Hans Pürstner - Der Gärtner war nicht der Mörder

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Der Seniorchef eines großen Lebensmitteldiscounters lädt seine Familienangehörigen zum Dinner in seine Villa in Hamburg-Blankenese, um ihnen einen wichtigen Entschluss über seine Nachfolge mitzuteilen. Kurz davor kippt er tot vom Stuhl. Kommissar Woldmann und seine Assistentin recherchiern in der großen Familie und in ihrem Umfeld, bis sie gegen zahlreiche Widerstände, auch seiner Vorgesetzten, die traurige Wahrheit herausfinden.

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Hans Pürstner

Der Gärtner war nicht der Mörder

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Inhaltsverzeichnis Titel Hans Pürstner Der Gärtner war nicht der Mörder Dieses - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Hans Pürstner Der Gärtner war nicht der Mörder Dieses ebook wurde erstellt bei

1.Kapitel

2.Kapitel

3.Kapitel

4.Kapitel

5.Kapitel

6.Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10.Kapitel

11. Kapitel

Das „Mord“Menü

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Impressum neobooks

1.Kapitel

Fröstelnd stand das Häufchen Aufrechter vor dem kleinen Saal des Stadtteilzentrums im Hamburger

Schanzenviertel. Sie alle waren dem Aufruf einer ökologischen Bürgerinitiative gefolgt, um dem Vortrag von Dr.Weinreb über die schleichende Vergiftung unserer Lebensmittel zu lauschen.

Eine verhärmte kleine Frau im braunen Leinenmantel verteilte Flugzettel, die auf den Vortrag aufmerksam machten.

„Na, Sabine, bist du denn immer noch nicht alle Flyer losgeworden?“, fragte sie ein junger Mann, der unbemerkt auf sie zugetreten war.

„Mensch, Joe, lange nicht gesehen. Schön dass du auch zur Versammlung kommst!“

Mit dem einen Arm deutete sie eine Umarmung des jungen Studenten an, während die andere Hand krampfhaft das immer noch viel zu dicke Bündel Flugblätter festhielt.

Joe gab ihr einen eher angedeuteten Kuss auf die linke Wange und fragte vorwurfsvoll:

„Warum hast du mich denn nicht angerufen, von dem Vortrag hab ich erst heute Morgen durch Zufall gehört!“

„Na, ja, jetzt bist du ja hier, das ist die Hauptsache“, gab sie zur Antwort.

„Wir haben erst letzte Woche bei einer Sitzung unserer Ortsgruppe der ökologischen Liste von Dr. Weinreb

erfahren. Einer der Parteifreunde, er studiert Chemie, hat ihn bei einem Praktikum bei der Windu-Gmbh kennen gelernt. Weinreb soll lange Jahre Leiter eines Untersuchungslabors für Lebensmittel gewesen sein, dessen Existenz maßgeblich von den regelmäßig eingehenden Aufträgen der Windu-GmbH abhing“. Sie zog Joe am Arm in Richtung Eingang, wo sie sofort freudig von der Frau, die den Eingang kontrollierte, begrüßt wurde.

„Ihr könnt euch eure Plätze aussuchen, für die paar Leute lohnt es sich nicht, Platzkarten auszugeben“, meinte sie mit bekümmerter Miene.

Die beiden setzten sich in die zweite Reihe, fast direkt unter das Rednerpodium und Sabine fuhr fort, ihren

Begleiter über den Gastredner des heutigen Vortrags, aufzuklären. „Die Windu-Gmbh produziert schon seit

Jahrzehnten Trocken-Extrakte für Suppen und Saucen“, erzählte sie, “diese eher kleine Firma war aber irgendwann in den Siebzigerjahren der Konkurrenz von Markenartikelherstellern nicht mehr gewachsen. Deshalb hatte der

Juniorchef der Firma, Heinz Windisch, gegen den erbitterten Widerstand seines Vaters beschlossen, sich auf einen Exklusivabnehmer einzulassen. Die Rabbisch KG garantierte die langfristige Abnahme der gesamten Produktion jeweils für ein Jahr, und bisher war der Vertrag auch stets ohne Probleme verlängert worden.

Doch vor zwei Jahren, auf dem Höhepunkt der BSE Hysterie, verlangte man die Vorlage von

Untersuchungsberichten, in denen jedwede Verwendung von Rindfleisch ausgeschlossen wurde. Natürlich war eine derartige Umstellung der Produktion nicht von heute auf morgen möglich gewesen, und so sollte das

Lebensmittellabor eben ein dementsprechendes Gefälligkeitsgutachten erstellen.

