“Kies, Zement, Kalk, Zement, Balken, Latten, Paneele, Kabel, Bretter, zwei Fenster, stabile Tür, Zarge, und das komplette Satteldach. Farbe und weiteres Zeug. Dann eine Menge Zaun.”
“Paneele?”
“Kann nicht viel teurer kommen. Dann ist es aber hübsch.”
Der Bau wuchs rasch und nahm Gestalt an. Die Größe bemaß sich an einer Geländevertiefung, die in eine Geländestufe ragte. Der Boden der Streifenfundamente war gewachsener Lehm, so daß auf eine Betonierung verzichtet werden konnte. Bernd schleppte die schweren Steine heran und reichte sie Karl Hannes durch den Buschsaum herunter. Drei Kellen Mörtel, wapp den Stein drauf, das Gleiche erneut.
“Sieht alles krumm und schief aus von hier oben,” mäkelte Bernd.
“Sieht man alles nicht mehr wenn die Paneele dran sind,” rechtfertigte sich Karl Hannes.
“Wir haben eine Wasserwaage,” sagte Bernd.
“Sieht alles gerade aus von hier unten,” sagte Karl Hannes, ”wird ein
schöner Stall.”
“Kommt ein Satteldach drauf,” keuchte Bernd, ”im Giebel dann Platz für eine kleine Sauna. Wollte ich schon seit der Grundschule haben.”
“Wir müssen ihnen den Bezug unserer Tageszeitungen versagen,” sagte die Tante von VV wenige Tage später durch den Telefonapparat,” sie können aber ihre Ware direkt bei uns in der Kurfürstenstrasse abholen. Gegen Barzahlung.”
“Wir werden Ihnen den Bezug unserer Magazine versagen müssen,” sagte die Tante von BPV, “wenn sie von jetzt ab nicht immer die Rechnung unseres Fahrers bezahlen.”
“Ich muß die Ware wieder einpacken,” sagte der Fahrer von BPV, ”wenn du die Rechnung nicht voll bezahlst.”
“Das Telefon ist abgestellt,” sagte Bernd zu Jacqueline. „Ganz plötzlich.“
“Hast du nichts mehr zu rauchen in der Bude?” Fragte Köwenick. “Wie könnte ich Nachtruhe finden, wenn du den Kaufvertrag nicht hättest.”
“Das Spiel läuft noch,” überlegte Bernd; ”ich muß den verdammten Stall fertigstellen, Esek holen und die Sache mit VV regeln.”
“Ein sehr schöner Stall,” sagte der Amtsveterinär bei der Abnahme, auf der er bestanden hatte. ”Ein sehr schöner Stall. Wann decken sie das Dach?”
“Vor dem Monsoon. Ich decke das Dach, wenn ich den Estrich eingebracht habe.”
“Fein, dann komme ich also wieder.”
„Ich ziehe heute noch eine Plane drüber, dann ist alles trocken.
”Fein, dann komme ich also nicht wieder.” Sie schüttelten sich die Hände und verloren sich aus den Augen.
Eine Front weniger, dachte er, es kann noch werden.
Esek wurde gegen siebenhundertfünfzig Mark in bar ausgelöst und zog ein, nachdem Bernd aus billigen Baustahlmatten und auf dem Grundstück anfallenden Stöckern eine Umfriedung hergestellt hatte, an die der Hengst sich nur gelegentlich hielt. Der Boden des Stalles wurde mit Lehm, der sich reichlich fand, geebnet.
Jacqueline hatte es immer mehr in die Nähe ihrer Mutter gezogen, die näher wohnte und warmes Essen herstellen konnte. Sie begann die bisher vage Beziehung zu ihrem leiblichen Vater, der erneut geheiratet hatte, zu pflegen und sich mit dessen derzeitigen Frau anzufreunden.
Bernd fütterte Oinky, der von seiner Wildheit nichts verloren hatte und Esek, der an Wildheit rasch zulegte und jeden Tag wuchs.
Die morgendlich täglichen Fahrten zu VV, die bar zu bezahlenden Warenpakete abzuholen, erlaubten eine Öffnung der Bude erst um neun Uhr, was sich drastisch im Umsatz niederschlug und die Kunden verunsicherte. “Gehen sie pleite?”
