Manfred Rehor - Die Ruinen von Kab

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Dritter Band der Ringlande-Serie!
Die Ringlande: Ein Verbund aus sieben Provinzen, beherrscht von sieben Fürsten. Beschützt vom magischen Berg Zeuth und deshalb sicher vor Kriegen. Idyllisch, wohlhabend und geborgen. Und doch in seiner Existenz bedroht.
Fast unbemerkt übernehmen die Kurrether die Macht in den Ringlanden. Die Magische Akademie wird bald unter ihrer Kontrolle stehen, die Königin will einen der Fremden heiraten. Doch in den Tempeln und Fürstenhäusern begreift man nun, was droht.
Aron von Reichenstein wird von Fürst Borran in die südöstlichen Provinzen geschickt. Unterwegs findet er heraus, dass es bereits Pläne zur Rettung seiner Heimat gibt. Es geht um Kämpfen oder Standhalten.
Aber wie wehrt sich ein Land, wenn es mit friedlichen Mitteln unterjocht werden soll? Oder geht es nicht nur um die Ringlande, sondern um sehr viel mehr?

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Die Ringlande Band 3

DIE RUINEN VON KABH

von M. E Rehor

Imprint

„Die Ruinen von Kabh“

von M. E. Rehor

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright 2018 - M. E. Rehor, Berlin

Cover: Ivan Zanchetta

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DIE RINGLANDEBand 1 - Der Elfenstein Band 2 - Der Weg des Goldes Band 3 - Die Ruinen von Kabh

Weitere Romanserien von M. E. Rehor:

Macays Reisen - Fantasy (4 Bände erschienen) PERSEUS - Space Opera (6 Bände erschienen)

Eine vollständige Liste der Romanefinden Sie unter:

http://merehor.de

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Die Personen und Begebenheiten in diesem Buch sind der Fantasie des Autors entsprungen. Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Begebenheiten sind rein zufällig.

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Die Geschichte der Ringlande beginnt mit der Stadt Kabh und sie wird enden, wenn Kabh untergeht.

Weissagung des Lerron-Konvents

1

Eingehüllt in meinen Umhang kauerte ich zwischen den Zinnen auf der Wehrmauer. Unter mir lag die nächtliche Stadt, über mir stieg die dünne Mondsichel langsam in den Sternenhimmel. Eine kühle Brise kam von Norden, sauber und erfrischend. Die Königsburg stand zu hoch am Hang des Berges Zeuth, um noch etwas vom Gestank des Stroms Donnan zu bemerken.

Zwanzig Schritte entfernt von mir unterhielten sich zwei Wachsoldaten. Falls sie ihren Rundgang fortsetzten, musste ich mich entscheiden: kämpfen oder fliehen. Beides wollte ich nicht. Es sollte keine Opfer geben bei meiner Diebestour, das war es nicht wert. An einer schnellen Flucht hinderte mich die Beute in dem Tragesack, den ich umklammert hielt: zwei dicke Folianten aus dem königlichen Archiv.

Außerdem war Merion verschwunden. Mein alter Freund hatte mir geholfen, die Burg auszukundschaften und die Bücher zu finden. Er war mit mir durch die Gänge und Hallen geschlichen, bis wir in einem selten genutzten Gebäudeteil das Archiv erreichten. Auch auf dem Rückweg blieb er bei mir. Zu zweit stiegen wir die schmalen Stufen hoch zum Wehrgang. Aber als ich oben ankam, war ich alleine.

Eigentlich sollte ich mir keine Sorgen um ihn machen. Im Diebesgewerbe war er mein Meister. Was ich konnte, hatte ich von ihm gelernt. Er hatte bestimmt einen guten Grund für sein Verschwinden. Aber er war alt, seine Augen sahen nicht mehr so scharf wie früher und er überschätzte sich womöglich. Wenn er nicht bald auftauchte, würde ich nach ihm suchen müssen.

Die beiden Wachsoldaten unterbrachen ihre leise geführte Unterhaltung. Es blieb für einige Minuten still. Ich bemühte mich, flach zu atmen, um nicht entdeckt zu werden. Die zwei Männer gingen langsam weiter, in meine Richtung. Es war eigentlich ihre Pflicht, entlang dieses Bereichs des offenen Wehrgangs zu patrouillieren. Sie hatten ihre Aufgabe bisher nicht ernst genommen. Wer sollte es auch wagen, die Königsburg der Ringlande anzugreifen? Die Präsenz von Wachen war eher alter Tradition geschuldet als echter Notwendigkeit. Kein Grund also, Angst vor ihnen zu haben.

Was mich nervös machte, war ihr Schweigen. Sie mussten etwas gehört haben und misstrauisch geworden sein. Zu meinem Glück verstanden sie sich nicht auf die Kunst, sich geräuschlos fortzubewegen. Ich hörte das Knarzen ihrer Stiefel, das Rascheln ihrer Hemden und das Schaben der Teile ihrer Lederrüstungen. So konnte ich abschätzen, wie weit sie noch entfernt waren.

