Stephan Thome - Grenzgang

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Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

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Das war um neun.

Was sich später verändert hat, ist ihm verborgen geblieben, bis es sich in die Form dieser Frage gebracht und zwischen Frühstück und Mittagessen in seinem Kopf festgesetzt hat: Was hat sich verändert? Da dreht sich der Bezug des besagten Kissens bereits bei 95 Grad in der Waschmaschine. Seinen eigenen Gedanken merkt er den Schwung an, mit dem die vergangene Nacht ihn versorgt hat, den hellen Klang einer inneren Stimmgabel, der ihn länger als sonst unter der Dusche hält, weil ihm immer noch eine weitere Strophe dieser ollen Grenzgangsschlager einfällt. Der kindische Stolz des Mannes auf seine Potenz. Oder ist es etwas anderes?

«Mehr«, sagt er sich mit einer weißen Schaumkrone aus Shampoo auf dem Haupt. Er kann sich noch gut erinnern, mit sechzehn oder siebzehn Jahren fest daran geglaubt zu haben, dass Erwachsene anders sind. Ernst — im Sinne von unkindlich, unalbern, unheilbar immun gegen den Stich des Hafers. Aber je älter er wurde, desto überzeugter war er, dass in seinem Fall die Wandlung zur Ernsthaftigkeit nicht stattfand. Und aus dieser Überzeugung hat er etwa seit dem dreißigsten Lebensjahr ein gefühltes Alter gewonnen, das seinem tatsächlichen um eine nicht unerhebliche Zeitspanne hinterherhinkt — egal für wie ernst andere ihn halten und damit nicht falschliegen, aber eben auch nicht richtig. Ernst zu sein ist Teil seines Berufs, und er macht sich nicht immer die Mühe, den Diensthabitus beim Verlassen der Schule abzulegen. Für wen auch? Mit anderen Worten, er hat darauf verzichtet, von seinem gefühlten Alter dauerhaften Gebrauch zu machen, und als er es jetzt tut, während er sich mit dem Handtuch die Haare trocken rubbelt, fragt er sich, ob die Macht der Gewohnheit ihm diese verknöcherte Ernsthaftigkeit schließlich doch aufgezwungen hat, so dass es starker Anreize bedarf, ihn einen Morgen lang empfinden zu lassen, was einmal sein alltägliches Lebensgefühl gewesen ist.

Hat er seine Jugend verloren wie andere die Fähigkeit, Klavier zu spielen? Durch pure Vernachlässigung?

Weidmann wäscht sich die Rasierschaumreste aus dem Gesicht, das ihm plötzlich mürrisch aus dem Spiegel entgegenblickt. Jedenfalls hat er sich eine Lebensform gewählt, die auf einem Fundament aus Pessimismus ruht, also dem besten Schutz gegen Enttäuschung, den menschlicher Geist je ersonnen hat. Und von diesem Fundament kann er nicht weichen. Nicht mehr. Keine Frau wird ihn von da weglocken, und sage sie mit noch so entwaffnender Offenheit, ein Orgasmus sei wirklich weit mehr, als sie von diesem Zusammentreffen erwartet habe. Und lache dabei so ungeniert, wie er es Kerstin Werner niemals zugetraut hätte. Es ist ein Sockel aus dem Stoff geplatzter Träume und gezogener Konsequenzen. Nichts, dem sich mit einem Lachen beikommen ließe.

Weidmann geht auf den Balkon und fühlt sich gefangen. Ausgeschlossen vom Sommer über dem Ort, belästigt von sich selbst wie von einem aufdringlichen Gaffer. Wieder einmal wird er spazieren gehen, dabei intensiv nachdenken und wissen, dass er machtlos ist gegen das, was Konstanze völlig zu Recht seine ›elende Schwarzseherei‹ genannt hat. Sie täuscht sich nur darin, sie für die Ursache des Übels zu halten, dessen Konsequenz sie im Lauf der Jahre geworden ist: des Rückzugs nach Bergenstadt in ein Dasein als Lehrer. Eine Kapitulation aus Trotz und ein zähes Festhalten an der Niederlage. Je länger er so lebt, desto wahrer erscheint ihm der Satz, dass man sich im Verlauf seines Lebens nur ein Mal verwandeln kann. Danach kann man sich nur noch verstellen.

Er räumt die beiden Gläser vom Tisch und fragt sich in der Küche zum ersten Mal, warum sie eigentlich vor Tagesanbruch und ohne Nachricht das Weite gesucht hat. Eine Frage, die er als heilsamen Schock empfindet, weil sie so spät und so plötzlich kommt, mitten hinein in sein missmutiges Philosophieren über Verwandlung und Verstellung.

Warum ist sie gegangen?

