Stephan Thome - Grenzgang

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Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

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Erst in einiger Entfernung von den Lichtern des Rasthofs fand er das Gefühl wieder, das ihn beim Aussteigen empfangen hatte: Einsamkeit in ihrer flüchtig süßen Form, derselben Form wie Erwartung — schlank und gleichzeitig schwungvoll gerundet. Er warf das Magazin auf den Beifahrersitz und hörte Konstanze fragen: So schlimm?

So schlimm oder so schön. So bitter und so neu. Sein Alltag war in einem großen, blauen Plastiksack verschwunden und wartete unten bei den Mülltonnen auf die Weiterfahrt. Das Wort ›Abwicklung‹ kam ihm in den Sinn: die Sachlichkeit einer Prozedur ohne handelndes Subjekt. Und Konstanzes Rücken, merkwürdigerweise, der schlankste, grazilste, weichhäutigste Frauenrücken, über den seine Finger und Lippen je gefahren waren, aber jetzt fuhr er weg von ihr, und auch das fühlte sich … Er setzte sich wieder auf den Tisch, stützte die Füße auf die Bank. Es fühlte sich gut an, einfach nur gut. Weidmann aß die zwei Sandwichs, trank Bier und rauchte. Wie das Wiederfinden eines Kartons mit alten Fotos, Briefen, Krimskrams in einem lange gemiedenen Speicher: die Wiederentdeckung eines verschütteten Reichtums von rein persönlichem Wert. Es war unwahrscheinlich, dem eigenen Leben so schnell entfliehen zu können, und trotzdem kam es ihm so vor. Als wäre die A 2 eine Einbahnstraße und Umkehr undenkbar. Er rauchte seine vierte oder fünfte Zigarette, und zum ersten Mal schmeckte es ihm. Das hieß doch: Es bedurfte nur einer kurzen Zeit der Umgewöhnung, da war noch genug anderes Ich in ihm, ein zähes und kampfbereites, das nicht einmal die stickige Luft einer deutschen Bildungsanstalt hatte zur Mumie werden lassen. Wie er es verwenden würde, wusste er noch nicht, einstweilen war er froh über die unerwartete Gesellschaft dieses anderen Selbst.

Ein Wagen rollte vorbei und hielt drei Parkbuchten entfernt. Die Scheinwerfer erloschen, das Licht im Innenraum ging an, synchrone Elternblicke richteten sich auf die Rückbank. Im Kofferraum des Kombi stapelte sich das Gepäck bis zur Decke.

Er war überrascht, wie absurd ihm der Gedanke vorkam, Konstanze anzurufen.

Nach dem zweiten Klingeln hob sie ab.

«Ich bin’s«, sagte er und blies Rauch in die Nacht.

«Wo bist du?«

«Kurz vor Magdeburg.«

«Erst?«

«Viel Verkehr«, log er. Von seinem steinernen Abschiedsgruß ins Institut wollte er lieber nichts sagen. Sie würde ihn für wahnsinnig halten.

Wie ein Blatt, das vor dem Versinken kurz auf der Wasseroberfläche gelegen hat, ging ihr Gespräch in Schweigen unter. Fahrer- und Beifahrertür des Kombi sprangen auf, Vater und Mutter stiegen aus, er öffnete die linke, sie die rechte Seitentür, alles synchron, eingespielt, familiär. Erst als ein Kind getragen wurde und das andere selbst lief, wurde aus dem Muster ein lebendiges Bild.

«Warum rufst du an?«

«Wollte nur mal deine Stimme hören.«

«Ich hab aber keine Lust, einfach irgendwas zu sagen.«

«Sei nicht so kratzbürstig. Ich sitze auf dem Rastplatz und hatte Lust dich anzurufen. Ich hab mir keinen Grund zurechtgelegt.«

Das ältere der beiden Kinder, ein Mädchen im Kindergartenalter, kam in seine Richtung gelaufen und blieb in einigem Abstand stehen. Sah ihn an. Er winkte, und sie legte den Kopf schief und rannte zurück zu ihrem Vater. Genau genommen hatte er auch keine Lust, einfach irgendwas zu sagen.

«Soll ich ihn nicht lieber hier wickeln?«, fragte die Frau vom Auto aus.

Nein, dachte Weidmann. Er wollte nicht zum Beobachter intimer Kinderpflege werden. Die ganze Familie störte ihn, und Konstanze schwieg noch immer. Am Schreibtisch sitzend, in der Vorbereitung ihres Unterrichts unterbrochen, er hörte leise Musik im Hintergrund und wunderte sich, dass es ihn nicht verlangte, dort hinter ihr zu stehen und ihr die Schultern zu massieren, bis sie beschloss, die restliche Vorbereitung am Morgen zu erledigen.

«Du weißt es selbst«, sagte sie schließlich. Wie immer machte sie es ihm leicht, alles abzustreiten, sich der Wendung des Gesprächs zu verweigern, nicht einzuräumen, dass er zwar wörtlich genommen Recht hatte, aber wenn man alles andere einbezog — das Magazin auf dem Beifahrersitz, seine frei schwingenden Gedanken, die Bereitschaft zur Flucht —, dann nicht mehr. Alles in allem hatte er selten Recht, und vielleicht deshalb oder wegen der Entfernung zwischen ihnen verzichtete er diesmal auf Leugnung. Verteidigte sich eher gegen das Schweigen als gegen ihre Vorwürfe.

