Daniel Sigmanek - Die Zitadelle

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Als ein gewaltiger Sturm ihr Schiff zu versenken droht, schlagen Tado und seine Gefährten den verbotenen Weg nach Nordosten ein, um dem Unwetter zu entgehen. In diesen Gewässern jedoch lauert eine noch viel größere Gefahr, denn Telkor, die Insel der Magier, liegt in unmittelbarer Nähe.
Als sie schließlich an den finsteren Ufern landen, nimmt ein heftiger Kampf auf Leben und Tod seinen Anfang. Auf der Flucht vor den machtbesessenen Magiern müssen sie bald schon feststellen, dass nicht alle Bewohner der Insel vom Bösen befallen sind: Ein Fluch scheint über der Bevölkerung zu liegen, ausgehend von jenem monumentalen Bauwerk tief im Herzen Telkors – der Zitadelle. Die Suche nach dem Geheimnis hinter diesem sagenumwobenen Gebäude treibt Tado quer durch das Land seiner Feinde, und jeder Atemzug könnte sein letzter sein.

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Die Herren von Telkor

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Die Zitadelle

Impressum

Die Herren von Telkor – Die Zitadelle

Daniel Sigmanek

Copyright: © 2019 Daniel Sigmanek

Umschlaggestaltung: © 2019 Daniel Sigmanek

1. Auflage

dietrollhoehle@web.de

Danksagung

Mein besonderer Dank gilt meinem Vater, ohne dessen stets ermutigende Worte und uneingeschränkte Hilfsbereitschaft dieses Werk wohl noch etliche Jahre auf seine Vollendung hätte warten müssen.

Der Sturm

Ein schwerer Donnerschlag durchbrach die friedliche Stille dieses nebligen Nachmittags, erschütterte den dunklen Himmel im Südosten. Tiefe, schwarze Wolken standen am Horizont, bildeten eine finstere, wogende Mauer, die schauriger kaum aussehen konnte und hin und wieder bedrohlich aufleuchtete, wenn ein verästelter Blitz sie durchschlug. Das dumpfe Grollen hielt sich lange in der feuchten, kühlen Luft des beginnenden Herbstes, ehe sein letztes Echo vom monotonen Klang der Wassertropfen eines nahenden Regens übertönt wurde.

Tado befand sich an Deck eines alten, schwarzen Schiffes, das langsam, aber beständig über den weiten, unruhigen Ozean trieb. Drei wuchtige Masten ragten aus dem gewaltigen Rumpf; an jedem waren Segel gehisst: Große, dunkle Leinentücher ohne Verzierungen. Das Schiff gehörte Telkor – nach der Flucht der Troks aus Syphora hatte es einsam und verlassen im Hafen der Eisenfestung gelegen.

Yala, Spiffi und Lukdan befanden sich ebenfalls an Bord. Nach ihrem Sieg über Dulbar waren sie alle für eine Weile frei von jeglicher Anspannung gewesen, allerdings währte ihre Freude über den erfolgreich verhinderten Plan der Magier Telkors nur kurz: Als sie die Nachricht vom Tod Uris‘ erreichte, begann sich erneut ein von Sorgen gewobener Schleier auf ihr Gemüt zu legen. Dabei war es keinesfalls die Hinrichtung der Hohepriesterin, die sie mit Unmut erfüllte, viel schlimmer wog die Zerstörung Akhoums durch die Oberen Vier. Wenn Telkor zu einer derartigen Katastrophe imstande war, dann mochte es nicht lange dauern, bis die Magier neue Mitglieder aussandten, die den missglückten Versuch ihrer Vorgänger fortsetzen und Akhoum, Syphora und Turg diesmal endgültig unterwerfen würden. Dessen war man sich wohl auch in der Eisenfestung bewusst, und so kam es schließlich, dass der Herzog befahl, ein Schiff gen Osten zu senden; keinesfalls jedoch direkt zur Insel der Magier (niemand wäre so töricht, ein derartiges Unterfangen auch nur in Erwägung zu ziehen), doch gab es ein Land jenseits von Telkor: Fallashald. Dort gab es reiche Städte mit mächtigen Armeen, und man hoffte, in den fernen Gefilden Verbündete zu finden. Leider gab es bei diesem Plan ein kleines Problem: Seit vielen Jahren schon stand Fallashald unter Telkors Kontrolle. Ohne Weiteres würde man zu diesem Land also keinen Zutritt erlangen. Daher entschieden sich die neuen Machthaber Syphoras, jenes eine im Hafen der Eisenfestung verbliebene Schiff der Magier zu entsenden. Auf diese Weise sollte es ihnen auch möglich werden, Telkor zu passieren, ohne Verdacht zu erregen, denn die Insel befand sich direkt zwischen Syphora und Fallashald, und aufgrund einiger gefährlicher Strömungen im Süden ließ sie sich nicht sehr weitläufig umfahren.

