Matthias Rathmer - Wer Zorn sät

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Ernüchtert sind sie, die Ägypter, enttäuscht, müde und still. Gefangen sind sie zwischen, zwischen Macht und Ohnmacht. Ihre «Revolution» ist gescheitert. Wieder werden sie gerne regiert, erneut von einer elitären Clique. Ausgerechnet. Denn genau gegen Alleinherrschaft, soziale Ungerechtigkeiten, Amtsmissbrauch und Korruption hatten sie einst so vehement protestiert. Blutspuren durchziehen das Land. Die Ägypter leben im Duell ihrer Dämonen. Wieder spaltet Zorn ihre Gesellschaft.
Millionen stecken den Kopf in den Wüstensand. Noch mehr haben sich verdrossen zurückgezogen, in ihr Privatleben, mit ihrer Religion. Das hat fatale Folgen. Auf lange Sicht wird so aus ihrem Land gewiss kein demokratischer Staat werden.
Matthias Rathmer lebt seit vier Jahren im Land am Nil. Seine Kurzgeschichten und Essays entdecken die Seele der Nation, die Liebeswürdigkeit ihrer Menschen, ihren Alltag, Schräges, Buntes und Unmögliches. Vor allem aber die Ägypter selbst. In ihrem Stolz, ihrer Würde und in ihrem Volksgefühl, dem Zorn. Den kein Mächtiger reizen sollte.

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„Es bräuchte wieder eine Reform,“ bemerke ich lapidar und versuche mir das Chaos vorzustellen, wenn tatsächlich alle Kinder des Landes urplötzlich auf der Schulbank säßen.

„Das ganze System, das ganze Land gehört reformiert,“ stößt Rania so trocken aus, dass mich ihre Nüchternheit wundert. „Wenn alle einen Schulabschluss oder eine Berufsausbildung hätten, fehlt es an Arbeit für sie. Wo sind sie, die Fabriken und Büros, in denen sie arbeiten könnten? Wo ist sie, die Arbeit? Manchmal denke ich, dass das der wahre Grund ist.“

„Du meinst, dass das Schulsystem bewusst deswegen so vernachlässigt wird, weil die Behörden wissen, dass die meisten mit ihrer Bildung nichts anfangen können?“

„Genau das meine ich, ja! Was nützen einem gute Schulnoten, wenn es danach nicht weitergeht? So lange Schulzeit in unserem Land verlorene Zeit ist, so lange sich Schulzeit nicht lohnt, wird sich an unserer Misere nichts ändern.“

„Du redest über staatliche Berechnung. Du redest über staatliche Kontrolle,“ hake ich nach.

Rania stimmt mir zunächst wortlos zu, um sich mir Momente später mit einem Ausdruck in ihrem Gesicht zuzuwenden, der ihre tiefe Erkenntnis unmissverständlich dokumentiert. „Das ist wohl so. So ist das System. Wenn du schon weißt, dass du keine Antworten hast, tust du besser nichts, dass jemand die passenden Fragen stellen kann. Wenn unsere Gesellschaft gebildeter wäre, dann würden auch mehr Fragen gestellt, würden die Menschen kritischer. Und damit sind sie eine Gefahr für die, die über sie bestimmen. Wer mehr weiß, wird früher oder später gegen das protestieren, über das er vorher nie nachgedacht hat.“

„Das geht schon lange so,“ halte ich nach einer Weile unseres gemeinsamen Schweigens fest, einer Zeit verbindender Wortlosigkeit, die getrost vergehen darf, weil die ganze Wucht des bedeutendsten aller Gründe für die so beklagenswerte Schulpolitik Ägyptens offenbar geworden ist.

„Das geht schon zu lange so,“ ergänzt Rania und schüttelt sich selbst aus der Schwere ihrer Erkenntnisse. „Tut mir Leid. Wir können gerne später weiterreden oder ein anderes Mal, aber jetzt...“ Sie deutet auf ihre Uhr und beginnt, die Kids zusammenzurufen, elanvoll, motiviert, in die Hände klatschend.

Fast scheint es mir so, als habe sie unser Gespräch an ihre so gewaltige Aufgabe erinnert, derer sie an diesen Ort kommt. Dass reden nicht hilft. Dass sie keine Zeit mehr verlieren darf. Dass schon genug Zeit vergangen ist. Ich stimme ihr zu und bitte darum, zur Lesestunde erst später dazu zu kommen, weil die Tonaufnahme, die ich von unserem Gespräch gemacht habe, ein paar Erläuterungen braucht, die eine Aufzeichnung nicht leisten kann.

Während ich sie beim Einsammeln ihrer Schüler beobachte, ertönen weit entfernt die Rufe eines Vorbeters. Gerne hätte ich sie noch zu ihrer Meinung gefragt, wie sie den Einfluss des Islams auf das Bildungswesen im Land einschätzt. Immerhin, so hatte vor meinem Besuch gelesen, waren viele Funktionäre des Systems Muslime. Ich hatte von Religionsunterricht und Bürgerkunde gehört, die angeblich ein förderliches Maß übertrafen. Wer tatsächlich Weltbürger werden wollte, konnte nicht früh genug damit anfangen, eine Diskussion zwischen Glauben und Wissen zu berücksichtigen. Ich verwerfe diesen Gedanken wie auch jene, wissen zu wollen, ob es nicht besser ist, Englisch zu lernen statt aus dem Koran zu lesen, oder ob und wie es möglich wäre, Eltern in die Schule zu bringen. Ich schreibe meine ersten Anmerkungen nieder, da steht plötzlich die kleine Habir vor mir.