«Das, was ich zehn Jahre und länger als meinen Beruf angesehen habe, ist heute …«

«Nicht heute«, unterbrach sie ihn.»Vor Monaten.«

Zu seiner Erleichterung hatte die Familie beschlossen, den Wickelraum im Rasthof aufzusuchen, und Weidmann sah ihnen nach, Vater und Tochter, Mutter mit Sohn. Es war ihm nie gelungen, eine Vorstellung von sich als Familienvater zu entwickeln: beim Vorlesen von Geschichten am Bettrand, der Kontrolle von Hausaufgaben, der Planung eines Kindergeburtstags. Da war etwas in der Muskellosigkeit von Familienvätern, das ihm vorkam wie eine rote Clownnase oder eine Schürze mit Papa ist der Beste -Aufschrift. Wie ein Spritzer Ketchup auf der Brille.

Schwachsinn! hatte Konstanze dazu gesagt.

«Vor Monaten, ja. Vor einer im Vergleich zu den zehn Jahren davor relativ kurzen Zeit. Und vielleicht ist mir die Tatsache in ihrer Endgültigkeit erst heute so richtig zu Bewusstsein gekommen. Oder vielleicht wird sie mir erst in den nächsten Tagen und Wochen so richtig zu Bewusstsein kommen, wer weiß.«

«Soll das eine Warnung sein?«

«Ich hab keine Lust, dir was vorzuspielen. Der Optimismus, den du von mir verlangst, ist gerade nicht verfügbar. «Er stellte sich auch ehelichen Sex öde vor: Müde, missionarisch, monatlich. Beim Stichwort Familie nahm er alle Stereotype für bare Münze, auch wenn zum Beispiel Kamphaus alles andere als ein Weichei war.

«Was mich ärgert, ist alleine deine Weigerung, dir helfen zu lassen — wie oft ich schon versucht habe, dir das zu erklären. Ich kenne deine Theorie vom weiblichen Helfersyndrom, du hast einige Theorien, die mit deiner Intelligenz eigentlich unvereinbar sind, aber vielleicht hast du in diesem Fall sogar Recht: Ja, es verletzt mich, dass deine berufliche Krise zu unserer Beziehungskrise wird …«— sein scharfes Einatmen bei diesem Wort überging sie einfach —,»ohne dass du auch nur die Möglichkeit in Betracht ziehst, wir könnten das gemeinsam meistern. Ich durfte einen Monat lang dein schiefes Gesicht ertragen, bevor ich auch nur in Kenntnis gesetzt wurde, dass dein Vertrag nicht verlängert wird. Wenn ich Vorschläge mache, die deine Zukunft betreffen, also konstruktive Vorschläge, setzt du eine Miene auf, von der ich nur hoffen kann, dass deine Studenten ihr im Seminarraum nie begegnet sind.«

«Ich habe mich für die verspätete …«

«Entschuldigt, ja. Aber mit deinen Entschuldigungen könnte ich mittlerweile mein Bad kacheln. Ich bin als Kind mal zu meiner Mutter gegangen und habe gesagt: Mama, ich entschuldige mich für die nächsten zehn schlimmen Sachen, die ich tun werde. Ich konnte damals nicht verstehen, dass sie das nicht angenommen hat. Es war doch ein aufrichtiges und obendrein großherziges Angebot.«

«Du sprichst in Rätseln.«

«Ich spreche in Großbuchstaben.«

Sein Telefon kam ihm vor wie ein aufgedrehtes Überdruckventil. Er bereute seinen Anruf nicht, wünschte aber, ihn zu beenden. In der Tat hatte er Konstanzes Hilfe nicht in Anspruch genommen, nicht aus Stolz oder falsch verstandener Männlichkeit, sondern weil ihre Hilfsbereitschaft die Tatsache überging, dass hier ein gesamter Lebensentwurf, und zwar sein gesamter Lebensentwurf, zu Bruch ging und dass das keine Kleinigkeit war, der sich mit ein bisschen Zuversicht und positivem Denken beikommen ließ. Sie verstand diese Identifikation mit einem Beruf nicht, Konstanze kannte nur Jobs. Du kannst ebenso gut was anderes machen, hatte sie zu ihm gesagt, und das war der Punkt, an dem sich ihre gedanklichen Wege trennten und von wo sie nicht mehr zueinander zurückfanden: Er konnte nicht ebenso gut was anderes machen. Er würde etwas anderes machen müssen, aber er würde außerdem bis ans Ende seiner Tage damit zu leben haben, dass seine Berufswahl — die weder Karrieresucht noch Bequemlichkeit, noch Zufall, sondern die Leidenschaft für eine Sache bestimmt hatte — fehlgeschlagen und er kein Historiker mehr war, nicht mehr im Vollsinn des Wortes. Das wurmte ihn, verdammt noch mal, und würde ihn noch länger als ein paar Monate wurmen, und jede Hilfsbereitschaft, die von der Prämisse Arbeit ist gleich Arbeit ausging, war keine Hilfe, sondern die unausgesprochene Forderung, die letzten zehn Jahre der Hingabe an seinen Beruf zu entwerten, indem er ihn an den Nagel hängte wie einen abgetragenen Mantel.

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