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Im Bann des Augenblicks
Uwe Bekemann
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2012 Uwe Bekemann
ISBN 978-3-8442-1616-5
Inhalt
1 – Böses Erwachen
2 – Mutter in Angst
3 – Warten
4 – Geheimnisvolles Telefonat
5 – Im Bann des Augenblicks I
6 –Mut und Entschlossenheit gegen Scham und Angst
7 – Ben
8 – Alex
9 – Ein offenes Verlangen
10 – Nacht und Morgen danach
11 – Mutter unter Druck
12 – Ein trennendes Geheimnis
13 – Alex II
14 – Ringen um Widerstandskraft
15 – Alex III
16 – Ringen um neue Normalität
17 – Mutters Warten
18 – Geschäft im Dunkeln
19 – Alex IV
20 – Sorgen unter südlicher Sonne
21 – Schlechte Nachricht in dunklen Geschäften
22 – Im Stahlbad der Gefühle
23 – Vermisst
24 – Eine Sache für die Polizei
25 – In der Bauverwaltung der Stadt
26 – Geschäft im Dunkeln II
27 – Brauer und Thiel in der Bauverwaltung
28 – Ein Abstecher in die Klinik
29 – Hinweise aus der Bauverwaltung
30 – Bauunternehmen im Zwielicht
31 – Was geschah in der Bauverwaltung?
32 – Spurenbeseitigung
33 – Frau Hemmersbach muss reden!
34 – Besuch in der Klinik
35 – Alex V
36 – Eine Zwischenbilanz
37 – Nach dem Besuch beim Staatsanwalt
38 – Neuer Mordfall, noch mehr Fragen
39 – Ben ist zurück!
40 – Fotos, Fragen, Fantasie
41 – Intime Öffentlichkeit, öffentliche Intimität
42 – Mit Ben zurück ins Leben
43 – Eine Liste wirft Fragen auf
44 – Ein Zeuge soll aussagen
45 – Ben sieht neue Zusammenhänge
46 – Ninas Plan
47 – Was weiß Hauboldt?
48 – Erstaunliche Entdeckung, flüchtige Begegnung
49 – Pressekonferenz
50 – Mordauftrag am Horizont
51 – Nina im Visier
52 – Gefährliche Entdeckung, gefährliche Begegnung
53 – Benjamin steigt ein
54 – Plausible Spekulationen
55 – Brauer sieht eine Spur
56 – Eine Spur in den Süden
57 – Brauer und Thiel mit kleinen Schritten
58 – Verdächtiges Interesse
59 – Abschied
60 – Ninas kompromissloser Wille
61 – Besuch des Vaters
62 – Beängstigende Entdeckung
63 – Den Stier bei den Hörnern gepackt
64 – Unheilvolle Beschattung
65 – Flug in den Süden
66 – Hoteldirektor Rodenbach
67 – Polizei unter Druck
68 – Nina riskiert alles
69 – Ein ungebetener Gast
70 – Die Polizei sucht neue Ansätze
71 – In der Spur von Nina und Ben
72 – Ein Buch von Bedeutung
73 – Eine eindeutige Warnung
74 – Todesurteil
75 – Neuer Schwung aus der Stadtverwaltung
76 – Der relative Wert der Figuren
77 – Brauer und Thiel auf der Zielgeraden
78 – Empfang am Flughafen
79 – Plötzliche Helfer
80 – Verdeckte Gefahren, verdeckte Ermittler
81 – In der Falle
82 – Spurenbeseitigung
83 – Weg zur Hinrichtung
84 – Menschenjagd
85 – Brauer bleibt dran
86 – Vor der Entscheidung
87 – Nina in Angst
88 – Todesschuss
89 – Nina in Not
90 – Im Bann des Augenblicks II
Regungslos lag sie da, kam aber langsam wieder zu sich. Sie blinzelte, alles erschien ihr unklar und schemenhaft. Es war nicht sonderlich hell, eher etwas dämmrig. Sie hob den Kopf ein wenig. Er schmerzte. Sie hielt deshalb inne und schloss für einen Moment die Augen, um ihren Kopf dann wieder zurücksinken zu lassen und zu versuchen, wieder Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Auch ihr Rücken schmerzte. Ihr war lausig kalt. Was war passiert? Sie verweilte einige Momente, hob dann erneut den Kopf und richtete sogar den Oberkörper ein wenig auf. Immer noch benommen stützte sie sich mit den Armen nach hinten ab und sah in die Runde. War sie in einer Lagerhalle, in einer leeren Lagerhalle? Warum lag sie auf dem Boden? Wie war sie hierher gekommen? Sie zog die Beine an den Körper. Die Kälte hatte ihre Gelenke ganz steif werden lassen. War es einfach nur die Kälte gewesen? Etwas war anders. Sie sah ihren Körper hinab. Er war unbekleidet.
