Norbert Horn
Lyrik vom dichten Leben
Gesamtausgabe
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Titelbild: Schloss Biebrich am Rhein – © N. Horn
Schriftart: Palatino 12 pt
Herstellung: ef/bf/1B
ISBN 978-3-86455-689-9 EPUB
Für Goldi, unsere Familie und ein freundliches Publikum.
Nimm und lies, tolle, lege * * ) »Tolle, lege « ist lateinisch und bedeutet »nimm und lies«. Zu der Textmontage in der Widmung siehe unten S. 235.
) manche Strecke, dass zum Zwecke Lyrik fließe und mit reichem, vollem Schwalle in die Herzen sich ergieße.
* Nimm und lies , tolle, lege * * ) »Tolle, lege « ist lateinisch und bedeutet »nimm und lies«. Zu der Textmontage in der Widmung siehe unten S. 235. ) manche Strecke, dass zum Zwecke Lyrik fließe und mit reichem, vollem Schwalle in die Herzen sich ergieße. * ) »Tolle, lege « ist lateinisch und bedeutet »nimm und lies«. Zu der Textmontage in der Widmung siehe unten S. 235.
) »Tolle, lege « ist lateinisch und bedeutet »nimm und lies«. Zu der Textmontage in der Widmung siehe unten S. 235.
Vorwort zweifach
Gebrauchslyrik
Sucht ihr das Buch der schärfsten Sprüche,
die schrägste Literatenküche,
oder hübsch gereimte Zoten? –
Das wird anderswo geboten!
Der Band hier bietet Gebrauchslyrik an:
Gedichte, die man gebrauchen kann.
Wozu? Jeder mache sich selbst seinen Reim
darauf und trage ihn freundlich heim.
Satire und Ernst und Humor sind gemischt.
Wer auf dem falschen Fuß erwischt,
gibt womöglich dem Autor die Schuld.
Der bittet um Wohlwollen und Geduld.
Vorweg sei erwähnt eine kleine Schwäche:
Oft bleibt so ein Vers an der Oberfläche,
die aber, wie ihr wissen müsst,
meist für Tieferes durchlässig ist.
Die Gedichte brauchen Stille.
Sie wirken dann als Wunderpille
und sind als Therapie zu sehn.
Lest mindestens die Woche zween!
(Pandemische Bedrohung 2020/21)
Die Ansteckungszahlen stiegen weltweit.
Viele Gebote gab’s, Masken zu tragen,
Verbote auch, nahe Kontakte zu wagen.
Quarantäne schuf künstliche Einsamkeit.
Solchem Regime will mancher entrinnen.
Hilft hier die Flucht in die lyrische Welt,
die unsere Träume am Leben hält? –
Nicht wirklich! Und Wirklichkeit musst du gewinnen.
Denn während du träumst, verändert sich sacht
deine ganze Lebenswelt,
Home Office blüht, das Reisen entfällt,
Jobs gestrichen, Hotels zugemacht.
Im Schatten wachsender Sorgen und Schulden
tu, was du tun kannst, unverzagt,
und wenn dich einer nach Hoffnung fragt,
sag‘ ihm: pack an, und: du musst dich gedulden.
Lyrik kann Wirklichkeit beschreiben.
Zwar sind unter Masken die Stimmen gedämpft.
Doch wer für den Atem der Zukunft kämpft,
braucht auch Gedichte, um wachsam zu bleiben.
Dieser Band ist eine Gesamtausgabe. Sie vereinigt als Wiederauflage die Gedichte der Bände »Die Wunderpille« (2009) und »Die Kinkerlitzchen und das All« (2014), die vergriffen sind. Hinzugekommen sind neue Gedichte, darunter das Titelgedicht »Der Mond der Dichter« ( S. 116
). Lyrik lebt von Emotionen, angeregt durch Scherz oder Ernst oder Humor, bisweilen auch alle drei zusammen. So geht es auch in diesem Band, wobei das Heitere überwiegen soll. Das Urteil dazu liegt beim lesenden Publikum. – Der Untertitel spricht vom » dichten Leben «. Was das ist, weiß keiner genau. Aber viele wollen es haben. Gedichte können über Beispiele davon berichten; so in der »Ballade vom dichten Leben« ( S. 199
). Nicht ausgespart werden die ernsten Spielarten von dichtem Leben, die sich keiner wünscht (» Altenpflege« , S. 133
, » Der Indio « S. 60
). Ob auch hier ein optimistischer Grundton möglich ist? Die Frage stellte sich auch in der Pandemie 2020/21 (S. 8, 119).
