LU. Ulder
Im Bann des Clans
Über dieses Buch:
"Im Bann des Clans" ist der Folgeband des im Droemer Knaur Verlag veröffentlichten Thrillers "Ein dunkler Trieb".
Ein totes, kleines Mädchen, eine Gruppe von Schwerstkriminellen und ein außer Kontrolle geratener Verfassungsschützer.
Björn Liebermann von der Ermittlungsgruppe Bandenkriminalität und die Mordkommission unter Claudia Harder ermitteln gegen dieselben Verbrecher, ohne voneinander zu wissen. Der Verfassungsschützer Keppler hat unterdessen ganz andere Probleme. Sein Vorgesetzter setzt ihn unter Druck, weil er Ergebnisse sehen will, die seiner Karriere förderlich sind. Am liebsten wäre ihm die Enttarnung eines IS-Rückkehrers. Der V-Mann-Betreuer Keppler greift in die polizeilichen Ermittlungen ein und fasst einen verhängnisvollen Entschluss, bis es zu einem katastrophalen Anschlag kommt. Das BKA schaltet sich ein und übernimmt den Fall. Die Berliner Ermittler jedoch bleiben verdeckt am Ball, zu viele Rechnungen sind in diesem Fall offengeblieben. Und plötzlich beginnt eine der bizarrsten Mordserien, die Berlin jemals gesehen hat.
Inhaltsübersicht
1 In der Nacht
2 Nur ein Film
3 Eine falsche Entscheidung
4 Erste Spuren
5 Fundsachen
6 Konsequenzen
7 Cadaverin
8 Vermisst
9 Erste Schritte
10 Leichenschau
11 Eine Patientin und ein alter Bekannter
12 Wurfübungen
13 Streifzüge
14 Befunde
15 Kettenreaktion
16 Ultimatum
17 Zusammenführung
18 Druckaufbau
19 Gewissheiten
20 Druckableitung
21 Technische Erkenntnisse
22 Geeignet
23 Gute Nachricht
24 Derangiert
25 Abgehängt
26 Fehlversuch
27 Ein Wagnis
28 Wie ein Uhrwerk
29 Ein Desaster
30 Verschwunden
31 Sündenbock
32 Wunden lecken
33 Auf Null gestellt
34 Noch mehr Druck
35 Alte und neue Verbündete
36 Ein Feldzug
37 Trauerfeier
38 Wieder am Ball
39 Der Nächste
40 Ein wunderbares Exemplar
41 Über die Schulter schauen
42 Vorkehrungen
43 Eine Serie
44 Neue Verbindungen
45 Pechvögel
46 Lieblingsermittlerin
47 Befürchtungen
48 Aller guten Dinge
49 Zugriff
50 Neue Theorien
51 Fragen
52 Böse Überraschung
53 Debakel
54 Versteckt
55 Krankenbesuch
56 Flugmodus
57 Nicht ganz fit
58 Jungenspiele
59 Kontaktaufnahmen
60 Kaltblütig
61 Beobachter
62 Ein Schatz
63 Drittes Leben
64 Vorbereitungen
65 Rendezvous
66 Dunkle Ringe
67 Tête-à-Tête
68 Auf der Brücke
69 Nachtgesichter
70 Geht so
,,, am Ende
Impressum
Personenregister:
Die Ermittlungsgruppe Bandenkriminalität:
Björn Liebermann, Kriminalhauptkommissar, stellvertretender Leiter,
Moritz Hübner, sein Chef,
die Kollegen Jürgen Kurth, Michael Peschel, Stefan Zogg, Philipp Wuttke.
Die Mordkommission (Untergruppe)
Claudia Harder, Leiterin, Spitzname ErSieEs.
Harald Breugel, Jan Eggert, Sophie Sell, Sven Krauss.
Weitere Figuren auf Ermittlerseite:
Jörg, Kriminaltechniker
Prof. Dr. Thiel, Rechtsmediziner
Carmen Hauschildt, leitende Kriminaldirektorin beim BKA, Abt. Terrorismus.
Die Gegenspieler:
Akram Fadel, der Mann mit der Narbe,
Bilal Al Mossa, der Kopf der Bande,
Mahamad und Mahdi El Zein, Zwillinge, Schlägertrupp der Bande,
Hussein El Merhi, der Fahrer,
Süreyya El-Zein, die Frau des Fahrers.
Der Flüchtling:
Karam Davod
Verfassungsschützer:
Leif Keppler, V-Mann Betreuer
Frank-Ulrich Hesse, sein Vorgesetzter
Security im Lageso:
Aladin Demir und Dogan Coskun
Weitere Nebenfiguren:
Werner Groth, ein Spanner,
Kristine Keppler, Ehefrau von Leif Keppler,
Rita, Imbissbudenbesitzerin,
Gerrit Winter, ein Lkw-Fahrer
Katja Bergmann, seine Freundin,
Petra Maruhn, ihre Bekannte,
Karl-Heinz Bender, ein Zeuge,
Albin Klein, Schlachter, Neonazi,
Dr. Karl Hempf, ehemaliger Internist,
Gabriele Ottenberger, seine ehemalige Patientin,
Sybille Aust, eine Zeugin,
Jasmin, Prostituierte und Bekannte von Björn,
Mariola, Dolmetscherin und Bekannte von Björn,
1. In der Nacht
Sie war tot!
