Juliana Romanow
Der Himmel, in dem ich flieg
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Juliana Romanow Der Himmel, in dem ich flieg Dieses ebook wurde erstellt bei
Die Geschichte vom Lebenszug
Nur Wachs
Fehler in Uniform
Hinter Dir
Omen des Glücks
Bis zum Horizont
Hörst Du das Summen der Bienen?
Kokon
Luftlyrik
Schnurtelefon
Eisblumenbild
Der Himmel, in dem ich flieg
Der Punkt des maximalen Grübelns
Gedankengestöber
Der Wind ruft
Die Magie des Moments
Auf Höhe Meta
Wie schwer unsere Leichtigkeit wiegt
Für den Fall
Für jedes Dunkel ein Hell
Wie Schuppen von den Flügeln
Gespräch mit meinem Ohrwurm
Wenn es still bleibt
Quelle aus Sonnenlicht
Quellenangaben
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Impressum neobooks
Die Geschichte vom Lebenszug
Ein Zug schwebt durch die Landschaft,
er schnauft, rattert, raucht und qualmt,
um ihn herum grüne Wiese
und irgendwo am Horizont der Wald.
Und so, wie der Zug Wald und Wiese sieht,
schauen wir aus dem Fenster,
so sitzen wir in unserem Lebenszug
und halten Ausschau nach Gespenstern.
Doch auch wenn es so einfach aussieht,
und wir scheinbar dasselbe sehn,
ist doch schließlich nichts so, wie es scheint,
weil wir unterschiedliche Wege gehen.
Wir sitzen in demselben Zug
und fahren in die gleiche Richtung,
doch aus verschiedenen Waggons
sieht nur einer von uns die Lichtung.
Denn wenn wir schließlich halten
und unser Zug zum Stehen kommt
und die Türen langsam aufgehen,
sehe ich den Wald, aber Du nur Abgrund.
Und kurz bevor wir weiterfahren,
muss der Zug dann nochmal halten,
denn es scheint, da macht einer Anstalten
die Tür nochmal zu öffnen
und was der alles dabei hat!
Da stehen Taschen, Beutel und sogar ein Seesack,
und wenn er alles Gerümpel verstaut hat,
gehen die Türen zu und wir fahren endlich ab.
Der Schaffner brummt noch was von wegen
Die Türen freigeben! Ich roll mit den Augen und denk an die Deppen, die wieder den Zugverkehr aufhalten. Doch Du lächelst, siehst den vollbepackten Menschen, stehst auf und stellst Dich neben ihn, und wenn wir dann das nächste Mal anhalten, siehst Du aus Deinem Fenster vielleicht auch etwas Grün.
Und während Du mit dem Seesack
schon euer erstes Abenteuer planst,
und beim nächsten Halt unseres Zuges
aus dem Stand voll gegen die Wand krachst,
spür ich nur, wie wir weiterfahren,
denk ich für mich alleine,
doch bin glücklich und ich lächle, weil es ja sein kann,
es kommt gleich jemand durch die Türe.
Und so, wie der Zug Wald und Wiese sieht,
schauen wir aus unserem Fensterwagen,
wir wissen, es ist nichts genau so, wie es scheint,
wir halten Ausschau nach Gespensterfahrern.
Und wenn ich aussteige, weil ich endlich da bin,
und unseren Zug dann verlasse,
fährt jemand anderes noch weiter und sieht mich davongehen,
und vielleicht hofft er, so wie ich dann,
dass wir uns in einem anderen Leben,
in einem anderen Zug noch einmal begegnen.
Ich geh durch die Welt und hab im Kopf dieses Bild,
ich hab es selbstgemacht, drauf ist, wer ich sein will,
und auch, wenn ich bei Weitem nicht perfekt bin,
schau ich sie doch gern an, diese Zeichnung,
denn ich sag die Wahrheit und steh auch für mich ein,
wenn was wichtig ist, ist die Option nur kämpfen, und so kann ich mich im Spiegel ansehen. Ich weiß, ich bin wertvoll, ob allein oder nicht, und ich muss nichts tun, was ich eigentlich nicht will.
