hatte sie ihren Vater darum gebeten, sich neue beschaffen zu
dürfen, doch er hatte jedes Mal abgelehnt.
Dolche waren unsagbar teuer und er weigerte sich, ihr das nötige
Geld auszulegen.
Cathrina widerstrebte es, ihn überhaupt darum zu bitten, doch
schon bald war ihr keine andere Wahl mehr geblieben. Darüber
hinaus und das hatte sie mehrmals betont, sollte er die Dolche
nicht bezahlen, sondern ihr lediglich das Geld dafür leihen. Als
Soldatin brauchte sie schließlich anständige Waffen.
Seine Antwort blieb die gleiche. Und als ihr Vater ihr dann noch
herablassend unter die Nase rieb, dass sie nun langsam in dem
Alter sein sollte, für ihre Auslagen selbst aufzukommen, wusste
sie spätestens dann wieder, weshalb sie sich so lange dagegen
gesträubt hatte, dieses Thema überhaupt anzusprechen.
Sie hoffte inständig, dass Bodo ihr helfen konnte.
Cathrina fand ihn im hinteren Teil der Schmiede. Er war gerade
dabei ein Schwert fertigzustellen. Das Wasser zischte, als er den
heißen Stahl hinein hielt.
Sie wollte ihn nicht erschrecken und obwohl seine Türen immer
offen standen klopfte sie zaghaft an.
Er sah auf und blinzelte, als er sie entdeckte. Dann breitete sich
sein altbekanntes, zahnloses Grinsen auf seinem Gesicht aus.
„Cathrina! Wie schön! Ich bin hier gleich fertig, dann mach ich ein
Päuschen!“
„Keine Eile, Bodo. Lass dir Zeit.“
„Ich habe da etwas gehört …“, begann er und arbeitete weiter.
Cathrina war natürlich sofort klar, wovon er da sprach. Es musste
ein offenes Geheimnis sein.
„Ja?“
„Ist es wahr?“
„Das kommt darauf an. Was soll wahr sein?“, Bodo war von Natur
aus neugierig und es bereitete Cathrina eine gewisse Freude, ihn
ein wenig zappeln zu lassen, wie einen Fisch an der Angel.
„Jetzt spannt mich doch nicht so auf die Folter. Schon den ganzen
Morgen gehen hier Leute aus und ein. Junge Krieger, selbst der
Kommandant war heute schon hier.“
„Hawke? Tatsächlich?“
„Sehr richtig. Alle brachten sie mir Waffen. Schwerter, Dolche,
sogar einen Schild hatte einer dabei. Klingen, die ich schleifen
sollte. Das Schild hatte ein paar Beulen, die da nicht hingehörten.
Pfeilspitzen mussten ersetzt werden. Soviel hatte ich schon seit
Wochen nicht mehr zu tun.“
Auch wenn Gerbodo maulte, er liebte die Arbeit. Er lebte für seine
Schmiede.
„Einen der Männer, Ticzco hieß er, glaube ich, habe ich dann
schließlich gefragt, was denn anliegt, denn alles musste sehr
schnell erledigt werden …“
„Bis morgen früh …“
„Ja richtig. Und da erzählte er mir, dass sich ein paar Männer
auf den Weg nach Ribeon aufmachen. Und wisst Ihr, was mich
daran am meisten verblüffte?“
„Was denn?“, Cathrina kannte die Antwort bereits.
„Als er mir sagte, dass zwei der DuPuis Schwestern ebenfalls mit
auf diese gefährliche Reise gehen würden.“
„Aha …“
„Und jetzt erklärt Ihr mir bitte mal, warum ich das von einem
Fremden erfahren musste!?“
„Ich hatte noch keine Gelegenheit, Euch davon zu berichten. Es war
viel zu tun.“
„Verstehe …“
„Nun seid doch nicht böse, Meister Bodo! Natürlich hätte ich Euch
davon erzählt, aber es ist noch soviel zu erledigen. Mir schwirrt
schon der Kopf.“
„Hmm … Nun ja, verständlich. Also, Kind. Was kann ich für Euch
tun?“, Cathrina seufzte. Dann reichte sie ihm ihr Bündel, das er
langsam aufrollte.
