Karen Stivali - Der Moment der Wahrheit

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Collin hatte eigentlich erwartet, einen weiteren Sommer lang Autos zu reparieren und in der College Pizzeria zu arbeiten. Stattdessen lebt er in einem Strandhaus auf Fire Island, kellnert in einem schicken Restaurant direkt am Meer und zum ersten Mal, seit er und Tanner zusammen sind, können sie sich öffentlich als Paar zeigen. Auch wenn es manchmal schwierig ist – Collin ist glücklicher als jemals zuvor. Und verliebter. Doch die neue Freiheit birgt auch Unsicherheiten und Momente des Zweifels und der Eifersucht schleichen sich ein.
Band 2 der Moments in Time-Reihe
Band 1: Der Moment des Einschlags

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Der Moment der Wahrheit

von Karen Stivali

(Moments in time 2)

Aus dem Englischen von Elian Mayes

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2021

http://www.deadsoft.de

© Karen Stivali, 2015

Titel der Originalausgabe: Moment of Truth

Übersetzung: Elian Mayes

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© Andrey Kiselev – www.stock.adobe.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-432-2 (epub)

Inhalt:

Collin hatte eigentlich erwartet, einen weiteren Sommer lang Autos zu reparieren und in der College Pizzeria zu arbeiten. Stattdessen lebt er in einem Strandhaus auf Fire Island, kellnert in einem schicken Restaurant direkt am Meer und zum ersten Mal, seit er und Tanner zusammen sind, können sie sich öffentlich als Paar zeigen. Auch wenn es manchmal schwierig ist – Collin ist glücklicher als jemals zuvor. Und verliebter. Doch die neue Freiheit birgt auch Unsicherheiten und Momente des Zweifels und der Eifersucht schleichen sich ein.

An WM. Zusammen haben wir so viele glückliche Sommer auf Fire Island verbracht.

Du wirst vermisst.

Anmerkungen

Großer Dank gilt Karen Booth, KD Wood, Kira Decker, Amanda Usen und Mandy Penndington, weil sie so wunderbare Betaleserinnen waren. Ich hätte es nicht ohne euch geschafft.

Kapitel eins

Ich hatte nicht erwartet, dass das Bett so groß sein würde. Und ich hatte nicht gewusst, dass es nur ein Bett geben würde. Tanner hatte mir das Strandhaus im Detail beschrieben. Fünf Schlafzimmer, direkt am Strand, alt und verwittert, aber immer noch in gutem Zustand. Es sah genau so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Graue Schindeln. Sandige Einfahrt. Knarrende Holztreppe. Er hatte mir sogar erzählt und dafür gesorgt, dass wir das eine Zimmer im obersten Stockwerk für zusätzliche Privatsphäre bekommen würden.

Aber ich hatte nicht gewusst, dass dieses Zimmer nur ein Bett haben würde. Ein großes Doppelbett. Verglichen mit den Betten in unserem Schlafsaal, sah es enorm groß aus. Dekadent. Ich konnte es kaum erwarten, mich mit Tanner darin auszubreiten und es voll auszunutzen. Ich kam auch nicht umhin, daran zu denken, dass jeder im Haus wissen würde, dass wir uns ein Bett teilten.

Mein Herzschlag beschleunigte sich und das hatte nichts mit den zwei Treppen zu tun, die wir gerade hinaufgestiegen waren. Wir waren seit drei Monaten zusammen, aber trotzdem wusste fast niemand, dass wir ein Paar waren. Meine Familie, eine Katastrophe, die mich immer noch zusammenzucken ließ, wenn ich daran dachte. Seine Familie, die nicht netter hätte sein können – seine Mutter hatte uns für die Woche zwischen dem Auszug aus dem Wohnheim und dem Umzug an den Strand bei ihr übernachten lassen und sein Vater hatte uns Karten für zwei Vorstellungen besorgt und uns zu einem teuren Abendessen eingeladen. Und Wendy, die sich selbst leise als unsere persönliche Tuntenmutter bezeichnete.

Tanner ließ seinen Seesack vor dem großen Fenster auf den Boden fallen und riss an der Schnur, um die Jalousien hochzuziehen. Die Aussicht raubte mir den Atem. Ich wusste, dass es nur ein kurzer Spaziergang zum Strand war, aber ich hatte nicht bemerkt, dass uns nur Sand und hohes Gras vom Ozean trennten.

»Wow.«

»Ich hab’s dir gesagt. Ziemlich fantastisch, was?«

»Das kann man wohl sagen.«

Tanner öffnete den Riegel und schob das Fenster auf. Es quietschte, als er es ein wenig absenkte, dann hakte er seine Finger unter das Holz und hob es höher. Die Muskeln in seinen Armen und in seinem Rücken zogen sich zusammen und ließen meinen Puls aus einem anderen Grund rasen. Er drehte sich um und erwischte mich beim Starren. Sein sexy Mund wölbte sich zu einem verruchten Lächeln.

