1 ...6 7 8 10 11 12 ...17 Er zog sie auf die Tanzfläche, legte den Arm um sie und sie fingen an zu tanzen. Doch das Stück war zu Ende. Die Kapelle ließ es langsam ausklingen. Die Paare hörten kurz auf sich zu drehen. Einige Paare verließen die Tanzfläche. Da setzte die Musik wieder ein. Andere Paare kamen hinzu. Bridget blieb fast das Herz stehen. Sie spielten „Falling in Love with you“ von Elvis Presley.
Nick zog sie an sich, nicht dass sie sich gewehrt hätte. Sie tanzten eng zusammen, langsam zur Musik. Bridget bewegte sich automatisch dazu. Sie konnte ihr Glück nicht fassen. Es fühlte sich so wunderbar an. Nichts anderes hatte in ihrem Kopf Platz. Nur seine Nähe, sein Geruch, seine Berührung. Die Musik hörte sie nur noch von Weitem. Das Fühlen stand im Vordergrund. Es war wie ein Rausch und das bei klarem Verstand. Sie gab sich allen Eindrücken hin und genoss.
Nick hielt sie fest. Er wollte sie nie wieder loslassen. Sie roch so gut. Sie bewegte sich so gleichmäßig und schmiegte sich an ihn. Alles war perfekt. Konnte eine Frau so perfekt sein? Der Abend war bisher, abgesehen von den Anfangsturbulenzen, wunderschön gewesen. Nick hatte so etwas ebenfalls noch nicht erlebt. Die Frauen, mit denen er bisher ausgegangen war, hatten ihn irgendwie immer zum Nachdenken gebracht. Mit ihr musste man nicht denken. Er hatte das Gefühl, es wurde ihm abgenommen, oder es war überflüssig. Er fragte sich, mit was für Frauen er bisher ausgegangen war. Bei keiner hatte er sich so gefühlt. Bridget war anders, ganz anders.
Jetzt bloß keinen Fehler machen und sie erschrecken. Er hatte vorhin bemerkt, wie schnell das ging. Das Stück war vorüber. Sie standen noch einen Moment so da und genossen den Augenblick, sich zu berühren und bedauerten beide, als es vorbei war. Die Musiker spielten jetzt etwas Schnelleres.
Sie lösten sich voneinander und sahen sich in die Augen. Da kam Nick eine Idee. „Kommen Sie mit. Ich will Ihnen was zeigen.“
Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her.
An der einen Seite der Bar waren die deckenhohen Balkontüren geöffnet. Er führte sie hinaus. Das Gebäude war umgeben von einer breiten Terrasse, die mit Tischen und Stühlen möbliert war.
Es war eine laue Nacht. Die Stühle waren mit dicken Polstern belegt, auf einigen saßen ein paar Leute. Auf den Tischen brannten kleine Kerzen in gläsernen Windlichtern. Ein breiter Weg führte durch den Garten zum Strand. Entlang des Weges waren kleine Lichter in den Boden eingelassen. Bridget sah selbst im Mondschein, dass der Garten wunderschön war. Sie erkannte Bäume, Hecken und Gras. Einige Blumenbeete konnte sie auch ausmachen.
Sie gingen schweigend Hand in Hand nebeneinander her. Als sie auf den Sandstrand trafen, bot sich ihnen ein wunderschönes Bild. Der Mond stand über dem Meer und spiegelte sich im glatten Wasser. Ein paar sehr helle Sterne taten es ihm gleich.
Bridget stand da und staunte.
Nick lächelte und sie sahen sich kurz von der Seite an: „Das wollte ich Dir zeigen.“
Bridget sah auf die Szenerie, die sich ihnen bot: „Nick, es ist wunderschön.“ Sie machte eine kleine Pause. „Deshalb Mirror Beach.“
„Wollen wir ein paar Schritte entlang gehen?“
„Gerne, aber ich fürchte, das machen meine Pumps nicht mit.“ Es kam ihr ein Gedanke. „Moment.“
Sie bückte sich und zog sie rasch aus. Sie nahm sie in die eine Hand und mit der anderen griff sie wieder nach Nicks Hand. Dann spazierten sie Hand in Hand den Strand entlang.
Etwa 100 Meter entfernt hatten ein paar Jugendliche ein Feuer aus Treibholz angefacht, um das sie im Kreis saßen. Sie hatten zwei Gitarren dabei, auf denen sie spielten und dazu sangen.
Sie gingen an der Gruppe vorbei, immer weiter am Meer entlang. Als sie in einiger Entfernung von den jungen Leuten waren, blieb Nick plötzlich stehen und drehte sich zu ihr.
Sie standen sich nun gegenüber. Sie schaute aber nicht zu ihm hoch. Sie traute es sich nicht. Da griff er mit der einen Hand unter ihr Kinn und wollte ihr Gesicht zu sich heben. Sie hob den Kopf aber nicht. „Bridget?“ flüsterte er.
