C: »Bist du sicher?«
B: »Na klar! Sie hat sogar gelächelt. 'Hast du etwas dagegen, wenn ich dich in meiner Datenbank abspeichere, damit ich dich später wiedererkenne?' oder so, hat sie geantwortet.
C: »Und hast du?«
B: »Ich war so verdattert, dass ich Ja gesagt habe. Dann drehte sich den ganzen Abend das Gespräch nur um diese … diese EVA. Sie hat mit am Tisch gesessen beim Abendessen, sie hat von Cesár ein Geschenk bekommen. Cesár hat sie sogar geküsst!«
C: »Ziemlich abgedreht!«
B: »Abgedreht? Zum Lachen ist das!«
C: »Du lachst aber nicht, sondern bist wütend!«
B: Schluchzte. »Ich hatte mir eingebildet, es könnte vielleicht wieder etwas sein zwischen uns. Dieser Volltrottel hat mich einfach ... einfach … durch eine Puppe ersetzt!«
C: »Ich verstehe, dass du enttäuscht warst. Wie haben die anderen reagiert?«
B: »Ach, das war ganz unterschiedlich. Es gab ein paar Leute, die ich in der Uni gesehen habe. Und da war ein Pärchen, die in so komischen Wollklamotten herumgelaufen sind. Die haben mit Cesár über den Ätherleib diskutiert und wie schädlich es ist, sich mit derartigen Puppen zu beschäftigen. Aber ich glaube, die hat niemand so richtig ernst genommen. Dann war da noch so eine von einem Journal, die war ganz nett. Silke, mit der hab ich später meine Nummer getauscht. Die hat alles Mögliche gefragt. Später hat sie mir aber gesagt, dass sie einen Artikel darüber schreiben möchte und ob ich ihr als Interviewpartnerin zur Verfügung stehen möchte. Und natürlich war Kutub da, der Bekannte meiner Freundin. Aber der hat nur die ganze Zeit gegrinst wie ein Honigkuchenpferd. Cesár ist dick mit ihm befreundet. Und dann war da noch ein Kollege von Cesár, Ribor hieß er, auch ein Tscheche. Der hat die ganze Zeit über an dieser Puppe rumgefummelt, bis Cesár böse geworden ist. Stell dir vor! Cesár ist richtig ausgerastet, als Ribor der Puppe an die Titten gefasst hat!«
C: »Wie kann ich mir diese Puppe denn vorstellen?«
B: »Also, die sieht halt so aus, wie Männer sich eine Frau vorstellen, glaub ich. Schlank, vollbusig, lange Haare, Modellgesicht. Ja, wie so ein Pornomodell. Gruselig!«
C: »Fandest du die Puppe attraktiv?«
B: »Spinnst du? Sorry. Wieso sollte ich die attraktiv finden?«
C: »Du empfindest sie offensichtlich als Konkurrenz.«
B: »Te! Ich soll eine Puppe als Konkurrenz finden?«
C: »Nicht?«
B: »Überhaupt nicht! Was soll denn da eine Konkurrenz für mich sein?«
C: »Cesár scheint ihr Gefühle entgegenzubringen, die er dir gegenüber nicht mehr zeigt, oder?«
B: Nickte. »Ne, da lief gar nichts mehr zwischen uns. Es war nur noch peinlich. Besonders als er EVA erklärt hat, dass ich seine frühere Freundin war!«
C: »Und?«
B: »Ich hätte mich unter dem Tisch verstecken können. Frühere Freundin!«
C: »Stimmt es nicht?«
B: »Sie hat gesagt, sie hoffe, dass ich nicht traurig bin.«
C: »Die Puppe hat das gesagt?«
B: »Ja. 'Ich verstehe.‘ , hat sie gesagt. ‚Ich hoffe, du bist nicht traurig. Es hört sich so an, als seid ihr nun nicht mehr so intensiv befreundet. Das tut mir leid!'«
C: »Erstaunlich! Was ist das für eine Puppe?«
B: »Ich glaube, so eine Art Roboterpuppe. Jedenfalls reagiert sie auf alles, was sie sieht und hört. Horror.«
C: »Hm.«
B: »Und dann hat sie noch gesagt, dass sie sich freut, mich kennengelernt zu haben und sie gerne meine Freundin sein möchte. Da bin ich gegangen!«
C: »Du hast die Party verlassen?«
B: »Na, nicht sofort. Aber ich hatte keine Lust mehr, mit dieser EVA zu reden. Ich hab dann mit dem Pärchen in Wollkleidung gesprochen. Die hatten auch keine Lust, sich der Puppe zu unterhalten. Wir haben in der Küche miteinander gequatscht. Die waren total entsetzt über die Situation. Sie meinten, dass Cesár aus dem Gleichgewicht geraten sei und dringend eine Therapie bräuchte.«
C: »Dann war die Party ein wenig schwierig für die Teilnehmer.«
B: »Eigentlich nicht. Die anderen fanden es total cool. Sie haben der Puppe Fragen gestellt und sich über die Antworten amüsiert. Ribor, der Kollege von Cesár wollte sogar wissen, wo man so eine Puppe herbekommt. Ich glaube, Cesár schläft sogar mit der. Das ist total frauenfeindlich! Das ist doch krank, oder?«
C: »Ich möchte mich nicht über Cesár äußern, sondern über dich sprechen. Du warst enttäuscht, weil Cesár sich nicht mehr um dich gekümmert hat, nicht wahr? Weil du dir vorgestellt hast, du könntest zurück zu ihm. Stimmt's?«
Bea krümmte sich schluchzend auf ihrem Stuhl zusammen.
