Er klärte mich auf und fragte mich, ob ich das Instrument wolle als Abgeltung für meinen Anteil.
Die Geige sei mehrere Millionen wert, sie sei echt, mit mehreren Gutachten versehen und in einem internationalen Verzeichnis registriert. Quittungen und eine notariell beglaubigte Schenkungsurkunde sei auch noch dabei.
Ich musste mir das erst einmal durch den Kopf gehen lassen, aber Hugo hatte das Instrument schon bei sich und ich durfte es bewundern, ja nicht berühren, denn, so erklärte er mir, dass jede Geige Schaden nehme, wenn sie von Laienspielern nur schon berührt werden.
Danke für die Blumen, meine ehemalige Geigenlehrerin würde ihm beipflichten.
Ich war mit dem Deal einverstanden, fragte ihn dann noch, ob er die Violine selber überreichen wolle, aber da bekam der alte Gauner einen roten Kopf und meinte, das wäre mir gegenüber nicht gerecht.
Seit wann nimmt der Typ Rücksicht auf mich?
Ich zuckte die Schultern und meinte, da verpasse er einen innigen Kuss von der Beschenkten.
„Eben …“
„Du bist in Josy verknallt?“ lachte ich, und das sei gut zu wissen, damit ich sie wegsperren könne, wenn er wieder einmal bei uns auftauche.
Er versicherte mir, dass ich nichts zu befürchten habe. Er hätte mir ja in meinem Leben schon vieles kaputt gemacht, angefangen bei den Sandburgen, aber diese Liebe wolle er mir nicht zerstören.
Was war nur mit Hugo los? Ehrliche Reue, Grossmut ohne Hintergedanken und Selbstlosigkeit waren neue Charakterzüge an ihm. In mir stieg wieder eine Welle des Misstrauens auf.
Er musste irgendetwas im Schilde führen. Aber was?
Hugos zweites Problem liess mich aufhorchen. Er hatte erfahren, dass Emil vor zwei Tagen auf dem Schwarzmarkt eine Pistole mit 20 Schuss Munition gekauft hatte. Die Absicht konnte leicht erraten werden, jedenfalls musste die Waffe wohl nicht zum Vertreiben nächtlich maunzender Kater dienen. Es galt einem grösseren Kater.
Es wurde eng für Hugo, sehr eng sogar.
Ich riet ihm, die Sache mit Geld zu regeln, grosszügige Geldspende wirkt Wunder und verhindert Schusswunden.
Es war Zeit, die ganze Scheisse in Ordnung zu bringen.
Ich rief Emil herbei, der draussen herumlungerte. Als er in der Tür stand, konnte man die Ausbuchtung der rechten Manteltasche gut erkennen. Er schien aufgeregt zu sein, nervös.
Ich ging auf ihn zu und nahm ihm das „Ding“ aus der Tasche und beruhigte ihn erst mal: „Emil, lass das, es lohnt sich nicht dieses Aas abzuknallen. Es bringt nichts. Du machst damit weder deine Söhne wieder lebendig, noch bringt es dir den Frieden, im Gegenteil, du wanderst für den Rest deines Lebens in den Knast, Zuchthaus. Aber wenn du schlau bist, dann zockst du den Hugo ab, damit du für den Rest deines Lebens keine finanziellen Sorgen mehr zu haben brauchst.
Zu Hugo gewandt sagte ich, er brauche mir seine Waffe aus dem Stahlschrank nicht zu holen, die hätte ich schon am frühen Morgen an mich genommen. Und jetzt würden wir reinen Tisch machen.
Wir kamen überein die Firma zu verkaufen und den Erlös unter uns drei aufzuteilen. Die Firma war auf ihrem Höhepunkt angelangt, die Tendenz bei den Aufträgen war schon leicht rückläufig und die Konkurrenz begann zu erwachen. Ich hatte einen ernsthaften Interessenten an der Hand, der bereit war eine runde Summe hinzublättern für die Firma, die neusten Forschungsergebnisse unseres Labors inbegriffen.
Der Käufer, ein reicher Russe, war daran interessiert, das Geschäft möglichst rasch abzuwickeln.
Hugo war vorerst entsetzt und sagte entrüstet, dass er diesen Kuhhandel nicht unterschreiben werde, jetzt zu verkaufen wann das Geschäft so gut lief und die Gewinne sprudelten.
Ich gab ihm zu bedenken, dass das Geldbrünnelein bald einmal versiegen werde, dass wir eine Pleite riskierten und dass uns die Aufräumarbeiten in dieser Giftgrube völlig ruinieren würden, denn die Politik hatte neuerlich den Umweltschutzgedanken sich zu eigen gemacht und das werde allgemein ein teurer Spass. Also schleunigst raus aus dem Dreckloch und rein in sauberes Geld.
Hugo sagte uns, dass er nach der Abwicklung des Geschäfts verschwinden werde, in die Karibik, wo er schon seine Jacht liegen hatte.
Ich bot Emil an, die Verwaltung meines etwas „heruntergekommenen“ (wie mich Hugo warnte) Weingutes im Piemont zu übernehmen ohne zu ahnen was mich dort erwarten würde.
Josy und ich wollten uns von ihm am Flughafen verabschieden, aber Hugo war nicht erschienen, sein Platz im Flugzeug blieb leer. Vielleicht war er schon mit einer früheren Maschine geflogen, vielleicht würde er erst am folgenden Tag fliegen.
Wir haben auch in der Folge nie wieder etwas von Hugo gehört und alle Nachforschungen blieben ergebnislos, mag sein, dass er seinen Namen gewechselt hat.
Um es vorwegzunehmen: er hatte …
… als ob ein neuer Name, eine neue Identität den alten Hugo verschwinden lassen könnte.
Immer wenn Josy ihre kostbare Geige hervornimmt sehe ich im rötlichen Schimmer des Lacks die roten Haare von Hugo, bevor er auf schwarz umgestellt hatte.
Und immer wenn Josy ihr Instrument liebevoll in den Kasten legt, weht ein wenig Eifersucht durch meine Seele.
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