Ali Erbas
Schatten der Wahrheit
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Inhaltsverzeichnis
Titel Ali Erbas Schatten der Wahrheit Dieses ebook wurde erstellt bei
- PROLOG -
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- KAPITEL 4 -
- KAPITEL 5 -
- KAPITEL 6 -
- KAPITEL 7 -
- KAPITEL 8 -
- KAPITEL 9 -
- KAPITEL 10 -
- KAPITEL 11 -
- KAPITEL 12 -
- KAPITEL 13 -
- KAPITEL 14 -
- KAPITEL 15 -
- KAPITEL 16 -
- KAPITEL 17 -
- KAPITEL 18 -
- KAPITEL 19 -
- KAPITEL 20 -
- KAPITEL 21 -
- KAPITEL 22 -
- KAPITEL 23 -
- KAPITEL 24 -
- KAPITEL 25 -
- KAPITEL 26 -
- KAPITEL 27 -
- KAPITEL 28 -
- KAPITEL 29 -
- KAPITEL 30 -
- KAPITEL 31 -
- KAPITEL 32 -
- KAPITEL 33 -
- KAPITEL 34 -
- KAPITEL 35 -
- KAPITEL 36 -
- KAPITEL 37 -
- KAPITEL 38 -
- KAPITEL 39 -
- KAPITEL 40 -
- KAPITEL 41 -
- KAPTEL 42 -
- KAPITEL 43 -
- KAPITEL 44 -
- KAPITEL 45 -
- KAPITEL 46 -
- KAPITEL 47 -
- KAPITEL 48 -
- KAPITEL 49 –
- KAPITEL 50 -
- KAPITEL 51 -
- EPILOG -
Impressum neobooks
Donnerstag, 15. November 2001. Bereits seit den frühen Morgenstunden zeigte sich über München ein wolkenloser, blauer Himmel. Die gemächlich im Osten aufgehende Sonne schickte ihre wohltuenden Strahlen auf München und ließ die Temperaturen langsam nach oben klettern.
In einem modernen Krankenhaus mitten in der Stadt wurden bereits am Tag zuvor die für die bevor stehende Operation notwendigen Unterlagen sowohl von dem Patienten als auch von dem Anästhesisten vollständig ausgefüllt und unterschrieben. Sie steckten nun unter dem Kopfkissen des Patienten, der mit glasigen Augen die Decke betrachtete.
Die Spritze, die er von der Stationsschwester bekommen hatte, ermüdete ihn zwar, reichte aber nicht aus, ihn in Schlaf zu versetzen. Er schwebte in einem hypnoseähnlichen Zustand und sein Gehirn arbeitete nur noch auf halber Flamme, so dass er die blechern klingenden Stimmen um ihn herum kaum wahrnahm.
Wie lange lag er bereist in dem Vorraum des Operationssaales Nummer eins? Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Oder mehrere Stunden? Er wusste es nicht. Er hatte kein Zeitgefühl.
„Grüß Gott, mein Name ist Dr. Dieter Schulze. Ich bin Ihr Anästhesiearzt“, sagte eine männliche Stimme, die freundlich klang.
Der Patient wusste nicht, ob es sich bei dieser Stimme um eine reelle Wahrnehmung oder um eine Halluzination handelte. Mühsam drehte er seinen Kopf ein paar Zentimeter in die Richtung, aus der die Stimme kam. Hinter einer Nebelschwade erkannte er ein unbekanntes Gesicht, das einem hochgewachsenen Mann mit einer OP-Haube gehörte.
Der Mann sprach weiter, ohne zu wissen, ob der Patient ihn verstand oder nicht. „Gestern Abend hat ja der Chirurg Sie über die bevorstehende Operation eingehend informiert. Sie wissen, dass Sie einige Steine in der Gallenblase und sozusagen steinreich sind.“
Der Gesichtsausdruck des Patienten blieb unverändert, so dass der Anästhesist über den eigenen Witz alleine lachen musste. „Und nun“, fuhr er fort, „müssen Sie meine Kollegin, die gestern mit Ihnen die Narkose besprochen hat, entschuldigen. Aufgrund einer persönlichen Angelegenheit konnte sie heute leider nicht hier sein. Daher werde ich an ihrer Stelle die Narkose bei Ihnen durchführen. Ich hoffe, Sie sind damit einverstanden.“
Das Ganze klang nach einem Urteil, das bereits schon lange zuvor gefällt war. Der Patient musste sich einfach damit für einverstanden erklären. In seinem Trancezustand blieb ihm keine andere Alternative.
Dr. Schulze nahm die ausgefüllten Unterlagen in die Hand, schob seine Kunststoffbrille auf seinem Nasenrücken zu Recht und überflog die wichtigsten Eintragungen.