Sobald sie nahe genug kamen, um mich bald zu entdecken, zog ich mit einer langsamen Bewegung den Dolch heraus, den ich als einzige Waffe bei mir trug. Er war klein und wirkte auf den ersten Blick ungefährlich. Die Klinge, kaum fingerlang, war beidseitig geschliffen und geschwärzt. Da ich einen dunklen Umhang, schwarze Handschuhe und eine Stoffmaske vor dem Gesicht trug, gab es nichts Helles an mir, das einem Beobachter auffallen konnte. Aber gerade das war es, was mich wiederum kenntlich machte. Wer in meine Richtung sah, bemerkte womöglich etwas zwischen den Zinnen, das dunkler war als die Umgebung.

Noch einmal überdachte ich meine Möglichkeiten. Rechts baumelte die Strickleiter an der Mauer herunter. Links war der Wehrgang. Sollte ich fliehen oder kämpfen? Wenn ich jetzt die Leiter nutzte, hörten und sahen mich die Wachsoldaten. Sie konnten mich von oben angreifen, die Befestigung der Leiter lösen oder Alarm geben. Vermutlich würden sie all dies tun. Ich musste sie töten, wenn ich nicht gefangen werden wollte.

Ich machte mich bereit, aufzuspringen und mich auf sie zu hechten. Die Einkerbung zwischen den Zinnen, in der ich kauerte, befand sich gut einen Schritt über dem Wehrgang. Deshalb hatte ich vor, mit einem Sprung die beiden zu überraschen. Vielleicht gelang es mir, sie zu töten, bevor sie durch Rufe weitere Soldaten aufmerksam machten.

Als ich schon die Muskeln spannte, hörte ich ein dumpfes Geräusch und gleich darauf noch eines. Dann war es wieder still. Waren meine Gegner stehengeblieben?

Der Schrei eines Nachtvogels erklang, und er kam von der Stelle, an der die Soldaten gewesen waren.

Merion!

Erleichtert atmete ich auf.

Einen Moment später war er bei mir, nur kenntlich als ein schwarzer Schatten. Erst, als er das Gesicht zu einem Grinsen verzog und ich seine vom vielen Tobacco-Rauchen gelblichen Zähne sah, war ich sicher, dass mein Freund neben mir stand.

„Wo warst du?“, fragte ich flüsternd.

„Diebesgut einsammeln“, antwortete er ebenso leise. „Ringe, Armreife und eine Brosche. Diese hier.“

Er hielt mir etwas entgegen, das ich nicht genau erkennen konnte, aber es glitzerte im Licht der Sterne. Mit einer lässigen Bewegung warf er die Brosche hinter sich.

„Warum wirfst du sie weg?“, wollte ich wissen.

„Dort liegen die Wachsoldaten. Ich habe sie niedergeschlagen. Sie dürfen sich später damit brüsten, dass sie den Dieben wenigstens einen Teil ihrer Beute abnehmen konnten.“ Er ließ einen kleinen Gegenstand direkt vor seine Füße fallen. „Das ist ein wertvoller Ring.“

„Erklär mir, was du damit bezweckst.“

„Wir haben zwar im königlichen Archiv keine Spuren hinterlassen, Aron. Aber die bewusstlosen Soldaten beweisen, dass Fremde in der Burg waren. Man soll glauben, es seien gewöhnliche Diebe gewesen. Es gibt sowieso eine unerklärliche Serie von Diebstählen in Dongarth. Dann ist unser Einbruch eben einer davon.“

Ich stutzte. „Unerklärlich? Dir als dem Anführer der Diebesgilde sollte nichts unerklärlich sein, was auf diesem Gebiet vor sich geht.“

„Sollte es nicht, da hast du Recht. Wobei unsere Beute nicht in das bisherige Muster passt, deshalb habe ich auch den Schmuck entwendet. Aber vielleicht fällt das Verschwinden der Bücher vorerst niemandem auf. Los jetzt!“

Ich warf mir den Tragesack mit den beiden Folianten über die Schulter und kletterte die Strickleiter hinab. Die Mauer war sechs Schritt hoch. An ihrem Fuß verlief ein breiter Weg, auf dem jedoch gewöhnlich keine Soldaten patrouillierten. Im Gegensatz zu der Magischen Akademie des Zeuth und der Residenz des Fürsten Borran, die weiter südlich standen, hatte man die Königsburg nicht an den Hang gebaut. Man schlug damals, vor Hunderten von Jahren, ein Plateau in den Felsen, um darauf die riesige Anlage zu errichten.

Merion folgte mir und löste von unten die Strickleiter von den Zinnen. Sie fiel uns vor die Füße. Das gelang ihm mit einer unnachahmlichen, oft geübten Bewegung, die den festen Knoten oben öffnete. Er hatte vor langer Zeit einmal versucht, mir dieses Kunststück beizubringen. Aber ich hatte mich zu ungeschickt angestellt und es trotz tagelangen Übens nicht ein einziges Mal geschafft. Er war eben ein Meister!

Bevor wir uns an den mühsamen Abstieg den Hang hinunter in die Stadt machten, schlich Merion noch ein etwas weiter vor in Richtung des Burgtores. Dort standen Soldaten, die nichts mitbekommen hatten von dem, was oben vorgefallen war. Gerade noch außer ihrer Sichtweite legte er einen goldenen Armreif auf den Boden. Die Männer der Stadtwache, die man sicherlich bald rufen würde, sollten annehmen, die Diebe seien auf der Straße geflohen, die in die Stadtmitte führte.

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