Doch das alles hat einen Haken.
Wenn Du da bist, vergess ich, was ich alles weiß,
und ich will auf keinen Fall
das zerstören, was wir haben.
Da ist Kopfzerbrechen, bei allem was ich von mir geb,
ich analysier jedes Licht, in dem ich dann steh,
überleg mir, was könntest Du dann von mir denken,
und würde ich damit unsere Freundschaft versenken?
Sag, passt die Wahrheit denn hier hin?
Ob ich wirklich sein kann, wie ich bin?
Denn wenn ich bei Dir bin,
dann will ich nur für Dich perfekt sein,
und eins Deiner Worte reicht,
um mich völlig zu verunsichern.
Meine Welt verliert mich als ihren Sinn,
und meine Formen verschwimmen,
und ich kann mich nicht dagegen wehren,
weil ich Wachs in Deinen Händen bin.
Dann bist auf einmal Du das wichtigere Ich,
und in meiner Welt, da gibt es nur noch Dich,
und dabei vergess ich wen, nämlich mich,
ja, wenn Du da bist, lass ich mich im Stich.
Und obwohl ich so nicht mit mir umgehen will,
rühr ich mich nicht und halte still,
denn ich hab Dir ein Versprechen gegeben,
und das lautete, ich werd nicht gehen , ich bin nicht so wie alle anderen,und ich will daran auch nichts ändern.
Trotzdem müsste ich an erster Stelle stehen,
doch ich find immer neue Ausreden,
und denk, auch wenn ich wieder drunter leide,
wird das irgendwann vorbeigehen.
Denn wenn ich bei Dir bin,
dann will ich nur für Dich perfekt sein,
meine Grenzen verschwimmen,
laufen wie Farbe von den Wänden,
es ist mir egal, dass ich daran zerbreche,
da ist ein Tunnel, durch den ich nur Dich seh,
und ich kann mich nicht dagegen wehren,
ich bin nur Wachs in Deinen Händen.
Und auch, wenn ich es besser weiß:
Wenn Du da bist, lass ich mich im Stich.
Dabei weiß ich ganz genau:
Mein Bund für´s Leben, das bin ich.
Doch wann immer wir zusammen sind,
verliert meine Welt mich als ihren Sinn,
ich kann mich nicht im Spiegel sehen,
weil ich zwar ich, aber trotzdem nur bei Dir bin,
meine Grenzen gleiten dahin,
ich will doch nur für Dich perfekt sein,
worum Du mich auch bittest, ich würde es tun,
denn statt mir selbst bist Du mein Ende und Beginn.
Vor mir ist ein Tunnel, durch den ich nur noch Dich sehe,
ich bin nur Wachs in Deinen Händen.
Ich steh in der Menge, Menschen hasten vorbei,
jeder von ihnen anders und doch keiner fehlerfrei.
Denn fehlerfrei sein ist nur der Anspruch der Gesellschaft,
doch dass da eine Lücke zwischen Wunsch und Realität klafft,
zwischen dem „was wir sind“ und dem „was wir jeden Tag sehen“,
nein, für diesen Abgrund will von uns keiner einstehen.
Also stehe ich vor dem Spiegel und ich male mich an,
damit man zumindest von außen keinen Makel sehen kann.
Denn wer mich nicht sieht, der sieht auch nicht, und das ist letztendlich des Ganzen Sinn, wie verwundbar und wie verdammt menschlich ich bin. Leider ist das, wie unsere Gesellschaft funktioniert, und jeden Tag frag ich mich, wie das sein kann und warum Echt-sein gegen Perfekt-sein verliert.
Wir sind unvollkommen,wir sind Fehler in Uniform,versuchen, uns zu verstecken,dabei sind Defekte doch die Norm. Wir haben keine technische Störung,wir sind so, wie wir sind, genug,keiner von uns läuft tatsächlich komplett rund,doch so viele von uns sind eigentlich Betrug.
Also komm, wir zeigen allen unsere Makel,
lass uns Fehler in die Chronik schreiben,
dass die nächste Generation stolz sein kann,
weil wir Fehler zu etwas Wertvollem gemacht haben.
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