Zurück auf dem Balkon, sucht er weniger nach einer Antwort als nach dem Gefühl, das die Frage in ihm auslöst. Seine einzige Chance besteht darin, sich selbst dabei zu ertappen, wie er häufiger, intensiver und mit mehr Wärme an sie denkt als an andere Frauen. Oder mit mehr Angst, sie könnte ihm durch ihr Verschwinden mitgeteilt haben, dass es bei einer Nacht bleiben solle. Das Grußlose deutet darauf, das Tilgen der eigenen Spur. Aber andererseits: Wie billig ist das und wie herablassend ihr gegenüber, diese Suche nach Indizien für ein Gefühl, das er gar nicht hat. Als wolle er seinen Verstand von ihren Qualitäten überzeugen, mit Gründen und Argumenten, die nicht weiter reichen als die Feststellung, bestimmte störende Eigenschaften könne man Kerstin Werner nicht nachsagen. Stubenrein und beißt nicht.

Wie immer, wenn er so unzufrieden ist mit sich, will er Konstanze anrufen, um ihr mit ein paar zynischen Worten seinen Zustand zu schildern und sich von ihrer Reaktion überzeugen zu lassen, dass sie ihn zwar nicht mehr liebt, aber bis zur Gleichgültigkeit immer noch nicht vorgedrungen ist. Doch seit der Geburt ihres Kindes scheut er vor Anrufen zurück; Mutterglück ist eine Kategorie jenseits seiner Vorstellungskraft und er mehr denn je ein Eindringling aus der Vergangenheit, ein Fremder mit schmutzigen Schuhen. Es klingt absurd und stimmt trotzdem, dass auch nach Jahren der Trennung ihre Mutterschaft seine Einsamkeit noch vertieft hat.

Zu Mittag isst er Brot im Stehen, dann geht er spazieren; langsamer als sonst, den üblichen Pfad zum Rehsteig hinauf, den Rundweg entlang, von dem aus man die Bundesstraße sehen kann, die zur Sackpfeife führt. Grüne Hügel, blauer Himmel, weiße Wolken. Schon als Kind ist er hier gelaufen, zusammen mit seinen Eltern. Tannen und Fichten, Birken, Buchen und Eichen. Unten in der Senke der Karlshütter Weiher, wo er zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben Schlittschuh gelaufen ist und danach eine Woche im Bett gelegen hat mit Verdacht auf Gehirnerschütterung. Auf der anderen Seite Weiden, Wiesen und endloser Wald. Er folgt dem Weg über die Rehsteighütte hinaus, wo er leicht anzusteigen beginnt und kurviger wird. Lange Buchenstämme liegen im Graben, frisch geschlagen und noch hell an den Schnittstellen. Nur das Geräusch seiner Schritte auf dem Boden hört er, Blätterrascheln und das dumpfe Rauschen der Straße im Tal. Dann erreicht er einen sternförmigen Zusammenschluss von Wegen, bleibt stehen und sieht sich um im grünlichen Blätterschatten. Immer noch ist es früh am Tag, gerade zwei Uhr durch. Zu Hause erwarten ihn weder Arbeit noch Gesellschaft, und obwohl er eigentlich nur einen Spaziergang hat machen wollen, beschließt er jetzt, den ganzen Nachmittag zu wandern. Er hat das Gefühl, dass jeder Schritt weg von seiner Wohnung ein Schritt in die richtige Richtung ist. Das Tal links des Weges steigt an und läuft wie sein Weg auf jene Kuppe zu, wo er die Bundesstraße überqueren muss, um einem überwucherten Pfad zu folgen, der ihn zum Fuß der Skipiste führen wird. Hier und da wilde Himbeeren und ansonsten viel Chlorophyll, das er im Gehen zur Seite streicht in der Hoffnung, sich keine Zecken einzuhandeln.

Wo der Weg nicht unter Bäumen entlangführt, trifft ihn die Sonne mit klebriger Intensität. Insekten stehen summend in der Luft, in merkwürdigen Konfigurationen. Sein Schweiß lockt Fliegen an. Je höher er steigt, desto üppiger wuchern die Pflanzen, verschwindet der Pfad unter Unkraut und hohem Gras. Zweimal glaubt Weidmann, von seinem Weg abgekommen zu sein, aber unter den Bäumen findet er die ausgetretene Spur im Boden wieder. Aus der sommerlichen Wanderung wird ein angestrengtes Stapfen im unübersichtlichen Gelände seiner eigenen Gedanken. Das Hemd klebt ihm am Rücken. Was würde Kerstin Werner denken, könnte sie ihn beobachten bei seinem Kampf mit sich selbst? Zwischen den Bäumen erkennt er bereits den kahlen Hang der Skipiste und an dessen Rand die Drahtseile des Lifts mit den langsam auf- und abwärtsgleitenden Sesseln. Es ist, als ob er auf einen Moment der Erleuchtung wartete, ein Platzen dieser Blase um ihn herum. Warum kann er sich nicht einfach untreu sein? Welcher perverse Drang befiehlt ihm festzuhalten gerade an jenen Eigenschaften, die er an sich am wenigsten schätzt?

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