Fast skeptisch schaut sie zu mir hoch. Zaghaft ist ihr Benimm. Offensichtlich, so kommt es mir vor, will sie etwas sagen, weiß aber nicht, wie sie das anstellen soll.

Und ob sie das weiß. Gerade, als ich sie fragen will um ihr zu helfen, ob sie noch weiß, wie viele Äpfel sie hat, wenn sie zwei besitzt und noch zwei dazubekommt, streckt sie mir ihre kleine Hand entgegen, setzt ein süßes Lächeln auf und kullert mit den Augen. „ Mister, Mister! Inta quais !“

Mister, Mister! Sie sind gut! Ich schrecke sofort auf. Habir bettelt mich tatsächlich mit den Worten an, die verraten, wie geübt sie darin ist. Sie will Geld. Sie hat gelernt, dass einer wie ich Geld haben muss. Sie hat gelernt, dass beharrliches Anschnorren erfolgreich ist, wenn sie ihre kindlichen Reize einsetzt. Sie hat gelernt, dass Würde Hunger nicht stillen kann. Wie wichtig war ihr da noch das Ergebnis einer simplen Rechenaufgabe?

„Ich habe kein Kleingeld,“ antworte ich ihr mit harschem Ton in ihrer Sprache, was sie zunächst ignoriert. In ihrem Flehen wird sie anhänglicher, fordernder und schließlich so unangenehm aufdringlich, dass ich reagiere, wie ich schon seit langer Zeit auf Begehren dieser Art antworte. „Genug jetzt! Ich will nicht!“

Augenblicklich verziehen sich ihre Gesichtszüge zum Ausdruck einer herben Enttäuschung. Die kleine Habir wirft fast zickenähnlich den Kopf in den Nacken, belegt mich kurz mit einem vorwurfsvollen Blick und schreitet davon. Sie tut es in einer Art, die mir sagen soll, dass Betteln und Stolz zwei grundverschiedene Angelegenheiten sind. Dann, nach ein paar Metern, hüpft sie wieder so fröhlich und unbeschwert, wie sie nur kann und streckt mir, kurz vor dem Eingang ins Gebäude, ihre Zunge entgegen.

Meine anfängliche und übliche Befremdlichkeit über ihr im ganzen Land so typisches Bedrängen nach Almosen wechselt allmählich in Gelassenheit. Ich lächle schließlich über ihr kleines und durchaus gekonntes Schauspiel und bleibe bei meinem Wunsch für sie, dass sie noch möglichst oft durch die Tür dieser kleinen Schule ein- und ausgehen mag.

Nach der ersten Lesestunde, in der die Schüler Auszüge eines Märchens vorgetragen hatten, verabschiede ich mich. Ob ich noch einmal wiederkommen würde, und ob ich etwas gelernt habe, fragt mich Omar, worauf die anderen lachen. Auch die kleine Habir schlägt in meine Hand ein. Sie ist wieder so, wie ich sie mit Beginn meines Besuches erlebt hatte. Verschüchtert, klein, zerbrechlich, unwissend und unschuldig. Das Klassenzimmer, denke ich, als ich sie vergeblich zu einem kleinen Lächeln bewegen will, ist für sie eine Welt, die mit ihrer Wirklichkeit so wenig gemeinsam hat. Hoffentlich, wünsche ich ihr zusätzlich die Erfahrung, behält sie es eines Tages wenigstens in so guter Erinnerung, dass sie dafür einstehen kann, wie sehr Wissen ihren Kindern auf keinen Fall schadet.

Zusammen mit Rania überschlage ich in der kleinen Pause das Geld, das nötig ist, um mit allen Kids die Lebensmittel in einem Supermarkt zu erstehen, die jeder einzelne zuvor als gesunde Ernährung aufgeschrieben hatte. Ähnlich energisch, wie ich die kindliche Bettelei abgewiegelt hatte, verbitte ich mir nun jeden Protest gegen meine Idee, einmal Gelerntes ganz praktisch anzuwenden.

Der Abschied von Rania fällt herzlich aus, mit der Verabredung, über die verbrachten Stunden in naher Zukunft noch einmal zu reden. Draußen dann, mit dem Blick zurück auf dieses so außergewöhnliche kleine Haus, ergebe ich mich endgültig meiner melancholischen Stimmung, weil ich weiß, dass für ein paar der Müllkinder gerade tatsächlich ein Märchen wahr wird. Für wie lange auch immer

Ein paar Tage nach meinem Besuch im Viertel der Müllmenschen meldete sich Rania bei mir. Zunächst berichtete sie, dass der Einkauf im Supermarkt, den die Klasse wegen der großen Ungeduld aller Kids gleich am folgenden Nachmittag zusammen mit einer anderen Lehrerin unternommen hatte, ausgesprochen stressig gewesen war und viele Tränen ausgelöst hatte. Weil jeder Schüler einen eigenen Warenkorb besessen hatte, fehlte Geld, um alle Waren auf den Einkaufszetteln erstehen zu können. Zusätzlich war untereinander Neid ob der Größe und Anzahl der verschiedenen Produkte aufgekommen. Immerhin war der Ausflug tauglich genug, einen Kompromiss zu entwickeln. Erst wurde in der folgenden Mathestunde ermittelt, wie viel Geld einem jedem zur Verfügung stand. Anschließend kauften alle exakt die gleichen Waren ein. Pädagogisch wertvoll, urteilte Rania süffisant und mahnte lediglich die Konsequenz der Unternehmung an. Alle Schüler nämlich hatten entweder schlagartig Hunger bekommen, befürchteten den sofortigen Verfall der Haltbarkeitsdaten oder wollten schnellst möglich ihre Familien überraschen. Jedenfalls. Alle wollten unverzüglich nach Hause.

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