Eine Frau etwa Mitte zwanzig mit einem schlanken Gesicht und mit der Tusche perfekt halbbogenförmig nachgezogenen Augenbrauen, ebenfalls in einem grünen OP-Anzug, kam in eiligen Schritten zu ihm und blickte auf den Patienten herab. „Ist das die Gallenblase?“, fragte sie den Anästhesisten.
„Ja, das ist der Patient“, antwortete Dr. Schulze genervt und betonte dabei das Wort der Patient. Er ärgerte sich jedes Mal, wenn das medizinische Personal und vor allem die Anästhesieschwestern von einem Organ oder einer Krankheit sprachen, wenn sie damit einen Patienten meinten. Die Ausdrücke, wie „das ist der Magen“ oder „das ist das Bein“, lösten bei ihm regelmäßig einen Wutanfall aus. Er atmete mit hörbarem Pfeifen einige Male tief ein und aus und schloss für etwa zwei Sekunden die Augen. Dadurch gelang es ihm, doch noch einen Wutanfall zu unterdrücken.
Die Anästhesieschwester nickte mit dem Kopf und entschuldigte sich mit reumütigen Blicken. „Sind Sie schon fertig mit dem Patienten?“, fragte sie dann leise.
Dr. Schulze antwortete nur mit einem Kopfnicken und legte seine Hände auf die vordere Querstange des Bettes. Zusammen schoben sie das Patientenbett in den Zwischenraum. An mehrere Metallständer hingen Infusionsflaschen mit Kochsalzlösung.
Die Anästhesieschwester näherte eine der beiden fahrbaren OP-Liegen ans Patientenbett. Sie legte ihre rechte Hand vorsichtig unter den Nacken des Patienten.
„Würden Sie bitte auf diese Liege rutschen?“, sagte sie nun mit etwas kräftigerer Stimme.
Die Wirkung der Spritze, die der Patient auf der Station bekommen hatte, erreichte inzwischen ihr Maximum, so dass er kaum eine Reaktion zeigte. Er hatte schon die Augen geschlossen und schlief mit leicht offenem Mund.
Die Schwester verdrehte die Augen wie bei einem Kind und beschwerte sich bei Dr. Schulze über die Schwestern auf der Station. Sie warf ihnen Unfähigkeit vor, die Medikamentendosis an das Gewicht des Patienten anzupassen.
Der Anästhesist kicherte leise und gab ihr zu wissen, dass sie zu Übertreibungen neige.
Das Umbetten des Patienten auf die OP-Liege ging ziemlich schnell. Die Anästhesieschwester band ihren Mundschutz am Hinterkopf fest und schob anschließend die Liege in den OP-Saal I. Mit der Blutdruckmanschette staute sie den Arm des Patienten und steckte anschließend eine dicke Nadel in eine prall gefüllte Vene an der Ellenbeuge. Es dauerte nicht einmal eine Minute und die Infusion lief bereits in die Vene.
Drei Plastikelektroden leiteten über dünne Kabel die Herzaktivität an einen EKG-Monitor, auf dem eine hellgrüne Linie mit Zacken von links nach rechts wanderte. Ein rotes Lämpchen piepste im Rhythmus des Herzschlages.
„Sind wir soweit?“, fragte einer der beiden Chirurgen, die mit frisch desinfizierten Händen den Operationssaal betraten.
„Schon längst, Herr Chefarzt“, log Dr. Schulze.
Der Bauch wurde mit einer braunen Flüssigkeit gründlich desinfiziert und anschließend bis auf das Operationsgebiet mit sterilen Tüchern abgedeckt.
Der Chefarzt nahm das Skalpell in die rechte Hand, warf einen Blick auf die Uhr am Monitor und sagte: „Schnitt!“
Die scharfe Klinge wanderte in einem feinen Bogen am rechten Oberbauch des Patienten und hinterließ eine lange vom Mittelbauch bis in die rechte Flanke klaffende Wunde. Blut spritzte. Die Chirurgen unterbanden die Blutungen mit einer elektrischen Sonde, die bei jeder Berührung der Pinzette ein zischendes Geräusch verursachte.
Beide Chirurgen sprachen kaum miteinander und arbeiteten schnell. Die Stille im OP-Raum wurde nur von dem Piepsen des EKG-Monitors und des Beatmungsgerätes unterbrochen. Nach circa 90 Minuten war die Operation vorbei. Die Wunde wurde Schicht für Schicht verschlossen. Der Anästhesist entfernte den Tubus aus dem Rachen des Patienten und klopfte auf sein Gesicht. Sobald er selbständig zu atmen begann, schob ihn die Anästhesieschwester in den Aufwachraum zur weiteren Beobachtung.
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