tier erstmals zu löschen. Nachdem sie die Wasserschläuche wieder mit dem kostbaren Wasser gefüllt und verstaucht haben, wanderten sie weiter in die Wüste Sin, die zwischen Elim und dem Sinai liegt. Wegen der leblosen Wüste begannen die Israeliten wieder zu murren und sehnten sich nach den Fleischtöpfen, dem sauberen Wasser und dem genügenden Brot, das sie in Ägypten zum Sattessen und Satttrinken hatten. „Habt ihr uns deswegen aus Ägypten herausgeführt, dass wir hier in der Wüste verhungern und verdursten müssen?“ murrten sie immer mehr gegen Moses und seinen Bruder Aaron. Offensichtlich wollte das Volk noch immer nicht erkennen, dass Gott es war, der Urheber, der ihren Auszug aus Ägypten veranlasste und Moses wie auch Aaron nur seine Vollstrecker hier auf Erden waren. Gott sah den Unwillen und hörte das Murren seines Volkes und sprach zu Moses: „Sag ihnen, heute Abend sollt ihr Fleisch zu essen bekommen und morgen früh euch mit Brot sättigen. So sollt ihr erkennen, dass ich der Herr euer Gott bin.“ Am Abend kam ein Wachtelschwarm heran und bedeckte das Lager. Am Morgen lag rings um das Lager eine feine Tauschicht. Nachdem die Tauschicht verschwunden war, lag über die Wüste hin verstreut etwas Feines, Körniges am Boden. Doch die Israeliten wussten nicht was das sein sollte. Moses erklärte ihnen, dass das, was sie da liegen sehen, das Brot vom Himmel sei, das Gott ihnen zu essen gibt. Und er klärte sie auf, dass jeder soviel von diesem Körnigen sammeln sollte, wie er für diesen Tag für sich und seine noch nicht sammelfähigen Familienmitglieder benötige. Alle gesammelten Vorräte darüber hinaus, verderben über nacht. Nur am Freitag, dem Tag vor dem Sabbat dürft ihr die doppelte Ration sammeln, denn der Sabbat ist der Ruhetag, an dem ihr nur das allernotwendigste erledigen dürft, und ihr auch nichts zum Sammeln finden werdet. Das Körnige, das jeden Morgen, außer am Sabbat auf dem Boden der Wüste lag, nannten sie Manna, Brot vom Himmel. Gott ließ Moses wissen, dass ein Gomer= ein israelitisches Mengenmaß, eingesammelt und in einem Krug in der Bundeslade aufbewahrt werden solle, um das Volk immer daran zu erinnern, dass er sie, sein Volk, die Israeliten, nach der Herausholung oder Heimführung aus der ägyptischen Gefangenschaft, 40 Jahre lang mit diesem Brot vom Himmel ernährt hat.
Aber die Wasservorräte in der Wüste wurden immer knapper und das Volk murrte wieder gegen alles, was sie glaubten, für ihre Misere verantwortlich machen zu können! So war es diesmal wieder das Wasser, das an allen Ecken fehlte. Der Herr befahl Moses aus der Wüste Sin weiterzuziehen, bis sie nach Raphidim kamen. Die letzten Trinkreserven waren verbraucht und neues Wasser war weit und breit nicht zu sehen. Moses beklagte sich wieder beim Herrn, dass nicht mehr viel fehle und das Volk steinigt mich; sie machen mich für alles Schlechte in ihren Augen verantwortlich, auch für den Fortgang aus Ägypten und den vollen Vorratskammern, obwohl es doch sie waren, die da fort wollten wie du es mein Gott von ihnen immer wieder gehört hast! Und Gott sprach zu Moses: „Nehme einige Ältesten aus dem Volk mit dir! Nimm auch deinen Wanderstab in deine Hand, mit dem du durch mich all die Wunder beim Pharao gewirkt hast, und geh mit meinem Volk zum Berg Horeb. Ich werde oben auf dem Berge vor dir stehen. Schlage dann an den Felsen, und es wird bestes Trinkwasser aus dem Felsen fließen, und das Volk mit ihren ganzen Herden können trinken!“ Moses tat so vor den Augen der Ältesten Israels, wie der Herr ihm befohlen hat. Den Ort nannte er Massa und Meriba, weil die Israeliten dort gehadert und den Herrn versucht hatten, in dem sie sagten: „Ist denn der Herr noch in unserer Mitte oder nicht mehr?“
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