Dr.Weinreb hatte dies vehement abgelehnt, und so war der Besitzer des Labors, wollte er nicht seinen wichtigsten Kunden verlieren, zur Entlassung des Laborleiters gezwungen gewesen“. Inzwischen hatte sich der kleine Saal des Stadtteilzentrums einigermaßen gefüllt und Sabine meinte zufrieden: „Meine Zettelverteilung hat sich vielleicht doch noch gelohnt!“.

Beim prüfenden Blick nach hinten erkannte sie noch einige weitere Gesinnungsgenossen, wie Alfred, der in einem Nobelschuppen als Koch arbeitete. Sie beschloss, am Ende der Veranstaltung mal zu ihm rüber zu gehen.

Ein Raunen im Publikum deutete die Ankunft des Redners an, und kurz danach stand er auch schon an dem

Rednerpult und überprüfte das wackelige Mikrofon.

„Guten Tag, meine Damen und Herren, wie ich sehe, scheint das Mikro seine besten Tage schon hinter sich zu

haben. Aber in diesem kleinen Saal haben wir es vielleicht gar nicht nötig. Ich hoffe, Sie können mich auch so

verstehen!“.

An seiner Art zu sprechen, merkte man, dass dies weiß Gott nicht seine erste Rede war. Höflich stellte er sich vor und begann seinen Vortrag damit zu erklären, wie er als Chemiker überhaupt in die Situation gekommen war, als

Gastredner für alternative Bürgerinitiativen aufzutreten.

„Jahrelang habe ich geschwiegen, obwohl ich bei meiner Arbeit als Laborleiter einer lebensmitteltechnischen

Untersuchungsanstalt aus erster Hand erfahren konnte, wie sich die Beschaffenheit unserer Nahrung immer mehr verschlechtert.

Teils aus Gewinnstreben einzelner schwarzer Schafe, aber auch durch den immer härter werdenden Preisdruck durch die Verbraucher sparen die Produzenten eben an den Zutaten. Da werden billigere Sachen zugekauft, mit künstlichen Aromen etc. aufgepeppt, und bei jedem neuen Skandal nimmt man die Ware öffentlichkeitswirksam aus den Regalen.

Tatsächlich friert man sie meistens nur ein oder stellt sie ins Lager. Um sie dann, sobald das Interesse etwas

abgeflaut ist, wieder auf den Markt zu werfen. Viele der Besucher waren Studenten und wohl auch selbst häufig Kunden der Billig-Läden, deshalb schauten sie auch etwas schuldbewusst zu Boden, als der Redner seine Thesen vorbrachte. Es war natürlich leichter, den bösen Unternehmern die Schuld an den Lebensmittelskandalen der letzten Jahre zu geben, als sich vorwerfen zu lassen, selbst mitverantwortlich zu sein.

„Wenn wir nicht bereit sind, dem Viehzüchter, dem Weinbauern oder meinetwegen dem Wurstfabrikanten einen fairen Preis für seine Produkte zu zahlen, dann bleibt ihm doch kaum noch eine andere Wahl, als bei den Zutaten zu sparen!“, rief Weinreb erregt, „und schuld sind auch die Diskont-Geschäfte, ganz besonders die Rabbisch-Brüder, die haben mit ihren Läden als Erste damit angefangen, die Produzentenpreise so extrem zu drücken. Was ihnen selbst ja nicht gerade zum Nachteil gereichte, wie man in der Statistik der reichsten Menschen Deutschlands im letzten Jahr sehen konnte“, setzte er einen leichten Seitenhieb hinterher.

Da stand in der hintersten Reihe eine kleine rundliche Frau auf und rief zornig:

„Sie sollten sich was schämen, den Rabbisch-Markt anzuklagen, so billig können wir nirgends einkaufen! Schauen Sie sich das an in meiner Tragetasche. Dieselbe Menge würde im Supermarkt vom Kaufhaus 40 Euro kosten. Ich habe 27 bezahlt, sehen Sie?“, rief sie aufgebracht und fuchtelte demonstrativ mit ihrem Einkaufsbeleg in Richtung Gastredner.

Dem kam der Zwischenruf gerade recht, mit erhobener Stimme rief er:

„Was glauben Sie eigentlich, wie diese günstigen Preise entstehen, gute Frau? Die Gebrüder Rabbisch verzichten bestimmt nicht auf einen Teil ihres Gewinns, um diese zu ermöglichen!“

Weinreb verließ das Podium und mischte sich unter das Publikum und fuhr fort

„Sondern sie setzen ihre Lieferanten so lange unter Druck, bis diese an die unterste Grenze der Kalkulation gehen. Und dann bleibt denen meist nur, entweder Leute rauszuschmeißen, oder bei der Herstellung zu sparen.

Hier, diese Leberwurst“, sagte er als er bei der Dame angelangt war und hielt triumphierend eine vakuumverpackte Wurst aus dem Korb in die Höhe, „Wissen Sie eigentlich, aus welchen Zutaten eine fachmännisch erzeugte

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