»Wir müssen zurück«, sagte sie leise und küsste mich so, als wäre es das letzte Mal. Ihr Haar war verstrubbelt, ein paar Strähnen hatten sich aus der Rolle gelöst und hingen vor den Ohren herunter. Ich strich sie aus ihrem Gesicht und sah den feuchten Glanz in ihrem Blick. Es war wohl das erste Mal in meinem Leben, dass ich es fertig brachte zu sagen: »Ich liebe dich auch.«
»Ich danke dir dafür, oh Matthi΄s.«
Eng aneinander gepresst liefen wir den Weg zurück. Meine Lenden schmerzten, was Laila nicht wissen konnte. Alle hundert Schritte blieben wir stehen, ich presste ihren Körper gegen meinen Leib und küsste ihre von Tränen verklärten Augen.
»Bleibst du heute wieder bei mir?«, flüsterte sie bang. Graziös löste sie den Kamm aus dem Knoten und strich damit ein paarmal über das lange, glänzende Haar. Sie war eine Naturschönheit – nichts an ihr erinnerte an unsere innige Umarmung, sogar ihr Anzug sah tadellos glatt und sauber aus.
Im Foyer wartete bereits die Kassiererin mit der Abrechnung. Ich staunte, wie selbstsicher und unnachgiebig Laila mit ihrem Personal umging. Erst als die Frau das Tages-Journal zum zweiten Mal und fehlerfrei geschrieben hatte, durfte sie gehen und gleich danach kam auch Laila. Im Verlauf dieser Minuten war ich zu dem Schluss gekommen, dass eine Frau, die Verantwortung trägt, sich immer zwischen zwei Gesichtern zu entscheiden hat. Mir gefielen an Laila beide, was man ansonsten bei Männern selten findet. Zu lange liebte ich die Diene-dem-Herrn–Schwestern, von deren Keuschheit ich aber nichts wissen wollte. Bei Laila erschien mir das energische, das Business-Gesicht, wie das Erwachen aus einem Traum, in dem ich sie sah, wie ich sie sehen wollte. Für sie selbst musste ihre Arbeit der Aufstand sein, eine Rebellion gegen die Tyrannei ihrer kranken Seele.
Mit zackigen Bewegungen ordnete sie die Dinge am Tresen, schloss die Haupttüren ab und setzte den Alarmwächter in Gang. Ein zartes, zufriedenes Lächeln kräuselte ihren Mund, ihr forscher Schritt aber verriet, wie eilig sie es plötzlich hatte, den Arbeitstag zu beenden. Dennoch zog sie den dunkleren Weg hinter der Stadtmauer vor.
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