All das erklärt natürlich keineswegs die Anwesenheit Tados auf diesem Schiff und noch weniger die seiner Gefährten. Nun war es jedoch so, dass er und Spiffi sich schon bald nach dem Sieg über Dulbar auf die Suche nach einer Ozeanassel machten, denn obwohl man sie nach all den Ereignissen nun doch endlich in Syphora willkommen hieß, stieg in ihnen allmählich die Sehnsucht nach Gordonien auf, und mithilfe eines dieser Tiere planten sie, in ihre Heimat zurückzukehren. Ihre Bemühungen blieben jedoch erfolglos. Nirgendwo in den Gewässern, die der Eisenfestung gehörten, wurden derartige Wesen gesichtet, und es dauerte nur wenige Tage, bis sie den Grund dafür einem Bericht zweier Fischer entnehmen konnten. Sie erzählten von einer unangenehmen Begegnung mit einer ganzen Gruppe Ozeanasseln, die ihr Schiff angriffen und es beinahe versenkten, wenn nicht die Kälte der anbrechenden Nacht den Tieren Einhalt geboten hätte. In den Strahlen der untergehenden Sonne hatten die Fischer jedoch eines sehr genau erkennen können: Auf den Köpfen der Wesen prangte das Wappen Telkors. Es blieb zunächst ungeklärt, wovon das plötzliche Interesse der Magier an den Ozeanasseln herrührte, doch außer Frage stand, dass die Tiere schon bald in großer Zahl den Bewohnern Telkors dienen würden.

Tado beunruhigte dieser Umstand. Er hatte vom reisenden Händler erfahren, dass jene Kreaturen ohne Weiteres dazu imstande waren, einen ganzen Ozean in relativ kurzer Zeit zu überqueren, was wiederum Gordonien in ernstzunehmende Gefahr brachte: Wenn die Magier sich dieses Weges bedienten, um die Aufgabe vom Lord des Feuers zu beenden, wäre seine Heimat verloren. Auch das war ein Grund, weshalb er schnellstmöglich nach Hause zurückkehren wollte; vielleicht konnte er die Bevölkerung dort noch rechtzeitig warnen. Dieser Gedanke gab letztendlich auch den Ausschlag, weshalb er den Herzog um Erlaubnis bat, mit auf das eine Schiff zu dürfen. Er hatte die geringe Hoffnung, unterwegs auf eine noch nicht zu Telkor gehörende Ozeanassel zu treffen. Widerwillig wurde ihm und Spiffi gestattet, die gut ausgebildete Truppe Syphoras zu begleiten, solange sie sie nicht bei dem Vorhaben der Eisenfestung behinderten.

Yalas Gründe für die Mitreise auf dem schwarzen Schiff, vor dem sie sich zuerst derart gruselte, dass sie während der ersten Nacht an Bord schlimme Alpträume plagten, unterschieden sich ein wenig von denen Tados und Spiffis. In Syphora fühlte sie sich unwohl; seit ihrer Ankunft in der Eisenfestung war sie von ständigem Unbehagen erfüllt gewesen, wie sie den anderen später erzählte. Nach Akhoum wollte sie nicht zurück – zu viele ungute Erinnerungen verband sie mit diesem Ort. So beschloss sie letztendlich, Tado zu folgen. Außer ihm gab es niemanden, an den sie sich sonst hätte wenden können. Insgeheim war Tado froh über ihre Anwesenheit.

Lukdans Schicksal erwies sich indes als weitaus tragischer. Nach dem Kampf gegen Dulbar und den Krieger Uris‘ verfiel er für einige Tage in eine Art seelische Abwesenheit: Er sprach nicht viel und blieb den ganzen Tag über in der dunklen Unterkunft, die man ihnen nach der Schlacht zur Verfügung gestellt hatte. Nach außen hin besserte sich sein Gemütszustand schließlich, was die Gefährten zunächst positiv stimmte, doch seit sie die Nachricht über die Zerstörung Akhoums erreichte, stieg eine ungeheure Wut in ihm auf, wann immer das Thema Telkor aufkam. Obwohl Tado sich fest vorgenommen hatte, Lukdan in einem passenden Moment nach dem Grund für dessen beschwertes Gemüt zu fragen, konnte er ein ums andere Mal nicht den Mut dazu aufbringen, sodass Yala ihm schließlich zuvorkam. So erzählte er ihnen von Shaktha, Akhoums Ministerin für Spionage. Sie war seine Frau gewesen, und nachdem sie Uris im Zweikampf unterlag, nahm sie sich das Leben, um der Folter der Hohepriesterin zu entgehen. Ihr Tod hatte Lukdans Lebenskraft beinahe ausgelöscht. Als ihn dann noch die Nachricht von der Zerstörung seiner Heimat Akhoum erreichte, stand er endgültig kurz davor, Shaktha ins Jenseits zu folgen. Sein ganzer Lebensinhalt war von den Magiern vernichtet worden, es gab nun nichts mehr, was ihn noch in diesen Landen hielt. Alles, wonach er sich jetzt noch sehnte, war Rache an Telkor zu nehmen. Und nur aus diesem Grund hatte auch er sich der Unternehmung der Eisenfestung angeschlossen, allerdings ohne wie die anderen vorher um Erlaubnis zu fragen; stattdessen war er – den fragenden Blicken der übrigen Besatzung zum Trotz – einfach an Bord gegangen.

So kam es nun, dass die Gefährten die Eisenfestung alle gemeinsam verließen, nur Aluco musste zurückbleiben. Eine Seereise wäre für den Vogel zu beschwerlich gewesen; und dennoch meinte Tado in der ersten Nacht auf dem Schiff das leise Rufen einer Eule gehört zu haben.

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