C: »Es kommt mir so vor, als hättest du Cesár nur als rettenden Strohhalm in der Not gebrauchen wollen. Bist du sicher, dass du wieder mit ihm zusammen sein möchtest?«
B: »Mit Cesár bin ich fertig. Der ist doch pervers! Außerdem will Franziska nicht, dass ich wieder zu ihm gehe.«
C: »Franziska? Was hat die damit zu tun?«
B: »Franziska ist meine Freundin, die mich im Kampf gegen die Männerherrschaft unterstützt!«
C: »Von Franziska hast du schon früher gesprochen. Aber was bedeutet, Franziska will nicht, dass du mit Cesár zusammen bist?«
B: »Franziska sagt, ich würde mich in der Beziehung mit Männern unter dem patriarchalen Diktat erniedrigen. Das wäre nicht gut für mich. Ich müsse begreifen, dass nur der gemeinsame Kampf gegen die brutale Vorherrschaft des Mannes eine gesellschaftliche Wende herbeiführen kann. Nieder mit der Männerherrschaft!«
C: »Ist es wichtig für dich, was Franziska sagt?«
B: »Die hat doch total recht! Vor allem, wenn ich an Cesár denke! Ich hab mich beschissen gefühlt, gedemütigt bis auf die Knochen. Ich bin davongeschlichen wie ein getretener Hund. Äh, eine getretene Hündin.«
C: »Weshalb lässt du andere über dein Leben bestimmen?«
B: »Stehst du etwa auf Cesárs Seite?«
C: »Darum geht es nicht. Es geht um die Frage …«
B: »Ich verstehe dich nicht, du bist doch auch eine Frau! Wie kannst du gut finden, was Cesár mir angetan hat? Er hat nicht nur mich, sondern er hat alle Frauen beleidigt.«
C:»Darf ich vielleicht einmal aussprechen? Ich möchte wissen, warum ...«
B: »Franziska meint, das größte Hindernis im Kampf gegen die Männerherrschaft sei die mangelnde Solidarität der Frauen.«
C: Scharf. »Beatrice, komm auf den Boden! Wir haben verabredet, einander ausreden zu lassen. Es gehört zum Setting unserer Sitzung, dass wir einander zuhören und ausreden lassen!«
B: »Du hörst dich an wie meine Mutter! Die hat mir vorgeworfen, dass ich Cesár verlassen habe. Das kotzt mich an! Alle wollen über mich bestimmen!«
C: »Okay, du bist wütend. Willst du vielleicht einmal schauen, was dich wirklich wütend gemacht hat?«
Bea: »Was ist das für eine Frage? Cesár macht mich wütend, und du auch, weil du so unsolidarisch bist und über mich bestimmen willst. Ich hab's satt, ich gehe!« Damit sprang sie auf, griff ihre Jacke, die sie über einer Sessellehne abgelegt hatte, und verließ türknallend das Zimmer.
Frau Heuermann ließ sich seufzend in ihrem Sessel zurücksinken. Eine Puppe, die reden kann und mit Menschen in Interaktion tritt. Sachen gibt es!
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