1 ...7 8 9 11 12 13 ...40 Aber? - Absolut negativ.
Der Stein enthielt keinen Kohlenstoff.
Der nächste Versuch wurde mit der Kalium-Argon-Methode durchgeführt. Hier wurde versucht, die Halbwertzeit des Kaliumisotops zu messen. Wieder Fehlanzeige. Alle Versuche, die Zusammensetzung des Kiesels zu bestimmen, schlugen fehl. Die Zuordnungsmethoden zum Periodensystem der chemischen Elemente versagten.
Nüchtern gab die Expertise weiterhin wieder: Der Stein ist nicht irdischen Ursprungs.
„Martin. Jetzt raus mit der Sprache.“ Britta blickte ihn auffordernd, aber auch skeptisch, an. „Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, dass du dich etwas breiter zu dem Kiesel auslässt. Bisher dachte ich immer, es sei eine Macke von dir. Aber, es scheint ja, mehr dahinter zu stecken.“
Martin sah sie nachdenklich an. Er kannte Britta erst kurze Zeit und wusste noch nicht so genau, wie er zu ihr stand.
Vor wenigen Wochen hatte er sich in der Dorfkneipe breit schlagen lassen, mit in die Disco nach Himmerich zu gehen. In regelmäßigen Abständen wurde der Vorschlag von irgendjemandem gemacht. Das Lokal, fast ein Vergnügungspark, wurde in der Gegend als Bauernbörse bezeichnet. Die Gerüchte besagten, dass das weibliche Publikum der Disco mit den Ertragsraten eines Bauernhofes, bestens vertraut war. Je mehr Land oder Vieh, umso größer war die Chance, eine Bekanntschaft zu machen.
Britta fiel ihm schon beim Betreten des Lokals auf. Eine hübsche junge Frau … knapp unter fünfundzwanzig, taxierte er. Langes dunkelblondes Haar umrahmte das ernste Gesicht, aus dem sehr kühle braune Augen blickten. Britta – so wie er sie bisher kennengelernt hatte - war immer objektiv und vermittelte eine ständig unterkühlte, fast arrogante Lebenseinstellung. Ihm gefiel ihre Art. Unnahbar und doch mitteilsam über Körperhaltung und Gesichtsausdruck. Sie war ein wenig kleiner als er und hatte eine schlanke, nicht übermäßig proportionierte sportliche Figur. In der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft hatte er sie noch nie unbeherrscht gesehen. Fast analytisch ging sie jedes Problem an.
Britta war ein Jeanstyp, wobei er sie sich durchaus in einem kurzen Rock oder schicken Kleid vorstellen konnte.
Sie war unabhängig und hatte die letzten Jahre damit verbracht, an ihrer Karriere zu basteln. Das Ingenieurstudium hatte sie verbissen an der Technischen Hochschule in Aachen durchgezogen. Im Anschluss daran bekam sie, aufgrund ihres hervorragenden Abschlusses, sofort eine Anstellung in einem Institut, das Forschungen in verschiedenen Weltraumprojekten durchführte.
Sie zog ihn unwiderstehlich an.
Martin war kein Frauentyp. Mittelgroß mit breiten Schultern und einer etwas untersetzten Figur, neigte er zu einem Bauchansatz. Mit vielen Diäten – seit mehreren Jahren ohne jegliche körperliche Auslastung und hohem Zigarettenkonsum - hielt er seinen Körper einigermaßen ansehnlich. Dunkles, fast schwarzes Haar und ein ausgeprägter Oberlippenbart gaben seinem Gesicht ein südländisches Aussehen. Mit seiner beeindruckenden Nase und dem ewigen Schmunzeln im Gesicht strahlte er, trotz seiner 35 Jahre, immer noch jugendliche Zuversicht aus. Auffällig sprang ein ovales Mal an seinem Hals, nur wenige Zentimeter groß, ins Auge. Wenn er sich erregte, schien es zu leuchten.
Irgendwann, im Verlaufe des Abends, fanden sie sich auf der Tanzfläche. Der Funke sprang sofort über.
*
Kapitel 12 40 000 v. Chr.
Arget rastete zur Nacht neben der Quelle. Die Erlebnisse des Tages ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Bis auf den Stein hätte er alles dafür gegeben, einen Schluck des Zaubertranks, zu bekommen. Ein weiteres Problem beschäftigte ihn: Wie sollte er den Kiesel sicher aufbewahren? Wütend schlug er mit den Händen auf den Boden, weil ihm kein Einfall kam, wie er die Aufgabe lösen sollte. Mühsam, weil ergebnislos, versuchte er, den Stein an seinem Körper unterzubringen.