Aber nun der Reihe nach. Wer Tiere liebt, kann dazu Heiteres lesen in Kapitel 1 Kapitel 1 MENSCH UND TIER Der Förster und die Rehe Beim Försterexamen wurde er Erster und war zeitlebens ein sehr guter Förster. Er hat seine Rehe im Wald stets gehegt und fertig gehegte Rehe erlegt. Des Försters Frau briet prächtige Braten mit dunkler Soße, vorzüglich geraten. Der Förster war heiter in all diesen Jahren, die für die Rehe nicht einfach waren. Sein Dienstabschied stimmte die Rehe heiter, bis rauskam: der Nachfolger macht so weiter.
» Mensch und Tier « ( S. 21 Kapitel 1 MENSCH UND TIER Der Förster und die Rehe Beim Försterexamen wurde er Erster und war zeitlebens ein sehr guter Förster. Er hat seine Rehe im Wald stets gehegt und fertig gehegte Rehe erlegt. Des Försters Frau briet prächtige Braten mit dunkler Soße, vorzüglich geraten. Der Förster war heiter in all diesen Jahren, die für die Rehe nicht einfach waren. Sein Dienstabschied stimmte die Rehe heiter, bis rauskam: der Nachfolger macht so weiter.
) und Kapitel 15
» Aus Haus und Garten « ( S. 171
), z. B. die »Spitz-Bub-Idylle« ( S. 23 Spitz-Bub-Idylle Am Seeufer liegt ziemlich abgeschieden im Sonnenschein das Bauernhaus. Der Hahn verkündet Sieg und Frieden. Die Wache tritt jetzt auf die Treppe heraus. Ein Wurstbrot mit Bub erscheint soeben. Der Bub nimmt die sonnige Treppe als Sitz. Danach tritt auf und setzt sich daneben majestätisch ein großer Spitz. Der Bub beißt ins Brot, streckt’s dann hin dem Hund. Auch der beißt ab. Der Bub nimmt’s zurück. So geht’s hin und her, zwischen Schnauze und Mund, friedlich geteiltes Wurstbrotglück. Wanderer kommen mit knirschendem Tritt. »Der Hund frisst mit«, ruft einer heiter. »Servus, und guten Appetit!« Gelächter verklingt; die Gruppe zieht weiter. Spitz und Bub, unbewegtes Gesicht. Wir wachen am Haus. Da wird nicht gelacht. Auch für die andern gehört sich das nicht, wenn die Wachmannschaft Brotzeit macht.
) oder » Der freundliche Lono « ( S. 173
). Wer Tiere eher als Zeugen für Lebensernst begreift, findet auch etwas ( »Stiller Amur-Tiger« , S. 33 Stiller Amur-Tiger Das hat es im Zoo noch nie gegeben: Amur-Tiger und Tierpflegerin zur gleichen Zeit im selben Raum. Lautloses Spiel um Tod und Leben, geschmeidig, mit stummer Gewalt. Der Beginn war schon das Ende. Ein böser Traum. Nach dem Angriff sitzt er still bei der toten Pflegerin und der winzigen roten Lache. Weiß nicht, was er weiter will. Lange Minuten rinnen dahin. Beute oder Totenwache? Die Tür ins Außengehege verschlossen. Saß dort oft an Wintertagen still im Wassergraben kalt, hat die Kälte des Amur genossen. Spürt jetzt kaum den Schuss einschlagen, der den ganzen Zoo durchhallt. (HI)
; Singvögel-Zukunft , S. 34 Singvögel-Zukunft I. Am Morgen meines Lebens, nach durchfeierter Nacht, sangen die Vögel. Vergebens; bin spät erst aufgewacht. Am Mittag meines Lebens machte ich früh mich auf. Die Vögel sangen. Vergebens; ich war halt nicht so drauf. Die sind immer wieder am Singen. Heut’ achte ich auf den Klang und suche herauszubringen den Sinn von ihrem Sang. Sie kennen nur alte Lieder, ein kunstvolles Einerlei. Die singen sie immer wieder. – Sie singen die Zukunft herbei! II. Sie singen im Feld unverdrossen, sobald der Gefechtslärm schweigt, nach Springflut, die abgeflossen. Wird Kernschmelze angezeigt, dann singen sie: Frühling werde! Sie wissen ja sonst nicht viel. Dann fallen sie tot zur Erde, verendet ihr kleines Spiel. Doch andere Orte wird’s geben, wo Vögel noch singen können, berichten von neuem Leben, und dass sie die Zukunft gewönnen.
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