»Weißt du«, sagte er und sah mich auf eine Weise an, die mir das Gefühl gab, als würde ich vor mehr als nur der Sommerhitze schmelzen, »man sagt, am Strand schmeckt alles besser.«

»Ach ja, wirklich?«

Er zog mich in einen Kuss. Heiß. Hungrig. Seine Zunge strich um meine, aber sie hätte genauso gut den Kopf meines Schwanzes umkreisen können. Ich schmiegte mich an ihn, seufzte in seinen Mund und drückte meine Hüfte gegen seine.

Tanners Mutter hätte nicht herzlicher sein können, aber sie war auch die ganze Zeit zu Hause, und ich hatte mich in ihrer kleinen Wohnung nicht wohl genug gefühlt, um mehr zu tun, als ihm einen Gutenachtkuss zu geben. Die Woche des Zölibats hatte mich so geil gemacht, dass ich kaum noch geradeaus sehen konnte.

Als ich ihn tiefer küsste, versenkte ich meine Finger in seinem Haar. Ich hatte das seidige Gefühl vermisst. Die feuchte Luft füllte sich mit dem Kokosnuss-Limetten-Duft seines Shampoos. Ich atmete ihn ein und genoss ihn – seinen Geruch, seinen Geschmack, seine Härte. Ich zog mich gerade so weit zurück, um sein Hemd hoch und über seinen Kopf zu ziehen.

Tanner schnappte sich den Saum meines T-Shirts, schlüpfte rückwärts auf das riesige Bett und zog mich mit sich. Eine ganze Woche lang hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als seinen Körper an meinem zu spüren. Durch das Reiben an ihm tanzten die Sterne hinter meinen Augen. Ich hätte sofort kommen können. Nur davon, ihn neben mir zu spüren. Einfach nur, weil ich wusste, dass er genauso hart war wie ich, dass er das genauso sehr wollte wie ich.

Ich zwang mich, zu atmen, und rollte mich von ihm herunter, ohne zu wissen, was ich zuerst ausziehen wollte, mein Hemd oder seine Hose. So oder so wollte ich weniger Kleider, die uns trennten, je früher, desto besser. Bevor mein sexbesessenes Gehirn herausfinden konnte, was zu tun war, schlug eine Tür zu.

»Woop-woop! Wir sind da!«

Stimmen dröhnten von unten, gefolgt von dem dumpfen Geräusch von Koffern, die ins Haus rollten, und Schritten, die die Treppe hinauftrampelten.

Mein Körper erstarrte und zwar nicht auf eine gute Art und Weise. Ich setzte mich so schnell auf, dass ich fast vom Bett fiel.

Tanner setzte sich neben mir auf und rieb mir den Rücken. Seine Hand fühlte sich warm und tröstlich an, aber das reichte nicht aus, um mich zu beruhigen.

»Collin, es ist okay. Alle, die hier wohnen, sind total cool. Mit allem.«

Das hatte er schon einmal gesagt, aber ich war zu aufgeregt, um zu fragen, was das bedeutete. »Kennst du die alle?«

»Ja.«

»Und sie wissen … über mich Bescheid?«

»Sie wissen, dass du mein Zimmergenosse von der Uni bist. Und ja, sie wissen, dass du mein Freund bist. Vertrau mir. Es interessiert niemanden einen Scheiß. Außerdem werden sie dich mögen.«

Meine Augen blickten in seine. Er sah verständnisvoll, aber zugleich amüsiert aus. Seine Finger kneteten meine Schulter und ich wollte ihn auf das Bett schieben und beenden, was wir angefangen hatten, doch ich hörte erneut Stimmen.

»Tanner? Bist du da oben?«, rief ein Typ.

»Bin in einer Sekunde unten. Wir sind auch gerade erst gekommen.« Er streichelte mir mit der Hand über die Haare, legte sie an meine Wange und zwang mich, ihn anzusehen. »Du wirst dich besser fühlen, wenn du sie kennengelernt hast. Es sei denn, du willst hier oben bleiben, bis wir fertig sind …«

Verführerisch. So verdammt verführerisch. Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann mir einen besseren ersten Eindruck vorstellen als das Stöhnen, das sie von mir hören würden.«

»Glaubst du, du würdest stöhnen, hm?«

»Ich bin seit vier Tagen nicht mehr gekommen.«

Tanner lachte. »Wir waren sieben Tage bei meiner Mutter.«

»Ich habe mir eines Morgens unter der Dusche einen runtergeholt.«

»Ich wäre mit dir mitgekommen.« Er zwinkerte mir zu. Seine Augen funkelten wie gottverdammte Edelsteine. Als ob sie dachten, sein Witz sei das Witzigste, was sie je gehört hatten.

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