BPV lief noch, aber wiederum auf Kosten der Tabakwaren. Köwenick kam häufiger, sich zu vergewissern, ob Bernd noch in der Stadt weilte.
Schließlich stellte der Abendverlag seine Lieferungen ein. Naschwerk konnte nicht mehr angeboten werden. Mit Wein war Schluß. Es ging halt nicht mehr. “Verkauf endlich,” drängte Köwenick, der seit anderthalb Monaten keine Zinsen mehr gesehen hatte, ”bevor sie dir noch den Strom abstellen.”
Um zehn Uhr morgens an einem Dienstag trafen sie sich in einem kleinen Cafe in der Kantstraße. Bernd war mit der Bahn gekommen, da der Corvair den Geist aufgegeben hatte und nicht mehr anspringen wollte. Die Zeitungsbude war geräumt, die Remissionen hatten einen Warenwert von noch elftausend Mark erbracht, die unverzüglich mit den Außenständen verrechnet wurden, der Käufer war als neuer Pächter vom Tiefbauamt akzeptiert worden. Der Käufer wollte bar bezahlen und hatte das Geld bei sich., wie er eingangs behauptete.
Man einigte sich dahingehend, zunächst einen Kaffee zu bestellen und zu trinken.
“Laß machen,” sagte Bernd, nachdem er die Tasse geleert hatte, ”du hast die siebzigtausend bei dir?”
“Nein,” sagte Jakumeit. ”ich habe fünfunddreißigtausend bei mir.”
“Wie wäre das zu verstehen?” Fragte Bernd leicht irritiert. “Was ist mit dem Rest?”
“Was ist mit dem Rest?” Fragte Köwenick mit alarmierter Stimme.
“Nachdem du nunmehr die Kunden so lange mit zu geringem Warenbestand verprellt hast, bin ich nur noch bereit, die Hälfte zu bezahlen.” Jakumeit war sich seiner Sache sicher.
“Wir haben einen Vertrag,” sagte Bernd. ”Und da steht siebzigtausend drin. Und nichts von den Kunden.”
“Genau,” sagte Köwenick überflüssigerweise. ”Ihr habt einen Kaufvertrag.”
“Ich habe unter Vorbehalt unterschrieben, ”sagte Jakumeit, ”unter Vorbehalt.”
Bernd nahm den Vertrag aus der Tasche und faltete ihn auseinander, ”hier steht nichts von Vorbehalt. Den Text habe ich aufgestellt, du hast nur unterschrieben.”
“Aber mit Vorbehalt.”
“Wo.”
“U V Jakumeit,” sagte Jakumeit, ”das heißt unter Vorbehalt Jakumeit.” “Für mich ist das Ulrich Virgendwas Jakumeit. ”Sagte Bernd.
“Laß mich machen,” mischte sich Köwenick in den Wortwechsel, ”ich ruf meinen Vater in Düsseldorf an. Der ist Rechtsberater des Kruppkonzerns.”
Er telefonierte vom Tresen aus und schüttelte dann den Kopf. ”Er sagt das wäre rechtens,” flüsterte er, als Bernd herangetreten war. ”Was willst du jetzt machen?”
“Was bleibt mir schon übrig,” sagte Bernd, ”ich hab keine Ware mehr, der Ofen ist aus. Weg damit. Für fünfunddreissig. Was kriegst du?”
“Fünfunddreissig.”
“OK, vierunddreissigfünf und Schwamm drüber. Ich brauch was zu
fressen. Mir ist übel.”
Köwenick fuhr Bernd in seiner Taxe nach hause.
“Was willst du jetzt machen?” Fragte er, nachdem Bernd ihm an einer Ampel die vierunddreissigtausendfünfhundert Mark hingeschoben hatte.
“Brot und Fett kaufen, ich hab die letzten anderthalb Tage nichts zu fressen gehabt,” gutgelaunt fuhr Bernd fort, eine Woche Urlaub, dann was Neues. Mir gehts ja jetzt gut. Ich hab fünfhundert Mark.”
“Du kannst vom Arbeitsamt was kriegen.”
“Glaub ich nicht, bin immer selbständig gewesen.”
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