Sie antwortete ebenso leise: „Bitte Nick, tu das nicht.“
„Was nicht?“
„Bitte nicht.“ Sie flehte ihn regelrecht an.
„Was denn?“
Sie hob den Kopf und sagte: „Das.“
Er küsste sie kurz zärtlich auf den Mund. „Das?“
„Ja, das.“
Er küsste sie nochmals: „Und warum nicht?“
Sie sah ihm in die Augen. In diese wunderschönen dunklen Augen. „Weil es dann kein Zurück mehr für mich gibt.“
Eine Träne löste sich von ihrem rechten Auge und rann über ihre Wange. Er wischte sie mit einem Finger weg und lächelte dabei: „Das hat es für mich nicht mehr gegeben, seit Du das erste Mal durch die Tür der Halle gekommen bist.“
Er umarmte sie fest und doch zärtlich, sie schlang ihre Arme um ihn, spürte seinen Körper, den er an ihren drückte und sie versanken in einem Kuss. Einem langen und innigen, nicht enden wollenden Kuss. Er war voller Zärtlichkeit und doch fordernd. Er versprach alles und sie wusste, dass sie nichts davon halten konnte. Aber sie gab sich dem Kuss einfach hin. Nick spielte sanft mit ihrer Zungenspitze, zog sich wieder zurück, spielte wieder mit ihr.
Es war der schönste Kuss, den Bridget je erlebt hatte. Nicht, dass sie viel Erfahrung in diesen Dingen hatte. Sie war zwar 25 Jahre alt, aber immer noch Jungfrau. Und jetzt loderte in ihr eine Flamme, die alles andere aufzehrte.
Sie fühlte ein seltsames Ziehen in der Magengegend. Ihr Herz musste wohl ein paar Schläge ausgesetzt haben. So fühlte es sich jedenfalls an. Es gab nur noch sie beide. Die Zeit stand still, das Meer traute sich nicht zu rauschen und selbst der Mond schien zu lächeln. Sie presste sich an Nick und zog ihn gleichzeitig an sich. Er spürte ihre Unsicherheit und wollte sie ihr nehmen. Wie gut es tat, sie zu küssen, sie zu halten. Er wollte sie nie wieder loslassen. Keiner wusste, wie lange der Kuss gedauert hatte. Sie lösten ihre Lippen voneinander und sahen sich in die Augen.
Plötzlich hörten sie Beifall und Gejohle. Die Jugendlichen hatten sie beobachtet und gaben nun ihren Kommentar dazu ab. Sie sangen „Bring back that loving feeling“.
Nick sah zu ihnen hin und meinte: „Die finden es offensichtlich gut.“
Bridget lächelte und es überlief sie ein Schauer. Sie war ohne Cape hier herunter gekommen und nun fröstelte sie etwas. Was aber weniger an der Temperatur lag, als an der Reaktion ihres Körpers auf diese wunderbare Situation.
Nick hatte es bemerkt. „Du frierst ja.“
Er zog sein Jackett aus und legte es um sie. Dann liefen sie eng umschlungen wieder in Richtung Country Club. Vor dem Weg zum Gebäude küssten sie sich noch einmal. Es war wie beim ersten Mal. Alles um sie herum verschwand. Der Kuss dauerte fast noch länger als der erste. Bridget wünschte, er würde nie enden. Konnte es so viel Glück geben? Konnte man so etwas empfinden? Sie konnte wirklich nicht mehr zurück. Sie hatte sich hoffnungslos in diesen wunderbaren Mann verliebt. Na warte, Juliet, ihr zu so etwas zu raten. Von wegen darum kümmern wir uns, wenn es passiert. Jetzt war es passiert. Was sollte sie nun tun? Es durfte doch nicht sein. Wie sollte sie ihm das beibringen? Und wie sollte sie selbst damit leben? Sie lösten sich voneinander und gingen Hand in Hand den Weg zum Gebäude hoch.
15.
Sie saß tiefer im Schlamassel als je zuvor. Nicht, dass sie Probleme mit ihrem Sicherheitschef bekommen würde, nein, sie hatte auch noch Probleme mit sich selbst.
Nach diesen unglaublichen Küssen vermischte sich nun dieses wunderbare Glücksgefühl mit einem schlechtem Gewissen und das Ganze getragen von ihrem anerzogenem Pflichtbewusstsein.
Auf der Terrasse angekommen fragte Nick: „Wollen wir uns noch etwas setzen?“
Es saßen nur noch wenige Gäste auf den Stühlen, die sich leise unterhielten. Bridget setzte sich auf einen Stuhl, schüttelte den Sand von ihren Füßen und zog ihre Pumps wieder an. „Es ist schon spät. Ich glaube, es ist jetzt besser, ich fahre nach Hause.“
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