Stephan Thome - Grenzgang
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- Название:Grenzgang
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- Издательство:Suhrkamp
- Жанр:
- Год:2009
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«Sieh mich an, Kerstin. «Stattdessen fühlt er sich bestätigt in seinem tiefen C, dem vokalen Balsam, den er über sein hysterisches Weib gießt.»Sag mir, du brauchst die Sahne unbedingt, und ich fahre los und hole sie.«
Hat sie ihn gebeten, ihren Kopf gegen seine Brust zu legen? Mit beiden Händen wehrt sie seine Zärtlichkeiten ab und fährt sich mit den Zeigefingerspitzen über die Augen.
«Mir egal.«
«Was soll das heißen, mir egal?«
«Was es eben heißt: Mir egal. «Sie befreit sich aus seinem Griff und wendet sich dem Chaos auf der Anrichte zu. Eine Installation von Alltagsgegenständen, die präzise spiegelt, was gerade geschieht: Die Konfrontation zwischen ihrer eigenen angestrengten Bemühung und seiner gelassenen Sabotage. Als ob er nicht wüsste oder nicht wissen wollte, welche Bedeutung dieser Tag für sie hat: das Wiedersehen mit Daniel, das Kennenlernen seiner Freundin, die auf eine Woche angesetzte Inszenierung von Familienleben. Ein Stück, dessen Absetzung vor vierzehn Jahren eine Lücke gerissen hat, die sich nie wird schließen lassen, aber sie hat sich vorgenommen, es diese eine Woche lang trotzdem zu genießen. Mit allem, inklusive der bangen Erwartung, dass Daniel ihr eröffnen wird, nach seinem Abschluss nicht zurück nach Deutschland zu kommen. Aber ihr Mann kann es nicht lassen, schon das bloße Wort ›Familie‹ mit Spießertum und Verstocktheit zu assoziieren und alles in den vagen Bannkreis dieses lächerlichen Verdachts zu stellen, über dem er alleine erhaben thront: dass selbst ein gemeinsames Abendessen nur Maskenball ist und Eiapopeia, Selbstbetrug nach innen und Fassade nach außen. Manchmal bringt er es fertig, in diesem Zusammenhang von Ideologie zu sprechen. (Übrigens thront er nicht erhaben über allem, sondern ist sogar das bevorzugte Objekt seines eigenen Spotts, aber das kommt ihr so falsch und unreif vor, das übergeht sie einfach; wenn er damit anfängt, legt sie sich sofort in die Badewanne.) Wie kann ein Mensch gleichzeitig so feinfühlig und so grob sein? Karin meinte neulich, er sei vielleicht einfach unbewusst eifersüchtig auf Daniel, aber solche Phrasen treiben ihren Blutdruck erst richtig nach oben. Eifersüchtig auf die Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn, wie krank muss man dafür sein?
Abgesehen davon mag sie es nicht, wenn Karin über ihren Mann spricht, als wüsste sie, was in ihm vorgeht.
Sie hat die Hände auf die Anrichte gestützt und blickt aus dem Fenster. Trockenes Sommerlaub bedeckt Meinrichs Einfahrt, der Rasen vor der Terrasse steht kniehoch, und die Hecke ist in einem Zustand, dass der alte Nörgler sich im Grab rumdrehen würde, wenn er davon wüsste.
«Kerstin, ich warte.«
«Worauf?«
«Darauf, dass du Vernunft annimmst und mir sagst, ob ich jetzt einkaufen fahren soll oder ob es auch ohne die Sachen geht.«
«Du hast den Einkaufszettel gesehen, oder? Du hast ihn gesehen. Und jetzt sind wir mal ganz vernünftig und fragen uns: Würde ich dir einen so langen Einkaufszettel schreiben, wenn es genauso gut auch ohne die Sachen ginge?«
Er antwortet nicht, und sie hört das Klicken der Uhr an der Wand. Drei Minuten nach sechs. Landung des Flugzeugs in Frankfurt um 20 Uhr 21. Ihre Wut verwandelt sich in Erstaunen darüber, wie verschieden zwei Menschen sein können, und was für einen gewaltigen Umfang das Wort ›Liebe‹ hat. Manchmal reicht Sprache nicht aus, ihn zum Ausdruck zu bringen, und man ist versucht, sich mit spitzen Gegenständen zu behelfen.
«Vielleicht nicht genauso gut, aber …«
«Aber doch ungefähr, nicht wahr: Gratin ohne Sahne, Salat ohne Paprika, Grill ohne Anzünder, Eis ohne …«
«Grillanzünder ist ein gutes Beispiel. Wir haben nämlich einen Elektrogrill.«
Sie dreht sich erneut um, sieht ihm ins Gesicht, sucht nach Spuren von Zuneigung und ist erstaunt, wie leicht die zu finden sind: in seinem Blick, der Mischung aus Müdigkeit, Verzagtheit und vielleicht sogar einem Anflug von Reue. Falten um die Augen hat er und angeschwollene Tränensäcke. Selbst im Streit sieht er so aus, als schaute er die Fernsehnachrichten und befände sich in stiller Sorge über den Lauf der Welt.
«Du glaubst, wir reden über Kleinigkeiten, oder?«, sagt sie.
«Ich glaube, wir reden darüber, dass ich vergessen habe, einen mir aufgetragenen Auftrag auszuführen, weil ich den ganzen Nachmittag in einem …«
Noch während er redet, beginnt sie den Kopf zu schütteln, und als sie zusätzlich die Hand hebt, verstummt er.