„Oh weh! Kind! Die sind aber in einem schlechten Zustand!“
Sie nagte auf ihrer Unterlippe: „Ich weiß, Ser. Aber könnt Ihr nicht
trotzdem noch etwas retten?“
„Hmm … Ich weiß ehrlich gesagt nicht … Ich bin kein Hexer …“
„Vielleicht könnte ja ich etwas für Euch tun.“
Ohne, dass es Gerbodo oder Cathrina bemerkt hätten, hatte
Kristan die Schmiede betreten. Jetzt kam er zielstrebig auf sie zu
und schlang anzüglich einen Arm um ihre Hüfte. Als er versuchte
sie auf den Hals zu küssen, entwand sich Cathrina schnell seinem
Griff.
„Aber aber, meine Teure! Wer wird denn so schüchtern sein?“
„Was wollt Ihr hier, Kristan?“
„Ich habe gehört, dass Ihr uns für eine Weile verlassen wollt und da
dachte ich mir, wir genießen unseren letzten Abend bei einem
gemeinsamen kleinen Fest. Nur wir beide. Was haltet ihr davon?“
Er kam erneut näher und Cathrina wich zurück.
Sie hatte nichts gegen Kristan, aber sie hasste es, wie er sie
immer ansah und versuchte, sie bei jeder Gelegenheit
anzutatschen.
„Ich danke Euch für dieses überaus verlockende Angebot, Kristan,
aber ich habe noch unendlich viel zu tun. Und ich sollte morgen
früh ausgeruht sein …“
„Oh Ihr werdet ausgeruht sein … Verlasst euch darauf. So erholt
werdet Ihr Euch in Eurem ganzen Leben noch nicht gefühlt haben.“
Er versuchte wieder, sie an sich zu ziehen. Cathrina legte die Hände
auf seine Brust und versuchte ihn von sich zu schieben. Ohne
großen Erfolg.
„Habt Ihr nicht verstanden, was die Lady gerade gesagt hat? Ihr
sollt sie loslassen.“, Hawkes tiefe Stimme schallte durch die
Schmiede und Kristan erstarrte.
„Na sieh mal einer an, der Kommandant höchst persönlich!“, seine
Stimme triefte vor Abscheu.
„Hab ich gerade unbemerkt in Eurem Revier gewildert? Das
bedaure ich zutiefst.“
„Was redet Ihr da?“, Hawke wirkte leicht irritiert.
„Nun gut, meine Schöne. Dann will ich Euch nicht länger
aufhalten.“, er machte Anstalten Cathrina die Hand zu küssen und
nur ihre gute Erziehung hinderte sie daran, sie einfach weg zu
ziehen. „Kommt unbeschadet wieder nach Hause und seid gewiss,
dass ich hier auf Euch warten werde.“, er neigte höflich den Kopf
und ging zur Tür, „Ach eines noch, süße Cathrina. Achtet darauf,
dass der da Euch auf der langen Reise nicht anfällt. Ihr seid eine
wunderschöne Frau und der Himmel weiß, wozu solche Männer,
wie er einer ist, in der Lage sind, wenn sie solange ohne weibliche
Zuwendung verbringen müssen …!“
„Hurensohn!“, knurrte Hawke und wollte sich schon auf Kristan
stürzen.
„Nicht.“, Cathrina hielt ihn zurück, „Das ist genau, was er will.“
„Mag sein …“, er bleckte zornfunkelnd die Zähne, als er Kristans
Lachen hörte, das sich immer weiter entfernte, „Aber es ist auch
genau, was ich will.“
Er sah ihr in die Augen und dann auf ihre Hand, die seine Schulter
noch immer gepackt hielt. Schnell ließ sie ihn los.
„Nun, Schmied. Ist meine Waffe fertig?“
Gerbodo, der aus einem tiefen Traum zu erwachen schien, beeilte
sich in die Gänge zu kommen.
„Ja Ser. Hab sie soeben fertig gemacht.“ Er reichte Hawke sein
Schwert, das wie silbernes Mondlicht schimmerte.
„Gute Arbeit.“, er ließ ein paar Goldmünzen auf den Tresen fallen
und verließ ohne ein weiteres Wort die Schmiede.
Kurze Zeit sagten weder Meister Bodo noch Cathrina ein Wort.
Keiner von beiden konnte sich das eben Geschehene erklären. Sie
schüttelte den Kopf um ihn wieder frei zu bekommen.
„Bodo …?“
„Hmm?“
„Meine Dolche ?“
„Ah ja. Entschuldigt.“, er nahm die Waffen wieder in die Hand und
betrachtete sie aus jedweder Richtung, „Cathrina … Es tut mir leid,
aber selbst wenn ich sie schleife, poliere und auch den Griff
ausbessere werden aus ihnen keine anständigen Waffen mehr.“
Cathrina seufzte leicht resigniert: „Das dachte ich mir schon,
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