Morpheus - Die Legende von Ascardia

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Der König des magischen Landes Ascardia liegt im Sterben mit jedem Tag wird der Monarch schwächer, ohne dass seine Heiler und Zauberer etwas gegen seine auszehrende Krankheit unternehmen können. Schließlich sehen seine verzweifelten Berater nur noch einen Ausweg: Das Wissen und die Macht der bösen Hexe Lilith könnte ihrem König helfen. Doch die schwarze Königin lebt schon seit Jahren in Gefangenschaft in einem einsamen Turm am äußersten Ende des Reichs. In aller Eile wird eine Expedition ausgesandt darunter die Schwestern Cathrina und Mia; die eine als Soldatin des Königs, die andere als die fähigste Heilerin des Landes. Unterwegs droht der Gruppe jedoch nicht nur Gefahr in Form von Banditen und Wegelagerern finstere Gestalten im Inneren Ascardias spinnen ihre Intrigen, um die Reise zum Scheitern zu bringen

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davon gerade noch auffangen, bevor es auf dem Boden aufschlug.

Sie schien es nicht einmal zu bemerken.

Kite betrachtete sie gedankenverloren. Sie war so wunderschön.

Selbst jetzt, mit den roten Flecken auf den Wangen, die von ihrer

Aufregung herrührten. Er verfolgte ihre Bewegungen und wie sich

ihr ewig langes Haar dabei bewegte. Schon mehr als einmal hatte

er sich vorgestellt, wie es sich wohl anfühlen musste.

Unglücklicherweise war sie brillant. Sie war Helembertus beste

Schülerin und würde eines Tages in seine Fußstapfen treten. Und

er? Sein Wissen reichte gerade, um junge Heiler ausbilden zu

können.

Wie konnte er da mithalten?

„Kite? Hört Ihr mir überhaupt zu?“, Mia drehte sich zu ihm um und

sah ihn aus ihren smaragdgrünen Augen besorgt an.

„Fehlt Euch etwas?“, mit zwei schnellen Schritten war sie bei ihm

und kam erschreckend nah.

Sie legte eine Hand an seine Wange, „Eure Temperatur scheint

normal zu sein. Aber Eure Augen sind so glasig und Ihr scheint

irgendwie abwesend zu sein …“

Sie duftete so unbeschreiblich gut, eine Mischung aus

Maiglöckchen und Regen.

Er zuckte leicht zurück. Er musste unbedingt aufhören sich wie ein

Trottel aufzuführen. Er legte seine Hand über die ihre, die noch

immer an seinem Gesicht ruhte.

„Mir fehlt nichts, Mia.“, langsam führte er ihre Hand fort. Seine

Wange fühlte sich ohne ihre Berührung seltsam verlassen an.

„Seid Ihr Euch sicher? Irgendwie scheint Ihr heute nicht Ihr selbst zu

sein …“

Das liegt vielleicht daran, dass Ihr mich für eine gefühlte Ewigkeit

verlassen wollt und ich mich jeden Tag fragen werde, ob es Euch

gut geht und mir Sorgen machen werde! Er wollte es ihr sagen,

doch er tat es nicht. Wozu sie jetzt mit solchen Nichtigkeiten

belasten?

„Es geht mir gut, ich habe nur leichte Kopfschmerzen. Das ist alles.

Sorgt Euch nicht.“

Er stand auf und trat an ein Bücherregal. Nach kurzem Zögern fand

er wonach er sucht: „Hier. Das könnte Euch unterwegs nützlich

sein.“

Er reichte ihr ein in Leder gebundenes, leicht angestaubtes Buch.

„Heil- und Giftpflanzen, A–Z und ihre Wirkung.“, las sie laut vor.

„Es ist mir klar, dass Ihr Euch von uns allen am Besten mit

Pflanzen auskennt, doch vielleicht könntet Ihr es brauchen. Falls

Ihr doch einmal unsicher seid. Einige der Pflanzen sehen sich

manchmal zum Verwechseln ähnlich.“

„Das ist wahr. Danke Kite.“, sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf

die Wange und Kite erstarrte.

„Oh, ich störe doch nicht etwa?“

„Meister Helembertus! Wie schön!“

Mia hatte sich schon längst von Kite abgewandt, doch er konnte

sich noch immer nicht rühren.

„Ich hatte so gehofft, dass Ihr die Zeit finden würdet. Ich bin so

unglaublich überfordert.“ Helembertus gluckste vergnügt: „Nur

keine Panik, meine Liebe. Das ging mir bei meiner ersten großen

Expedition ganz genauso.“

„Wirklich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen.“

„Ihr seid lieb! Auch ich war nicht immer so weise, wie ich heute

ohne jeden Zweifel bin.“, er sagte es in maßlos gespielter

Selbstüberzeugung, sodass Mia lachen musste.

„Also, lasst mich doch einmal sehen.“, er ging auf ihren

Arzneikoffer zu und warf einen interessierten Blick hinein.