«Lass deine Tante aus dem Spiel.«
«Okay, aber ich glaube, wir sollten darüber reden, ob die ganze Idee mit dem Abendessen so gut ist. Um halb neun landet das Flugzeug, bis die beiden durch den Zoll kommen und ihr Gepäck haben, ist es halb zehn, und zurück in Bergenstadt sind wir frühestens um elf.«
«Nach amerikanischer Zeit später Nachmittag, und die beiden haben Hunger. Thomas, ich hab dir gesagt, wenn mein Sohn nach zwei Jahren hierher zu Besuch kommt, dann koche ich für ihn, und du kannst das gerne unvernünftig oder überflüssig finden, aber …«Aber du musst damit rechnen, dass ich dir das verdammt übel nehme!
«Wieso kehren wir nicht unterwegs irgendwo ein?«
«Wieso diskutieren wir darüber, ob ich ein Abendessen für meinen Sohn koche?«Ihre Stimme gewinnt an Volumen.»Wieso sitzt du nicht im Auto und bist unterwegs zum Supermarkt? Wieso glaubst du, mir einfach aufzwingen zu können, was du für vernünftiger hältst, indem du ignorierst, worum ich dich gebeten habe?«
Ihr antworten Stille und das Ticken der Uhr und kurz darauf das Schließen der Haustür. Sie hört seinen Wagen starten und sieht ihm durchs Küchenfenster nach, als er den Rehsteig hinaufrollt und hinter der nächsten Kurve verschwindet. Fünf nach sechs. Um halb sieben wird er zurück sein, wenn keine Zeit mehr bleibt, seine Einkäufe zu verarbeiten. Stattdessen werden sie sich zusammen ins Auto setzen und schweigend nach Frankfurt fahren, froh über das Radio in ihrer Mitte. Irgendwann wird sie ihm kurz die Hand auf das Bein oder die Schulter legen, als Zeichen dafür, dass die erste Post-Streitphase abgelaufen ist. Er wird sich selbst anklagen, den Hauptteil der Verantwortung schultern und vielleicht noch einen Witz über seinen Starrsinn machen. An einer Ampel in Frankfurt oder im Parkhaus des Flughafens werden sie sich sehr kurz küssen. Wahrscheinlich Hand in Hand zur Ankunftshalle gehen. Eine wundervolle Transparenz umgibt das alles. Die gläserne Ehe: Wo sie herkommt und wo sie hingeht, der ganze Weg liegt offen da, und sobald man sich das klarmacht, weiß man überhaupt nicht mehr, wie Streit und Missverständnisse überhaupt aufkommen können. Sie steht in der Küche, massiert sich den Nacken und hätte Lust, mit ihm zu schlafen. Verrückt, oder?
Mit einem Blick über die Anrichte stellt sie fest, dass sie nichts tun kann außer ein bisschen aufzuräumen. Während sie die Zutaten des Essens verpackt und zurück in den Kühlschrank stellt, nimmt sie innerlich den Faden wieder auf, den sie vorhin verloren hat: Vorfreude kehrt zurück, ein dicker Vogel mit kurzen Flügeln, dem es nicht leichtfällt, sich in der Luft zu halten. Natalie also heißt die Freundin, die Knoblauch verabscheut und es nicht mag, von Fremden umarmt zu werden, aber ansonsten ist sie wirklich überhaupt nicht kompliziert. Man kann sie auch einfach ›Nät‹ nennen. Und Daniel ›Dän‹. Und den einsamen Einkäufer im Supermarkt ›Tom‹. Wer sowieso der Meinung ist, dass familiäre Zusammenkünfte wie Maskenbälle sind, dem macht die Teilnahme unter falschem Namen vielleicht mehr Vergnügen. Sie jedenfalls wird sich die Freude über den Besuch nicht verderben lassen. Sie hat lange genug gewartet.
«Nice to meet you«, sagt sie leise, lässt in der Küche alles stehen und liegen und geht hinaus in den Garten.
* * *
Ihr erster Gedanke war: Was für ein Theater! Eine Mischung aus Karl-May-Festspielen und Großem Zapfenstreich, mit all den Reitern, Uniformen und Befehlen, als ginge es gleich ins Manöver. Fahnen wurden präsentiert, gesenkt und geschwenkt, Meldungen erstattet, Gesellschaften zogen ein und winkten fröhlich, und die ganze Zeit über stand Anita neben ihr auf dem übervollen Marktplatz und murmelte:»Was für eine Bauernshow. «Gewehre über und Gewehre ab (natürlich kein Gewehr weit und breit), präsentieren hier und präsentieren da, linksrum, rechtsrum, Peitschenknall. Aber ihr machte es Spaß, trotz ihrer Müdigkeit und dem leichten Kommerskater, den vier Stunden Schlaf nicht zu vertreiben vermocht hatten. Es war harmlos und liebenswert, und während der endlose Zug sich die Hauptstraße entlang aus dem Ort wand, freute Kerstin sich auf das Wandern im Wald und auf noch mehr Theater während der großen Mittagsrast. Überall Musik, gute Laune und eine kindliche Begeisterung in den Gesichtern sämtlicher Altersklassen. Dann kam der sogenannte Kleiberg, und es wurde richtig lustig: Schwitzend, rutschend und lachend wälzte sich die Grenzgangskarawane die Böschung hinauf, Anita fluchte in einem fort, und Kerstin genoss die Früchte des intensiven Trainings der letzten vier Semester, stieg leichtfüßig bergan und blieb alle zwei Minuten stehen, um auf ihre Freundin zu warten. Ihre Laune wurde besser mit jedem Meter und mit jedem Mal, da sie Anita die Hand hinhielt und sagte:»Lass dir doch helfen, Liebling. «Sie hatte sich die Haare zum Zopf gebunden, trug wadenfreie Hosen und einen Sport-BH unterm T-Shirt, dazu leichte Joggingschuhe, weil sie keine Wanderschuhe besaß. Anita hatte nicht mal auf ihre vielen Armreife verzichtet.
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