Und wenn er noch so sehr starrte.
Der Schreck beim Berühren, diese beinahe unwirkliche Kälte, als er sie anhob und zur Ladefläche trug. Selbst durch das Leinentuch hindurch, das ihren Körper umhüllte. Kalt und leblos, eine unangenehme Empfindung, die er so schnell wie möglich wieder abschütteln musste.
Sie war tot, ein Stück seelenloses Fleisch.
Obwohl er es wusste, erwischte er sich dabei, wie er bei jeder Gelegenheit den Kopf ein wenig weiter zur Seite drehte, als es zum Fahren nötig gewesen wäre, nur um einen Blick nach hinten auf die Ladefläche zu werfen. Im Schein der wenigen Straßenlaternen, die den Innenraum schlaglichtartig erhellten, zeichnete sich unter der dicken Plane lediglich ein undefinierbares Etwas ab, eine nichtssagende Erhebung. Er aber wusste genau, in welcher Position sie dort lag. Ihm war, als könne er sie mit seinen Blicken beschwören, zurückzukehren in ein Leben, das seine Tochter noch hatte. Naime war genauso alt wie das tote Mädchen. Er musste die Gedanken daran und alles andere, was er jetzt tun musste, tief in seiner Seele vergraben, wollte er seiner Familie jemals wieder unter die Augen treten.
Die nächtliche Fahrt lief wie ein Film an seinen Augen vorbei. Ein fremdes Leben, auf das er mit Abstand hinunterschaute. Während der verstohlenen Blicke nach hinten fiel immer wieder Lichtschein auf das Gesicht seines Beifahrers. Die hässliche Narbe am Hals schimmerte, als hätte sie jemand mit einem roten Stift nachgezeichnet, um sie besonders hervorzuheben. Sie verstärkte die Wirkung der brutalen Gesichtszüge um ein Vielfaches. Niemand von ihnen sprach ein Wort, bis sie ihr Ziel erreichten. Akram, der Mann, den alle nur 'Die Narbe' nannten, öffnete die Tür und rutschte vom Beifahrersitz nach draußen. Er ließ die Beifahrertür einen Spaltbreit offen stehen und war mit zwei Schritten am Eisentor. Bevor er sich am Vorhängeschloss mit der schweren Kette zu schaffen machte, drehte er seinen Schädel in alle Richtungen, der Blick blieb für einen kurzen Augenblick auf das einzige noch bewohnte Haus in der Straße hängen. Hinter keinem der Fenster brannte Licht, das hatten sie bereits bei der Einfahrt in die kurze Sackgasse gesehen. Die muskulöse, dunkel bekleidete Gestalt verschmolz fast vollständig mit der Umgebung.
Hussein schaute erneut nach hinten zur Ladefläche, seufzte unterdrückt. Draußen klirrte es verhalten, als der Stämmige die Kette aus dem geöffneten Schloss aushängte. Gleich darauf war das Quietschen der Eisenrollen hören. Akram schob das schwere Rolltor gerade soweit beiseite, dass der Kleinbus hineinfahren konnte. Sofort danach wiederholte er den Ablauf in der umgekehrten Reihenfolge und kletterte zurück in den Wagen.
„Sieht alles ruhig aus. Die Trottel sind am Saufen, wie immer.“
Der Beifahrer zeigte mit dem Daumen hinüber zu den beiden hell erleuchteten Fenstern des flachen Anbaus, der sich ganz rechts auf dem im Dunklen liegenden Areal befand.
„Spätestens, wenn das Licht anspringt, kommt einer von denen an.“
„Dafür sind sie da.“
Der Fahrer rangierte den Transporter, bis er rückwärts mittig auf das Sektionaltor des größten Gebäudes zurollte. Auf den letzten Metern, unmittelbar, bevor er die im Tor eingelassene Tür erreichte, sprang ein Scheinwerfer an und tauchte das Fahrzeug in gleißendes Licht. Der Motor erstarb, beide Türen wurden geöffnet, die Männer stiegen aus. Nur Augenblicke später wurde die Stahltür am Flachbau geöffnet, Lichtschein drang heraus, in dem sich eine hagere Gestalt abzeichnete. Trotz der Entfernung von beinahe hundert Metern war Musik zu hören, harte, schnelle Rhythmen schallten plötzlich über das verwahrloste Gelände. Sie erstarben mit dem Zufallen der Tür, gleichzeitig war die Figur nur noch schemenhaft zu erkennen.
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