Impressum
Aus dem Amerikanischen übersetzt von einem Übersetzerteam
unter Leitung von Shaya Zarrin und Patrick Baumgärtel.
Copyright © 2020 by John Bolton
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Das Neue Berlin –
eine Marke der Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage
ISBN E-Book 978-3-360-50176-9
ISBN Print 978-3-360-01371-2
1. Auflage 2020
© für die deutsche Ausgabe: Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH, Berlin
Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin,
unter Verwendung eines Fotos von picture alliance / Doug Mills
www.eulenspiegel.com
Titel der Originalausgabe:
»The Room Where It Happened:
A White House Memoir«
Für Gretchen und Jennifer Sarah
»Hier wird hart gehämmert, meine Herren.
Mal sehen, wer am längsten hämmert.«
Der Herzog von Wellington,
als er seine Truppen bei Waterloo versammelte, 1815
INHALT
Kapitel 1
DER LANGE MARSCH ZU EINEM ECKBÜRO IM WEST WING
Kapitel 2
MORD RUFEN UND DES KRIEGES HUND’ ENTFESSELN
Kapitel 3
AMERIKA BEFREIT SICH
Kapitel 4
DIE SCHLINGE VON SINGAPUR
Kapitel 5
EINE GESCHICHTE AUS DREI STÄDTEN – GIPFEL IN BRÜSSEL, LONDON UND HELSINKI
KAPITEL 6
RUSSLANDS PLÄNE DURCHKREUZEN
Kapitel 7
TRUMP SUCHT IN SYRIEN UND AFGHANISTAN VERGEBLICH NACH DEM AUSGANG
Kapitel 8
CHAOS ALS LEBENSSTIL
Kapitel 9
VENEZUELA LIBRE
Kapitel 10
DONNER AUS CHINA
Kapitel 11
EIN- UND AUSCHECKEN IM HILTON HANOI UND ZEIT FÜR SPIELCHEN IN DER DEMILITARISIERTEN ZONE
Kapitel 12
TRUMP VERLIERT DIE ORIENTIERUNG UND DANN DIE NERVEN
Kapitel 13
VON DER ANTI-TERROR-MISSION IN AFGHANISTAN ZUM BEINAHE-DESASTER VON CAMP DAVID
Kapitel 14
DAS ENDE DER IDYLLE
Kapitel 15
EPILOG
Kapitel 1
DER LANGE MARSCH ZU EINEM ECKBÜRO IM WEST WING
Was das Amt des Nationalen Sicherheitsberaters unter anderem so reizvoll macht, ist die Vielfalt und Menge der Herausforderungen, mit denen man konfrontiert wird. Wer Trubel, Ungewissheit und Risiko nicht mag – während man ohne Unterlass mit Informationen, ausstehenden Entscheidungen und der schieren Menge an Arbeit überhäuft wird, und gleichzeitig noch internationale und heimische Persönlichkeits- und Ego-Konflikte, die kaum auszumalen sind, belebend auf einen einwirken –, der sollte es mit etwas anderem versuchen. Die Arbeit ist ungemein anregend, aber es ist fast unmöglich, Außenstehenden zu erklären, wie eins zum anderen passt, was oft nicht in schlüssiger Weise der Fall ist.
Ich kann keine umfassende Theorie über die Transformation der Trump-Regierung darlegen, weil das nicht möglich ist. Washingtons herkömmliche Meinung über Trumps Entwicklung ist jedoch falsch. Diese allgemein akzeptierte Meinung, die für die intellektuell Faulen attraktiv ist, besagt, dass Trump immer bizarr gewesen sei, in seinen ersten fünfzehn Monaten jedoch, in denen er unsicher in seiner neuen Stellung war und von einer »Achse der Erwachsenen« in Schach gehalten wurde, gezögert habe zu handeln. Mit der Zeit sei Trump jedoch immer selbstsicherer geworden, die Achse der Erwachsenen habe sich entfernt, so manches sei auseinander gebrochen und Trump sei nur noch von »Jasagern« umgeben.