„Oh Gott, ich bin nackt!“, schoss es ihr durch den Kopf. „Vergewaltigt!“
Panik breitete sich schrill in ihrem Denken aus und hämmerte ihr ein, dass sie von hier verschwinden musste, ganz schnell von hier verschwinden musste.
Sie sprang auf, fiel aber sofort wieder zurück auf den Boden. Ihr noch labiler Kreislauf ließ derart abrupte Bewegungen nicht zu. Sie hockte sich hin, um sich dann erneut, diesmal jedoch behutsam, zu erheben. Planlos rannte sie los, dem Licht entgegen. Irgendwo dort, wo Helligkeit durch eine ganze Reihe von Oberlichten einfiel, musste auch eine Tür zu finden sein. Sie war panisch, hatte unüberwindliche Angst. Was war denn bloß geschehen? Was alles hatte sich abgespielt? Unvermittelt blieb sie stehen.
„Ich bin doch nackt!“, schoss es ihr erneut durch den Kopf. Ich muss mich doch erst wieder anziehen!“
Was war das gerade für ein Geräusch gewesen? War der Täter etwa noch da? Wieso eigentlich der Täter? Vielleicht waren es mehrere Täter gewesen. Nein, sie hatte nichts gehört, niemand außer ihr war hier.
„Nicht durchdrehen, Nina Lange!“, beschwor sie sich.
Sie lief zurück, zurück zu jener Stelle, wo sie soeben auf dem Boden liegend zu sich gekommen war. Woher kam das Blut, jener kleine Fleck auf dem Beton? Die Rückenschmerzen wurden ihr wieder bewusst. Mit verdrehtem Oberkörper versuchte sie mit der rechten Hand zu ertasten, was diese Rückenschmerzen auslösen könnte. Sie fand die Körperstelle, von der die Schmerzen ausgingen, verzog unvermittelt ihr Gesicht zu einer schmerzverzerrten Maske. Sie schaute auf ihre Hand und sah das Blut, das krümelige, trockene Blut. Eine Verletzung, aber wohl nur oberflächlich. Nicht weit entfernt lagen ihre Kleider ungeordnet und zerstreut auf dem Boden. Jemand musste sie hastig ausgezogen und ihre Kleidungsstücke achtlos zur Seite geworfen haben. Es schien aber nichts zu fehlen. Eilig zog sie sich an, trat notdürftig in ihre Schuhe und lief wieder los, während sie versuchte, ihre Füße ganz hinein schlüpfen zu lassen. Sie fand eine Tür, die nach draußen zu führen schien.
„Lass sie bitte unverschlossen sein!“, betete sie in Gedanken.
Sie drückte den Griff nach unten und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Tür, so als ob diese mit Sicherheit klemmen würde, nicht ohne Gewalt zu öffnen sein würde. Sie war unverschlossen und fuhr schwungvoll und von einem schrillen Quietschen begleitet so weit auf, dass sie krachend an einen Stopper schlug. Nina verlor den Halt und fiel erneut zu Boden, rappelte sich aber sogleich wieder auf, sprang nach draußen und lief, lief einfach fort von der Halle.
„Frei, ganz schnell weg von hier!“, war ihr einziger Gedanke.
Erst als sie einen vor der Halle liegenden, offensichtlich nicht mehr genutzten und deshalb verwahrlosten Parkplatz hinter sich gelassen und eine weitere Fabrikhalle passiert hatte, erreichte sie eine belebte Straße und hielt inne. Es musste bereits Spätnachmittag oder schon früher Abend sein, denn der Berufsverkehr hatte bereits eingesetzt.
„Wo bin ich denn überhaupt?“, flüsterte sie, um sich die Frage nach einem schnellen Blick in die Runde sogleich selbst zu beantworten. „Ach ja, Berliner Straße, Ecke Industriestraße. Erst mal nach Hause!“
„Stellen Sie bitte sicher, dass ich Sie um 17 Uhr erreichen kann! Ihre Tochter braucht Sie! Ich melde mich!“
Diese Nachricht hatte Erika Lange vorgefunden, als sie wie üblich, gleich nach ihrer Rückkehr vom Dienst, den Anrufbeantworter abgehört hatte. Die männliche Stimme hatte seltsam gedämpft geklungen, so als ob der Anrufer durch ein vor den Mund gehaltenes Tuch gesprochen hatte.
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