Völlig erschöpft tauchten seine Gedanken in das tiefe Dunkel des Schlafs. Die Lösung seines Problems kam langsam, in einer neuen Erfahrung, mit Bildern und Erkenntnissen. In der Welt des Traumes fiel seine Unsicherheit ab und die verschwommenen Muster und Konturen des ergebnislosen Denkprozesses, wurden präzise Erkenntnisse.
Das Fell eines kleinen Tieres begriff er als Aufbewahrungsort für den Stein und die Sehnen größerer Tiere konnten als Halterung zur Befestigung herhalten. Das Behältnis würde er auf seiner Brust befestigen, dort wo das Leben herkam.
Erfrischt und voller Tatendrang wachte Arget mit den ersten Sonnenstrahlen auf. In der Nacht hatte er etwas gefröstelt, weil die schützende Umgebung seiner Höhle fehlte. Die Sonne wärmte jedoch schon seinen Körper und dehnte das Kältegefühl heraus.
Einige Männer seines Stammes waren schon auf den Beinen, andere bewegten sich träge in den letzten Umarmungen des Schlafes. So hartnäckig waren sie bisher noch nie, bei der Verfolgung eines Ausgestoßenen. In der Nacht, während seines Schlafs, wurde ihm seine Bestimmung klar. Dennoch verstand er seine Gedanken nicht.
Der Stamm hatte Angst vor ihm. Seine neue Sichtweise sagte, dass das eine gute Grundlage zur Beherrschung der Menschen in der Siedlung war. Niemand würde es wagen, ihn wegen dem Tod des Magiers, zur Rechenschaft zu ziehen. Aber, wie sollte er es anfangen? Ein kleiner Restzweifel blieb.
Arget gab sich einen Ruck.
Ein rauer Knurrlaut kam tief aus seiner Brust und die Hände machten das Zeichen von Zauber. Mit neuem Selbstbewusstsein trat er aus dem Bannkreis der Quelle. Vorsichtig, weil nicht sicher, ging er auf die Männer zu. Sie ließen ihn gewähren. Arget stolzierte wie ein Pfau zwischen ihnen und knuffte mal diesen oder jenen in die Seite.
Er wurde Führer und Zauberer seiner kleinen Gemeinschaft, an der Wurm. Mit Akribie baute er die Machtposition Zug um Zug aus. Er war weder tolerant noch geduldig, sondern grausam und selbstsüchtig. Er nutzte, die ihm verliehene Gabe zum eigenen Vorteil. Kein Stammesmitglied widersetze sich ihm, denn es bedeutete den sicheren Tod.
Auf dem Rückweg wurde der Stamm von Wildschweinen aufgehalten, die quiekend ihren Weg querten. Geistesgegenwärtig warf ein Jäger den Speer und traf eines der Tiere. Das waidwunde Schwein verschwand mit den anderen im Gebüsch. Arget gab das Zeichen der dünnen Blutspur in das unwegsame Gelände, zu folgen. Es dauerte, bis sie das verendete Tier fanden.
*
Eine Wölfin zerrte an dem Kadaver. Ein Muttertier. Ihr Gesäuge hing fast bis zum Boden. Kampfbereit drehte sich das hagere, jedoch kräftige Tier, den Jägern zu und entblößte knurrend die gefährlichen Reißzähne. Gelbe Augen fixierten die Jäger. Der Körper der Wölfin spannte sich … jederzeit bereit, durch die Luft zu fliegen, um ihre Beute zu verteidigen.
Aus dem Unterholz brachen verspielt vier Welpen und stürzten auf die Tierleiche. Die Kraft der Kiefer reichte noch nicht, ein Stück Fleisch herauszureißen. Knurrend warnte und drohte die Mutter den Welpen, unverzüglich zu verschwinden. Sie ließen sich nicht stören.
Argets Leute begannen zu tanzen. Dabei stampften sie die Füße fest auf den Boden und schwenkten bedrohlich mit den Waffen. Die Wolfsmutter versuchte erfolglos, ihre Jungen, in Sicherheit zu bringen. Die jungen Tiere achteten, in ihrem Spieltrieb, nicht auf die Umgebung und noch weniger auf die Mahnung der Mutter. Dem erwachsenen Wolf blieb keine andere Wahl, als sich, den Jägern, zu stellen. Wenige Augenblicke später tat er seinen letzten Atemzug … von mehreren Speeren durchbohrt.
Arget stoppte die Jäger, die begannen, die jungen Wölfe zu erschlagen. Die Sinnlosigkeit, sich ihm zu widersetzen, hatten sie schon eingesehen. Sein Zauber war zu groß. Gegen Magie waren Menschen machtlos.
Arget packte wahllos einen Welpen im Genick und bedeutete den Jägern, die anderen zu erschlagen.
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