Teile dieser Hypothese sind zutreffend, aber das Gesamtbild ist zu vereinfachend. Die Achse der Erwachsenen verursachte in vielerlei Hinsicht anhaltende Probleme, nicht weil deren Angehörige Trump erfolgreich im Griff hatten, wie die Hochgesinnten (eine treffende Beschreibung, die ich aus dem Französischen für jene übernommen habe, die sich selbst für moralisch überlegen halten) meinen, sondern weil genau das Gegenteil der Fall war. Sie taten nicht annähernd genug, um Ordnung zu schaffen, und was sie taten, war so offensichtlich eigennützig und auf so öffentliche Art abschätzig gegenüber vielen von Trumps sehr klaren Zielen (ob würdig oder unwürdig), dass sie Trumps ohnehin schon argwöhnische Mentalität noch nährten und es für diejenigen, die später kamen, schwieriger machten, in legitimen politischen Austausch mit dem Präsidenten zu treten. Ich hatte lange Zeit den Eindruck, dass die Rolle des Nationalen Sicherheitsberaters darin besteht, dafür zu sorgen, dass ein Präsident weiß, welche Optionen ihm für eine bestimmte Entscheidung, die er zu treffen hat, offenstehen, und dann dafür zu sorgen, dass diese Entscheidung von den entsprechenden Behörden umgesetzt wird. Das Vorgehen im Nationalen Sicherheitsrat (National Security Council, NSC) war sicherlich bei verschiedenen Präsidenten unterschiedlich, aber dies waren die entscheidenden Ziele, die in diesem Prozess erreicht werden sollten.
Weil jedoch die Achse der Erwachsenen Trump einen so schlechten Dienst erwiesen hatte, stellte er die Motive der Menschen infrage, sah Verschwörungen hinter jeder Ecke lauern und blieb erstaunlich uninformiert darüber, wie man das Weiße Haus leitet, ganz zu schweigen von der riesigen Bundesregierung. Die Achse der Erwachsenen ist für diese Mentalität nicht allein verantwortlich. Trump ist Trump. Mir ist klar geworden, dass er glaubte, er könne durch reine Instinkt-Entscheidungen die Exekutive leiten und die nationale Sicherheitspolitik festlegen, und indem er sich auf persönliche Beziehungen zu ausländischen Staatsoberhäuptern verlässt, wobei seine auf das Fernsehen ausgelegte Selbstdarstellung immer im Vordergrund steht. Nun gehören Instinkt, persönliche Beziehungen und Selbstdarstellung zum Repertoire eines jeden Präsidenten. Aber sie sind eben nicht alles, bei weitem nicht. Analyse, Planung, intellektuelle Disziplin und Genauigkeit, Auswertung von Ergebnissen, Kurskorrekturen und dergleichen sind die Grundlagen für die Entscheidungsfindung eines Präsidenten, die weniger glanzvolle Seite dieses Jobs. Äußerlichkeiten sind nur ein Teil des Ganzen.
In institutioneller Hinsicht ist es daher unbestreitbar, dass Trumps Präsidentschaftsübergang und Eröffnungsjahr (und etwas darüber hinaus) unwiderruflich verpfuscht worden sind. Vorgänge, die sofort in Fleisch und Blut hätten übergehen sollen, insbesondere für die vielen Trump-Berater, die zuvor nicht einmal als Nachwuchsführungskräfte tätig gewesen waren, haben nie stattgefunden. Trump und die meisten seiner Mitarbeiter haben nie das »Bedienungshandbuch« der Regierung gelesen, wobei ihnen vielleicht nicht klar war, dass sie dadurch nicht automatisch zu Angehörigen des »deep state« werden würden. Ich geriet in dieses Chaos und sah Probleme, die in den ersten hundert Tagen der Regierung hätten gelöst werden können, wenn nicht schon vorher.
Die ständige Personalfluktuation hat offensichtlich nicht geholfen, ebenso wenig wie der Hobbessche bellum omnium contra omnes (»Krieg aller gegen alle«) des Weißen Hauses. Es mag ein bisschen zu viel gesagt sein, dass Hobbes’ Beschreibung der menschlichen Existenz als »einsam, arm, böse, brutal und kurz« das Leben im Weißen Haus zutreffend schilderte, aber am Ende ihrer Amtszeit hätten viele wichtige Berater zu ihr tendiert. Wie ich in meinem Buch »Surrender Is Not An Option« (dt.: »Kapitulation ist keine Option«)1 dargelegt habe, bestand mein Ansatz, Dinge in der Regierung zu erreichen, immer darin, so viel Wissen wie möglich über die Behörden aufzunehmen, in denen ich diente (Außenministerium, Justiz, die Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung), damit ich meine Ziele leichter erreichen konnte.
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