„Na das sieht doch alles schon sehr, sehr gut aus. Ihr habt doch

an alles gedacht. Also was verunsichert Euch so?“

„Aber wird es auch reichen? Sollte ich nicht mehr mitnehmen?“

„Hmm …“, machte Helembertus und fuhr sich gedankenvoll durch

seinen langen Bart, „Nun, Baldrian, Holunder und Kamille braucht

Ihr nicht mitnehmen, die findet Ihr unterwegs zur Genüge, ebenso

wie Melisse und Rosmarin. Also wären Mittelchen für leichte

Schmerzen schon einmal abgedeckt. Die habt ihr unterwegs ganz

schnell hergestellt. Darum denke ich nicht, dass Ihr allzu viel

davon mitnehmen solltet. Kamille hilft bekanntlich auch bei

entzündeten Wunden, ebenso wie Lavendel und Arnika. Auch nicht

schwer zu beschaffen. Mal sehen … Ihr solltet in jedem Falle noch

eine Dose der Grundsalbe mitnehmen. So könnt ihr jede beliebige

Salbe herstellen, die ihr gerade braucht.“

„Das ist eine ausgezeichnete Idee!“

„Ähnlich würde ich es auch mit den wirklich schwierig

herzustellenden Substanzen machen. Achtet vor allem darauf

genug Werkzeug mitzunehmen. Den Mörser zum Beispiel …“

„Auch wenn er so unglaublich schwer ist?“

„Wartet,“, er wuselte geschäftig an ihr vorbei, „nehmt den hier.

Der ist zwar wesentlich kleiner, als der, den Ihr sonst benutzt. Aber

er ist handlich und unglaublich robust.“

„Habt Dank, Helembertus. Der ist wirklich viel praktischer.“

„Nehmt mindestens zwei kleine Messer mit und auch eine Sichel

… Sie ist schärfer und einige Pflanzen verlieren bekanntlich an

ihrer Heilkraft, wenn sie nicht richtig entfernt werden.“

Mia nickte verstehend. Das wusste sie aus ihrer Anfangszeit als

Heilerin. Oft hatte sie sich gewundert, weshalb ihr so mancher

Trank nicht gelingen wollte, bis Helembertus sie darauf

aufmerksam gemacht hatte, dass sie ihre Pflanzen falsch

abgeschnitten hatte. Kleiner Fehler, große Wirkung. Da hätte sie

auch selbst dran denken können.

Jetzt machte sie sich doch Notizen. Helembertus Zeit war kostbar

und sie wollte nicht noch einmal nachfragen müssen.

Er zählte weiter auf und Mia schrieb fleißig mit. Das ging noch eine

ganze Weile so weiter und schließlich hatten sie alles.

„Ich weiß gar nicht, wie ich Euch danken kann. Jetzt erscheint es

mir plötzlich töricht, Euch mit so einfältigem Zeug belastet zu

haben. Es war eigentlich nichts dabei, worauf ich nicht auch von

alleine hätte drauf kommen können.“

„Ah meine Liebe, macht Euch doch nicht lächerlich! Alles ging so

wahnsinnig schnell, kein Wunder, dass Ihr die Nerven verloren

habt. Und glaubt mir,“, er kam auf sie zu und legte ihr die Hände

leicht auf die Schultern, „nichts hätte mir mehr Freude bereiten

können, als meiner besten Schülerin bei ihren Vorbereitungen zu

helfen. Ihr macht mich stolz.“, er hauchte ihr einen liebevollen,

väterlichen Kuss auf die Stirn: „Bitte passt gut auf Euch auf!“

„Das werde ich, Meister.“, Mia blinzelte ganz schnell ihre Tränen

fort. Sie wollte weder Helembertus noch Kite zeigen, wie schwer ihr

dieser Abschied fiel: „Ich werde Euch keine Schande machen.“

„Davon bin ich überzeugt.“, er lächelte sie noch einmal herzlich an,

zwinkerte Kite im Vorbeigehen noch einmal zu und verließ dann mit

wehendem Umhang den Raum.

Überrascht stellte sie fest, dass die erste Sonne bereits hinter dem

Horizont verschwand und das vollgestopfte Zimmer mit einem zart

rosa Licht erfüllte.

„Habt Ihr nun alles was Ihr braucht?“, Kites Stimme hörte sich

selbst in seinen Ohren seltsam rau an.

„Ja. Wir haben es doch noch geschafft.“

Es entstand eine, für Kite als peinlich empfundene Pause.

„Das ist gut.“, er rutschte von einem Tisch, auf dem er die letzten

Stunden verbracht hatte und kam zu ihr hinüber. Eine Armeslänge

von ihr entfernt blieb er stehen.

„Dann kommt bald wieder.“

Sie nickte und er wollte sich schon von ihr abwenden, entschied

sich dann aber doch dagegen.

„Mia … Versprecht mir, dass Euch nichts geschehen wird. Ich

könnte es nicht ertragen …“

„Kite …“

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