Jonah Zorn
Menschlich
Jeder ist ES
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jonah Zorn Menschlich Jeder ist ES Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung Widmung Für Dich, oh du Treuer.
PROLOG
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
EPILOG
Impressum neobooks
Für Dich, oh du Treuer.
Homo est animal rationale. Der Mensch, das vernunftbegabte Tier.
Es war eiskalt hier. Sie fror. Die Gänsehaut auf ihrer Haut breitete sich über ihren Körper aus. Ihre Zähne klackten aufeinander.
Klack. Klack. Klack.
Immer schneller und schneller, sie konnte es nicht unterdrücken.
Zusammengekauert umschlang sie ihre Beine mit ihren Armen, während ihre Haut einzig und allein von einem dünnen Nachthemdchen bedeckt war. Es war mitten in der Nacht, es war Winter, draußen lag Schnee, sie war allein. So zitterte sie nicht nur vor Kälte, sondern auch wegen der Angst.
Sie war hier eingesperrt, in einem alten, klapprigen Schuppen, der nur spartanisch zusammengehämmert worden war.
O Gott ihr war so kalt, so kalt.
Sie bebte so stark, so heftig versuchte ihr Leib sich selbst mit Muskelanspannung zu erwärmen, so stark, aber es brachte nichts.
Sie wagte es nicht einmal ihre brennenden Oberschenkel zu entspannen, die ihren schwachen Körper in der Hocke hielten, damit sie ja nicht auf den kalten Steinboden kam. Wie ihre blauen, nackten Füße.
Kein Gefühl mehr. Sie waren einfach taub. Wie ihre Finger. Alles blau.
Sie zitterte.
Klack! Klack! Klack!
Plötzlich verharrten ihre Zähne, die Gänsehaut erstarrte fest, keine Kälte mehr, nur die pure Angst. Sie hörte Schritte. Schwankende Schritte, die durch den frisch gefallenden Schnee torkelten. Immer näher, dieses Knirschen. Ganz nah. Vor der Tür.
Sie hielt die Luft an. Trotz des tauben Gefühls, stand sie instinktiv auf, drückte ihren zarten Körper an das knatternde Holz.
Sie horchte, unter lautem Schlagen ihres wild, pochenden Herzen, wie jemand an der Tür rüttelte.
Knarrrzzz!
Bitte nicht, bitte nicht, war das alles nicht schon Strafe genug? Die Schmerzen wegen der Eiskälte? Die Schläge, war das alles nicht genug?
Sie weinte, hatte Angst, quälende Angst, als die Tür kratzend aufgeschoben wurde und eine schwarze Silhouette zu sehen war.
Das Pochen wurde schneller. Immer schneller. Der Atem flacher. Immer flacher.
Ihre blutleeren Finger verkrampften sich in dem splittrigen Holz. Furcht durchfloss ihren Körper. Sie wollte fliehen, doch der einzige Fluchtweg wurde von dem angesäuselten Frauenkörper verdeckt.
Sie konnte nicht in den weißen Schnee fliehen, der lediglich von der spärlichen Lampe beleuchtet wurde, die die Frau in ihrer Hand hielt. In der Linken. In der Rechten hielt sie nämlich eine Flasche Whisky. Eine der Größeren. Solch eine Glasflasche, die sie den ganzen Tag über hinweg in ihrer Hand hielt.
Die sie zu etwas Unberechenbaren machte.
„Kind!“ Laut schleuderte die Frau die Tür zu, die beinahe aus den Angeln riss. Das ganze Gerüst klapperte und knarrte vor sich hin. Trotzdem, diese dünnen Mauern waren dick genug um die Schreie des Mädchens zu verbergen. Das Zerscheppern der Flasche, die auf dem Steinboden zerbarst. Jegliches blieb verborgen, niemand ahnte etwas.
Bamm!
„Ungehorsam!“
Bamm!
„Aufmüpfigkeit! Alles werde ich dir herausprügeln!“
„Mutter, nein.“ Winselte das bereits blutende Kind. Die Haut aufgekratzt wegen der Fingernägel der Mutter, die sie versuchte zu packen. Die Fußsohlen aufgeschnitten wegen der Scherben der Whiskyflasche der Mutter auf dem Boden. Die Schreie nur heiser, wegen der Kälte, der Befürchtung die Schmerzen abermals ertragen zu müssen.
Wegen nichts.
Nur weil sie sich den Tag über besoffen hatte.
Weil sie mit ihrem Kind nicht klar kam, mit sich nicht klar kam, mit ihrem ganzen Leben nicht klar kam. Frust.
Bamm!
„Die Nacht bleibst du hier.“
Das Mädchen sagte nichts. Schweig. Nahm noch wahr, wie die Mutter mit ihren dicken Sohlen aus der Tür durch den Schnee in das anliegende kleine, warme Häuschen herüber ging. Dann fiel eine Tür ins Schloss. Der Schlüssel des Schlosses wurde umgedreht.
Dann nichts mehr.
Nur Wimmern.
Verletzlich.
Noch.
Sie hastete durch ihren Flur, die Holztreppe herauf, kreiste einmal durch den obigen Flur, stolperte dabei beinahe über die vielen Umzugskartons, rannte danach wieder herunter, den unteren Flur entlang ins Wohnzimmer und blieb dort abrupt stehen.
„Verdammte Scheiße, wo ist das bescheuerte Telefon?“ Fragte sie sich selber, bereits mit Hetzflecken am Hals. Das Telefon klingelte jetzt bereits zum zehnten Mal. Ein mit ihr sehr geduldiger Anrufer.
Enttäuschen tat sie ihn letztendlich doch nicht, da sie das schnurlose Telefon am Ende unter einem Haufen von Kleidungsstücken auf dem noch mit Folie bedeckten Couchtisch fand.
„Hier Cavillo.“ Antwortete sie hastig und strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihr war verdammt heiß geworden durch das unnötige Herumgerenne.
„Hier auch Cavillo. Was hast du wieder so lange getrieben, Schwesterchen?“ Sie sah sich in ihrem Wohnzimmer um, das freilich noch überhaupt nicht zum Wohnen geeignet war.
„Nun es ist noch etwas unordentlich hier.“
„Hast du es noch immer nicht geschafft deinen Umzug zu vollenden, nach drei Wochen?“
„Mir hilft ja niemand von der ach so lieben Familie.“
„Das einzige Problem ist, dass du vollkommen unorganisiert und faul bist.“
„Sei einfach leise, Lukas. Wieso rufst du mich überhaupt an?“ Sie rupfte noch die halb zerrissene Folie von dem Sessel, ließ sie auf den Fußboden fallen und setze sich auf den nun freien Sessel. Danach legte sie ihre Beine auf den dazugehörigen Hocker, der raschelte, da auch dieser noch mit der Folie bedeckt war. Im Grunde war noch alles mit einer Schutzfolie bedeckt, alles was sie neu erstanden hatte.
„Ich will dich an den wöchentlichen Abend der Familie erinnern.“ Sie stöhnte auf und sprang wieder von dem Sessel auf, um dann zur Küche zu gehen und einen vergeblichen Blick in den leeren Kühlschrank zu werfen.
„Wie gerne ich auch etwas zu essen haben möchte, ich kann leider heute nicht mit der Familie zu Abendessen.“
„Du weißt, dass du an einem Freitagabend nichts anderes zu tun haben darfst.“ Sie lehnte sich an die Küchentheke und starrte auf die Wanduhr, die, wie ihr auffiel, schief von ihr angebracht wurde. Sie verzog die Lippen und nahm sich vor das später zu ändern.
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